2)
Stephan,
Bruder des vorigen, geb. 1809, wurde gleich jenem in Genf
[* 2] erzogen, trat anfangs in den Militärdienst
und bekleidete später mehrere höhere Zivilverwaltungsstellen. Wie sein
Bruder, beteiligte er sich an der
Revolution von 1848 und
ging mit demselben als Verbannter nach
Frankreich. Heimgekehrt, ward er als
Abgeordneter Mitglied des
Diwansad hoc und bekleidete später das
Amt eines
Präsidenten der Kontrollkommission für die
Finanzen und die
Wirtschaftspolitik,
von
dem er indes 1861 zurücktrat. Nach des
FürstenKarl Thronbesteigung war er 1867-68
Ministerpräsident. Er hatte dieselbe
politische
Richtung wie
Nikolaus Golésco, nur noch schärfer ausgeprägt. Golésco starb
3)
AlexanderGeorg, ein
Vetter des vorigen, geb. 1819 zu
Bukarest,
[* 3] hielt sich lange Jahre im
Ausland auf und erwarb, in die
Heimat
zurückgekehrt, nach kurzer Zeit den
Ruf eines sehr tüchtigen
Ingenieurs.
Gleich seinem
Vetter nahm
er an den politischen Zuständen
seines Vaterlandes lebhaften
Anteil,
war in dieRevolution des
Jahrs 1848 verwickelt und hielt sich dann
mit seinen
Vettern in
Paris
[* 4] auf. Hier verfaßte er ein Werk, welches ihn in weitern
Kreisen bekannt machte, nämlich:
»De l'abolition
du servage dans les principautés danubiennes« (1856). In die
Heimat zurückgekehrt, fungierte er 1857 als Mitglied des
Diwans.
Er starb 1881.
(franz.
La Goulette), der
Hafen der Stadt
Tunis,
[* 5] an der schmalen
Meerenge, welche den
Golf von
Tunis mit der
Lagune
El Bahira verbindet, und an der
Eisenbahn, die nach El
Marsa und
Tunis führt, besteht aus zwei Teilen, einem nördlichen, unsaubern,
welcher die eigentliche Stadt, eine
Festung
[* 6] und eine
Batterie enthält, und einem südlichen mit zwei
Palästen
des
Beis, einem großen Schiffsbassin,
Arsenal und
Bagno, gesichert durch eine
Batterie. Die
Bevölkerung,
[* 7] welche gewöhnlich
etwa 3000
Seelen zählt, sich aber während der Anwesenheit des
Beis in der Badesaison verdreifacht, besteht aus den Eingebornen
mit den Beamten der
Polizei und der Zollerhebung, Maltesern, Italienern und
Franzosen.
Das europäische
Element ist in schnellem
Wachsen, daher schon ein großer Teil des
Ortes im europäischen
Stil erbaut ist und
eine katholische
Gemeinde sich gebildet hat.
KatholischeNonnen stehen einem
Hospital und einer
Schule vor. Der
Hafen ist keineswegs
sicher, dennoch weitaus der besuchteste der
RegentschaftTunis; 1884 liefen 667
Schiffe
[* 8] von 279,921
Ton.
ein. hat, seit
Tunis in ein Protektoratsverhältnis zu
Frankreich getreten, sehr verloren, da jetzt viele
Waren über
Bone inAlgerien gehen, wo sie Zollfreiheit genießen, und muß seine jetzige Bedeutung ganz einbüßen, sobald die projektierte
Vertiefung der
Lagune bis zur Stadt
Tunis ausgeführt worden ist. Goletta ist Sitz eines deutschen
Konsuls.
dulce, großer, tiefer
Meerbusen an der Südwestküste
Costaricas in
Mittelamerika, bekannt geworden durch die
Kolonisationsversuche, welche eine 1855 von derRegierung von
Costarica konzessionierte französische
Kolonisationsgesellschaft
unternommen hat, zugleich auch als Endpunkt einer zeitweilig projektierten interozeanischen
Eisenbahn zwischen der
Boca delToro und dem Golfo dulce. An letzterm liegt das Dorf
Punta Arenitas, dem wegen seines guten Ankerplatzes und des Kokosnußreichtums der
Gestade ein Emporblühen in Aussicht steht.
(Floridastrom),
eine der am frühsten bekannt gewordenen großen Strömungen der
Meere
(s.
Meeresströmungen,
[* 10] mit
Karte).
SeinenNamen führt der Golfstrom von dem
Golf von
Mexiko,
[* 11] er heißt aber auch Floridastrom, weil sein
bemerkenswertester Teil längs der
Küste von
Florida läuft und in der
Floridastraße seinen eigentlichen Ursprung hat.
Schon
im J. 1513 durchfuhr
Ponce de Leon zum erstenmal den Golfstrom
vor derStelle, wo er aus den
»Engen« (s. unten)
in das offene
Meer hinaustritt, und durchkreuzte diesen viermal; aber der eigentliche Entdecker des wahren Golfstroms im offenen
Meer ist Alaminos, der Obersteuermann von Ferd.
Cortez; er segelte vonVeracruz in die
Floridastraße
durch die
»Engen« des Golfstroms und gelangte, sich nordwärts haltend und von dem Golfstrom getragen, in der damals
unerhört kurzen Zeit von zwei
Monaten nach
Spanien,
[* 12] um dorthin die
Kunde der
Entdeckung von
Mexiko zu bringen. Die wichtigsten
Beiträge zu der jetzigen genaueren Kenntnis des Golfstroms und seiner Eigentümlichkeiten verdanken
wir den
Arbeiten der Küstenvermessung der
Vereinigten Staaten
[* 13]
(United StatesCoast Survey), welche von 1845 ab mit einigen
Unterbrechungen
fortwährend weiter geführt sind und vermöge der neuerdings erheblich vervollkommten
Instrumente in den letzten
Jahren besonders
wertvolles
Material geliefert haben.
Der Ursprung des Golfstroms ist danach in die an der Nordwestküste von
Südamerika
[* 14] entlang fließende
Guayanaströmung zu verlegen, welche mit der von dem Nordostpassat getriebenen Westströmung vereinigt auf die
Ketten der
KleinenAntillen zufließt. Ein äußerst starker
Strom tritt zwischen
Grenada und
Trinidad in das
Karibische Meer ein, ebenso
macht sich zwischen den
Inseln weiter nördlich ein Weststrom bemerklich. Auf diese
Weise wird das
Karibische Meer
in seinem südlichen Teil von einem westwärts gerichteten
Strom ausgefüllt.
Dasselbe entweicht nur zum geringen
Teil nach N. zwischen
Honduras
[* 15] und
Jamaica hindurch. Ein großer Teil findet sich als ostwärts
gerichteter
Strom an der Südküste von
Jamaica und
Haïti.
[* 16] Das diesen
Kreislauf
[* 17] zurücklegende
Wasser wird
durch die hohe
Temperatur der über diesem
Becken lagernden Luftschichten beträchtlich erwärmt. Nicht alles
Wasser, welches
der
Passat nach W. getrieben hat, kann in das
Karibische Meer eintreten, ein großer Teil desselben fließt außerhalb der
Antillenkette nach N. und später nach
NW. Bei der
InselPuerto Rico vereinigen sich beide
Ströme wieder
und senden dann durch die 1400 m tiefe
Passage zwischen
Haïti und
Cuba einen mächtigen
Strom in der
Richtung des Passats nach
der Yucatanstraße hin.
Bahamainseln weiter geflossen ist. Der vereinigte Strom setzt nach N. auf die Engen von Bemini zu. Der flachste Querschnitt,
der Riegel von Bemini, ist 630 m tief, und der Querschnitt wird auf 11 QSeemeilen angegeben. Die Geschwindigkeit schwankt hier
zwischen ½ und 5 Knoten. Die Annahme einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 48 Seemeilen pro Tag, welche
aus englischen Zusammenstellungen herrührt, scheint zu gering und nur auf die ersten Monate des Jahrs passend. Die neuesten
offiziellen Seekarten der Amerikaner geben die Geschwindigkeit in der Mitte der Enge zu 4,8 Seemeilen für die Stunde an. Von
hier bis zur Breite von Charleston behält der Strom seine Richtung und Geschwindigkeit nahezu bei. Er fließt
auf einer breiten, ebenen Schwelle von 700 m Tiefe und scheint überall bis zum Grund zu reichen.
Dabei nimmt die Temperatur von der Oberfläche nach der Tiefe rasch ab, aber nirgends rascher als in dem Strom weiter südlich
in der Nähe der KleinenAntillen oder in der Windward Passage. Man kann daher nicht aus der niedrigen Temperatur
am Boden auf einen kalten entgegengesetzten Unterstrom schließen. Die Geschwindigkeit am Boden kann selbstverständlich wegen
der Reibung
[* 22] nur eine sehr geringe sein. Der harte Untergrund aber, welcher frei von den feinen Sinkstoffen des stillen
Wassers ist, deutet auf bewegtes Wasser in den tiefsten Schichten.
Die innere, dem Land zugekehrte Seite des Golfstroms erreicht noch nördlich von KapHatteras infolge der Pressung gegen den
zwischen ihm und dem Land vorhandenen kalten arktischen Strom (s. unten) eine Geschwindigkeit von 3-4 Seemeilen pro Stunde, aber
auch nur die innere Seite; denn nach den amerikanischen Vermessungen ist in diesem Teil des Golfstroms die Geschwindigkeit
an seinem äußern, dem Atlantischen Ozean zugewendeten Rand nicht größer als 10 oder 20 Seemeilen pro Tag oder fünf- bis
siebenmal kleiner als an dem innern Rand.
Südlich von den Nantucketbänken, New York und KapCod gegenüber, also nördlich vom 40. Parallelkreis,
biegt der Golfstrom allmählich gegen O. um; er ist hier 300 Seemeilen breit (siebenmal breiter als in den Engen). Seine Geschwindigkeit
ist hier auch nur 36 Seemeilen pro Tag (1½ Seemeile pro Stunde), und diese wird, je weiter der Golfstrom nach O.
fortschreitet, immer geringer; sie beträgt unter dem 60. Meridian (westl. v. Gr.) nur noch 27 Seemeilen pro Tag. Der Golfstrom erstreckt
sich von den Nantucketbänken aus noch 1250 Seemeilen weit in den Atlantischen Ozean hinein, streift die Südkante der großen
Neufundlandbank und läuft nördlich vom 40. Parallelkreis mit stets verminderter Geschwindigkeit bis zum 40. Meridian,
während seine Südkante bis zum 38. Parallelkreis und 45. Meridian reicht. Nordöstlich vom 40. Meridian hört der eigentliche
Golfstrom als solcher auf; indessen wird der weitere Verlauf der von da nach NO. fließenden Strömung auch jetzt noch in den meisten
Büchern und Karten als Golfstromtrift bezeichnet.
Zwischen
dem 43. und 47. Parallelkreis, in der Nähe der Neufundlandbank, begegnen der letzte Teil des eigentlichen Golfstroms
an seiner nördlichen Kante und an der Oberfläche dem kalten Polarstrom, dessen Ursprung im Nördlichen Eismeer zu suchen ist.
Die Grenzlinie zwischen diesen beiden großen ozeanischen Strömungen ist nicht so gleichbleibend wie
in dem Teil vor den Engen bis zu den Nantucketbänken, sondern verschiebt sich mit den Jahreszeiten.
[* 23] Im Winter, von September
bis März, drängt der kalte Polarstrom den warmen Golfstrom nach S. zurück, im Sommer dagegen, von März bis September, gewinnt der
Golfstrom das Übergewicht und rückt weiter nach N. vor; der Golfstrom schwankt hier,
wie Maury sagt, wie ein Wimpel im Wind hin und her. Die Neufundlandbänke verdanken dem Begegnen dieser beiden Ströme ihre Existenz.
Bei dem Eintritt in die warmen Gewässer des Golfstroms schmelzen die von N. hergeführten Eisberge allmählich und lassen
die Gesteinstrümmer, welche sie tragen, in das Meer sinken.
Von großem Interesse sind die Temperaturmessungen, welche im G. und an seinen Grenzen
[* 24] angestellt worden sind. Sie haben zunächst
auch die Existenz einer nur durch Temperaturerniedrigung, aber durch keine meßbare Bewegung an der Oberfläche erkennbaren
Fortsetzung der kalten arktischen Strömung an der Oberfläche des Meers zwischen den Seeküsten der Vereinigten Staaten
und dem Golfstrom nachgewiesen. Dieses relativ kalte Wasser ist deshalb der »kalte Wall« genannt worden; in ihm nimmt die Temperatur
schon in sehr geringen Tiefen unter der an der Oberfläche erwärmten Wasserschicht sehr schnell ab. So beträgt bei Sandy Hook
die Temperatur des Oberflächenwassers nahe an der Küste im Sommer 21,1° C. (70° F.), in einer Entfernung
von 150 Seemeilen schon 23,9° (75° F.), von 275 Seemeilen 26,7° (80° F.) und erreicht in dem wärmsten Teil oder der Achse
des Golfstroms die Höhe von 28,3° (83° F.).
Aber schon in einer Tiefe von 20 Faden
[* 25] (37 m) fällt innerhalb dieses »kalten Walles« die Temperatur zu
15,6° (60° F.),
bei 300 Faden zu 3,9°-5,6° C.
und bei 400 Faden zu 2,8°-4,4° C. Sobald man dagegen diesen »kalten
Wall« überschreitet, findet man in den entsprechenden Tiefen von 20, 100-400 Faden die höhern Temperaturen
von resp. 25°, 19,4,° 16,7,° 15,0,°
12,8° C., also stets um 10° und darüber höher als in den gleichen Tiefen des »kalten
Walles«. Die Breite dieses letztern nimmt ab, je weiter südwärts er sich erstreckt, und wird südlich
von Kap Cañaveral sehr gering und unbestimmt.
Eine weitere sehr bemerkenswerte Eigentümlichkeit des Golfstroms ist seine Spaltung in abwechselnde Streifen oder Bündel
von kaltem und warmem Wasser. Dieselben werden deutlich merklich, sobald der Golfstrom bei KapHatteras in tiefes Wasser eintritt. Während
die linke Seite dann noch auf dem flachen Wasser festgehalten wird, strebt der Strom vermöge der Rotation
der Erde sich nach rechts auszudehnen und zerreißt successive, während zugleich bei der Zunahme der Tiefe kaltes Wasser aus
den größern Meerestiefen nach oben gesaugt wird und später dem Lauf desStroms folgt. Mit dem weitern Verlauf des Golfstroms
nach N. nehmen auch die Zwischenräume zwischen den einzelnen warmen Streifen zu, d. h. die kalten Streifen
werden ebenfalls breiter. So ist bei KapHatteras der erste kalte Streifen, der sogen. »kalte Wall«, von der Küste aus bis 30 Seemeilen
und der erste innere warme Streifen (die Achse des Golfstroms) 47 Seemeilen breit; östlich von diesem
¶