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im Wert von 1232 Mill. Doll. lieferte. Ihren Höhepunkt hatte die Goldgewinnung [* 2] im fiskalischen Jahr 1877/78 mit 51,206,400 Doll. erreicht, sie sank dann allmählich und betrug 1883 nur 30,000,000 Doll. Auch in Mexiko [* 3] sank die Goldproduktion, welche 1871-75 jährlich im Durchschnitt 2020 kg im Wert von 5,6 Mill. Mk. betragen hatte, 1882 auf 1408 kg im Wert von 3,9 Mill. Mk. Kolumbien [* 4] liefert gegenwärtig ca. 370-4000 kg, Peru, Bolivia, [* 5] Chile zusammen 2500 kg, Brasilien [* 6] 1100 kg. Die Argentinische Republik [* 7] liefert wenig [* 8] in Venezuela hebt sich der Ertrag der Goldminen (9,5 Mill. Mk.), und auch in Neuschottland wurde etwas Gold gewonnen. In Australien [* 9] war Victoria [* 10] seit 1851 weitaus der ergiebigste Distrikt, die Produktion erreichte 1856 bis 1860 ihren Höhepunkt, sank dann wegen Verarmung der Lagerstätten und hob sich erst wieder in der neuesten Zeit infolge der durch ausgedehnte Anwendung des Diamantbohrers gemachten Entdeckung reicher alter Seifen. 1884 betrug der Goldertrag 778,618 Unzen.
Auch in Neusüdwales folgte auf eine Periode der Abnahme ein neuer Aufschwung, doch betrug 1884 die Ausbeute nur 107,199 Unzen im Wert von 395,291 Pfd. Sterl., während sie 1861 bis 1865 jährlich noch 1,711,400 Pfd. Sterl. betragen hatte. In Queensland erreichte die Produktion 1877 mit 1,619,563 Pfd. Sterl. ihren Höhepunkt, sank dann später, betrug aber 1884 wieder 1,077,314 Pfd. Sterl. Neuseeland exportierte 1866-70 jährlich 2,383,500 Pfd. Sterl., seit 1879 hält sich die Produktion auf ziemlich gleicher Höhe und betrug 1884-85: 231,582 Unzen.
Außerdem lieferte Südaustralien 1883 etwa 21,906, Tasmania 1884 etwa 42,339 Unzen. Danach würde sich der Gesamtwert der australischen Goldgewinnung für das Jahr 1884 auf etwa 110,500,000 Mk. berechnen. Rußlands Goldgruben erstrecken sich vom östlichen Ural durch Sibirien bis ins Amurland, der Schwerpunkt [* 11] der stetig wachsenden Produktion rückt immer mehr nach Osten. Man gewann 1876: 33,632 kg im Wert von 93,830,000 Mk. und 1882: 65,376 kg im Wert von 182,400,000 Mk. In Deutschland [* 12] wurden jährlich im Durchschnitt 407 kg Gold gewonnen, davon stammte aber etwa ein Drittel aus ausländischen (Westküste Amerikas, Australien) Erzen, aus Gekrätz und den Affinierungswerkstätten.
Österreich-Ungarn [* 13] gewinnt in Siebenbürgen und den ungarischen Karpathen, und zwar wurden 1882 in Österreich [* 14] 16,5, in Ungarn [* 15] 1724,3 kg gewonnen. Afrika [* 16] produzierte am obern Lauf des Senegal und des Dscholiba, im Nilgebiet und im Bezirk von Sofala in der letzten Zeit etwa 2000 kg pro Jahr. China [* 17] produziert Gold und exportiert nicht geringe Mengen nach Indien, für eine verläßliche Schätzung der Produktion fehlen aber Anhaltspunkte. Japan soll 1879 etwa 702 kg Gold geliefert haben. In der Periode 1876-84 betrug die mittlere jährliche Goldproduktion in:
Deutschland | 407 Kilogr., | 1.14 Mill. Mk. |
Österreich-Ungarn | 1714 Kilogr., | 4.78 Mill. Mk. |
Rußland | 41899 Kilogr., | 116.90 Mill. Mk. |
Afrika | 2444 Kilogr., | 6.82 Mill. Mk. |
Mexiko | 1542 Kilogr., | 4.30 Mill. Mk. |
Kolumbien | 3834 Kilogr., | 10.70 Mill. Mk. |
Peru, Bolivia, Chile | 2223 Kilogr., | 6.20 Mill. Mk. |
Vereinigte Staaten | 56744 Kilogr., | 158.32 Mill. Mk. |
Australien | 46122 Kilogr., | 124.87 Mill. Mk. |
Japan | 594 Kilogr., | 1.66 Mill. Mk. |
Andre Länder | 6044 Kilogr., | 16.85 Mill. Mk. |
Zusammen: | 163567 Kilogr., | 452.54 Mill. Mk. |
Weitere statistische Angaben über die Gewinnung von Gold seit Entdeckung der Neuen Welt s. Edelmetalle.
6) Gebrauch und Zukunft des Goldes.
Die älteste Verwendung des Goldes beginnt mit dem Schmuck des menschlichen Körpers (vgl. Goldschmiedekunst, [* 18] S. 497); dieser reihen sich die Verzierung der Wohnstätten und die Herstellung kostbarer Gefäße an, und erst viel später wird das Gold als Stoff zur Prägung von Münzen [* 19] als Geldzeichen verwendet. Das Gold diente im Altertum als Symbol der höchsten Würde, der Allmacht und des Reichtums. Der Gnadenstuhl Moses' ist aus zentnerschwerem Gold gefertigt, der Tempel [* 20] Salomos strotzt von Gold, der babylonische Turm an [* 21] den Ufern des Euphrat ist voll goldener Statuen etc. Wenn die persischen Könige Audienz erteilen, sitzen sie auf einem goldenen Thron, [* 22] ein goldenes Zepter in der Hand; [* 23] zu ihrer Zeremonienkleidung gehört ein goldenes Geschmeide, dessen Wert griechische Geschichtschreiber mit 12,000 Talenten (46 Mill. Mk.) angeben (?). Der Gebrauch des Goldes als Tauschwerkzeugs ist aus dieser allgemeinen Wertschätzung des Goldes abzuleiten und beginnt mit dem Zuwägen von in Barren und Stangen (per aes et libram), um dann zu echten Münzen zu führen.
Die ersten Goldmünzen dürften von den Ägyptern geprägt worden sein, und neuere Forschungen verlegen deren Alter auf das 17. Jahrh. vorchristlicher Zeitrechnung. Die eigentliche Münzgeschichte beginnt jedoch erst bei den Griechen, von welchen wir Goldstücke besitzen, die, aus Kyzikos in Mysien stammend, im 7. Jahrh. v. Chr. geprägt wurden. In der ganzen spätern Wirtschaftsgeschichte zeigt sich als charakteristisch, daß man zuerst Silber- und dann Goldmünzen verwendet.
Diese Benutzung des Goldes zur Herstellung von Münzen ist jetzt weitaus am wichtigsten und hat sich in den letzten sechs Jahren infolge veränderter Währungszustände rasch gesteigert. Bis 1871 waren in Europa [* 24] nur Großbritannien [* 25] und Irland, Bremen [* 26] und Portugal [* 27] Staaten mit Goldwährung;
seither hat das Deutsche Reich [* 28] (Münzgesetz vom die Silberwährung aufgegeben und zum Zweck der Einführung der Goldwährung innerhalb sechs Jahren beiläufig 1500 Mill. Mk. Gold für seine Münzung dem Goldvorrat der Kulturstaaten entnommen;
die Staaten des skandinavischen Münzbundes, Dänemark, [* 29] Schweden [* 30] und Norwegen, haben (seit Dezember 1872) ebenfalls die Goldwährung eingeführt;
Holland steht faktisch im Zustand der Goldwährung, und die Staaten der lateinischen Münzkonvention (vom Frankreich, Belgien, [* 31] Italien [* 32] und die Schweiz, [* 33] mußten seit 1874 die Ausprägung von Silbermünzen sehr einschränken, 1878 sogar infolge neuer Konvention ganz einstellen, so daß auch dort, obwohl gesetzlich die Doppelwährung besteht, der Bedarf an Gold für Münzzwecke bedeutend zugenommen hat.
Jenseit des Atlantischen Ozeans haben einige Staaten (Brasilien, Argentinische Republik, Kanada) gesetzliche Goldwährung; die Vereinigten Staaten [* 34] von Nordamerika [* 35] sind zwar durch die Blandsche Silberbill und das Gesetz vom zur Doppelwährung (bez. faktisch zur Silberwährung) übergegangen, dennoch hatten sie bis Mitte 1878 zur Aufrechthaltung ihres öffentlichen Kredits einen Barschatz von 140 Mill. Doll. größtenteils in Gold angehäuft. Die höchst entwickelten Kulturländer, in welchen der Verkehr große Mengen von Zirkulations- und Deckungsmitteln benötigt, sind also jetzt die Abnehmer von Gold für Münzprägungen geworden; wir berechnen, daß ungefähr 200 Mill. Menschen (ohne die Bewohner der Vereinigten Staaten) gesetzlich oder faktisch sich des Goldgeldes im Verkehr bedienen. ¶
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Zu dieser Nachfrage der Münzämter kommt noch der Bedarf der Kunstgewerbe und Industrien: Juwelenarbeiter, Uhrmacher, Goldschmiede, Galvanoplastiker, Goldschläger, Vergolder, Glasfabrikanten, Glas- und Porzellanmaler, Zahnärzte, Photographen etc., deren Konsum gewöhnlich unterschätzt wird, sich aber nach neuern Untersuchungen auf jährlich etwa 234 Mill. Mk. Gold belaufen soll, wobei allerdings ein großer Teil des Konsums aus dem bloßen Umschmelzen schon vorhandener Geschmeide etc. gedeckt, also nur umgeformt wird.
Diesem wachsenden Begehr steht nun der rasche Rückgang der Goldproduktion entgegen, welcher auf der Verarmung der australischen Goldfelder, die seit 1873 sehr fühlbar einwirkt, und auf dem von 1872 bis 1876 ziemlich gleichbleibenden Ertrag der amerikanischen Minen beruht. Infolgedessen wird mit Recht die Frage aufgeworfen, wie in der fernern Zukunft eine Abhilfe getroffen werden kann, um das Mißverhältnis zwischen Bedarf und Gewinnung von Gold nicht größer werden zu lassen, als im Interesse der Stabilisierung der Güterpreise und der Bequemlichkeit des Verkehrs noch erträglich ist.
Die Abhilfe könnte von zwei Seiten erfolgen: einesteils durch Abnahme der Nachfrage nach Gold, was sofort der Fall wäre, wenn eine Anzahl von Staaten wieder zur Silberwährung zurückkehren würde;
andernteils durch Erweiterung der Goldproduktion auf Grund der Aufschließung neuer Goldfelder oder größerer Anlagen und verbesserter Technik zur Ausbeutung der schon erschlossenen und bekannten Goldlagerstätten.
Gegen das erstere Mittel spricht eine Reihe so gewichtiger wirtschaftspolitischer Gründe, daß man sich schwerlich dazu bequemen wird, es zu ergreifen. Alle Erfahrungen und wissenschaftlichen Erwägungen weisen dem Gold seinen Platz als eigentliches Währungsgeld des höhern Kulturlebens an und beschränken das Silbergeld auf die minder entwickelten Volkswirtschaften und auf die Funktion als Scheidemünze neben Goldgeld. Verminderte Nachfrage der Münzstätten nach Gold ist also vorläufig nicht zu erwarten, solange nicht die Funktionen des Kredits überhaupt den Gebrauch des Metallgeldes noch weiter entbehrlich machen werden als bisher.
Was aber die vermehrte bergmännische Gewinnung von Gold betrifft, so hat Süß darzuthun gesucht, daß wir davon wenig zu erwarten haben. Er ist auf Grund geologischer und historischer Untersuchungen zu der Meinung gedrängt, daß viel mehr als die Hälfte der mit den bisherigen Mitteln überhaupt erreichbaren Menge Gold schon durch die Hand des Menschen gegangen ist; die Erschöpfung des Schwemmlandes und das Herabsinken der Goldproduktion auf einen geringen Bruchteil der bisherigen Ziffern seien also vorauszusehen und würden um so früher eintreten, mit je größerer Intensität jetzt an der Ausbeutung gearbeitet wird. Der größte Rückhalt an Gold, den wir noch besitzen, liegt wahrscheinlich in Afrika, und dorthin wird man dringen müssen, weil allem Anschein nach die Goldproduktion sich dauernd und in außerordentlichem Maß vermindern wird, und weil dieses Metall bei fortwährend zunehmender Seltenheit dann nicht mehr im stande wäre, seine bisherige wirtschaftliche Rolle zu behaupten.
Geschichtliches.
Die erste Goldgewinnung im größern Umfang ist im Nilland nachzuweisen. Man weiß nicht nur, daß die Ägypter in der 17. Dynastie in Menge besaßen und zum Schmuck verwendeten, sondern es sind auch Nachrichten über den Betrieb von Bergwerken vorhanden. Die älteste derselben stammt aus der Zeit Thutmes' III. der 18. Dynastie und reicht daher etwa bis 1600 v. Chr. zurück. In der Völkertafel zu Karnak wird nämlich das Land Mayu als Bezugsquelle von Gold genannt, und in der Inschrift von Kuban, aus der Zeit Ramses' II. der 19. Dynastie, d. h. etwa 1200 v. Chr., wird erwähnt, daß das Land Akita von Goldgräbern besucht werde.
Seither wurden die Goldgruben regelmäßig betrieben. Auch am obern Lauf des Senegal und des Dscholiba bestand nach Herodot eine uralte Goldgewinnung, und vielleicht ist das Goldland Ophir (s. d.) das heutige Sofala, wenn man es nicht nach Vorderindien verlegen will. Denn nächst den ägyptischen sind die Fundstätten von in Asien [* 37] als die ältesten zu nennen. Im Stromgebiet des obern Indus und Satadru (Satledsch) im heutigen Tibet und an den Abhängen des Himalaja fand man schon im grauen Altertum den Goldsand der Alluvien.
Dieses ist das Land der von Herodot beschriebenen »goldholenden Inder«, der bei Megasthenes und Arrian genannten Dardi, welche den Goldsand in ledernen Säcken auf den schnellsten Kamelen davonführen. Außerdem hatte das alte Asien noch zwei große Fundgruben von Gold: die nördlichen Abfälle des Altaigebirges und den Ural. Von dort und den Ostabhängen des Bolor wanderte ohne Zweifel das Gold auf langem Weg durch die Hände der herumschweifenden Arimaspen, Issidonen und Massageten bis nach Vorderasien.
Mit der Wanderung der Kultur vom Osten nach dem Westen wurden auch immer neue Fundorte von Gold im Westen selbst bekannt, so namentlich der Goldreichtum vieler Quellen im Kaukasus, wovon Appian berichtet, dann in Kleinasien der Goldsand des Paktolos, überhaupt die Goldwäschereien in Phrygien und jene in Lydien, wo übrigens auch ein bergwerksmäßiger Betrieb, wie jener der Goldgruben im Tmolos und Sipylos, eingerichtet war. Die Sage vom Argonautenzug und Goldenen Vlies hängt damit zusammen; wie Appian erzählt, gewannen die Anwohner der Flüsse [* 38] um Kolchis das Gold, indem sie zottige Schaffelle in diese Gewässer legten und so die von denselben geführten Goldteilchen auffingen. Auch die übertriebenen Erzählungen vom Schatz des Krösos, Königs von Lydien, beruhen auf der Thatsache des alten Goldreichtums in jenen Teilen Kleinasiens.
Im klassischen Altertum waren die Goldminen auf der Insel Thasos im Ägeischen Meer berühmt, und es werden jene von Skapte Hyle (in Thrakien), von Astyra bei Abydos und auf der Insel Syphnos bei Herodot und Xenophon öfters genannt. Ergiebiger erwies sich aber die Goldgewinnung, welche Karthager und Römer, [* 39] wenigstens seit der Zeit des Augustus, auf der Iberischen Halbinsel betrieben; der Goldreichthum von Lusitanien, Galläcien und Asturien wird von Strabon und Plinius als sehr groß beschrieben, und sowohl die Goldwäschen des Duero und Tajo als der Ertrag der römischen Bergbaue in den Pyrenäen lassen einen ganz geregelten Hüttenbetrieb vermuthen. Neben diesen Bauten in Spanien waren die Goldgruben auf den Cevennen in der Provinz Aquitania und in andern Teilen Galliens schon Strabon bekannt; ebenso waren in den römisch-dacischen Ländern (Siebenbürgen) trefflich ausgebeutete Goldgruben, und auch noch an andern Stellen der Karpathen und in einzelnen Teilen der Alpen [* 40] (Tauernkette) sind schon damals Goldfunde gemacht und Baue betrieben worden.
Ein großer Teil dieser europäischen Erträge hörte im Mittelalter auf. In Spanien waren zur Zeit ¶