zwischen Karl XII. von Schweden und dem Kaiser Joseph I. die evangelischen Schlesier, freilich noch unter bedeutenden Opfern,
erbauen durften. Es sind sechs an der Zahl: zu Sagan, Freistadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch in Preußisch- und Teschen in
Österreichisch-Schlesien.
(lat. Media gratiae, salutis), die geordneten Vermittelungen, an welche sich im Gegensatz
gegen die vorgeblichen unmittelbaren Offenbarungen der Schwärmer nach evangelischer Lehre der Heilige Geist gebunden hat, um
durch sie das religiöse Leben der Einzelnen zu wecken und zu fördern, nämlich das Wort Gottes und die Sakramente. Vgl. Gnade,
Kirche und Sakrament.
Prädikat, das Geringere Höhern gegenüber als Zeichen der Devotion zu gebrauchen pflegen.
Gnädiger Herr, Prädikat Adliger, jetzt gewöhnlich nur noch von deren Untergebenen im Mund geführt; gnädigster Herr, Titel
fürstlicher Personen; allergnädigster Herr, Titel königlicher oder kaiserlicher Personen, wogegen die Anrede: gnädige Frau
und gnädiges Fräulein, welche früher bloß gegen Damen von Adel angewandt wurde, jetzt auf alle Frauen
und Mädchen der gebildeten Stände ausgedehnt, bei Adligen daher in die Form: gnädigste Frau oder gnädigstes Fräulein verwandelt
zu werden pflegt.
L. (Ruhrkraut), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige oder perennierende, mehr oder weniger weißfilzige
Kräuter, selten Halbsträucher mit wechselständigen, ganzrandigen, schmalen Blättern und kleinen, gipfelständigen,
einzelnen, häufiger geknäuelten Blütenköpfen, deren Hüllkelchblätter trocken, meist gefärbt sind. Etwa 100 über die
ganze Erde zerstreute Arten. Gnaphalium dioicumL. (Katzenpfötchen, Hasenpfötchen, Engelsblümchen), s. Antennaria. Gnaphalium leontopodiumL.
(Edelweiß), mit weißfilzigem, 8-16 cm hohem Stengel, lineal-lanzettförmigen, unterseits filzigen Blättern und trugdoldig
an der Spitze gehäuften Blütenköpfchen, die von dicht weißwolligen, eine blumenartige Hülle bildenden,
die Köpfchen weit überragenden, strahlenden Blättern gestützt werden, wächst auf den höchsten Alpen von ganz Süddeutschland,
oft an schwer zugänglichen Stellen, und ist eine der beliebtesten Alpenpflanzen. Bei der Kultur in Gärten verliert sie leicht
den weißen Filz.
Vgl. Kosak, Über Kultur des Edelweiß (Berl. 1880).
Adolf, Architekt, geb. zu Stuttgart, besuchte daselbst das Polytechnikum, wo er Schüler von Leins wurde,
war 1860-61 beim württembergischen Eisenbahnhochbau beschäftigt, verweilte 1861-63 auf einer Studienreise in Italien, ging
hierauf nach Wien und dann abermals nach Italien, woselbst er sich von 1864 bis 1866 aufhielt. Im J. 1866
erhielt
Gnauth einen Ruf als Professor an die Baugewerkschule in Stuttgart. In den Sommern 1867-69 war er in Oberitalien thätig, um für die
Arundel Society große Aquarelle (Grabdenkmäler der Renaissance) anzufertigen. Im J. 1870 ward ihm eine
Professur am Polytechnikum in Stuttgart übertragen, von welcher er wegen bedeutender Privataufträge 1872 wieder zurücktrat.
Sein erstes und schönstes Werk daselbst ist die Villa Siegle; ihr folgten eine Anzahl von Privatbauten, bei welchen zum Teil
das Sgraffito in ausgedehnterer Weise zur Anwendung kam, sodann der Bau der Württembergischen Vereinsbank
und die Villa Conradi, die das Gepräge des Barockstils tragen. Außerdem schuf er einige kleinere Werke mehr dekorativer Art,
namentlich Grabmäler (darunter das Denkmal für die im Krieg 1870/71 Gefallenen). Daneben entwickelte Gnauth noch eine große Thätigkeit
im Kunstgewerbe, indem er Zeichnungen zu Möbeln und andern Kunsttischlerarbeiten, zu Gold- und Silberarbeiten
(darunter zum Werder-Schwert), Titelblättern etc. lieferte.
Mit Bruno Bucher in Wien gab er 1874-75 das »Kunsthandwerk. Sammlung mustergültiger kunstgewerblicher
Gegenstände aller Zeiten« heraus. 1875-76 unternahm er eine Reise durch Griechenland und Ägypten, u. 1877 wurde er Direktor
der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, wo er starb. Gnauth besaß eine reiche künstlerische Phantasie
und ein umfangreiches Wissen, die ihn namentlich zu bedeutenden Schöpfungen auf ornamentalem und dekorativem Gebiet befähigten.
Seine Architektur zeigt eine originelle Anwendung der Renaissanceformen, wobei er mit Vorliebe sich der Motive aus den Palastarchitekturen
von Florenz, Verona und Genua bediente. Seine Schöpfungen zeichnen sich durch kühne Komposition und phantasievolle
Ausprägung des Details aus; dagegen hielt er nicht immer die Linie des klassischen Maßes ein, sondern schweifte zuweilen ins
Barocke hinüber.
Nikolai Iwanowitsch, russ. Dichter, geb. 2. Febr. (alten Stils) 1784 zu Poltawa, erhielt seine Bildung im Seminar
seiner Vaterstadt und auf der Moskauer Universität, wo er sich viel mit russischer, lateinischer und namentlich
griechischer Sprache und Litteratur beschäftigte. Eins seiner dichterischen Erstlingswerke war die Übersetzung von Schillers
»Verschwörung des Fiesco« (Mosk. 1803). Im J. 1803 nach Petersburg übergesiedelt, erhielt er eine Anstellung erst im Departement
des Unterrichtsministeriums, dann in der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek; starb 3. Febr. (alten Stils) 1833. Sein
Hauptwerk ist die Übersetzung der »Iliade« in Hexametern, an der er 20 Jahre gearbeitet, und die eine musterhafte und bis
jetzt unübertroffen geblieben ist. Mit außerordentlichem Geschick hat er die damals noch so spröde russische Sprache zu
behandeln gewußt und alle Schwierigkeiten siegreich überwunden. Hierin gipfelt sein Hauptverdienst
um die russische Litteratur. Die »Iliade« erschien zuerst 1829 und wurde dann
mehrfach neu aufgelegt (zuletzt 1880). Außerdem hat Gneditsch noch Shakespeares »König Lear« (Petersb. 1808) und Voltaires »Tankred«
(das. 1816) übersetzt. Unter seinen Dichtungen ist besonders hervorzuheben das prächtige Idyll »Rybakí« (»Die Fischer«);
die übrigen Gedichte zeichnen sich wohl durch lyrische Wärme und Wohllaute aus, sind aber sonst nicht
besonders charaktervoll. Eine Sammlung der Gedichte erschien zuerst 1832, in neuer, doch lückenhafter Ausgabe von Smirdin 1854.