1) (Großglogau) Kreisstadt und Festung zweiten Ranges im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 80 m ü. M.,
am linken Ufer der Oder und an den Linien Lissa i. P.-Hansdorf und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische,
eine altlutherische u. 3 kath. Kirchen (darunter der gotische Dom auf einer Oderinsel), eine Synagoge, ein Waisen- und ein Armenhaus.
Die Einwohnerzahl beläuft sich einschließlich der Garnison (Stab der 9. Division, der 17. und 18. Infanterie-
und 9. Kavallerie-Brigade, 2 Infanteriebataillone Nr. 58, 1 Infanteriebataillon Nr.
59, das Pionierbataillon Nr. 5 und 1 Abteilung Feldartillerie Nr. 20) auf (1885) 20,028 Seelen (darunter 6117 Katholiken und 989 Juden).
Die hauptsächlichsten Fabrikerzeugnisse sind: Zigarren, Watte, Stärke, Sirup, Rübenzucker, Öl, Mineralwässer,
Thonwaren, Hüte, landwirtschaftliche Maschinen, Knochenmehl, Möbel, Leim und Essig;
außerdem hat Glogau Schiffahrt, Handel und Wollmärkte.
hat ein evangelisches und ein kath. Gymnasium, eine Kriegsschule, mehrere Bibliotheken und ist Sitz eines Landgerichts (für
die 14 Amtsgerichte zu Beuthen a. O., Freistadt, Glogau, Grünberg, Guhrau, Halbau, Herrnstadt, Karolath, Neusalz, Polkwitz,
Priebus, Sagan, Sprottau und Steinau), eines Hauptsteueramts, einer Reichsbankstelle und eines Landwirtschaftlichen Kreditvereins.
In neuerer Zeit ist die Erweiterung der Stadt in südöstlicher Richtung durch Hinausschiebung der dort befindlichen Festungswerke
ausgeführt worden, wodurch ein ganz neuer, mit eleganten Gebäuden versehener Stadtteil entstanden ist. - Glogau war
schon zu Anfang des 11. Jahrh. eine volkreiche und befestigte Stadt, welche 1109 eine
förmliche Belagerung von seiten des den flüchtigen Herzog Boleslaw verfolgenden Kaisers Heinrich V. aushielt.
Unvermögend,
die Stadt gegen Friedrich Barbarossa zu halten, steckte sie 1157 der Herzog selbst in Brand, und erst unter Herzog Heinrich I.,
dem Bärtigen, begann Glogau wieder aus den Trümmern zu erstehen. Nachdem der Ort 1252 zur Hauptstadt des
Fürstentums Glogau erhoben worden war, erbaute Konrad II. 1260 das Schloß, zog viele deutsche Ansiedler in die ansehnlich erweiterte
Stadt und gab ihr deutsches Recht. Nach Przemyslaws II. Tod (1331) verkaufte sein Bruder Johann die ihm zufallende
Hälfte der Stadt und des Fürstentums an Böhmen, und erst Kaiser Karl IV. trat 1361 seinen Anteil an Herzog Heinrich V. von Sagan
ab. Dessen Nachkommen, welche den Herzogstitel beibehielten, besaßen die Stadt bis 1476, worauf sie mit dem Fürstentum an
Böhmen fiel.
Doch behauptete sich mehrere Jahre Herzog Hans von Sagan, ein
Vetter des letzten Herzogs, mit ungarischer
Hilfe im größten Teil des Ländchens. Die Reformation fand trotz strenger Gegenmaßregeln auch in Glogau bald Eingang. Nachdem
aber Wallenstein 1627 Glogau besetzt hatte, erfolgte im Oktober des nächsten Jahrs die berüchtigte Bekehrung der Protestanten durch
die Liechtensteinschen Dragoner, und bald darauf ließen sich die Jesuiten daselbst nieder. 1632 ward die
Stadt von den verbündeten Sachsen, Schweden und Brandenburgern erobert, 1633 wieder von den Kaiserlichen besetzt, 1642 aber
von Torstensson nochmals mit Sturm genommen und von Wrangel gegen die Kaiserlichen mit Erfolg verteidigt.
Erst im Westfälischen Frieden (1648) traten die Schweden den Platz dem Kaiser wieder ab. In der Nacht vom 9. zum 10. März 1741 erstürmten
die Preußen unter dem Erbprinzen Leopold von Dessau die Festung, die nun in preußischem Besitz blieb und nach dem Frieden von
Breslau (11. Juni 1742) verstärkt wurde. Nach der Schlacht bei Jena mußte die schwache Besatzung 2. Dez. 1806 kapitulieren,
wobei mehr als 200 Geschütze in die Hände der Franzosen fielen. Während des Kriegs gegen Rußland war Glogau von diesen besetzt,
und erst nach der Schlacht an der Katzbach schlossen der preußische General Heister den Platz auf dem linken und der russische
General v. Rosen auf dem rechten Oderufer ein; aber der denselben mit 5000 Mann besetzt haltende französische
General Laplane verteidigte sich aufs hartnäckigste und räumte die Festung erst 17. April 1814.
Vgl. Berndt, Geschichte der Stadt
Großglogau während der ersten Hälfte des 17. Jahrh. (Glog.
1879) und Fortsetzung dazu bis 1814 (das. 1882).
^[Abb.: Wappen von Glogau.]
2) (Ober- oder Kleinglogau) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Neustadt, an der Hotzenplotz und der Linie Kosel-Neiße-Kamenz
der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, 3 katholische und eine evang. Kirche, eine Nachbildung des Heiligen Grabes,
ein kath. Schullehrerseminar, ein Schloß mit Park, Bibliothek und Rüstkammer, dem Grafen Oppersdorf gehörig,
eine Zuckerfabrik, Spiegelrahmenfabrikation, bedeutende Ziegeleien und (1885) mit Garnison (1 Eskadron Husaren Nr. 6) 5330 meist
kath. Einwohner.
Marktflecken im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, in schöner Lage, 436 m ü. M.,
an der Schwarza und der Südbahn, welche unweit des Ortes den Semmering überschreitet, hat ein romantisch
gelegenes Schloß (bis 1803 Benediktinerpropstei), eine schöne Kirche, (1880) 1982 Einw., eine Wollwarenfabrik, Holzschleiferei,
Weinbau und Steinbrüche. Gloggnitz ist Sitz eines Bezirksgerichts.
In der Nähe die große Papierfabrik Schlöglmühl und das prächtig
gelegene, restaurierte Schloß Wartenstein.