mehr
größte Weite beträgt das Fünfzehnfache, die Höhe dagegen (außen schräg an der Glocke gemessen) das Zwölffache der Metallstärke am Schlagring. Die Dicke der Glocke vermindert sich vom Schlagring bis zur halben Höhe derselben allmählich, von da an und in der ganzen obern Hälfte (Obersatz) beträgt sie nur den dritten Teil der Dicke des Schlagringes, von dem aus nach der Mündung hin sie ebenfalls abnimmt; dieser dünnere Rand heißt Bord. Der Durchmesser des obersten Teils der Glocke (Haube, Platte) steht zu dem ihrer Mündung im Verhältnis wie 1:2. Die Schwere des Klöppels oder Schwengels beträgt in der Regel etwa den 40. Teil vom Gewicht der Glocke.
Der
Helm
(Wolf,
Joch) besteht aus einem dicken
Stück
Eichenholz, das an seinen beiden
Enden cylindrisch gestaltet und mit eisernen
Zapfen
[* 2] versehen ist; die in messingenen
Pfannen liegen, so daß, indem der
Helm mittels eines
Hebels und eines Seils gedreht
wird, die zum
Läuten nötigen
Schwingungen der
Glocke entstehen. Zur
Befestigung der
Glocke am
Helm dient
die auf der
Haube befindliche
Krone, welche aus sechs mit dem Glocken
körper zugleich gegossenen Henkeln besteht. An dem Hängeeisen,
einem geschmiedeten eisernen
Öhr, welches im Innern der
Glocke von der
Haube herabgeht, ist mittels starker lederner
Riemen
der
Klöppel befestigt. Da der Aufhängungspunkt desselben tiefer liegt als jener der
Glocke, so bilden
Klöppel und
Glocke zwei
Pendel
[* 3] von verschiedener
Länge, die also mit ungleicher
Geschwindigkeit schwingen, so daß (indem die
Glocke ihre
Schwingungen langsamer macht als der
Klöppel) letzterer zum
Anschlagen kommt, was bei gleichen
Schwingungen niemals
der
Fall sein würde.
Der Klöppel ist aus Eisen [* 4] geschmiedet, und der Stiel oder Schaft desselben verjüngt sich nach oben. Das Gewicht einer nach den gewöhnlichen Verhältnissen der Dimensionen gegossenen Glocke läßt sich, wenn N den Durchmesser der Glocke in Zollen bezeichnet, aus der Proportion 323:N3 = 600:x in Pfunden ermitteln. Da nun in allen Proportionen konstant ^[img] ist, so ergibt sich das gesuchte Gewicht x durch Multiplikation des in Zollen ausgedrückten und auf die dritte Potenz erhobenen Durchmessers mit 0,0182. Die Höhe oder Tiefe des Glockentons ist weder von der Höhe noch von der Metallstärke der Glocke, sondern einzig von deren Weite (an der Mündung) bedingt; doch sind die erstern beiden Umstände von wesentlichem Einfluß auf die Erzeugung eines reinen, angenehmen und lange nachtönenden Klanges.
Denkt man sich die Glocke, senkrecht auf ihrer Achse, in Ringe geteilt, deren jeder, insofern er einen verschiedenen Durchmesser hat, seinen eignen Ton erzeugt, unter welchen indes der an der Mündung unmittelbar durch das Anschlagen des Klöppels entstehende am stärksten und vorzugsweise hervortritt, so wird es erklärlich, daß der Ton einer Glocke kein einfacher, sondern ein Gemisch von Tönen ist. In dem Maß, in welchem der Durchmesser der Glocke gegen die Haube derselben hin sich verringert, werden die Schwingungen der Metallteile schneller.
Indem nun die
Haube gerade halb so weit als die Mündung ist, so müssen die
Schwingungen daselbst noch einmal so schnell sein,
weshalb die
Haube die
Oktave des
Haupttons abgibt. Erfahrungsgemäß gibt eine
Glocke von 0,837 m Weite und 300 kg
Gewicht ungefähr
den
Ton des zweigestrichenen c. Gestützt auf diese Voraussetzung und abgesehen von dem Einfluß, welchen
die
Beschaffenheit und Mischung des
Glockenmetalls auf den
Ton
äußern, läßt sich auch für jeden andern
Ton die
Größe der
Glocke berechnen, sofern man das
Verhältnis der Schwingungszahlen der
Töne einer
Oktave berücksichtigt. Da nämlich die
tönenden
Schwingungen einer
Glocke neben demselben
Verhältnis schneller stattfinden, in welchem sich der
Durchmesser der
Glocke
vermindert, so erfordert ein
Ton, welcher im
Vergleich zu einem andern durch zwei- oder dreimal schnellere
Schwingungen erzeugt
wird, auch eine
Glocke von zwei- oder dreimal kleinerm
Durchmesser. Unter den
Tönen einer
Oktave ist aber
das
Verhältnis der Schwingungszahlen und des
Gewichts der Glocken
(das
Gewicht der den
Grundton gebenden
Glocke = 1 gesetzt) folgendes:
Ton der G. | Schwingungszahlen | Gewicht der |
---|---|---|
c | 1,000 | 1,000 |
d | 1,125 | 0.702 |
e | 1,250 | 0.512 |
f | 1,333 | 0.422 |
g | 1,500 | 0.296 |
a | 1,667 | 0.216 |
h | 1,875 | 0.152 |
c | 2,000 | 0.155 |
Ist der
Durchmesser einer
Glocke, welche den
Grundton angibt, bekannt, so erhält man den
Durchmesser für die
Glocke des verlangten
höhern
Tons, indem man den erstern durch die entsprechende Schwingungszahl dividiert.
Werden die der einen
Oktave angehörenden
Durchmesser verdoppelt, so erhält man die
Durchmesser für die gleichnamigen
Töne der Unteroktave. Ein
gut zusammengestelltes Geläute muß aber, um auf das
Ohr
[* 5] den erforderlichen angenehmen
Eindruck zu machen, aus Glocken
bestehen,
deren
Töne einen möglichst vollkommenen musikalischen
Akkord bilden.
Der vollkommenste Wohlklang entsteht aus
Grundton,
Terz und
Quinte, welchen man noch, wenn vier Glocken
erfordert werden, die
Oktave
hinzufügt. Nach
Schafhäutl soll die Tiefe des
Tons bei übrigens gleichen Verhältnissen zunehmen mit
dem
Quadrat des
Durchmessers, und wenn Glocken
von gleicher
Materie in ihren
Dimensionen in gleichem
Verhältnis zu- und abnehmen,
so sollen sich die
Töne derselben umgekehrt wie die
Kubikwurzeln aus dem
Gewicht derselben verhalten. Übrigens haben auch
hohes oder niedriges Aufhängen, schwerer oder leichter
Anschlag sowie
Anschlag mit breiter oder scharfer
Fläche aus den
Ton Einfluß. Den
Ton durch Abdrehen auf der
Drehbank
[* 6] zu ändern, ist wohl möglich, praktisch aber kaum ausführbar.
Eine zersprungene
Glocke verliert den
Ton. Den
Riß durch Neuguß mit einer leichter schmelzbaren
Legierung zu
füllen, ist unthunlich; vorteilhafter sägt man ein
Stück heraus, so daß sich beim
Schwingen die Sprungflächen nicht mehr
berühren.
Große Glocken
werden in Lehmformen gegossen. Der Schmelzofen
[* 7] ist ein Flammofen von kreisrunder oder ovaler, wenig
vertiefter Form mit niedrigem
Gewölbe,
[* 8] in welchem einige
Löcher, Windpfeifen, angebracht sind, durch deren beliebiges
Öffnen oder Schließen der Zug
der
Flamme
[* 9] nach den verschiedenen Teilen des Schmelzherdes geregelt und eine gleichmäßige Erhitzung
des
Ofens bewirkt werden kann. Gegenüber dem Feuerherd befindet sich das Stichloch oder
Auge
[* 10] zum
Ablassen des Metalls. Bei
Zusammensetzung der Mischung muß man viel mehr
Zinn anwenden, als die
Glocke später enthalten soll. Man
nimmt auf 3 Teile
Kupfer
[* 11] 1 Teil
Zinn, schmelzt zuerst alles
Kupfer, setzt demselben ⅔ des
Zinns hinzu und zuletzt, wenn alles
in
Fluß und das
Gekrätz abgenommen ist, das übrige
Zinn. Die Schmelzung erfordert
¶
mehr
4-6, bei großen Massen auch 12 Stunden. Ist alles geschmolzen, so wird das Auge aufgebrochen und das Metall durch die Gußrinne in die Form geleitet. Diese wird in der vor dem Ofen befindlichen Dammgrube aufrecht stehend hergestellt. Man mauert zuerst den hohlen Kern, welcher der Höhlung der Glocke entspricht, gibt demselben durch Auflegen von Thon genau die richtige Form, bestreicht ihn dick mit einem wässerigen Brei aus Holzasche, um das Anhaften des Modells zu verhindern, und trocknet ihn durch ein in seinem Innern angemachtes mäßiges Feuer.
Alsdann wird das Modell (Hemd), welches vollkommen mit der bestimmten Metallstärke der Glocke und im Umriß
mit der äußern Glockenform
(ohne Henkel) übereinstimmen muß, auf den Kern aufgetragen. Der letzte dünne Überzug des
Modells, welcher auch Gesimse, Kränze, Inschriften etc. darstellt, besteht aus einer Mischung von Talg und Wachs. Über demselben
wird schließlich der Mantel geformt, welcher mit der ersten Schicht (Zierlehm), aus Lehm, Ziegelmehl, Pferdemist,
Kuhhaaren und Wasser gebildet, den Verzierungen genau sich anschmiegen muß und, nachdem diese Schicht getrocknet ist, mit Lehm
verstärkt wird.
Trocknet man nun den Mantel durch Feuer, so schmilzt das Wachs und zieht sich in den Lehm, wodurch sich dann der Mantel vom Modell löst. Die Form zur Krone wird besonders angefertigt, in die obere Öffnung des Mantels eingesetzt und mit Lehm befestigt. In ihr befinden sich das Gießloch und die Windpfeifen, durch welche die im Innern der Form enthaltene Luft beim Gießen [* 13] entweicht. Zur Verstärkung [* 14] des Mantels dienen um denselben herumgelegte eiserne Schienen und Reifen, an welchen Haken zur Befestigung von Seilen angebracht sind, um mit Hilfe eines Krans oder Flaschenzugs den gut getrockneten Mantel in die Höhe zu heben.
Ist dies geschehen, so wird das auf dem Kern sitzende Modell stückweise weggebrochen, der Kern aber nötigen Falls ausgebessert, soweit er hohl ist, mit Steinen und Erde gefüllt und dann die obere Öffnung desselben mit Lehm geschlossen und gehörig abgeglichen. Gleichzeitig wird das Hängeeisen in den Lehm eingesenkt, so daß die mit Widerhaken versehenen Schenkel beim Guß von dem Metall eingeschlossen werden. Zuletzt wird der Mantel über den Kern herabgelassen und, nachdem die Fuge rund um seinen untern Rand mit Lehm verstrichen worden ist, die Dammgrube völlig mit Erde, Sand und Asche gefüllt, diese Füllung, wodurch die Form eine größere Widerstandsfähigkeit gegen den Druck des Metalls erhält, mittels einer Handramme [* 15] festgestampft und die Gußrinne vom Ofen nach dem Gießloch angelegt. Nach dem Gießen läßt man 24-48 Stunden abkühlen, entleert dann die Dammgrube, entfernt den Mantel und windet die Glocke heraus. Die Angüsse werden nun abgesägt, die Glocke befeilt etc.
Geschichtliches. Kleinere Glocken
kommen schon in den ältesten Zeiten vor. Die Ägypter brauchten sie bei ihrem Kultus; bei den
Griechen bedienten sich die Priester der Persephone
[* 16] und Kybele
[* 17] der Glocken.
Die Römer
[* 18] benutzten Hausglocken, während
große Glocken, wie wir sie heute zum Versammeln der Gemeinde in Kirchen haben, erst in der christlichen Zeit Anwendung fanden.
Den Guß derselben soll der heil. Paulinus, Bischof von Nola in Kampanien, zu Anfang des 5. Jahrh. erfunden haben, und die Kirche
desselben in Cimitile bei Nola rühmt sich, den »ältesten Glockenturm in der Christenheit« zu besitzen.
Jedenfalls blühte in Nola, begünstigt durch reiche und reine Kupfererze, schon früh der Glockenguß, weshalb die auch die lateinische Benennung Campana oder Nola (für kleinere Glocken) tragen. Das deutsche Wort Glocke (engl. clock, dän. klokke, schwed. klocka, althochd. clocca) stammt wahrscheinlich vom althochdeutschen klochon oder kloppen, schlagen, woraus auch das französische cloche (mittellat. cloca, provençal. cloca, walachisch clópot) gebildet zu sein scheint, und kommt schon im 8. Jahrh. vor.
Den kirchlichen Gebrauch der Glocken soll nach einigen der heil. Paulinus, nach andern der Papst Sabinian (604) eingeführt haben. Gewiß ist, daß sie bereits im 7. Jahrh. in Frankreich, unter Karl d. Gr. in Deutschland [* 19] bekannt waren, und daß im 8. Jahrh. die Sitte aufkam, sie feierlich zu weihen oder zu »taufen«. In der orientalischen Kirche fanden die Glocken erst 871 Eingang, als der griechische Kaiser Basilius von dem venezianischen Dogen Orso I. zwölf große Bronzeglocken zum Geschenk erhielt und diese auf einem eigens hierzu auf der Sophienkirche errichteten Turm [* 20] aufhängen ließ.
Ihren Höhepunkt erreichte die Glockengießerei zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrh. Die größten und wohlklingendsten Geläute gehören dieser Zeit an, in welcher auch 1467 die Glockenspiele vom Glockengießer Bartholomäus Kneck zu Alost in Flandern erfunden wurden. Vanoccio verbesserte zu Anfang des 16. und Mersenne zu Anfang des 17. Jahrh. die Konstruktionen, und Peter Emony in Amsterdam [* 21] gab zu Ende des 17. Jahrh. bestimmte Gesetze und brachte es dahin, daß der volle Grundakkord mit der Terz, Quinte, Oktave und obern Oktave gehört wurde.
Emony machte aus seinen Proportionen ein großes Geheimnis und vererbte es auf Abraham de Graaf, von dem es auf Julien und dadurch in die berühmte Glockengießerfamilie Petit und Edelbrock in Gescher bei Koesfeld überging. Die besten Glockenspiele befinden sich in Holland, wo der geschickteste Glockengießer vielleicht aller Zeiten, der Lothringer Hemony zu Zütphen an der Yssel, 1645 ein Glockenspiel von 26 Glocken, deren größte 2000 kg wog, aufstellte.
Reiche Kirchen haben von jeher in der Größe der Glocken miteinander gewetteifert, und es übersteigt fast allen Glauben, welche ungeheuern Metallmassen man mitunter auf Türmen aufgehängt hat. Die größte Glocke Deutschlands [* 22] ist die dreimal umgegossene und 1875 in den Dom zu Köln [* 23] abgelieferte »Kaiserglocke«; dieselbe ist 3,25 m hoch, hat am Schallrand 3,42 m Durchmesser und wiegt 26,250 kg. Die Dicke der Wandung am Schlagrand beträgt 29 cm, an der Krone 8 cm. Der Klöppel ist 3 m lang und wiegt 765 kg. Der Ton der Glocke ist D (nicht Cis).
Die in dem mittlern Domturm zu Olmütz [* 24] befindliche Glocke wiegt 358 Ztr. Dieser ganz nahe kommt die große Glocke auf der St. Stephanskirche zu Wien, [* 25] welche 354 Ztr. und mit Klöppel, Helm und Eisenwerk 514 Ztr. wiegt. Ihrer Größe und ihres Alters wegen berühmt ist auch eine Glocke im Dom zu Erfurt; [* 26] sie wiegt 275 Ztr., mit dem 11 Ztr. schweren Klöppel und sonstigem Eisenwerk 300 Ztr., ist 2,10 m hoch, hat 2,70 m unten im Durchmesser, ist 20 cm dick und wurde 1497 gegossen, nachdem ihre Vorgängerin, die bedeutend schwerere »Susanne«, bei einem Brand 1472 geschmolzen war. Auch außer Deutschland findet man Glocken von ungeheuerm Gewicht, besonders in Frankreich (auf den Dom in Paris [* 27] kam 1680 eine Glocke von 25 Fuß Umfang und 340 Ztr. Gewicht),
in der Schweiz [* 28] und in Italien, [* 29] weniger in England, obwohl das Glockenläuten dort besonders üblich ist. Der berühmte »große Thomas« zu Oxford, [* 30] eine der größten in England, wiegt nur 150 Ztr. Im J. 1786 ließ Pius VI. zu Rom [* 31] eine große Glocke ¶