Schlauchs
(Rückengefäß) auf der Rückseite des
Körpers über dem
Darm.
[* 2] Das
Blut wird von ihm hinten aufgenommen und vorn oder
seitlich ausgepumpt; es strömt dann entweder in besondern
Gefäßen im
Körper umher, oder zirkuliert in den zwischen den
Eingeweiden,
Muskeln
[* 3] etc. befindlichen
Lücken wie in bestimmten
Bahnen. Mit
Sauerstoff versorgt es sich in
den
Atmungsorganen. Diese sind sehr vielfältiger
Natur. Bei dünnhäutigen Wassertieren kann die ganze Körperoberfläche
den Austausch der im
Wasser gelösten Atemluft mit dem
Blut vermitteln oder auch nur der
Darm, indem er rhythmisch
Wasser ein-
und auspumpt, dies besorgen; meist jedoch haben die in
Wasser oder feuchter
Luft lebenden Gliederfüßler besondere
Kiemen, d. h. dünnhäutige Körperteile, in denen das
Blut sich oxydieren kann.
Die eigentlichen Landtiere aber besitzen
Tracheen,
[* 4] d. h. vielfach verzweigte
Luftröhren, die gewöhnlich zu mehreren vorhanden
sind; jede dringt von einer besondern Öffnung am
Rumpf aus in das
Innere des
Körpers ein und löst sich dort
zwischen und in den
Organen in die feinsten
Zweige auf. Während also in den
Kiemen das
Blut der
Luft entgegenströmt, sucht umgekehrt
in den
Tracheen die
Luft im Innern des
Körpers das
Blut auf. Dieser Unterschied ist so wichtig, daß man für die
Insekten,
[* 5]
Tausendfüße
etc. als
Tracheentiere (Tracheaten) eine besondere Abteilung der Gliederfüßler eingerichtet hat (s.
unten).
Die
Fortpflanzung geschieht nie durch
Teilung oder
Sprossung, wie bei manchen
Würmern oder andern niedern
Tieren, sondern stets
durch
Eier;
[* 6] doch brauchen diese durchaus nicht immer befruchtet zu sein. Vielmehr wird die Anzahl der
Fälle, in denen unzweifelhafte
Jungfernzeugung (Parthenogenesis s. d.) beobachtet ist,
immer größer; gewöhnlich treten aber nach einer
Reihe von Jungferngenerationen wieder Männchen auf, welche die
Eier befruchten
und ihnen damit eine längere Entwickelungsfähigkeit verschaffen.
Männchen und Weibchen sind übrigens manchmal so sehr voneinander verschieden, daß man ihre Zusammengehörigkeit erst durch
besondere
Beobachtungen feststellen kann; nicht selten leben die Männchen geradezu als
Parasiten auf den
viel größern Weibchen. Die Anzahl der
Eier ist gewöhnlich sehr groß, die Zeitdauer der
Entwickelung bis zur
Geschlechtsreife
häufig sehr kurz, so daß die
Vermehrung alsdann ungemein rasch vor sich geht. Doch sind auch
Fälle bekannt, in denen das
Weibchen überhaupt nur ein
Ei
[* 7] legt.
Bei den
Krebsen tritt die
Geschlechtsreife meist sehr früh, lange bevor die
Tiere ausgewachsen sind, ein und dauert lange fort;
bei den
Insekten und andern
Arten hingegen bildet sie das Ende des Daseins, so daß nach der
Begattung das Männchen, nach der
Eiablage auch das Weibchen stirbt. Die
Entwickelung geschieht zum Teil derart, daß das
Junge aus dem
Ei
bereits in vollendeter Form (wenn auch noch nicht in der spätern
Größe) ausschlüpft, zum Teil so, daß es in einer andern
Gestalt daraus hervorgeht und nun noch manchen
Verwandlungen
(Metamorphosen) unterliegt, ehe es seinem Erzeuger ähnlich wird.
Namentlich bei denInsekten sind die Larvenstadien als
Raupe,
Made,
Puppe etc. wegen ihrer
Abweichungen von
den Erwachsenen schon von alters her jedermann geläufig.
Die Zahl der bekannten
Arten von Gliederfüßlern ist weit größer als die jedes andern Tierstammes; der
Grund dafür liegt
ebensowohl in der großen Mannigfaltigkeit der
Formen wie in derMenge von Forschern, welche seit mehreren
Jahrhunderten namentlich auf dem Insektengebiet
thätig gewesen sind. Indessen stellt sich in der Neuzeit heraus, daß
ein großer Teil der beschriebenen
Arten nicht zu
Recht besteht, vielmehr nur auf leichte individuelle Abänderungen zurückzuführen
ist.
Immerhin würden, wenn selbst die Hälfte der
Arten aus diesemGrund einginge, allein für die
Käfer
[* 8] schon
über 30,000 übrigbleiben.
FossileArten sind verhältnismäßig ungemein wenig aufgefunden worden; zur Erkennung der Abstammung
der Gliederfüßler tragen sie wenig oder gar nichts bei. Auf
Grund der entwickelungsgeschichtlichen und anatomischen
Thatsachen glaubt
man zur Zeit, daß die Gliederfüßler von
Würmern abstammen, weiß aber noch nicht bestimmt, ob alle den gleichen
Ursprung haben, oder ob nicht für einzelne
Gruppen eine besondere Herkunft anzunehmen sei. Vielfach gebräuchlich ist gegenwärtig
noch die
Einteilung der in vier große
Gruppen: Krebse,
Spinnen,
[* 9]
Tausendfüße und
Insekten;
doch trägt die folgende den neuesten
Untersuchungen mehr Rechnung:
(Gliedernuß,Gliederfrucht,Lomentum), trockenwandige, nicht aufspringende
Frucht,
die sich der Quere nach in mehrere übereinander stehende, meist einsamige
Glieder
[* 11] zerteilt;
Die Anzahl derer, welche durch Verwundungen im
Krieg wie durch
Krankheiten verschiedener Art
(Knochenfraß, Knochengeschwülste
etc.) den Verlust eines
Armes oder
Beines zu beklagen haben, oder welche durch die dem
Handel, der
Industrie und
Landwirtschaft
dienenden
Maschinen aller Art verletzt und verstümmelt werden, ist eine viel größere, als man sich
gewöhnlich vorstellt. Ein zweckmäßig konstruiertes Ersatzglied gewährt solchen Verstümmelten die größte
Hilfe, erlaubt
ihnen das
Gehen und Stehen, sogar ohne Krücke, und befähigt bei entsprechender Übung selbst zu den kompliziertesten
Bewegungen,
z. B. zum Schreiben mit der künstlichen
Hand.
Auch ästhetische Rücksichten und der nachteilige Einfluß, welchen der Verlust größerer
Gliedmaßen
auf
Stellung und
Haltung des
Rumpfes ausübt, werden dem
Gebrauch künstlicher Glieder das
Wort reden. Bei allen künstlichen
Gliedern, so verschieden im einzelnen ihre
Konstruktion sein mag, kommen folgende drei
Faktoren in Betracht:
1) Der
Körper oder die
Hülse
[* 15] soll in ihrer äußern Form dem abgesetztenGlied so ähnlich wie möglich
sein. Bei möglichst geringem
Gewicht muß die
Hülse genügend fest und dauerhaft sein. Man formt sie aus
¶
mehr
gebohrtem Holz(meistLinden- oder Weidenholz), aus Leder und zwar aus hartem wie halb weichem Leder und macht dann die Hülse
eventuell verschnürbar, neuerdings aber ganz vorzugsweise aus Hartgummi. Zuweilen werden die Hülsen zur Erreichung größerer
Festigkeit
[* 17] noch mit Stahlschienen versehen, dagegen sind vollständige Metallhülsen gegenwärtig ganz außer Gebrauch gekommen.
2) Der Mechanismus verbindet teils die Hülsenteile miteinander, teils vermittelt er gewisse Stellungen und Drehbewegungen
derselben zu einander. Bei künstlichen Beinen ist ein dreifacher Mechanismus erforderlich: für die Bewegung im Kniegelenk,
im Sprunggelenk und an den Zehen. Die Gelenke werden im allgemeinen durch ein Gewerbegelenk (Scharnier) nachgeahmt, welches
in der verschiedensten Weise zur Ausführung kommt. Besonders fest und dauerhaft muß der Kniegelenksmechanismus
gearbeitet sein. Seit Anwendung des Weichgummivorfußes bei der Konstruktion künstlicher Beine durch den Amerikaner A. Marks
ist der Zehengelenksmechanismus ganz ausgeschlossen worden, und das künstliche Bein besitzt nach dessen Konstruktion nur noch
ein Knie- und ein Fußgelenk.
3) Die Hilfsapparate dienen teils zur Befestigung des künstlichen Gliedes am Amputationsstumpf oder am
Rumpf des Trägers, z. B. Beckengürtel, Achselträger etc., teils
nehmen sie denStumpf auf und erhalten ihn in seiner Form, verhindern stärkere Verschiebung der Weichteile an demselben und
sollen ihn überhaupt vor Druck etc. schützen. Der letztere Bestandteil wird gewöhnlich in Form eines
gepolsterten, dem Stumpf angepaßten und mit weichem Leder überzogenen Trichters ausgeführt.
Aus der großen Zahl verschiedener Konstruktionen dürften folgende als die bewährtesten und renommiertesten hervorzuheben
sein. Für die untern Extremitäten:
4) Das Bein des Dr. Douglas Bly, Sprunggelenk, durch eine frei bewegliche Kugel gebildet; von mancher Seite als vorzüglich bequem
gerühmt, verlangt jedoch eine sehr zarte Behandlung und bedarf häufiger Reparaturen (s. unten).
Preis 175 Doll. Ein solches Bein von 91 cmLänge wog 2,25 kg. 5) Das vom Mechanikus Beckmann in Kiel
[* 21] nach ProfessorEsmarchs Angabe
konstruierte Bein. Die Oberschenkelhülse ist ein Korb aus Stahlstangen, Kniemechanismus aus Holzteilen mit
Stahlspirale hinten und Gummigurt vorn zur Regulierung der
Streckung. Der Mechanismus des Sprunggelenks ist ein beschränktes
Kugelgelenk, der Zehenmechanismus ein Scharnier mit zwei Spiralfedern. Gewicht 2,75 kg, Preis etwa 150 Mk. 6) Das Bein von A.
Marks in Philadelphia
[* 22] wird als dasjenige Ersatzglied angesehen, welchem die Zukunft gehört.
Holzhülse oder schnürbare Oberschenkellederhülse; eigentümlicher, sehr solider Kniegelenksmechanismus.
Der Vorfuß besteht aus Weichgummi (India Rubber-Fuß), ist mit der Unterschenkelhülse durch einen fest stehenden Holzzapfen
verbunden, und der Zehenmechanismus fällt ganz weg. Der Apparat ist sehr einfach, sicher und dauerhaft, muß aber aus dem
besten Gummi verfertigt sein; Gewicht bis zu 3 kg, Preis 100 Doll. Für die obern Extremitäten gibt es noch
zahlreichere Konstruktionen als für die Beine. Hervorzuheben sind:
1) Der künstliche Arm für den Oberarmstumpf von Masters in London. BeweglicheFinger, der Daumen gegen den Zeigefinger durch
Feder stellbar. Sehr elegant, aber nur für den leichtesten Gebrauch geeignet; Gewicht 0,68 kg, Preis 225 Mk.
2) Der künstliche Arm für den Vorderarmstumpf, ebenfalls von Masters, wiegt 0,57 kg und kostet 170 Mk. 3) Der künstliche
Arm von Fichot in Paris
[* 23] für den Ober- und Vorderarmstumpf. Finger unbeweglich bis auf den Daumen, welcher durch Weichgummistreifen
an den Zeigefinger angezogen, durch eine über den Oberarm zur andern Schulter gehende Darmsaite abgezogen
(gespreizt) wird. Gewicht 0,68 kg bei 72 cmLänge, Preis 60 Mk. 4) Der Arm von Werber in Paris. Finger unbeweglich, nur der Daumen
wird vermittelst einer Feder angedrückt u. durch eine Darmsaite abgezogen. Gewicht 0,57 kg bei 76 cmLänge, Preis 120 Mk.
5) Der Arm von Weber-Moos in Zürich
[* 24] für den Vorderarmstumpf. Finger an der Mittelhand in Halbbeugung, federnd, Daumen nicht feststellbar.
Gewicht 0,57 kg, Länge 42 cm, Preis 127 Mk. An den künstlichen Händen wird häufig eine Vorrichtung zum Einstecken des Messers
oder der Gabel angebracht. Der in der Abbildung
[* 11]
(Fig. 1) beigefügte Ersatz des Oberarms wird mit Gurten
an der Schulter befestigt.
Die Hülsen für Ober- und Vorderarm bestehen aus leichtem Holz, welches durch Stahlschienen größere Festigkeit erhält. Der
Ellbogen ist wie ein Scharnier beweglich, ebenso die einzelnen Finger, das Handgelenk ist frei drehbar, und alle diese Gelenke
werden durch Federn in ihrer Stellung erhalten. Dieser künstliche Arm ist deutsches Fabrikat und kostet ca. 150 Mk.
[* 11]
Fig. 2-4
stellen einen von Charrière ersonnenen künstlichen Vorderarm dar. Der Apparat wird an dem Oberarmstumpf durch eine mit Schnürlöchern
versehene Armschiene A befestigt und durch eine am obern Teil befindliche Schlinge am Herabrutschen verhindert.
Der Vorderarm besteht aus präpariertem Leder und hat am Handgelenk zwei Scharniere, welche die Beugung
[* 25] der Hand gestatten. Eine
am Vorderarm bei C befestigte Darmsaite g zieht diesen an, indem sie ihren Stützpunkt an der Armschiene bei a nimmt. Das Beugen