mehr
Neuern sind ferner zu nennen: Bührlen, Vater und Sohn, Wedemeier, Ferstl, die Gebrüder Burkhart, Franz Eggert, Ainmiller, Faustner, Zettler, v. Swertschkow und Ulke in München, [* 2] die Gebrüder Helmle zu Freiburg [* 3] i. Br. Aus der königlichen Glasmalereianstalt zu München sind in neuerer Zeit unter anderm die großen Fenster im Langhaus des Kölner [* 4] Doms, eine Stiftung des Königs Ludwig I., nach Zeichnungen von Schwind, Seibertz, Strähuber, Schnorr, Kaulbach u. a. hervorgegangen.
Von andern Glasmalerei-Instituten Deutschlands [* 5] nennen wir als die vorzüglichsten die von Zettler in München, Kellner in Nürnberg, [* 6] das von v. d. Forst [* 7] in Münster [* 8] (Westfalen) [* 9] und das von Seiler in Breslau. [* 10] In Österreich [* 11] hat sich Johann Quast um die Glasmalerei [* 12] große Verdienste erworben. Ihm wurde 1852 vom Kaiser Ferdinand die Ausschmückung der Schloßkapelle zu Reichstadt und kurz darauf von dem Fürsten Camill Rohan die Dekoration der Kapelle zu Sichrow in Böhmen [* 13] mit Glasmalereien übertragen. In neuerer Zeit haben sich besonders die Glasmalerei-Institute von Geyling in Wien [* 14] und Neuhauser in Innsbruck [* 15] hervorgethan.
Von ersterm wurden unter anderm die neuen Chorfenster im St. Stephansdom und die Fenster in der Votivkirche zu Wien ausgeführt. Zunächst nach Deutschland [* 16] zeichnete sich die Schweiz [* 17] durch ein wieder belebtes Interesse für Glasmalerei aus. Unter den ausübenden Glasmalern hatte Jakob Müller sich lediglich selbst gebildet und damit begonnen, die Farbstoffe auf dem Wege chemischer Analyse alter Gläser kennen zu lernen. Des Zeichnens unkundig, verband er sich 1821 in Schaffhausen [* 18] mit dem Maler Beck, und beide brachten unter ihren ersten Versuchen eine ansehnliche Scheibe mit den Wappen [* 19] der 22 Schweizerkantone, mit dem eidgenössischen Wappen und einem Schildhalter desselben in der Mitte von genügender Färbung zu stande. Im J. 1823 ließ sich Müller in Bern [* 20] nieder: schloß sich an den Maler Emanuel Wyß an und zog auch seinen ältern Bruder, Georg, in den technischen Betrieb seiner Kunst hinein.
Auch Frankreich und England wendeten in neuerer Zeit der Glasmalerei eine lebendige Teilnahme zu; allein der Umstand, daß in beiden Ländern eine klare Ansicht von der echten Methode der Glasmalerei lange nicht zum Durchbruch kommen konnte, übte auf die Bestrebungen beider Länder den nachteiligsten Einfluß aus. In Frankreich besonders trat dies eine Zeitlang grell hervor, weil dort von zwei Autoritäten ganz extreme Meinungen vertreten wurden und von diesen wieder gerade die irrtümliche sich geltend zu machen wußte.
Während nämlich Lenoir hauptsächlich in seinen »Observations sur la peinture sur verre et sur ses différents procédés« die richtige Behauptung aufstellte, daß die Glasmalerei, wenn sie im großen und für Kirchen arbeite, wegen der Notwendigkeit einer vorwaltenden Transparenz und eines architektonischen, dem eigentümlichen Stil des Gebäudes entsprechenden Charakters nur als Glasmosaik im Sinn der Alten auftreten müsse, suchte Brongniart in seiner 1830 der Pariser Akademie vorgetragenen Abhandlung den Beweis zu führen, die echte Kunst und Methode des Glasmalens, welche erst die Neuern sich zu eigen gemacht hätten, bestünde darin, auf weißes, durchsichtiges Glas [* 21] die Zeichnung, die Farben, die Schattierungen, wie bei jedem andern Gemälde, frei mit dem Pinsel aufzutragen und dem auf diese Weise malerisch durchgeführten Bild sodann durch Aufschmelzen im Weg des Feuers seine Festigkeit [* 22] zu geben.
Diese Ansicht trug zunächst den Sieg davon, und dazu gesellte sich noch eine große Armut der technischen Mittel. In neuerer Zeit, vornehmlich seit durch Männer wie Didron, Viollet le Duc u. a. die Kenntnis und Wertschätzung der mittelalterlichen Kunst in Frankreich bedeutend an Boden gewonnen hat, ist auch die Übung der Glasmalerei mehr im Sinn der alten Zeit betrieben und eine Anzahl sehr erfreulicher Leistungen hervorgebracht worden. Hier sind in erster Linie die Arbeiten von Thevenot in Paris [* 23] zu nennen, welche das Bestreben, den ornamentalen Stil der alten Glasmalereien wieder einzuführen, in lobenswerter Weise bekunden; so z. B. die Fenster im nördlichen Flügel des Querschiffs von St.-Eustache zu Paris.
Noch bedeutender sind die Leistungen des Glasmalers Maréchal in Metz, [* 24] welcher unter anderm die Kirche St.-Vincent de Paul in Paris mit Glasfenstern schmückte. Von den heutigen Glasmalerei-Instituten Frankreichs nennen wir noch die von Besson, Nicod, Ottin und Chabin in Paris, Besnard in Châlon sur Saône und Lorrin in Chartres. Die englischen Glasmaler folgen meist noch der Richtung der Meister des vorigen Jahrhunderts und behandeln die größten Kirchenfenster wie Ölbilder, die äußern Mittel stehen ihrer Beschaffenheit nach noch immer auf derselben mangelhaften Stufe wie in der vorigen Periode.
Neuerdings ist übrigens die Erkenntnis dieser Mängel in den weitesten Kreisen erwacht, und es werden bedeutende Anstrengungen gemacht, um die englische Glasmalerei auf die gleiche Stufe mit der des Kontinents zu erheben. Daß wiederholt deutsche Künstler und Glasmalerei-Institute für englische Kirchen beschäftigt waren, so namentlich J. ^[Julius] Schnorr für die neuen Glasmalereien in der Paulskirche zu London, [* 25] diente der einheimischen Kunst ebenfalls zur Anfeuerung. In Italien [* 26] trieb die neuerwachte Kunst nur vereinzelte, sehr kümmerliche Blüten.
Vgl. Schmithals, Die Glasmalerei der Alten (Lemgo 1826);
Gessert, Geschichte der Glasmalerei (Stuttg. 1839);
Wackernagel, Die deutsche Glasmalerei (Leipz. 1855);
Schäfer, Die Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (Berl. 1881);
Kolb, Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (Originalaufnahmen, Stuttg. 1884 ff.);
Schäfer und Roßteuscher, Ornamentale Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (desgl., Berl. 1885 ff.);
de Lasteyrie, Histoire de la peinture sur verre d'après ses monuments en France (Par. 1853-57, mit 110 Tafeln);
Lévy, Histoire de la peinture sur verre en Europe (Brüssel [* 27] 1854-60, mit 37 Tafeln);
Winston, Memoirs illustrative of the art of glass-painting (Lond. 1865);
Waring, Examples of ornamental art in glass and marmel (das.).
Technische Anleitung geben: Gessert, Die Kunst auf Glas zu malen (Stuttg. 1842);
Strele, Handbuch der Porzellan- und Glasmalerei (4. Aufl. von Tscheuschner, Weim. 1883);
des Granges, Le [* 28] vitrail d'appartement (Moulins 1871).