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Beschneidung nach Goltzius, und kurz nachher eine Geburt Christi nach Bolswert (gegenwärtig im Nationalmuseum in München). [* 2] Auf Einladung des Fürsten Ludwig von Wallerstein ließ er sich 1814 in Wallerstein nieder. Im J. 1816 begab er sich mit einem größern Glasgemälde, dem Abendmahl nach Dürer, nach München. Auch dieses Bild ward vom bayrischon Hof [* 3] angekauft und Frank gegen schriftliche Hinterlegung seiner Erfahrungen bei der königlichen Porzellanmanufaktur angestellt.
Die Klarheit, Frische und Tiefe der Farben des Künstlers, namentlich seines Goldpurpurs, der dem Hindurchfallen des Lichts höchst günstige, wie bei den Alten fast nur auf die Umrisse beschränkte Gebrauch des Schwarzlots, die Vermeidung alles der Methode der Ölmalerei sich nähernden Zumalens, kurz, die Frank eigentümliche Fertigkeit, auf Eine Scheibe jene Farbenstimmung und Haltung zu bringen, welche die alten Glasmaler nur durch Zusammensetzung farbiger Gläser zu erreichen wußten, und bei alledem die vollkommene Dauerhaftigkeit seiner Schmelze, alle diese Eigenschaften sind es, welche die Werke dieses Künstlers auszeichnen.
Die Errichtung einer ausschließlich auf den Betrieb der Glasmalerei [* 4] gerichteten Anstalt fällt in das Jahr 1827. Die erste Thätigkeit der Anstalt waren Fenstergemälde für den Dom von Regensburg, [* 5] die von Frank, von v. Schwarz u. a. angefertigt wurden, und an deren sich bis zum Jahr 1833 hinziehenden Ausführung die wiedergefundene Technik eine neue Ausbildung fand. Die Übertragung aller dieser Gemälde auf Glas [* 6] geschah durch die Künstler Ainmüller, Eggert, Hämmerl, Kirchmaier und Wehrsdorfer, während Frank die Herstellung des Materials, der Gläser, der Farben und Flüsse [* 7] sowie die Einschmelzung besorgte.
Die Hauptvorzüge dieser Glasmalereien liegen darin, daß die hier angewendeten Hütten- und Überfanggläser einer Farbenskala von nicht weniger als 60-80 Nummern entnommen wurden, und daß die Farben und Flüsse an Zahl denen der alten Meister gleichkamen und, indem sie bei den angestellten Versuchen den Säuren und andern mechanischen Einwirkungen widerstanden, ein Zeugnis ihrer innern Trefflichkeit sowohl an und für sich als der vollkommenen Richtigkeit ihrer Behandlung beim Auftragen und Einschmelzen, zugleich aber die sicherste Bürgschaft ihrer Dauerhaftigkeit gaben. In einer zweiten Reihe musivischer Glasgemälde, welche 1834 für die Kirche in der Münchener Vorstadt Au in Angriff genommen wurden, war ein ansehnlicher Fortschritt zu erkennen. Die Fortschritte beziehen sich nicht allein auf die Farbe und Farbenwirkung, sondern betreffen weit mehr noch die Komposition, die Durchdringung des Gegenstandes und zumal das tiefere Eingehen in jenen wahrhaft kirchlichen Stil, durch welchen die in ihrer mittelalterlichen Blütezeit die höchsten Triumphe gefeiert hatte.
Aus dem durch jene größern Unternehmungen geweckten Interesse der Privaten entwickelte sich eine neue Kabinettsmalerei auf Glas. Man setzte sich nun zur Aufgabe, nicht allein das ganze Bild mit aller Mannigfaltigkeit seiner Töne auf eine weiße Glastafel zu übertragen und einzuschmelzen, sondern auch unter Vermeidung einer völligen Durchsichtigkeit den Anforderungen malerischer Durchbildung und Vollendung in ähnlicher Weise wie bei Werken der Ölmalerei zu genügen, ohne die Wirksamkeit des Lichts, worin gerade der eigentümliche Reiz der Glasmalerei besteht, zu beeinträchtigen.
Die Idee zu dieser gänzlichen Umwälzung des Verfahrens in der Kabinettsglasmalerei wurde unter andern mit besonderer Lebhaftigkeit von Melchior Boisserée und Bertram erfaßt, durch verschiedene Bestellungen in der königlichen Porzellanfabrik in München genährt und dadurch zur Selbständigkeit ausgebildet, daß die Genannten den bereits durch seine Arbeiten für das k. k. Lustschloß Laxenburg bei Wien [* 8] bewährten Glasmaler Vörtel für sich gewannen und auch andre technische Talente in diese Sphäre zogen. Eine nicht minder ehrenvolle Erwähnung verdienen die Werke Joseph Sauterleutes in Nürnberg. [* 9]
Wie in Bayern, [* 10] begannen auch in Preußen [* 11] die ersten Regungen der Kunst mit dem 19. Jahrh., und hier war es Scheidt in Berlin, [* 12] welcher zumeist Landschaften malte, aber so wenig Anklang fand, daß er sich wieder der Porzellanmalerei zuwenden mußte. Mit glücklicherm technischen Erfolg und mit besserm Verständnis malte um 1807 der spätere Geheime Bergrat v. Frick in Berlin auf Glas. Sein erstes und zugleich bestes Werk war ein 2,2 m hohes und 1,25 m breites Fenster für die katholische Kirche in Berlin.
Der Künstler schloß jedoch bald diese ohne Unterstützung gebliebenen Arbeiten mit zwei Wappengemälden, wovon das eine, das königlich preußische Wappen, [* 13] in der Kapelle von Charlottenburg [* 14] befestigt wurde. Mit Fricks Rücktritt von der praktischen Ausübung der Glasmalerei trat in Preußen für diese Kunst eine große Pause ein. Eine wirkliche Förderung erfuhr die Glasmalerei infolge der Restauration des Schlosses zu Marienburg, [* 15] dessen Ausschmückung mit Glasmalereien dem Berliner [* 16] Maler Karl Heinrich Müller übertragen wurde, welcher auch große Malereien für die neue Werdersche Kirche in Berlin nach Kartons und unter Anleitung Schinkels ausführte.
Kurz nach Müller wurde der Maler Höcker aus Breslau [* 17] nach Marienburg berufen, der sich gleichfalls schon als Glasmaler in Berlin bekannt gemacht hatte und später in seine Vaterstadt zurückkehrte, wo er als Lehrer bei der Kunstschule angestellt worden war und seine Arbeiten fortsetzte. Einen festen Sitz erhielt die in Berlin durch die 1843 erfolgte Begründung des königlichen Instituts für Glasmalerei, welches neuerdings reorganisiert worden ist und unter Leitung des Malers Bernhardt steht.
Mit der allgemeinen Förderung des Kunstgewerbes hat auch die in Berlin einen großen Aufschwung genommen und findet nicht nur in Kirchen, sondern auch in Staats-, Kommunal- und Privatgebäuden Verwendung in monumentalem Sinn. Hervorragende Maler und Architekten, wie Klein und Wanderer in Nürnberg, L. Burger, A. v. Heyden, A. Heyden, Orth, Geselschap, Kayser und v. Großheim, Elis, Paul Mohn in Berlin, haben neuerdings Kartons und Zeichnungen für Glasmalerei geliefert.
Von großer allgemeiner Wichtigkeit für die Glasmalerei war die Wiedereinführung des roten Überfangglases durch Bühler und Schweighäuser. Unter den frühern deutschen Versuchen in der Glasmalerei sind noch die der beiden Mohn zu nennen. Sigismund Mohn, der Vater (gest. 1815 in Dresden), [* 18] stellte die ersten Proben seiner Kunst 1809 in Leipzig [* 19] aus; er malte durchaus auf Eine Scheibe und zwar Arabesken, Silhouetten, Porträte, [* 20] Landschaften, Prospekte von Städten und selbst Nachbildungen größerer Gemälde mit Farben, die er selbst erfand und aufbrannte. Sein Sohn Gottlob Samuel Mohn, welcher sich zuerst 1812 in der k. k. Akademie in Wien ausschließlich mit der Glasmalerei beschäftigte, stattete unter anderm eine Kapelle in Laxenburg mit Glasmalereien aus und fertigte auch die gemalten Fenster der Kirche Maria Stiegen in Wien sowie ein Turnier mit den Wappen von 16 fürstlichen und gräflichen Häusern. Von den ¶
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Neuern sind ferner zu nennen: Bührlen, Vater und Sohn, Wedemeier, Ferstl, die Gebrüder Burkhart, Franz Eggert, Ainmiller, Faustner, Zettler, v. Swertschkow und Ulke in München, die Gebrüder Helmle zu Freiburg [* 22] i. Br. Aus der königlichen Glasmalereianstalt zu München sind in neuerer Zeit unter anderm die großen Fenster im Langhaus des Kölner [* 23] Doms, eine Stiftung des Königs Ludwig I., nach Zeichnungen von Schwind, Seibertz, Strähuber, Schnorr, Kaulbach u. a. hervorgegangen.
Von andern Glasmalerei-Instituten Deutschlands [* 24] nennen wir als die vorzüglichsten die von Zettler in München, Kellner in Nürnberg, das von v. d. Forst [* 25] in Münster [* 26] (Westfalen) [* 27] und das von Seiler in Breslau. In Österreich [* 28] hat sich Johann Quast um die Glasmalerei große Verdienste erworben. Ihm wurde 1852 vom Kaiser Ferdinand die Ausschmückung der Schloßkapelle zu Reichstadt und kurz darauf von dem Fürsten Camill Rohan die Dekoration der Kapelle zu Sichrow in Böhmen [* 29] mit Glasmalereien übertragen. In neuerer Zeit haben sich besonders die Glasmalerei-Institute von Geyling in Wien und Neuhauser in Innsbruck [* 30] hervorgethan.
Von ersterm wurden unter anderm die neuen Chorfenster im St. Stephansdom und die Fenster in der Votivkirche zu Wien ausgeführt. Zunächst nach Deutschland [* 31] zeichnete sich die Schweiz [* 32] durch ein wieder belebtes Interesse für Glasmalerei aus. Unter den ausübenden Glasmalern hatte Jakob Müller sich lediglich selbst gebildet und damit begonnen, die Farbstoffe auf dem Wege chemischer Analyse alter Gläser kennen zu lernen. Des Zeichnens unkundig, verband er sich 1821 in Schaffhausen [* 33] mit dem Maler Beck, und beide brachten unter ihren ersten Versuchen eine ansehnliche Scheibe mit den Wappen der 22 Schweizerkantone, mit dem eidgenössischen Wappen und einem Schildhalter desselben in der Mitte von genügender Färbung zu stande. Im J. 1823 ließ sich Müller in Bern [* 34] nieder: schloß sich an den Maler Emanuel Wyß an und zog auch seinen ältern Bruder, Georg, in den technischen Betrieb seiner Kunst hinein.
Auch Frankreich und England wendeten in neuerer Zeit der Glasmalerei eine lebendige Teilnahme zu; allein der Umstand, daß in beiden Ländern eine klare Ansicht von der echten Methode der Glasmalerei lange nicht zum Durchbruch kommen konnte, übte auf die Bestrebungen beider Länder den nachteiligsten Einfluß aus. In Frankreich besonders trat dies eine Zeitlang grell hervor, weil dort von zwei Autoritäten ganz extreme Meinungen vertreten wurden und von diesen wieder gerade die irrtümliche sich geltend zu machen wußte.
Während nämlich Lenoir hauptsächlich in seinen »Observations sur la peinture sur verre et sur ses différents procédés« die richtige Behauptung aufstellte, daß die Glasmalerei, wenn sie im großen und für Kirchen arbeite, wegen der Notwendigkeit einer vorwaltenden Transparenz und eines architektonischen, dem eigentümlichen Stil des Gebäudes entsprechenden Charakters nur als Glasmosaik im Sinn der Alten auftreten müsse, suchte Brongniart in seiner 1830 der Pariser Akademie vorgetragenen Abhandlung den Beweis zu führen, die echte Kunst und Methode des Glasmalens, welche erst die Neuern sich zu eigen gemacht hätten, bestünde darin, auf weißes, durchsichtiges Glas die Zeichnung, die Farben, die Schattierungen, wie bei jedem andern Gemälde, frei mit dem Pinsel aufzutragen und dem auf diese Weise malerisch durchgeführten Bild sodann durch Aufschmelzen im Weg des Feuers seine Festigkeit [* 35] zu geben.
Diese Ansicht trug zunächst den Sieg davon, und dazu gesellte sich noch eine große Armut der technischen Mittel. In neuerer Zeit, vornehmlich seit durch Männer wie Didron, Viollet le Duc u. a. die Kenntnis und Wertschätzung der mittelalterlichen Kunst in Frankreich bedeutend an Boden gewonnen hat, ist auch die Übung der Glasmalerei mehr im Sinn der alten Zeit betrieben und eine Anzahl sehr erfreulicher Leistungen hervorgebracht worden. Hier sind in erster Linie die Arbeiten von Thevenot in Paris [* 36] zu nennen, welche das Bestreben, den ornamentalen Stil der alten Glasmalereien wieder einzuführen, in lobenswerter Weise bekunden; so z. B. die Fenster im nördlichen Flügel des Querschiffs von St.-Eustache zu Paris.
Noch bedeutender sind die Leistungen des Glasmalers Maréchal in Metz, [* 37] welcher unter anderm die Kirche St.-Vincent de Paul in Paris mit Glasfenstern schmückte. Von den heutigen Glasmalerei-Instituten Frankreichs nennen wir noch die von Besson, Nicod, Ottin und Chabin in Paris, Besnard in Châlon sur Saône und Lorrin in Chartres. Die englischen Glasmaler folgen meist noch der Richtung der Meister des vorigen Jahrhunderts und behandeln die größten Kirchenfenster wie Ölbilder, die äußern Mittel stehen ihrer Beschaffenheit nach noch immer auf derselben mangelhaften Stufe wie in der vorigen Periode.
Neuerdings ist übrigens die Erkenntnis dieser Mängel in den weitesten Kreisen erwacht, und es werden bedeutende Anstrengungen gemacht, um die englische Glasmalerei auf die gleiche Stufe mit der des Kontinents zu erheben. Daß wiederholt deutsche Künstler und Glasmalerei-Institute für englische Kirchen beschäftigt waren, so namentlich J. ^[Julius] Schnorr für die neuen Glasmalereien in der Paulskirche zu London, [* 38] diente der einheimischen Kunst ebenfalls zur Anfeuerung. In Italien [* 39] trieb die neuerwachte Kunst nur vereinzelte, sehr kümmerliche Blüten.
Vgl. Schmithals, Die Glasmalerei der Alten (Lemgo 1826);
Gessert, Geschichte der Glasmalerei (Stuttg. 1839);
Wackernagel, Die deutsche Glasmalerei (Leipz. 1855);
Schäfer, Die Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (Berl. 1881);
Kolb, Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (Originalaufnahmen, Stuttg. 1884 ff.);
Schäfer und Roßteuscher, Ornamentale Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance (desgl., Berl. 1885 ff.);
de Lasteyrie, Histoire de la peinture sur verre d'après ses monuments en France (Par. 1853-57, mit 110 Tafeln);
Lévy, Histoire de la peinture sur verre en Europe (Brüssel [* 40] 1854-60, mit 37 Tafeln);
Winston, Memoirs illustrative of the art of glass-painting (Lond. 1865);
Waring, Examples of ornamental art in glass and marmel (das.).
Technische Anleitung geben: Gessert, Die Kunst auf Glas zu malen (Stuttg. 1842);
Strele, Handbuch der Porzellan- und Glasmalerei (4. Aufl. von Tscheuschner, Weim. 1883);
des Granges, Le [* 41] vitrail d'appartement (Moulins 1871).