5330 Einw., wovon 3993
Protestanten, und ist auch industriell und merkantil das
Zentrum des
Landes, mit eigner
Börse,
Bank etc.
Die
Bank in Glarus, 1852 gegründet, arbeitet mit 2¼ Mill.
Frank eingezahltem
Kapital, die Leihkasse, seit 1862, mit 1 Mill.
Fr.
[Geschichte.]
Nach einer aus dem 10. Jahrh. stammenden, aber von Verstößen
wimmelnden
Legende soll der heil.
Fridolin (um 530) in Glarus das
Christentum gepredigt und es von zwei alemannischen Edlen als
Geschenk für sein neugestiftetes
KlosterSäckingen am
Rhein erhalten haben.
Sicher ist, daß dieses seit dem Beginn des 10. Jahrh.
die
Grundherrschaft über das
Thal
[* 2] besaß und dasselbe durch
Meier verwalten ließ. 1288 brachten die
Habsburger,
die als Kastvögte von
Säckingen in Glarus schon das Blutgericht übten, auch das Meieramt und die damit verbundene niedere
Gerichtsbarkeitan sich. Allein die
Glarner weigerten sich, deshalb
Österreich
[* 3] landesherrliche
Rechte zuzugestehen, schlossen 1323 mit Schwyz
ein
Bündnis,
und in demKampf, der nach
ZürichsBeitritt zum
Bunde der
Waldstätte zwischen
Österreich und den Eidgenossen 1351 ausbrach,
besetzten diese das
Thal und nahmen es in etwas untergeordneter
Stellung in ihren
Bund auf.
Allmählich jedoch strebte die katholische Minderheit, gestützt auf die katholischen
Orte der
Eidgenossenschaft, nach einer
Trennung des
Kantons. Nach langen Reibereien kam 1683 durch Vermittelung der
Tagsatzung ein
Vergleich zu stande, wonach neben
der gemeinsamenLandsgemeinde und dem gemeinsamen
Landrat jede Glaubenspartei ihre besondern
Landsgemeinden
und
Räte hatte, den Katholiken aber bei der Besetzung der
Ämter ein zu ihrer geringen Zahl in keinem
Verhältnis stehender
Einfluß eingeräumt wurde.
Auch das demokratische Glarus hatte seine
Unterthanen; mit Schwyz
gemeinsam regierte es
Gaster und Uznach und für sich
allein die
GrafschaftWerdenberg; 1722 hatte es einen
Aufstand der letztern zu unterdrücken, der durch die Mißachtung der
Freiheiten der
Landschaft hervorgerufen worden war. 1712 führte der
PfarrerHeidegger die Baumwollindustrie im Land ein, die
es bald zu einem
Zentrum schweizerischer Gewerbsthätigkeit erhob. Trotzdem lastet auf Glarus die Schmach, noch 1782 eine
Magd wegen
Zauberei
dem Henkerbeil überliefert zu haben.
Als die
Franzosen 1798 einrückten,
gab es seine
Hoheit über
Werdenberg, Uznach und
Gaster aus freien
Stücken auf, verteidigte
aber mit Schwyz
seine ehrwürdige
Demokratie gegen die aufgedrungene helvetische Einheitsrepublik und fügte sich erst nach heldenmütigen
Kämpfen bei
Rapperswyl und
Wollerau(30. April). Zur
Strafe wurde es mit andern
Landschaften zu einem
Kanton
[* 5]
Linth
verschmolzen. Im folgenden Jahr litt Glarus durch die
Kämpfe der
Österreicher und
Russen unter
Hotze,
Jellachich und
Suworow mit
den
Franzosen unter
Soult und
Molitor. Die Mediationsakte stellte 1803 den
Kanton Glarus mit seiner
Landsgemeinde, die
Restauration 1814 sogar die zwei konfessionell gesonderten Gemeinwesen und das Übergewicht der kleinen katholischen
Minderheit wieder her. Durch das Landesgrundgesetz vom hob jedoch die
Landsgemeinde die konfessionellen Organismen
auf; freilich mußte der vom
Bischof von
Chur
[* 6] geschürte
Widerstand der katholischen
GemeindenNäfels und Oberurnen durch militärische
Besetzung gebrochen werden
(August 1837). Als hierauf die Katholiken auf Befehl des
Bischofs von der
NäfelserFeier 1838 wegblieben, schritt Glarus zur
Auflösung des Bistumsverbandes mit
Chur, der erst 1844 wieder provisorisch hergestellt
wurde. Glarus ist der einzige Landsgemeindekanton, der sowohl die Bundesverfassungen von 1848, 1872 und 1874 angenommen,
als auch seither bei den meisten eidgenössischen Referendumsabstimmungen seine Zustimmung zu den
Vorlagen
des
Bundes gegeben hat.
Die
Sympathien, welche das strebsame Ländchen besitzt, zeigten sich bei dem furchtbaren
Brande, der den Hauptflecken
verzehrte, indem die in der
Schweiz
[* 7] und im
Ausland gesammelten Liebesgaben in
bar den Betrag von 2,754,606
Frank erreichten und die
Bundesversammlung ein zweiprozentiges
Darlehen von 1 Mill.
Fr. an Glarus dekretierte. Die Verfassungsrevisionen
von 1842, 1851 und 1878 haben das Landesgrundgesetz nicht wesentlich modifiziert; die jüngste vom brachte Neuerungen
im Armengemeindewesen und gewährte den Niedergelassenen das
Stimmrecht in Gemeindesachen schon nach einem
Aufenthalt von drei
Monaten.
Vgl.
Blumer-Heer, Der
Kanton Glarus, historisch, geographisch, statistisch (St.
Gallen 1846);
[* 9] (hierzu die Tafeln »Glasfabrikation
[* 10] I u.
II«),
eine durch
Schmelzen erzeugte, bei hoher
Temperatur dünnflüssige, beim Erkalten allmählich aus
dem zähflüssigen in den starren Zustand übergehende, vollständig amorphe
Masse, welche aus
Verbindungen der
Kieselsäure
mit mindestens zwei
Basen besteht und in
Wasser unlöslich ist. Der
Begriff des Glases ist keineswegs ein nur chemischer; es
gibt sehr viele
Verbindungen von
Kieselsäure mit mehr als einer
Base, welche darum durchaus nicht Glas sind.
Zum
Begriff des Glases gehört vielmehr auch die physikalische
Beschaffenheit, der vollkommen amorphe Zustand, mit welchem
die
Substanz auch den
Charakter des Glases vollständig verliert. Die verschiedenen Glassorten sind auch keine chemischen
Verbindungen;
sie enthalten allerdings bestimmte
Kieselsäuresalze, diese aber besitzen in hohem
Grade die
Eigenschaft,
im feurigen
Fluß einander aufzulösen und in diesem Zustand des gleichförmigen
Gemenges zu erstarren; selbst völlig heterogene
Körper können in das Glas eingehen, ohne daß dadurch seine wesentlichen
¶
Das spezifische Gewicht des Glases schwankt für Alkalikalkgläser zwischen 2,4 und 2,6;
bei Alkalibarytgläsern steigt es auf 2,9, bei Alkalibleigläsern auf 3,0
bis 3,8. MancheGläser werden schon beim gewöhnlichen Gebrauch kantenstumpf und blind, andre werden nur schwer von guten Feilen
angegriffen. Im allgemeinen steigt die Härte mit dem Gehalt an Kieselsäure und wird am meisten durch Alkalien und Bleioxyd beeinträchtigt.
Stets ist die Oberfläche des Glases, welche sich beim Erstarren desselben bildet, härter als die nach
deren Entfernung durch Schleifen erzeugte Oberfläche, überhaupt als das Innere der Glasmasse.
Der Widerstand gegen das Zerdrücken ist beim Glas sehr bedeutend; auffallend geringer ist der gegen das Zerreißen.
Die Sprödigkeit nimmt mit der Dicke des Glases rasch ab, und ganz dünne Blättchen und Fäden sind ausgezeichnet
elastisch und biegsam (s. Glasspinnerei). Eine und dieselbe Glassorte ist um so spröder, je schneller die Masse abgekühlt
wurde. Läßt man geschmolzenes in kaltes Wasser tropfen, so zeigen die einzelnen erstarrten, in eine lange Spitze auslaufenden
Tropfen (Glasthränen) große Härte; doch genügt das Abbrechen der äußersten dünnen Spitze, um sie vollständig
in Staub zerfallen zu machen.
Ebenso genügt bei den dickwandigen, in der Luft schnell abgekühlten Bologneser Fläschchen das Schütteln mit einem scharfen
Quarzsplitter, um das Gefäß
[* 12] zu zersprengen. Man nimmt an, daß bei der schnellen Abkühlung infolge der
frühzeitigen Erstarrung der Oberfläche das noch nicht erstarrte Innere eine Spannung seiner kleinsten Teile erleidet und
infolge derselben durch die geringste Erschütterung den Zusammenhang verliert. Kühlt man dagegen langsam ab, so finden die
einzelnen Schichten und ihre kleinsten Teilchen Zeit, sich einer festerm Zusammenhang entsprechenden Anordnung zu fügen.
Hierauf beruht der in den Glashütten übliche Kühlprozeß, durch welchen namentlich dickere Gläser erst
für den Gebrauch tauglich werden. Bei einer besondern Leitung des Kühlprozesses entsteht das sogen.
Hartglas, welches ungewöhnliche Härte, Festigkeit,
[* 13] Elastizität, namentlich auch große Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturwechsel
besitzt. Letzterm erliegt auch das bestgekühlte Glas sehr leicht, indem sich Sprödigkeit und geringes
Wärmeleitungsvermögen vereinigen; die erhitzte Stelle dehnt sich aus, die nahe angrenzenden, kalt gebliebenen Stellen geben
nicht nach, und so entsteht der Bruch.
Ebenso wie für die Wärme
[* 14] ist das auch für die Elektrizität
[* 15] ein schlechter Leiter. Der Glanz wird nur zum Teil durch die Zusammensetzung
bedingt, er ist großenteils abhängig von besondern Verhältnissen bei der Fabrikation. Das Lichtbrechungsvermögen
ist bei Bleiglas viel größer als bei gewöhnlichem Glas, am stärksten bei Gläsern, welche statt des BleiesWismut und statt
des Kalis Thalliumoxyd enthalten. Derartige Gläser zeigen im geschliffenen Zustand prachtvollstes
Farbenspiel. In hinreichend
dicken Schichten besitzt jedes Glas einen deutlichen Farbenton.
Kieselsäure, Kalk, Bittererde, Baryt färben am wenigsten, die Alkalien, besonders Natron, viel mehr und am stärksten die Schwermetalle,
von denen nur Bleioxyd und Wismutoxyd farbloses Glas liefern. Vollkommen farbloses Glas herzustellen, ist sehr schwer, weil sich
fast unvermeidlich färbende Verbindungen, namentlich Oxyde des Eisens, mit den Rohmaterialien einschleichen
und Schwefelmetalle (besonders Schwefelnatrium) beim Schmelzen des Glases entstehen. Man erkennt die Farbe des Glases am Tafelglas,
wenn man auf die hohe Kante desselben sieht; aber diese Farbe verändert sich fast stets nach längerer oder kürzerer Zeit
unter dem Einfluß des Lichts und kehrt nur beim Ausglühen oder Umschmelzen zurück. Mit Braunstein als
Entfärbungsmittel geschmolzenes Glas wird am Licht
[* 16] sehr deutlich violett.
Beim Erhitzen geht das Glas sehr allmählich aus dem festen in den flüssigen Zustand über; es läßt sich etwa
beim Eintritt der Glühhitze biegen und ausziehen, bei beginnender Rotglut durch Eintreiben von Luft aufblasen und zu den
feinsten Fäden spinnen (s. Glasspinnerei), auch kneten und schweißen; bei voller Rotglut neigt es zum Abtropfen und wird
dann flüssig, aber auch bei Weißglut behält es die Konsistenz eines dünnen Sirups. Kieselsäure macht das Glas strengflüssig;
durch Basen, besonders durch Bleioxyd, am wenigsten durch alkalische Erden, wird es leichtflüssiger, ebenso
durch Borsäure und Fluor, die einen Teil der Kieselsäure ersetzen können.
Erhält man Glas längere Zeit auf der Temperatur, bei welcher es erweicht, so tritt Entglasung
[* 17] ein, und es verwandelt sich in
eine undurchsichtige kristallinische, steinartige, sehr feste, wenig spröde Masse (Réaumurs Porzellan). Gegen chemische Agentien
verhält sich Glas mit seiner natürlichen, im Feuer gebildeten Oberfläche viel widerstandsfähiger als
nach Bloßlegung des Innern durch Schleifen etc. Wasser greift bei anhaltendem Kochen das Glas mehr oder weniger an; Glaspulver
reagiert meist sofort nach dem Befeuchten mit Wasser alkalisch und wird beim Kochen mit letzterm stark zersetzt, besonders
bei Anwendung von Hochdruck. In feuchten Räumen bedeckt sich Glas meist mit einem irisierenden Häutchen,
welches aus Kieselsäure besteht und daher mit Kalilauge abgewaschen werden kann. Je nach der Zusammensetzung des Glases erfolgt
die Zersetzung mehr oder weniger schnell und vollständig.
Manche Glassorten erblinden sehr leicht und bedecken sich entweder mit leichtem Tau (hygroskopischen Kalisalzen)
oder mit feinem Pulver (nicht hygroskopischen Natronsalzen). Um zu erkennen, ob ein in verhältnismäßig kurzer Zeit erblinden
wird oder nicht (namentlich wichtig für optische Gläser), setzt man es sorgfältig gereinigt bei gewöhnlicher Temperatur
der Einwirkung von Salzsäuredämpfen aus, indem man es unter einer Glasglocke 24-30 Stunden auf einer
Schale, die rohe Salzsäure enthält, liegen läßt.
Dann bringt man es in einen verschließbarenSchrank
[* 18] und läßt es wieder 24 Stunden stehen. Hierbei ist jede SpurAmmoniak oder
Staub höchst sorgfältig abzuhalten. Zeigt sich nun ein zarter, weißer Beschlag, der sich leicht abwischen läßt, so sind
die Gläser verwerflich. Bemerkt man im durchgehenden Licht keinen Beschlag, so betrachtet man das Glas im
schräg auffallenden Licht und zieht mit einer abgerundeten Messerschärfe einen Strich darüber. Hierbei wird auch der leiseste
Anflug sichtbar, aber gutes Glas erweist sich stets vollkommen klar. Ist der Anflug¶