Fingers verliehen, während das Umwenden des
Daumens den Todesstoß verlangte. Das
Volk zeigte
Teilnahme für den Tapfern, während
es durch Furchtsamkeit in Wut gebracht wurde. Die gefallenen Gladiatoren
[* 2] wurden mit
Haken durch die
PortaLibitina nach dem sogen. Spolarium
geschleppt, wo auch diejenigen, in denen noch
Leben war, völlig getötet wurden. Die
Sieger erhielten
zur Belohnung einen Palmzweig (palma gladiatoria), unter und seit
Augustus auch Geldprämien. In
Italien
[* 3] war namentlich
Kampanien
die
Heimat der
oben genannten Gladiatorenschulen, und die ungeheure
Menge von Sklaven, die sich dort zu ihrer
Ausbildung versammelten,
brachte
Rom
[* 4] durch ernstliche
Aufstände wiederholt in
Gefahr (vgl.Spartacus).
In denBürgerkriegen zwischen
Otho und
Vitellius dienten die auch im
Heer und leisteten hier namentlich im
Handgemenge ausgezeichnete
Dienste.
[* 5] Das
Christentum trat den Gladiatorenkämpfen zwar entgegen, war aber lange Zeit nicht im stande, die Vorliebe des
Volkes dafür zu verdrängen; erst unter
Honorius scheinen sie (404) ihr völliges Ende erreicht zu haben.
Bildliche
Darstellungen von Gladiatorenkämpfen sind nicht selten. Wichtig ist ein in
Pompeji
[* 6] gefundenes großes
Basrelief,
welches die mannigfachen
Situationen der Gladiatorenkämpfe darstellt. Auch auf einem zu
Nennig (Regierungsbezirk
Trier)
[* 7] gefundenen
Mosaikfußboden sind Abbildungen von solchen Kampfszenen enthalten (hrsg. von v.
Wilmowsky,
Bonn
[* 8] 1865).
L.
(Siegwurz,
Netzschwertel), eine
Gattung aus der
Familie der Iridaceen, ausdauernde
Gewächse mit von
braunen, parallel- oder netzfaserigen
Scheiden umgebenen
Knollen,
[* 9] einfachen, am
Grund beblätterten
Stengeln, linien- oder schwertförmigen
Blättern, sehr schönen, ährenständigen, nach einer Seite gerichteten, fast zweilippigen, trichterförmigen
Blüten und
häutiger, dreikantiger, vielsamiger
Kapsel. Etwa 90
Arten am
Kap und im tropischen
Afrika,
[* 10] in den Mittelmeerländern und im
Orient. Gladiolus communisL., in Südeuropa, hat einen 1 m hohen
Stengel
[* 11] und schöne purpurrote, weiße oder
fleischfarbige, fast rachenförmige
Blüten.
VonGladiolus byzantinus Mill., in
Kleinasien,
mit purpurroten
Blüten, Gladiolus cardinalis
Curt, am
Kap, mit blaugrünen Blättern und scharlachroten
Blüten, Gladiolus floribundusJacq.,
am
Kap, mit großen, blaß rosenroten oder fleischfarbigen
Blüten mit fast gleichem, kreiselförmigem
Rand, Gladiolus ramosusMurr.,
vomKap, mit leuchtend fleischfarbigen, weiß gezeichneten
Blüten, und von Gladiolus natalensisReinw. (psittacinusHook.), aus
Natal, mit gelben, am
Rand rotgestreiften
Blüten sind eine große Anzahl
Varietäten und Hybriden erzeugt worden.
VonGladiolus cardinalis und psittacinus stammen die mannigfaltigen farbenprächtigen
Genter Gladiolen (Gladiolus gandavensis hort.)
ab, die im freien Land und im
Topf kultiviert werden.
Gladiolus edulis Burchell, in Südafrika,
[* 13] hat eine fast
zusammengesetzte
Ähre mit schönen
Blumen und eßbare Zwiebelknollen.
VonGladiolus segetumKer., in
Europa,
[* 14] mit etwa 4
cm langen, purpurroten,
rachenförmigen
Blumen, ist die
Wurzel wahrscheinlich das Xiphion des
Dioskorides, welches er sowohl als Wundmittel wie auch
als Aphrodisiakum und als
Mittel bei
Amenorrhöe angibt. Auch wurde diese
Wurzel unter das
Mehl
[* 15] gemengt und
gebacken.
Der streng kirchlichen puseyitischen
Bewegung befreundet, veröffentlichte er zwei Werke: »The state in its relations
with the church« (1838) und
»Church principles considered in their results« (1840). In diesen Werken forderte
er die gänzliche Unabhängigkeit der
Kirche vom
Staat, betonte aber, daß der
Staat auf religiöse Prinzipien gegründet sein
und sich die Verbreitung derselben zur Aufgabe machen müsse; die
Schriften erregten solches Aufsehen, daß selbstMacaulay
sich veranlaßt fand, eine ausführliche Widerlegung Gladstones zu schreiben.
Sein freundschaftliches
Verhältnis zuPeel wurde dadurch nicht getrübt; Gladstone nahm vielmehr im
Dezember 1845 die
Ernennung zum
Staatssekretär für die
Kolonien an, gehörte aber dem
Unterhaus in dieser
Session nicht mehr an, da er durch
die Ernennung seinen Sitz in
Newark verloren hatte und auf eine Wiederwahl gegen den Einfluß des
Herzogs vonNewcastle,
der dem
Ministerium wegen seiner Freihandelspolitik die Unterstützung versagte, nicht hoffen konnte. Erst bei den allgemeinen
Wahlen von 1847 wurde Gladstone, nachdem er schon im Juli 1846 mit
Peel zurückgetreten war, wiederum zum Mitglied des
Unterhauses
als Vertreter der
UniversitätOxford erwählt. Im J. 1850 unternahm er eine
Reise nach
Italien, von der
er durch eine Einladung
LordStanleys, an dem von letzterm im
Februar 1851 projektierten
Ministerium teilzunehmen, zurückberufen
wurde; indessen zerschlug sich diese
Kombination an der Weigerung
Stanleys, den Protektionismus aufzugeben, den Gladstone als
JüngerPeels unmöglich zulassen konnte. Auch sonst bewies Gladstone, daß er von seinen frühern
hochkonservativen
Ansichten zurückgekommen war: er unterstützte
RussellsVorschläge für die
Emanzipation der
Juden und einen
Gesetzentwurf, der gewisse noch
¶
mehr
bestehende Beschränkungen der politischen Rechte der Katholiken beseitigen sollte. 1851 veröffentlichte er ein Schreiben
an LordAberdeen
[* 21] über die politischen Verfolgungen in Neapel,
[* 22] welches, da es haarsträubende Dinge über die Behandlung der
politischen Gefangenen in den dortigen Gefängnissen berichtete, außerordentliches Aufsehen machte und von LordPalmerston
an alle HöfeEuropas versandt wurde. Wie dieser Brief, so war auch die Übersetzung von Farinis Werk über
die neuere römische Geschichte: »History of the Roman state« (Lond. 1851-52, 3 Bde.)
eine Frucht seines Aufenthalts in Italien.
Bei der Neuwahl 1852 trat Gladstone wieder für Oxford ins Unterhaus und ward nach dem Fall des toryistischen Kabinetts
(Dezember 1852) Schatzkanzler im neuen Koalitionsministerium Aberdeen. In dieser Stellung erwies Gladstone sich als einen der schlagfertigsten
Vorkämpfer des Ministeriums; in seinem Departement faßte er denPlan zur allmählichen Verminderung der englischen Staatsschuld,
dessen Durchführung freilich infolge des orientalischen Kriegs unterblieb. Schon damals war Gladstone prinzipieller Anhänger einer
Friedenspolitik, die zum orientalischen Krieg nur widerstrebend sich hindrängen ließ; er benutzte die vom Unterhaus angeordnete
Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Kriegführung in der Krim
[* 23] und reichte seine Entlassung ein.
Seitdem stimmte er mit der Opposition und trug nicht wenig zu dem Tadelsvotum über den chinesischen Krieg
bei; welches 1857 LordPalmerston zur Auflösung des Parlaments nötigte. Ebenso sprach er für den Antrag Milner Gibsons, die
von der Regierung vorgelegte Konspirationsbill zu verwerfen, der den Sturz des MinisteriumsPalmerston zur Folge hatte. In dieser
Zeit der Muße schrieb er auch sein Werk »Studies on Homer and the Homeric age« (Oxf. 1858, 3 Bde.).
Ende 1858 ward Gladstone als außerordentlicher Kommissar nach den Ionischen Inseln gesandt, um die nach Vereinigung mit dem KönigreichGriechenland
[* 24] verlangenden Insulaner mit der englischen Herrschaft auszusöhnen, kehrte aber im Februar 1859 unverrichteter
Sache nach England zurück.
Aufs neue übernahm er das Amt eines Kanzlers der Schatzkammer, als Palmerston ein neues Kabinett
bildete. Gladstone erwarb sich allseitige und unbestrittene Anerkennung durch seine Finanzverwaltung und konnte fast regelmäßig
Jahr um Jahr mit einer Steuerermäßigung vor das Parlament treten. In seinen politischen Anschauungen hatte sich in letzter
Zeit einem fortgeschrittenen Liberalismus genähert. Er, der als Tory seine Laufbahn begonnen und dann
durch die Schule ökonomischer Reformen, die Peel eröffnet, hindurchgegangen war, langte zuletzt bei Ansichten an, die dem Programm
der radikalen Whigs nicht mehr fern standen. So sprach er sich 1864 für eine weitgehende Erweiterung des Wahlrechts aus und
trat 1865 im Widerspruch mit den früher von ihm vertretenen hochkirchlichen Anschauungen für eine Reform
der bischöflichen KircheIrlands auf. Deshalb unterlag er bei den Wahlen von 1865 in Oxford, wurde aber in Südlancashire zum
Abgeordneten gewählt. Solange LordPalmerston an der Spitze derRegierung stand, hatte Gladstone nicht die Möglichkeit, seinem
neuen Liberalismus in politischen Dingen praktische Folge zu geben. Erst PalmerstonsTod gab ihm freiere Hand.
[* 25] Er
behielt unter Russell die Leitung der Finanzen, hatte aber dabei die Regierung im Unterhaus zu vertreten und galt überhaupt
bei dem hohen Alter des Premiers für die eigentliche Seele der Regierung.
Indessen blieb das Kabinett bei der von ihm
eingebrachten Reformbill in der Minorität, obgleich Gladstone mit voller Überzeugung
und Beredsamkeit für dieselbe eintrat, und nahm daher seine Entlassung, um einem MinisteriumDerby-Disraeli Platz zu machen.
Gladstone trat jetzt an die Spitze der liberalen Opposition und trug wesentlich zur Ergänzung und Vervollkommnung
der von dem Torykabinett 1867 eingebrachten Reformbill bei. Als sodann 1867 die irische Frage in den Vordergrund trat, erklärte
sich Gladstone mit aller Entschiedenheit für die Entstaatlichung der anglikanischen Kirche in Irland; seine hierauf bezüglichen
Anträge wurden mit 320 gegen 290 Stimmen angenommen.
Die Folge dieser Niederlage der Regierung und noch mehr der darauf folgenden Wahlen, bei welchen Gladstone zwar in Südlancashire durchfiel,
aber in Greenwich glänzend gewählt wurde, war der Rücktritt des KabinettsDisraeli und die Bildung eines neuen Ministeriums
aller liberalen Elemente, dessen Haupt undSeele Gladstone selbst war. Da er über eine große Majorität im Unterhaus
verfügte, gelang es ihm, eine Reihe von Reformgesetzen durchzubringen, welche von der liberalen öffentlichen Meinung gefordert
waren.
Die irische Kirchenbill 1869, die irische Landbill, das Gesetz über Volksunterricht 1870, die Einführung der geheimen Abstimmung
bei Parlamentswahlen 1871 sind die wichtigsten dieser Maßregeln. Die früher von Gladstone schon
inaugurierte Finanzpolitik hatte neue glänzende Erfolge zu verzeichnen. Die Schwäche seiner Staatsleitung bestand in einem
gewissen unruhigen Eifer, immer neue Gebiete des staatlichen Lebens mit seinen Reformen anzugreifen, in einer allzu optimistischen
Nachgiebigkeit und Schwäche gegenüber der um sich greifenden ultramontan-katholischen Propaganda, vor
allem aber in einer zu weit getriebenen Friedensseligkeit und Indifferenz in der auswärtigen Politik.
Das Prinzip der Nichtintervention, wie es auffaßte und ausführte, machte sein Ministerium nahezu lächerlich. Gladstone selbst entblödete
sich nicht, in Journalartikeln französische Sympathien zu bekunden, und erregte Deutschland
[* 26] durch einzelne Maßregeln soviel
wie möglich Schwierigkeiten. Im Frühjahr 1871 fügte er sich den Forderungen Rußlands, welche alle
Früchte des Krimkriegs rückgängig machten. Eine große Verstimmung bemächtigte sich allmählich der englischen Nation; das
persönliche Auftreten Gladstones im Parlament, seine Reizbarkeit, Unberechenbarkeit und Heftigkeit verringerten die anfangs
so große Majorität zusehends.
Seine Reform der Militärverfassung durch Aufhebung des Stellenkaufs der Offiziere setzte er nur durch
Benutzung der königlichen Prärogative durch; in der Frage der irischen Universitäten erlitt er im März 1873 eine Niederlage.
Trotz des angebotenen Rücktritts mußte er noch im Amt bleiben, da damals Disraeli sich weigerte, eine neue Regierung zu bilden.
Ganz plötzlich löste er darauf das Parlament auf; da aber die Neuwahlen eine gewaltige Mehrheit
der Tories ergaben, so nahm Gladstone seine Entlassung, und Disraeli war sein Nachfolger.
Grollend zog sich in der Session von 1874 zurück und legte zu Anfang 1875 auch formell die Führerschaft der liberalen
Partei nieder. Wie er schon in den letzten Jahren mehrmals litterarische Arbeiten veröffentlicht (»A chapter of autobiography«,
1868), so beschäftigte er sich 1874 und 1875 mit einer Reihe von polemischen Schriften gegen die vatikanischen Dekrete von
1870, gegen die päpstliche Unfehlbarkeit und die ultramontanen Tendenzen; alle diese Publikationen (gesammelt
¶