eine Umrahmung oder Umfriedigung eines
Raums, ein Verschluß einer
Fenster-,
Thür-,
Oberlicht- oder Dachlukenöffnung,
welche durch eine rechtwinkelige oder schräge Durchkreuzung von Rundstäben oder Flachleisten oder von beiden zusammen gebildet
werden. Das
Material ist vorzugsweise
Stein,
Holz
[* 6] oder
Metall. Am gewöhnlichsten ist die Verwendung von
Schmiede- oder
Gußeisen, im
Mittelalter auch von
Messing. Die aus
Metall gefertigten
Stäbe oder
Leisten hielt man an ihren Schneidepunkten
durch
Bänder zusammen.
In der Verschlingung dieser
Stäbe wurde bald eine große Mannigfaltigkeit und Kunstfertigkeit erreicht. Die glattenStäbe
und Latten wurden dann später mit angeschmiedeten oder gegossenen Blättern,
Blumen,
Arabesken,
Menschen- und Tierfiguren geschmückt,
so daß die Gitter schließlich zu einem bedeutsamen Erzeugnis des Kunsthandwerks und mit dem größten
Luxus ausgestattet wurden.
Man fertigte Gitter zum
Abschluß von
Kapellen in
Kirchen, zum
Abschluß des
Chors von denSchiffen, zur Umfriedigung
der Grabdenkmäler in den
Kirchen, zur
Einfassung von
Taufsteinen,
Brunnen
[* 7] und öffentlichen
Denkmälern an. In der Renaissancezeit
wurden die auch in der Privatarchitektur allgemein und sind es auch bis jetzt in mannigfaltigster Verwendung als
Thor-,
Thür-,
Fenster-,
Grab- und Gartengitter geblieben.
Zur Belebung der Eisenfarbe wird Vergoldung, Verkupferung, Vernickelung u.
dgl. benutzt. Neben dem am meisten verbreiteten Guß von Gittern hat neuerdings
auch wieder die Schmiedekunst
[* 8] bei der Anfertigung von Gittern große künstlerische Erfolge erzielt.
CharakteristischeBeispiele
sind das gotische Gitterwerk am sogen.
QuintinMassys-Brunnen in
Antwerpen,
[* 9] die Gitter im
Dom zu
Freising,
[* 10] das Gitter amGrabmalKarls IV. im
Dom zu
Prag
[* 11] und das Gitter am Augustusbrunnen in
Augsburg.
[* 12]
(spr. dschudecka,Zueca), eine derInseln von
Venedig,
[* 18] im S. der eigentlichen Stadt gelegen
und durch den
Canale della Giudecca von dieser getrennt.
Früher ein vom
Adel begünstigtes
Quartier, ist es jetzt ein abgelegener
Stadtteil mit etwa 3000 Einw., meist
Fischern.
Auf ihr liegt die berühmte Renaissancekirche Il Redentore, der vorzüglichste
Kirchenbau
Palladios, 1577 als Votivbau für das Erlöschen der
Pest durch den
Senat errichtet.
(spr. dschuditschi),PaoloEmiliani, ital. Litterarhistoriker, geb. zu
Mussomeli auf
Sizilien,
[* 19] widmete sich dem
Studium der Litteratur und erhielt 1848 eine Lehrkanzel an der
Universität zu
Pisa,
[* 20] verlor dieselbe aber beim
Eintritt der politischen
Reaktion nach wenigen
Monaten wieder.
Nun warf er sich
ganz auf schriftstellerische
Arbeiten und veröffentlichte seine sehr geschätzte »Storia della letteratura
italiana« (zuletzt 1855, 2 Bde.). Auch eine »Storia
del teatro italiano« begann er herauszugeben, von welcher jedoch nur der 1.
Band
[* 21] (1860, später neu aufgelegt) erschienen
ist, und welche ihren Gegenstand nur bis auf Lorenzo de'
Medici verfolgt.
Weiterhin betrieb er historische
Studien, ging dem in zahllose ununterbrochene
Fehden sich zersplitternden
Leben der großen,
kleinen und kleinsten italienischen Gemeinwesen der Vergangenheit nach und entwarf ein interessantes
Bild davon in seiner
»Storia dei comuni italiani«, welche 1851 zu
Florenz
[* 22] in 3
Bänden, aber arg von der
Zensur verstümmelt,
erschien und 15 Jahre später (1866), inhaltlich wieder ergänzt und formell neubearbeitet, ausgegeben wurde.
(spr. dschu-),Giambattista, berühmter
Dante-Erklärer und Philolog, geb. zu Canelli
im Gebiet von
Asti, widmete sich dem geistlichen
Stand und lehrte sodann
Mathematik und
Physik an mehreren höhern Lehranstalten
Italiens, zunächst in
Rom,
[* 26] dann in
Lugano, wo er 1841 einen »Trattato elementare di algebra« veröffentlichte.
Um dieselbe Zeit wurde er durch
Krankheit genötigt, seine Lehrthätigkeit zu unterbrechen, und fand erst
in der milden
LuftNeapels seine
Gesundheit wieder. 1843 ging er wieder nach
Rom und widmete sich von da an fast ausschließlich
dem
StudiumDantes. Im J. 1847 wurde ihm an der
Universität zu
Genua
[* 27] der Lehrstuhl der
Moralphilosophieübertragen, welchen er
später mit dem der geistlichen
Beredsamkeit vertauschte. An den politischen
Bewegungen der
¶
mehr
Revolutionsjahre nahm er lebhaften Anteil: Seit 1860 als Professor der Litteratur und Erklärer der Werke Dantes am Istituto
degli studj superiori zu Florenz angestellt, starb er im Januar 1884 daselbst. Von seinen meist der Erklärung der Werke Dantes
gewidmeten Schriften sind hervorzuheben: »Saggio di un nuovo commento della Commedia di Dante« (Genua 1845);