und beständig verbesserte
Maschine
[* 2] der Begründer der jetzigen mechanischen Flachsspinnerei, da die spätern einschlagenden
Erfindungen nur Fortschritte auf dem von ihm angebahnten und praktisch verfolgten Weg sind. Er konstruierte auch einen
Röhrenkessel, eine rotierende
Dampfmaschine,
[* 3] eine
Dampfkanone etc. 1815 nach
Österreich
[* 4] berufen, betrieb er bis 1825 eine
Spinnerei zu Hirtenberg bei
Wien.
[* 5]
Später leitete er das Bergwesen in
Polen und starb in
Paris.
[* 6]
3) Edouard, franz.
Maler und Kupferstecher,
Bruder des vorigen, geb. zu
Neuchâtel, gest. in
Versailles,
[* 20] war anfangs Kupferstecher und arbeitete 1836 an dem großen Werk »Les galeries
historiques de
Versailles« mit. 1839 brachte er von einer
Reise in das
Berner Oberland das erste jener fein
beobachteten und korrekt gezeichneten ländlichen Genrebilder mit, welche durch ihn rasch populär wurden. Fortan entlehnte
er seine
Motive überwiegend diesem Landstrich und wußte die lokale Eigentümlichkeit in seinen zugleich einfachen und dramatischen
Kompositionen vortrefflich wiederzugeben. Der verwundeteHund, der
Tod eines
Kindes, die Bibellektüre, das
Tischgebet, die
Erzählung der Großmutter und der väterliche
Segen gehören zu seinen erfolgreichsten
Arbeiten, der
Jahrmarkt
im Kanton Bern
und die
Auktion zu seinen letzten und reifsten. Von seinen Kupferstichen sind verschiedene
Blätter nach
Delaroche und
Gérôme
zu nennen.
2)
Alexandre,
Graf von,
Bruder des vorigen, geb. nahm an den
FeldzügenNapoleons I. mit Auszeichnung
teil und ward 1814 Divisionsgeneral.
Später von entschieden royalistischer
Gesinnung, ward er
OberjägermeisterKarls X. Nach
der
Julirevolution lebte er zurückgezogen und starb Girardin veröffentlichte unter anderm:
»Mémoire sur
la situation politique et militaire de l'Europe« (1844).
zu Paris, trat 1821 in das pharmazeutische Laboratorium
[* 25] der Hospitäler von Paris, 1825 in das Laboratorium von Thénard und
erhielt 1828 die Professur der angewandten Chemie in Rouen.
[* 26] Hier richtete er auch einen Kursus der angewandten Chemie für Arbeiter
ein und veröffentlichte diese Vorlesungen als »Leçons de chimie élémentaire appliquée aux arts industriels«
(1837; 6. Aufl. 1880, 5 Bde.). 1838 wurde
er zum Professor der Agrikulturchemie an der auf seinen Antrieb gegründeten École d'agriculture ernannt. 1848 begann er seine
Vorlesungen über den Dünger im DepartementNiederseine und übte einen großen Einfluß auf die Fortschritte der Kultur in der
Normandie. 1858 folgte er einem Ruf nach Lille und wurde dann Rektor der Akademie zu Clermont. Er schrieb:
»Éléments de minéralogie appliquée aux sciences chimiques« (Par. 1826, 2 Bde.);
»Nouveau manuel de botanique« (das. 1827);
»Considérations générales sur les volcans« (Rouen 1830);
»Chimie générale et appliquée« (1868-1869, 4 Bde.).
5)DelphineGay, MadameEmile de, franz. Dichterin, geb. zu Aachen,
[* 27] Tochter der Schriftstellerin
SophieGay, machte sich schon in ihrem 17. Jahr als Dichterin (auch durch ihre Schönheit) bekannt und erhielt von der Akademie
einen Preis. Seit 1831 mit Emile de Girardin verheiratet, starb sie in Paris. Ihr Ruf gründete sich
namentlich auf ihre Poesien, die als »Essais poétiques« (Par.
1824-26, 2 Bde., u. öfter) erschienen.
Außerdem schrieb sie Romane (»Le lorgnon«, »Contes d'une vieille fille«, »Le marquis de Fontanges«, »Marguerite«) und Theaterstücke
(»Judith«, »Cléopâtre«, »Lady Tartufe«, »Le chapeau de l'horloger« u. a.).
Großen Erfolg hatten ihre »Lettres parisiennes«, die sie unter dem Namen eines Vicomte de Launay 1836-48
in der »Presse«
[* 28] veröffentlichte. Ihre »Œuvres complètes« erschienen 1860 bis 1861 in 6 Bänden.
6) Emile de, franz. Publizist, geb. in der Schweiz als illegitimer Sohn von Girardin 2), hieß bis 1827 Delamothe
und ward 1847 von seinem Vater anerkannt. Er erhielt auf einem PariserCollège seine Bildung, ward 1823 im Kabinett des Generalsekretärs
der königlichen Museen angestellt und einige Jahre später Kunstinspektor im Ministerium des Innern. Litterarisch machte er
sich zuerst bekannt durch den Roman »Émile«, worin er seine Herkunft und die Geschichte seiner Kindheit
berichtet, sowie durch Gründung mehrerer Blätter, des »Voleur« (1828) und der »Mode« (1829),
denen nach der Julirevolution
das »Journal des connaissances utiles« (1831) und das »Musée des familles« (1832) folgten. Gleichzeitig beteiligte er sich
bei verschiedenen industriellen Unternehmungen und Spekulationen, die zum Teil einen übeln Nachklang für
ihn hatten. 1834 zum Abgeordneten in die Kammer gewählt, that er sich als eifriger Ministerieller hervor und gründete das
Journal »La Presse« als Organ der Hofpartei und der Konservativen, dessen Schmähungen ihn in einen Zweikampf mit dem Redakteur
des »National«, ArmandCarrel (s. d.), der im Duell blieb, verwickelten.
Für sein Journal bezog er vom Hof die
[* 29] reichlichste Unterstützung und
wurde durch Kabinettsbefehl von allen Untersuchungen,
in welche ihn seine Aktienschwindeleien verflochten, freigesprochen; ministeriellem Einfluß verdankte er auch 1838 seine
Wiederwahl in die Kammer. Nach den Februartagen 1848 schloß er sich der republikanischen Partei an und
verteidigte anfangs die provisorische Regierung, die er aber gleich wieder bekämpfte, da sie seine Dienste
[* 30] nicht annahm.
Obwohl er die Kandidatur LudwigNapoleons zur Präsidentschaft zuerst offen empfohlen, bekämpfte er auch diese bald wieder,
da der Prinz auf das politische Programm Girardins nicht eingehen wollte. Er warf sich nun entschieden
in die Arme des Sozialismus und gehörte, als er nach vielen vergeblichen Bemühungen 1850 vom DepartementNiederrhein in die
Nationalversammlung gewählt worden war, der äußersten Linken, der Bergpartei, an, die er aber bereits im August ebenfalls
wieder verließ.
Infolge seiner Wahl zum Deputierten hatte er die Redaktion der »Presse« an Nefftzer abgetreten; darauf nahm
er 1850 und 1851 teil an den Friedenskongressen zu Frankfurt
[* 31] und London. Nach dem wurde er auf unbestimmte Zeit aus
Frankreich verbannt und lebte in Brüssel,
[* 32] erhielt aber schon im Februar 1852 die Erlaubnis, nach Paris zurückzukehren, wo er
die oberste Redaktion der »Presse« wieder übernahm, bis er sie 1856 um 800,000 Frank an die Bankiers Millaud
u. Komp. verkaufte.
Vor dem italienischen Krieg empfahl er eine nationale und liberale Politik, welche Frankreich die Rheingrenze und Freiheit im
Innern verschaffen sollte. Trotz dieses liberalen Scheins diente seine Thätigkeit doch der Verherrlichung
des Kaisertums, das nach seiner Darstellung mit der wahren Freiheit sich recht gut vertragen könne. Als es ihm gleichwohl
nicht gelang, das gewünschte Portefeuille zu erhalten, kehrte er 1862 zu der publizistischen Thätigkeit zurück, leitete
wieder bis 1866 die »Presse« und gründete 1867 die imperialistische »Liberté«, welche er zu maßlosen
Hetzereien gegen Preußen
[* 33] benutzte.
Unter dem MinisteriumOllivier verkaufte er die »Liberté«, abermals um einen hohen Preis, und zog sich in der sichern Aussicht,
zum Senator gewählt zu werden, von der publizistischen Thätigkeit zurück; doch gelangte seine Wahl nicht mehr zur Veröffentlichung.
Während des Kriegs 1870 erreichten seine Auslassungen gegen Preußen die Höhe eines geradezu wahnwitzigen
Paroxysmus. Nochvor der Belagerung von Paris sich nach Limoges zurückziehend, gründete er hier das Journal »La Défense nationale«,
ließ dann seit April 1871 »L'Union française« erscheinen, worin er die
Idee einer Umgestaltung Frankreichs in eine Föderativrepublik vertrat, erwarb späterhin das »Journal officiel« und
übernahm im November 1874 die Direktion der »France«. Hier trug er 1877 wesentlich zum Sturz der reaktionären Regierung vom 16. Mai bei,
gewann sich dadurch eine neue Popularität und wurde im 9. Wahlbezirk von Paris als Nachfolger Grévys in die Deputiertenkammer
gewählt. Im J. 1881 verzichtete er auf eine Wiederwahl und zog sich reich und mit dem Ruf des größten
französischen Publizisten der Gegenwart ins Privatleben zurück. Er starb in Paris.
Von seinen zahlreichen Schriften heben wir noch hervor: »Études politiques« (2. Aufl. 1849);
»De l'instruction publique en
France« (neue Ausg. 1842);