Zweck und ihren Bestandteilen geistliche und weltliche Genossenschaften und unter den letztern sogen. Schutzgilden freier Stadtbürger,
die er »Altbürgergilden« nannte, ferner Kaufmannsgilden und Handwerkergilden. Insofern überhaupt die kaufmännischen städtischen
Genossenschaften und die Zünfte als Gilden aufgefaßt wurden, konnte auch von einem Gildezwang die Rede sein, nach welchem Zugehörigkeit
zur betreffenden Gilde die Voraussetzung für Handels- und Gewerbebetrieb bildete.
Nitzsch (»Über die niederdeutschen Genossenschaften des 12. und 13. Jahrhunderts«, im »Monatsbericht der Königlich Preußischen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin«, Jahrgang 1879, S. 4 ff.) hat dagegen nachgewiesen, daß Gilde etwas
von jenen andern mittelalterlichen Genossenschaften wesentlich Verschiedenes, daß sie ein rein norddeutsches
Institut war, im 12. Jahrh. in Norddeutschland an den Handelsplätzen als eine Vereinigung
für Verkehrsinteressen, und zwar für alle an diesen beteiligten Einwohner eines Platzes, sowohl der Kaufleute und Krämer
als der Handwerker, erscheint, die weder kirchlichen noch hofrechtlichen Ursprungs ist und zunächst keine Scheidung nach einzelnen
Gewerben kennt. Stets hat sie exklusive Rechte des Verkehrs an ihrem Platz und eine vollständige Autonomie.
Verkehrsgenossenschaften dieser Art waren in Süd- und Westdeutschland nicht vorhanden, wohl aber in England, auch unter dem
gleichen Namen (vgl. Zunftwesen). Bekannt sind heute noch in Deutschland die bestehenden bürgerlichen Vereinigungen der Schützengilden.
1) Johann, Orientalist, geb. zu Klein-Siemen im Mecklenburgischen, studierte
in Göttingen und Bonn Theologie und orientalische Sprachen, lebte dann ein Jahr in Leiden und Paris, um die dortigen Handschriftenbibliotheken
zu benutzen, lehrte seit 1839 als Privatdozent, seit 1844 als außerordentlicher Professor orientalische Sprachen und wurde 1845 Professor
der Theologie und orientalischen Litteratur in Marburg, 1848 auch Bibliothekar.
Seit 1859 ist er Professor für orientalische, speziell semitische, Sprachen in Bonn. Von seinen Schriften sind zu nennen: »De
rebus indicis scriptorum arabum« (Bonn 1838);
»Der heilige Rock zu Trier« (mit Sybel, Düsseld. 1845);
»Bibliothecae sanscritae
specimen« (Bonn 1847).
Auch gab er Kalidâsas »Meghadûta« und »Çringaratilaka« (Bonn 1841) heraus sowie
die Neubearbeitung von Lassens »Anthologia sanscritica« (3. Aufl.,
das. 1868). Außerdem hat er wertvolle Abhandlungen zur Kenntnis der orientalischen Litteratur
in der »Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes« und andern Zeitschriften veröffentlicht.
2) Otto, Bürgermeister der Freien Stadt Bremen, geb. zu Bremen als Sohn des Senators Friedrich Gildemeister, widmete
sich in Bonn 1842-45 philosophischen, historischen und philologischen Studien und trat, nach Bremen zurückgekehrt, in die Redaktion
der damals neubegründeten »Weserzeitung«, der er seit 1850 als Hauptredakteur
vorsteht. Zwei Jahre später wurde er Sekretär des Bremer Senats, 1857 Mitglied des Senats und ward für
die Perioden 1872-75, 1878-81 und 1882-87 Bürgermeister von Bremen. hat den Vorsitz im Senat und leitet die auswärtigen und
Handelsangelegenheiten und die Finanzen seiner Vaterstadt. Er ist seit 1871 zugleich Vertreter seiner Vaterstadt im Bundesrat
des Deutschen Reichs. Litterarisch machte er sich durch seine gehaltvollen Leitartikel in der »Weserzeitung«
und zahlreiche Abhandlungen litterarischen und volkswirtschaftlichen Inhalts
in Journalen, namentlich aber durch seine im ganzen
und großen meisterhafte Übersetzung von Lord Byrons Werken (Berl. 1864, 6 Bde.; 3. Aufl.
1877) bekannt, der die Übersetzung einer Reihe Shakespearescher Dramen (darunter die Historien) für die Brockhaus-Bodenstedtsche
Ausgabe sowie der Sonette Shakespeares (Leipz. 1871) und von Ariosts »Rasendem
Roland« (Berl. 1882-83, 4 Bde.)
nachfolgten.
ein im Altertum reichbewaldetes Gebirge in Palästina, jenseit des Jordans, zwischen dessen Zuflüssen Jabbok und
Jarmuk, im Stammesgebiet Manasse, mit tiefen, engen, aber wasserreichen Thälern und schönen Weiden. Gilead heißt auch
oft das ganze Ostjordanland, soweit es von Juden bewohnt war.
(spr. dscheils), Ernst, Australienreisender, gebürtig aus Bristol in England, erhielt seine Erziehung in Christ's
Hospital zu London und ging darauf nach Melbourne in Australien, wo er bis 1854 ein Regierungsamt bekleidete, machte dann mehrere
kleine Reisen und unternahm, unterstützt durch F. v. Müller, 1872 seine erste große Reise von Chamber's
Pillar im Zentrum von Australien westwärts, entdeckte den großen, von ihm Lake Amadeus benannten Salzsumpf und drang 1873-74
von der Peakestation des Überlandtelegraphen bis 125° östl. L. vor. Im J. 1875 durchzog er in
der Richtung des 30.° südl. Br. einen noch ganz unbekannten Teil Westaustraliens unter den größten Entbehrungen,
ging dann von Perth nordwärts und kehrte, das Land zwischen dem Wendekreis und 25° südl. Br. erforschend, zur Überlandtelegraphenlinie
und von da nach Adelaide zurück, das er erreichte. Seitdem lebt in Melbourne. Er schrieb: »Geographical
travels in Central Australia« (Melbourne 1874) und »The journal of a forgotten expedition« (Adelaide 1880).
Hasardspiel mit Pikettkarte unter vier Personen, wobei von jedem Teilnehmer zwei Einsätze
gemacht werden, einer für den sogen. »Geh« (zwei gleiche Karten) und einer für die Augen. Jeder Spieler erhält
drei Blätter; wer den höchsten Geh hat, zieht die hierfür bestimmten Einsätze, es sei denn, daß ein Dreiblatt heraus wäre.
Das niedrigste Dreiblatt geht über den höchsten Geh. Wer die meisten Augen hat, gewinnt die andern Einsätze. Es steht jedem
frei, auf seine Karte zu halten oder zu passen; ebenso darf »nachgeboten« (Einsatzerhöhung
angeboten) werden.
(spr. gillförd), Fabrikstadt in der irischen Grafschaft Down, am Bann, unterhalb Banbridge, hat (1881) 1324 Einw.
Dabei Tanderagee, Schloß des Herzogs von Manchester.