pers.
Provinz, am Südwestufer des
KaspischenMeers, 11,012 qkm (200 QM.) groß, von Rußland durch den
Fluß Astara geschieden
und östlich bis zum
Orte Temische reichend, umfaßt den 220-300 km breiten Landstrich zwischen den
Bergen
[* 2] von Talysch und
dem
Meerbusen von
Enzeli. Die
Provinz ist eine sumpfige
Niederung, mit dichten Wäldern und Anpflanzungen
bedeckt, in denen die Ortschaften versteckt liegen. Zahlreiche
Flüsse
[* 3] eilen dem
KaspischenMeer zu, als größter darunter
der fischreiche SefidRud. Der
Fuß des
Gebirges und die vorliegenden, an das untere
Bengalen erinnernden
Niederungen strotzen
von Üppigkeit des Pflanzenwuchses.
Den prachtvollsten Waldungen schließen sich an den Stufenabsätzen der
Höhen Obstgärten,
Weinberge und
dichte Maulbeerpflanzungen an, während sich im
Niederland weite Reisfelder ausbreiten, die am Seegestade von Schilfwäldern
und Gebüsch umgürtet sind. Die Seeufer selbst sind flach und seicht, mit
Sandbänken und
Lagunen (Murdab). Über das Ganze
ragen die Gipfel des
Elburz nackt empor. Das
Klima
[* 4] ist feucht, wechselvoll und ungesund. Im
Herbst und
Winter
herrschen furchtbare
Stürme mit anhaltendem
Regen (vom
September bis
Januar), der das
Niederland unter
Wasser setzt, und in der
Sommerhitze entwickeln sich aus den stehenden Sumpfgewässern bösartige Fieberdünste.
Der
Winter beginnt im
Niederland mit dem
Januar, im
Gebirge aber schon Ende
Oktober und
November und bringt
hier 1-2 m tiefen Schneefall, welcher im
Frühling, der angenehmsten und gesündesten
Jahreszeit, schmilzt und die Gewässer
anschwellt. Die
Gewitter sind sehr heftig. Eine große Zukunft haben die Eisenbergwerke bei der Stadt Masulä. In der
Pflanzen-
wie Tierwelt zeigt sich das Auftreten echt asiatischer
Formen, die spezifisch europäischen schwinden
mehr und mehr.
Unter den Waldbäumen ragt die kastanienblätterige
Eiche am höchsten empor, es finden sich
Stämme von ganz kolossalem
Umfang
und bis 45 m
Höhe; sie sind dem
Volk heilig. Platanenblätterige
Ahorne, die von keinem
Insekt berührten Planerabäume,
Eschen,
Linden, Pterocarya und Parottia bilden die Dickichte, in denen
Königstiger,
Leoparden,
Luchse,
Wildschweine,
Bergschafe u. a. hausen.
In denEbenen wachsen alle unsre Fruchtbäume, der
Weinstock rankt wild an den
Bäumen empor; doch sind
die
Früchte von geringer
Güte.
Von
Haustieren werden
Schafe
[* 5] mit dem Fettschwanz, kleine
Rinder
[* 6] (eine
Kreuzung des
Zebu mit dem tatarischen
Rind)
[* 7] und kleine, aber
ausdauernde
Pferde
[* 8] gezogen. Man baut vornehmlich
Reis,
Weizen und
Gerste.
[* 9] Die
Zucht der
Seidenraupe ist allgemein, aber das
Produkt,
dessen
Ertrag jährlich an 13 Mill. Mk. wertet, ist schlecht.
Rosenöl wird viel bereitet. Die
Bevölkerung,
[* 10] auf 150-260,000
Seelen geschätzt, besteht aus den ursprünglichen iranischen Bewohnern und kurdischen und türkischen Einwanderern,
die von der persischen
Regierung hier angesiedelt wurden.
Sie sprechen entweder Gileki, einen persischen
Dialekt, oder
Tat, eine rein iranische
Sprache.
[* 11] Der gilanische
Bauer ist von mittlerer
Statur, meist hager, mit oliven- oder kupferfarbiger
Haut.;
[* 12] die
Tat dagegen sind zur Fettleibigkeit geneigt, ihre Hautfarbe
ist schwärzlich. Die Bewohner sind mäßig, dabei aber auch träge; der
Religion nach sind sie meist
schiitische Mohammedaner. Zur
Verwaltung ist die
Provinz in fünf
Bezirke eingeteilt; die Beamten schalten und walten mit größter
Willkür.
Die Einkünfte für den persischen
Schatz belaufen sich jährlich auf 2,4 Mill. Mk. Als Durchzugsland
vom südöstlichen
Europa
[* 13] nach
Zentralasien
[* 14] und
Indien hat Gilan vielleicht eine große Zukunft; am
Südufer
des
KaspischenMeers zieht der kürzeste Weg sowohl nach
Bochara und
Kaschgar als nach
Herat und
Indien. Die
Türken, denen seit
dem 17. Jahrh. die
Perser als
Herren des
Landes folgten, haben nichts gethan, um diese günstige
Lage auszubeuten. Obwohl die
Russen Gilan schon Mitte des 16. Jahrh. kennen lernten, wurde ihren Fahrzeugen
noch im vorvorigen Jahrzehnt die Einfahrt in den schönen
Hafen der
Lagune von
Enzeli verweigert und ihr
Handél den größten
Beschränkungen unterworfen; erst seit 1870 weist der russische
Handel mit
Persien
[* 15] größere
Ziffern auf. Der Hauptort derProvinz
ist
Rescht (s.
Karte
»Persien«).
2) NicolasJosephLaurent, franz. Dichter, geb. 1751 zu
Fontenoy le
Château in
Lothringen, begab sich 1774 nach
Paris,
[* 19] um hier
der
Poesie zu leben. Der einzige Dichter in dieser trocknen, unpoetischen Zeit, dem wahres
Gefühl und echte
Begeisterung nachzurühmen sind, geriet er, seiner
Neigung zur
Satire folgend, bald in erbitterte
Fehde mit der
Partei der
»Philosophen«.
Er starb, erst 29 Jahre alt, Zu seinen besten Gedichten zählen: »Adieux
à la vie« (auch betitelt: »Ode imitée
de plusieurs psaumes«),
wenige
Tage vor seinem
Tod gedichtet, mit fast modernen Anklängen;
die
Satiren:
»Mon apologie« und »Le
[* 20] XVIII. siècle« (1775).
Bekannt sind noch seine heftigen
Satiren: »Le carnaval des auteurs« (1773) und
»Le siècle« (Genf
[* 21] 1774). Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1823 (neue
Ausg. 1859).
(spr. ghilbert), 1) Josiah, engl.
Maler und Kunstschriftsteller, geb. zu
Rotherham
in
Yorkshire, besuchte die königl.
Akademie zu
London,
[* 22] wo er zuerst als Porträtmaler thätig war, siedelte aber 1843 nach
Marden Ash bei Ongar über, wo er seitdem, mit litterarischen und artistischen
Arbeiten beschäftigt, lebt. Er schrieb: »Art,
its scope and purpose« (1858);
»Landscape
in art before
Claude and
Salvator« (1885) und im
Verein mit Gilbert
Churchill »Excursions among the dolomite mountains« (1864; deutsch,
Klagenf. 1865-68, 2
Tle.).
Daneben entfaltete er eine sehr ausgedehnte Thätigkeit als Illustrator von Don Quichotte, Gil Blas, Tristram Shandy, Hudibras
und Shakespeare. Seine Zeichnungen zu letzterm sind auch einer deutschen Ausgabe des Dichters beigegeben worden.
3) William, engl. Romanschriftsteller von unbekannten Lebensverhältnissen, welcher durch sorgfältige
Durchführung der Motive und Einfachheit des Stils vielfach an die guten alten Muster erinnert. Seine vorzüglichern
Werke sind: »The rosary, a legend of Wilton Abbey« (1863);
Außerdem schrieb
Gilbert: »Lucrezia Borgia, duchess of Ferrara«
[* 27] (1869, 2 Bde.; deutsch
von Steger, Leipz. 1870), ein auf Urkunden gestützter Versuch einer Ehrenrettung.
Die größten Erfolge erzielte er in den
letzten Jahren in Gemeinschaft mit dem MusikerArthurSullivan durch eine Anzahl komischer Opern, wovon »Her Majesty's ship Pinafore«,
»The pirates of Penzance«, »Patience« und »The Mikado« als die durchschlagendsten zu nennen sind. Auch eine
Sammlung komischer Gedichte veröffentlichte Gilbert unter dem Titel: »Bab' ballads« (1869, neue Folge 1873; in Auswahl 1877 u. 1878).
Gesammelt erschienen »Original plays« (1875-81, 2 Tle.).