Als im 14. Jahrh. der
Gebrauch des
Schießpulvers allgemein wurde, entstanden die
Stück- oder Kanonengießer, von denen 1372 die
ersten Erzkanonen gegossen wurden. Während dieser ganzen
Periode wurden die
Formen ausschließlich aus
Thon oder aus einem
Gemenge von
Thon und
Sand aus freier
Hand
[* 11] oder mit
Hilfe von
Schablonen und Drehbrettern hergestellt. Um die Mitte des 14. Jahrh.
gebrauchte man zum
Gießen
[* 12] von Geschützkugeln kleinern
KalibersFormen aus
Kupfer,
[* 13]
Bronze u.
Stein, verwendete
also schon
Schalen oder Koquillen.
2) (Gießhübl-Puchstein) Badeort in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Karlsbad, an der
Eger,
[* 19] mit drei alkalischen
Säuerlingen,
von denen die am meisten benutzte König
Otto-Quelle (auch als »Gießhübler« in enormen
Quantitäten versandt) in 1
Lit. 0,8563
kohlensaures
Natron, 0,2413 kohlensaure Kalkerde, 0,1698 kohlensaure
Magnesia und 0,0649 schwefelsaures
Kali enthält und besonders bei chronischem
Bronchialkatarrh,
Magenkatarrh und
Gicht mit Erfolg getrunken wird. Der kleine, aufstrebende
Kurort, welcher zur
Gemeinde Rodisfort gehört, hat schöne Trinkhallen und
Promenaden, eine Kaltwasserheilanstalt,
Sauerbrunnen-,
Moorsalz-, Fichtennadel- und Flußbäder.
(spr. ghifförd), 1)
William, engl. Dichter und Übersetzer, geboren im April 1756 zu
Ashburton in
Devonshire,
war, früh verwaist, erst
Schiffsjunge, sodann
Schuhmacher, ward aber in seinem 20. Jahr durch hohe
Gönner in
den
Stand gesetzt,
in
Oxford
[* 22] zu studieren. Hier erwählte ihn
Lord Grosvenor zum
Führer seines
Sohns, mit dem Gifford mehrere
LänderEuropas bereiste. Nach seiner Rückkehr gab er 1797 die den Demokratismus bekämpfende
Zeitschrift »The
Anti-Jacobin« heraus
und wurde für seinen ministeriellen
Eifer mit einem einträglichen
Posten belohnt. Er begründete 1809 die »Quarterly
Review«,
die er bis 1824 redigierte, und starb Nachdem Gifford schon früher eine
Nachbildung der ersten
Satire des
Persius, »The Baviad« (1794),
und eine gegen die dramatischen Dichter seiner Zeit gerichtete litterarische
Satire,
»The Maeviad« (1795),
veröffentlicht hatte, erschien 1803 seine Übersetzung des Juvenal (mit autobiographischem
Vorwort,
neue Aufl. 1817, 2 Bde.). Nach dem
Aufhören des »Anti-Jacobin« beschäftigte er sich
mit den ältern englischen Dramatikern, besorgte eine neue
Ausgabe von
Massingers (1805) und
BenJonsons Werken (1816) und bereitete
bessere
Ausgaben von
Fords und
ShirleysSchauspielen vor, die aber erst nach seinem
Tod erschienen.
3) Swain, nordamerikan.
Maler, geb. 1840 zu
New Bedford, erhielt seinen ersten
Unterricht in der
Kunst von einem dort lebenden
holländischen Marinemaler, van Beest, gründete 1864 in
Boston
[* 28] ein eignes
Atelier, siedelte aber schon 1866 nach
New York über. Von dort aus machte er 1869
Reisen nach
Oregon und
Kalifornien und von 1870 an nach den westlichen
LändernEuropas,
nach
Marokko,
[* 29]
Algerien und
Ägypten,
[* 30] bis er 1875 über
England wieder heimkehrte. Unter den jüngern amerikanischen Landschaftsmalern
ist er einer der talentvollsten und vielseitigsten; seine
Landschaften sind naturwahr und in den
Details
sehr charakteristisch; mit gleicher Virtuosität behandelt er Schneestürme in den Hochgebirgen und friedliche, idyllische
Partien. Seine
Motive hat er meist aus
Italien,
[* 31]
Ägypten,
Algerien und
Marokko gewählt, wobei er die
Ölmalerei ebenso geschickt
handhabte wie die Aquarelltechnik.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Lüneburg,
[* 32] am Einfluß der
Ise in die Aller und an der
LinieBerlin-Lehrte
der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang.
Pfarrkirche, ein altes
Schloß, ein
Amtsgericht, eine Oberförsterei,
Glas- und
Brikettfabrikation und (1885) 2893 meist evang. Einwohner. Gifhorn kommt
urkundlich schon 1074 vor und war ehemals eine starke
Festung.
[* 33]
(Venenum,
Virus), ein fester, flüssiger oder gasförmiger
Stoff, welcher durch Hineingelangen in die Säftebahn
des
Menschen oder
Tiers schon in kleiner
Menge die Thätigkeit einzelner
Organe schädigt und dadurch krankhafte Zustände oder
den
Tod veranlaßt. Wie schwierig es ist, eine Begriffsbestimmung von Gift zu geben, welche einerseits
ganz feste
Grenzen
[* 34] zieht, anderseits aber dem gewöhnlichen Sprachgebrauch vollauf Rechnung trägt, geht daraus hervor, daß
Taylor in seinem berühmten Werk über
¶
mehr
die Gifte viele Seiten hindurch nur dieser Definition widmet und am Schluß dennoch die Unmöglichkeit einer präzisen Formulierung
zugestehen muß. Wird man gewöhnlich nicht leicht in Zweifel geraten, ob man einen gegebenen Stoff, der, wie das Cyankalium,
Opium, Arsenik, das Strychnin, in Bruchteilen eines Grammes schädlich wirkt, für ein Gift halten soll, so
kann es doch zweifelhaft werden, ob man bittere Mandeln, chlorsaures Kali oder gar das Kochsalz hierher rechnen will, die allesamt,
in größern Mengen genossen, zweifellos schädlich oder tödlich werden können.
Handelt es sich um eine gerichtliche Untersuchung, so wird der Sachverständige zu entscheiden haben, ob die fragliche
Substanz geeignet ist, in der beigebrachten MengeLeben und Gesundheit zu schädigen; dagegen ist es Sache des Richters, zu entscheiden,
ob der Stoff als Gift, die Darreichung also als Vergiftung zu beurteilen ist. Wenn z. B. jemand kleine Glassplitter unter eine
Speise mischt in der Erwartung, einen andern durch den Genuß derselben zu töten, oder wenn jemand einem
andern geschmolzenes Metall in den Mund schüttet, so ist zwar keiner dieser Stoffe ein Gift im gewöhnlichen Sinn, der Sachverständige
kann sich demnach nur über die Schädlichkeit der Substanzen für Leben und Gesundheit äußern, während der Richter zu entscheiden
hat, ob Vergiftung vorliegt. Ist der schädliche StoffProdukt einer Krankheit, welches in den damit in Berührung
kommenden Einzelwesen dieselbe Krankheit erzeugen kann, so pflegt man denselben nicht als Gift, sondern als Ansteckungsstoff
oder Kontagium zu bezeichnen. Auch Arzneien und Gifte stehen einander sehr nahe; beide sind sogar häufig in stofflicher Beziehung
identisch, und nur die verhältnismäßige Größe der Gabe macht den betreffenden Stoff zum Gift oder zur
Arznei.
Will
man auch die Ansteckungsstoffe hierher rechnen, so muß man unterscheiden zwischen der lebenden, vermehrungsfähigen, organischen
Materie (Bakterien), welche zersetzend auf das Blut einwirkt, und zwischen gewissen chemischen Produkten, welche durch den Lebensprozeß
der Bakterien entstehen u. ebenfalls für sich allein giftig wirken (Ptomaine). Gewöhnlich sind beide,
die Pilze
[* 39] und ihre Spaltungsprodukte, zusammen vorhanden, wie z. B. bei dem sogen.
Leichengift, dem Wundgift, dem Gift phagedänischer Geschwüre etc. (vgl. Infektionskrankheiten).
Die Unterscheidung der Gifte nach ihrer Herkunft als mineralische, vegetabilische und tierische, wozu noch die Gase
[* 40] als eine
besondere Abteilung kommen, ist eine selbstverständliche. Hinsichtlich ihrer physiologischen Wirkung auf den menschlichen
oder tierischen Organismus läßt sich zur Zeit keine Einteilung machen, welche auch nur annähernd auf Vollständigkeit Anspruch
machen könnte. Die meisten Gifte wirken lähmend auf die Endausbreitungen der Nerven
[* 41] oder auf die Zentralorgane; durch die
Größe der Gabe wird die Wirkung beträchtlich abgeändert, so daß man nicht nur bei jedem einzelnen Gift Stadien
der Einwirkung zu unterscheiden hat, sondern auch noch bei einem und demselben Stoffe verschiedene Dauer der Stadien kennt,
je nachdem die Menge groß oder klein, das Individuum empfänglich oder widerstandsfähig, die Darreichung plötzlich oder
langsam ist. Es gibt ein Gift, welches zuerst oder doch sehr früh das Herz lähmt (Muskarin), es gibt ein solches, welches
zuerst die willkürlichen Muskeln
[* 42] lähmt (Curare, Atropin), andre, welche das Atmungszentrum (Blausäure, Arsenik etc.), noch
andre, welche das Bewußtsein lähmen (s. Betäubende Mittel).