welche 1839 beim
Austritt des letztern von allein übernommen und fortgeführt wurde; bei seinem erfolgten
Tod ging
dieselbe auf seine beiden
SöhneKarlWilhelmFerdinand Giesecke (geb. und
BernhardRudolf Giesecke (geb. über. Unter
ihrer
Führung hob sich dasGeschäft außerordentlich, gewann aber erst seine jetzige große Bedeutung,
als der Sohn des letztern;
Georg Giesecke (geb. 1876 die technische Leitung übernahm und die
Gießerei
[* 2] nach amerikanischem
System reformierte, wofür er sich durch mehrjährige Thätigkeit in großen amerikanischen
Schriftgießereien die Kenntnisse
erworben hatte. Mit der
Gießerei ist eine Maschinenfabrik vereinigt, in welcher sowohl die eignen
Gießmaschinen
als auch Hilfsmaschinen und
Utensilien für den Buchdruckereibetrieb, mechanische
Aufzüge
[* 3] etc. gebaut werden; erstere zählt
zu den bedeutendsten
Deutschlands.
[* 4] Die neuesten Erzeugnisse des
Geschäfts werden in einem eignen
Organ: »Typographische Mitteilungen«,
veröffentlicht. -
Hermann Giesecke, geb. u.
Dr. Bruno Giesecke, geb. Söhne von
ChristianFriedrich
Giesecke, leiten die unter der
Firma »Giesecke u.
Devrient« zu
Leipzig
[* 5] bestehende graphische Anstalt, die ersterer im
Verein mit
AlfonsDevrient 1852 gegründet,
nach dessen
Tod aber allein übernommen hatte, bis 1879 sein
BruderBruno in dasGeschäft trat,
an dessen Leitung jetzt auch ein Sohn des erstern,
Raimund Giesecke, geb. teilhat.
Dasselbe pflegt vorzugsweise den feinen Werk- und Kunstdruck sowie den
Druck von
Wertpapieren, und wohl der größte Teil des
früher kursierenden
Papiergeldes der deutschen Kleinstaaten ist aus seinen
Pressen hervorgegangen. Auch eine Verlagshandlung
ist mit dem
Geschäft verbunden. Als bedeutende Leistungen im artistischen Werkdruck verdienen genannt zu werden:
Tischendorfs
»Codex Sinaiticus« der
Bibel
[* 6] sowie der in lithographischem Faksimiledruck ausgeführte
»PapyrusEbers«. Auch auf kartographischem
Gebiet leistet die
Firma Hervorragendes.
(Gießpuckel,Gießbuckel), mit halbkugelförmigen Vertiefungen (Puckeln) und mit Handhabe versehene
Eisen- oder
Kupferbleche, in welche der Probierer die geschmolzenen Metallproben ausgießt;
auch ein einzelner, mit Handhabe
versehener, tieferer konischer Einguß von
Messing zur
Aufnahme geschmolzener Proben.
von Gebäuden sind zu nennen: die alte Stadtkirche St. Pancratii, die neue kath.
Kirche, die
Synagoge, die Gebäude
der
Universität und verschiedener dazu gehöriger Anstalten, das ehemalige
Schloß (jetzt Kanzleigebäude), der Justizpalast
etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit
Garnison (1 Infanterieregiment Nr. 116) 19,001, meist
Evangelische.
Unter den Lehranstalten der Stadt steht die vom
LandgrafenLudwig V. gegründete
Universität (Ludoviciana) obenan.
Die Zahl der Studierenden betrug 1885/86: 650. Mit ihr verbunden sind eine wertvolle
Bibliothek, ein
anatomisches Theater,
ein zootomisches und Veterinärinstitut, ein
chemisches Laboratorium, physiologisches und pharmakologischesInstitut,
Entbindungsinstitut, ein botanischer
Garten,
[* 21] verschiedene wissenschaftliche Sammlungen, ein
Kunst-,
Münz- und Antikenkabinett,
eine Sammlung von
Sanskrit- und Zendtypen, eine
Sternwarte
[* 22] etc. An sonstigen Lehranstalten besitzt ein
Gymnasium, ein
Realgymnasium
und eine Forstlehranstalt. - Der
Punkt, an welchem Gießen liegt, ist eine charakteristische
Stelle des Lahnthals, durch welche
seit alten
Zeiten die große Völkerpassage aus der Wesergegend in das Untermain- und Rheingebiet hindurchzog,
und nach der
Menge germanischer Totenhügel, ausgegrabener
Aschenkrüge etc. zu schließen, war derselbe ein geweihter
Ort mit
einem heiligen Hain und einer Priester- und Totenstätte der alten Katten. Später, aber ehe die Stadt bereits aufblühte, gruppierten
sich um das Thalbecken auch die Burgen
[* 25] mittelalterlicher Dynasten, unter deren Trümmern noch jetzt der Gleiberg, der Vetzberg
(1646 zerstört), der Staufenberg (mit ansehnlicher Ruine) und die ehemalige Deutsch-ordenskomturei Schiffenberg (letztere
vollständig erhalten) besonders hervortreten. Gießen selbst (bei den Alten oft »Zu
den Gissen« genannt, wahrscheinlich von den zahlreichen Flüßchen, welche hier ihr Wasser in die Lahn »gießen«) gehörte ursprünglich
zur Grafschaft Gleiberg, kam 1203 an den PfalzgrafenRudolf vonTübingen,
[* 26] erhielt um die Mitte des 13. Jahrh. Stadtrecht und
ward 1265 mit der zugehörigen Grafschaft an Hessen verkauft.
LandgrafPhilipp der Großmütige versah Gießen 1530-33 mit Festungswerken, die zwar 1547 auf Befehl KaiserKarls v. geschleift,
doch 1560-64 wieder errichtet und 1571 noch erweitert wurden. Mit dem Aussterben der MarburgerLinie fiel Gießen 1604 an Hessen-Darmstadt.
Während des Siebenjährigen Kriegs ward Gießen 1759 den Franzosen eingeräumt, welche es bis 1763 besetzt
hielten. Auch 1796 und 1797 wurde die Stadt wiederholt von den Franzosen besetzt.
Vgl. Buchner, Gießen und seine Umgebung (Gieß.
1880);