2)ThomasMilner, engl. Staatsmann, geb. 1807 in
Trinidad, studierte zu
Cambridge und trat 1837 für
Ipswich ins
Parlament.
Da aber
seine
Gesinnung mit der konservativen
Richtung seines Wahlbezirks nicht übereinstimmte, legte er 1839 sein
Mandat nieder, ward
eins der thätigsten Mitglieder der
Anti-cornlaw-league und zählte bald zu den populärsten Verteidigern
des
Freihandels. Infolge davon siegte er 1841 bei den
Wahlen in
Manchester
[* 2] und stritt nun neben
Cobden in den vordersten
Reihen
der Freihändler, bis die Aufhebung der
Kornzölle (1846) durchgesetzt wurde. In
RussellsMinisterium, das sich die weitere
Entwickelung der nunmehr angenommenen handelspolitischen Prinzipien zur Aufgabe stellte, wurde Gibson Vizepräsident
des Handelsamts. Da jedoch bald politische
Differenzen mit seinen
Kollegen hervortraten und in
Manchester die Lauheit der
Minister
in der
Durchführung finanzieller Verbesserungen und ihr
Widerstand gegen Wahlreformen großes Mißfallen erregten, legte Gibson im
Mai 1848 sein
Amt nieder.
die Mündung eines zum
Rösten oder
Schmelzen von
Erzen dienenden
Schachtofens sowie auch der
Raum um diese Mündung
herum. In ersterm
Sinn redet man von Gichtmantel, einem die Ofenmündung bis auf Chargieröffnung umgebenden
Cylinder aus
Blech
oder
Mauerwerk, in letzterm von Gichtplateau und Gichtgalerie, einer das
Plateau einschließenden Umfriedigung, sowie von Gichtbrücke,
einer das Gichtplateau mehrerer
Öfen
[* 3] verbindenden
Brücke.
[* 4]
Ferner bezeichnet Gicht die nach
Volumen oder
Gewicht abgeteilten
Portionen von
Erz und Brennmaterial, welche periodisch durch die Gichtmündung in den
Ofen gebracht (aufgegichtet) werden. Hierauf
beziehentlich die
Ausdrücke: Gichtenwechsel, Niedergangszeit der
Gichten im
Ofen, Gichtmesser und Gichtwecker,Signale, welche
angeben, daß die
Gichten so weit im
Ofen niedergegangen sind, daß frische aufgegeben werden müssen;
s.
Gichtaufzug. Bei Frischfeuern
(s.
Eisen,
[* 5] S. 410) heißt Gicht diejenige Seite des
Herdes, an welcher das einzuschmelzende Roheisen eingeschoben wird.
(Podagra,
Arthritis vera, A. urica, A. guttosa, franz. la
Goutte), eine schmerzhafte, in Anfällen auftretende
entzündliche Erkrankung der
Gelenke, namentlich der
Zehen und Fingergelenke, welche anatomisch durch die
Ablagerung harnsaurer
Salze in den
Gelenken und den sie umgebenden Weichteilen charakterisiert ist. Die echte Gicht wird gewöhnlich
als der
Ausdruck einer eigentümlichen Blutentmischung, nämlich der harnsauren
Diathese, angesehen, denn man findet bei der
Gicht die
Menge der
Harnsäure im
Blut vermehrt.
Worauf diese
Vermehrung beruht, ist noch nicht genügend ermittelt; allein es wird angenommen werden dürfen,
daß der gichtischen
Diathese eine eigentümliche
Störung des allgemeinen
Stoffwechsels zu
Grunde liegt. Es ist nachgewiesen,
daß bei der Gicht die erbliche
Anlage eine sehr große
Rolle spielt, denn dieselbe läßt sich wohl bei der Hälfte aller Kranken
konstatieren. Im Kindesalter kommt die Gicht gar nicht vor, bei
Frauen ist sie weit seltener als bei Männern.
Sie befällt nicht leicht jemand vor dem 30.-35. Lebensjahr und gilt mit
Recht für eine
Krankheit der wohlhabenden
Stände.
Sie befällt vorzugsweise solche
Personen, welche übermäßig reichliche
Mahlzeiten lieben, dem
Wein- und Biergenuß huldigen
und sich dabei wenig
Bewegung machen. Ein Gichtanfall tritt wahrscheinlich dann ein, wenn die im
Blut angehäufte
Harnsäure nicht genügend vollständig durch den
Harn ausgeschieden wird. Die
Ursache der ungenügenden
Ausscheidung scheint
darin zu liegen, daß die Harnkanälchen der Nierenpyramiden mit harnsauren
Niederschlägen verstopft sind.
Die
Harnsäure wird unter solchen Umständen an gewissen
Orten des
Körpers, vorzugsweise in den
Gelenken
der
Zehen
(Podagra), aber auch in andern
Gelenken, wie bei der Gicht der
Finger
(Chiragra), im Ohrknorpel etc., abgelagert. Bevor
ein Anfall eintritt, fühlen sich die Kranken schon abgespannt; ihr
Schlaf ist unruhig, ihre
Verdauung gestört, der
Appetit
vermindert; sie klagen über Beengung, schwitzen stark und sondern einen spärlichen, konzentrierten
Harn ab. Der Anfall selbst stellt sich trotzdem unerwartet und plötzlich, meist um
Mitternacht, mit heftigen bohrenden und
brennenden
Schmerzen in dem
Gelenk der großen
Zehe ein.
Die
Schmerzen erreichen bald eine fast unerträgliche
Höhe. Die
Haut
[* 6] über dem
Gelenk rötet sich und ist etwas geschwollen,
es tritt
Fieber hinzu. Gegen
Morgen macht sich ein starker
Nachlaß der
Schmerzen bemerklich. In der nächsten
Nacht erfolgt ein neuer, gleich heftiger oder etwas schwächerer Anfall, und so wechseln erträgliche
Tage mit schlechten
Nächten
ab, bis etwa nach
Ablauf
[* 7] einer
Woche der Kranke von seinen
Schmerzen befreit ist. DerPatient fühlt sich
nun sehr erleichtert und wohler als vor dem ersten Anfall. Nach
Monaten oder erst nach
Jahren tritt gewöhnlich die
Krankheit
von neuem in der gleichen Art hervor, die Anfälle folgen mit der Zeit schneller aufeinander; aber die kürzern freien Zwischenzeiten
sind nicht mehr
Perioden vollkommenen Wohlbefindens, sondern es bleiben leichte
Schmerzen und eine gewisse
Unbehaglichkeit für immer zurück. Es geht also mit der Zeit die akute in die chronische Gicht über.
Als chronische (irreguläre oder atonische) pflegt man diejenigen
Fälle zu bezeichnen, bei welchen den Anfällen längere
Zeit hindurch Vorboten, namentlich in Gestalt von
Verdauungsbeschwerden, vorausgehen, bei welchen die
Anfälle selbst weniger schmerzhaft und nur mit geringem
Fieber verbunden, dafür aber anhaltender sind, wochen- und monatelang
dauern, wobei nicht bloß die
Zehen-, sondern auch andre
Gelenke gleichzeitig oder eins nach dem andern ergriffen werden.
Gerade
bei der chronischen Gicht kommt
¶
mehr
die massenhafte Ablagerung von harnsauren Salzen in den Gelenken vor, welche manchmal selbst die Haut als steinartige Bildungen
(tophi) durchbohren. Das kranke Gelenk geht bei der chronischen Gicht nach einem Anfall nicht ganz in den Normalzustand zurück;
es bleiben harte Stellen, Gichtknoten, Verkrümmungen etc. zurück. Die Gelenke bleiben schließlich fast
anhaltend schmerzhaft, schwer beweglich und mißgestaltet. Die Kranken können nicht mehr gehen und sich ihrer Glieder
[* 9] frei
bedienen.
Hierzu gesellt sich ein andauerndes allgemeines Siechtum. Die Kranken magern ab, die Verdauung ist schwer gestört, es tritt
ein hoher Grad von Reizbarkeit und Verstimmung auf. Der Verlauf der Gicht ist sehr langsam und heimtückisch.
Der Ausgang in dauernde Genesung ist im ganzen selten, wahrscheinlich deshalb, weil die Kranken sich nicht eher zu einer gründlichen
Änderung ihrer Lebensweise entschließen, als bis die Krankheit fest eingewurzelt ist. Auch der Tod ist ein seltener Ausgang
der Gicht; die meisten Gichtkranken sterben an andern Krankheiten, von welchen sie zufällig betroffen werden.
Die Behandlung der Gicht muß die Regelung der Lebensweise vorzugsweise in das Auge
[* 10] fassen. Der zur Gicht. Geneigte muß eine strenge,
ganz mäßige Diät führen, sich bei seinen Mahlzeiten vorzugsweise an vegetabilische Substanzen, Suppe, Obst, Gemüse u. dgl.
halten, während der Fleischgenuß einzuschränken ist und nur einmal täglich gestattet werden darf.
Wein und Bier wird der Kranke am besten gänzlich vermeiden, auch vom Kaffee und Thee soll er sich fern halten. Dagegen soll
der Patient sich viel in der freien Luft bewegen, angemessene körperliche Leistungen verrichten und fleißig Wasser trinken.