(Hylobates Ill.), Gattung der Affen aus der Familie der schmalnasigen Affen (Catarrhini) und der Unterfamilie der
Anthropomorphen, ziemlich große Tiere in Ostindien, Hinterindien und auf den Inseln, mit schlankem Körper, kleinem, rundem Schädel,
stark gewölbter Brust, Armen von Körperlänge, aber bedeutend kürzern Hintergliedern. Das Gesicht ist menschenähnlich, der
Schwanz äußerlich noch nicht sichtbar, die Gesäßschwielen sind klein, ein reicher, oft seidenweicher
Pelz umhüllt ihren Körper. Am bekanntesten sind: Der schwarze Siamang (H. syndactylus Wagn.), der größte und plumpste, 1 m
lang, mit einem die Stimme sehr verstärkenden Kehlsack, verkümmerter Stirn, breiter, platter Nase, großem Maul und gekrümmten,
einwärts gekehrten Gliedmaßen;
er lebt auf Sumatra. Der Hulock (H. Hulok Harlan), 90 cm hoch, ist schwarz,
mit weißer Stirnbinde, und bewohnt Hinterindien und Bengalen.
Der Lar (H. Lar Kuhl, s. Tafel »Affen II«),
von gleicher Größe
wie der vorige, ist schwarzgrau, auf dem von weißen Haaren umgebenen Gesäß braun, an Händen und Füßen
weißgrau; er findet sich in Malakka und Siam. Die Gibbons sind ausgesprochene Klettertiere und bewegen sich auf den Bäumen
mit größter Geschicklichkeit, während sie auf dem Boden langsam und ungeschickt erscheinen. Sie gehen zwar aufrecht, halten
sich aber nur mit Hilfe der Arme im Gleichgewicht und benutzen auch die Hände zum Laufen, sobald man sie
zur Eile treibt.
Sie springen meisterhaft und fördern dadurch ihre Bewegung in den Baumwipfeln in überraschendster Weise. Die Gibbons sind
scheu und furchtsam und daher schwer zu beobachten, da sie stets den dichtesten Wald aufsuchen. Der Siamang lebt in zahlreichen
Herden, flieht aber stets beim Angriff, und nur die Mutter verteidigt ihr Junges. Der Hulock ist dagegen sehr
mutig und soll den Menschen angreifen. Bei Sonnenauf- und Untergang erheben sie ihre laut schallende Stimme, so daß sie als
die Brüllaffen der Alten Welt gelten können. In der Gefangenschaft werden sie bald zahm, zeigen aber
bei weitem nicht die Begabung der übrigen Anthropomorphen und gehen stets bald ein.
(spr. ghibb'n), Edward, berühmter engl. Geschichtschreiber, geb. 27. April 1737 zu
Putney in Surrey, besuchte die Westminsterschule, sodann das Magdalenenkollegium zu Oxford. Einige jesuitische Schriften, namentlich
Bossuets »Histoire des variations des églises protestantes«, veranlaßten ihn, im Sommer 1753 zum Katholizismus
überzutreten. Der hierüber entrüstete Vater sandte ihn unverzüglich nach Lausanne, wo er einem reformierten Prediger zu
strenger Aufsicht empfohlen wurde. Gibbon widmete sich hier namentlich dem Studium der lateinischen und französischen Klassiker
und neuerer historischer Werke. Nachdem er 1754 zur protestantischen Kirche zurückgetreten war, gestattete
ihm 1758 sein Vater die Rückkehr in sein Vaterland. Seine im reinsten Französisch abgefaßte Schrift »Essai sur l'étude de
la littérature« (Lond. 1761) sollte ihm eine diplomatische Karriere bahnen.
Allein die Schrift fand in England wenig Beifall. Eine 1763 angetretene längere Reise über Paris und Lausanne nach Rom und Neapel
rief in Gibbon den Gedanken hervor, die Geschichte des sinkenden römischen Reichs zu schreiben. Von 1776 bis 1783 war er mehrere
Male Parlamentsmitglied, bekleidete unter dem Ministerium North drei Jahre lang das einträgliche Amt eines Lord Commissioner
of trade und zog sich sodann 1783 nach Lausanne zurück. Hier beendete er 1787 sein historisches Meisterwerk,
die »History of the decline and
fall of the Roman Empire« (Lond. 1782-88, 6 Bde.),
woran er 18 volle Jahre gearbeitet hatte.
Die beste von den vielen folgenden Ausgaben ist die von W. Smith, mit Noten und Berichtigungen von Guizot, Wenck und Milman (Lond.
1854-55, 8 Bde.; neue Ausg. 1884 ff.);
ins Deutsche wurde es übersetzt von Wenck, Schreiter und Beck (Leipz. 1805-1807, 19 Bde.),
von Sporschil (4. Aufl., das. 1862, 12 Bde.).
Gründliche Forschung, glänzende Darstellung, ein weiter Blick und ein unbefangenes, philosophisch gebildetes Urteil erheben
dies Werk zu einem der bedeutendsten Geschichtswerke, das nur wegen seiner angeblichen Geringschätzung
des Christentums Anfechtungen erfahren hat. Gibbon starb 16. Jan. 1794 in London. Seine Autobiographie, von Lord Sheffield in den »Miscellaneous
works« (Lond. 1796-1815, 3 Bde.;
neue Ausg. 1837), neuerlich mit Gibbons Briefwechsel von Murray (das. 1869) herausgegeben, ist zweimal ins Deutsche (Braunschw. 1796 u.
Leipz. 1801) übersetzt worden.
Vgl. Milman, Life and correspondence of Gibbon (Lond. 1839);
Morison, Gibbon (das.
1878).
(spr. ghibb'ns), Grinling, engl. Bildhauer, geb. 4. April 1648 zu
London oder Rotterdam, wurde 1671 an den Hof Karls II. berufen und widmete diesem König sowie dessen Nachfolgern Jakob II., Wilhelm
III. und Georg I. seine Thätigkeit als Holzschnitzer und Bildhauer. Proben seiner Holzschnitzereien finden
sich in Windsor, St. Paul zu London, Chatsworth, Petworth, Burleigh und im Trinity College zu Oxford, alle durch Wahrheit, Geschicklichkeit
und zarte Ausführung bewundernswert.
Später arbeitete er auch in Marmor und Bronze, wie das Marmorpiedestal der Statue Karls II. in Charing Croß,
die schwächere Bronzestatue Jakobs II. an der Rückseite von Whitehall Chapel, das Denkmal des Viscounts Baptist Noel Camden in der
Kirche zu Exton, mehrere Statuen im Hof der Londoner Börse und Newtons Monument in der Westminsterabtei zeigen. An Gibbons' Werken ist
besonders der Fleiß zu loben, wiewohl sich derselbe hier und da in Spielereien verirrte. Gibbons starb 3. Aug. 1721 in
London.
(spr. dschi-), Stadt in der ital. Provinz Trapani, Kreis Alcamo, am Südhang der Monti Fenestrelle
und an der Eisenbahn Palermo-Trapani, mit einem alten Kastell, in von Baumkulturen (Oliven, Mandeln, Feigen etc.) bedeckter Gegend,
mit den westlichsten Schwefelbergwerken Siziliens und (1881) 6350 Einw. Nur 1½ km entfernt liegt auf
einem Hügel die Stadt Salaparuta.
Stadt in Palästina, im Stamm Benjamin, etwa 5 km nördlich von Jerusalem auf einem Hügel gelegen, vor der Eroberung
des Landes durch die Israeliten Hauptort des aus vier Städten bestehenden »gibeonitischen Bundesstaats«. Die Gibeoniter wußten
durch eine List den Angriff der Israeliten von sich abzuwenden und ein Bündnis mit denselben zu schließen,
mußten aber dafür in der Folge den Leviten als Holzhacker und Wasserträger Dienste leisten (Jos. 9). Bei Gibeon war es, wo Josua
im Kampf gegen fünf kanaanitische Könige mit einem alten Volkslied der Sonne stillzustehen gebot (Jos. 10, 12). Später siegte
hier Joab, Davids Feldherr, über Abner, den Feldherrn Isboseths. Unter David und Salomo war die Höhe von Gibeon eine
vorzügliche
mehr
Stätte der Anbetung, auch Sitz der Stiftshütte. Jetzt das Dorf El Dschib. - Südöstlich davon lag Gibea, Geburtsort und Residenz
Sauls, das im Zeitalter der Richter eingeäschert ward (Richt. 19);. heute Tulel el Ful.