4) Schädlichkeiten werden in den
Körper aufgenommen. Hierbei ist oft schwer zu entscheiden, wieviel von schädlichen
Gasen
oder
Dämpfen oder einer mit giftigen Staubteilen geschwängerten
Luft durch die
Lungen und wieviel etwa durch Verschlucken
vom
Magen
[* 2] und
Darm
[* 3] her aufgenommen wird. Bei den reinen
Gaseinatmungskrankheiten (s. d.) überwiegt jedenfalls der
erste, bei der chronischen
Bleivergiftung der
Maler,
Schriftsetzer und Schriftgießer wahrscheinlich der zweite Weg der
Aufnahme.
Hierher gehören die chronischen
Quecksilbervergiftungen bei Arbeitern in Spiegelfabriken, chronische
Kupfervergiftungen bei
Verarbeitung von
Kupferoxyd und
Kupfersalzen, chronische
Arsenikvergiftung bei Tapetenfabrikation und Verarbeitung arsenhaltigen
Bleies,
Zinnes und andrer
Metalle. Eine ausschließlich als Gewerbekrankheit bekannte
Krankheit ist die chronische
Phosphorvergiftung, welche in den 60er
Jahren sehr häufig in Schwefelholzfabriken vorkam, nun aber durch strenge sanitätspolizeiliche
Vorschriften und wohl noch mehr wegen Einführung der phosphorfreien schwedischen Zündhölzer fast verschwunden ist. Es
ist erwiesen, daß
Schlächter, die häufig rohes
Fleisch kosten, an
Trichinen und
Eingeweidewürmern erkranken; allein
hier verwischt sich die
Grenze der Gewerbekrankheiten und geht in ein Gebiet über, das man allenfalls als Kulturkrankheiten bezeichnen
könnte, wie die Übel, die sich aus schlechter und unzureichender oder einseitiger
Kost ergeben, die in Gefängnissen vorkommen,
wozu dann alle
Folgen übergroßer
Arbeit und Überanstrengung des
Gehirns, der
Augen, der
Stimme (beim
Kommandieren)
hinzugerechnet werden könnten.
Die Mitglieder wurden zu gleichen Teilen aus dem
Handwerker-, Fabrikanten- und Handelsstand gewählt,
die Mitglieder der
Handwerks- und Fabrikabteilung bestanden aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern. (Ein späteres
Gesetz vom beschränkte
das aktive
Wahlrecht zum Gewerberat auf selbständige Gewerbtreibende und Gemeindewähler.) Die Gewerberäte waren mit weitgehenden
obrigkeitlichen Befugnissen ausgestattet. Doch ließen die unzweckmäßige
Zusammensetzung derselben,
die Unbestimmtheit der ihnen erteilten Befugnisse, vor allem aber Mangel an
Interesse in den
Kreisen der Gewerbtreibenden selbst
die Gewerberäte nicht zu der gehofften Wirksamkeit kommen. Von einigen 90, die im J. 1849 gebildet wurden, leisteten nur
einzelne das, was von allen erwartet wurde, und die meisten gingen bald wieder ein.
Unterrichtsanstalten, in denen die Vorkenntnisse und die Grundlagen der Fachkenntnisse
für das höhere
Handwerk und die technische
Industrie gelehrt werden. Demgemäß wechselt die Bezeichnung mit andern ähnlichen,
wie
Industrieschulen, technische
Fachschulen etc., und da die Vorbildung für die mittlere und höhere Gewerbthätigkeit
auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann, ist die
Organisation derartiger Anstalten eine sehr mannigfaltige. In
Preußen beginnt die Geschichte der Gewerbeschulen mit P.
Ch. W.
Beuth (s. d.), der, damals vortragender
Rat für
Gewerbe im
Finanzministerium, 1820 zur
Gründung des königlichen technischen
Instituts zu
Berlin,
[* 8] eröffnet seit 1827
Gewerbeinstitut, seit 1866 Gewerbeakademie,
seit 1879 mit der
Bauakademie zur technischen
Hochschule vereinigt, anregte.
Die Unterklasse des
Instituts, die anfangs nur gute Volksschulbildung voraussetzte, wurde auch als Gewerbeschule
bezeichnet und ihr entsprechend eine Anzahl (bis 1852 deren 21) Provinzialgewerbeschulen eingerichtet. Seit der Umgestaltung
des
Gewerbeinstituts zu einer polytechnischen
Hochschule (1850) hatten die Provinzialgewerbeschulen zugleich für den Besuch
einer halbakademischen Anstalt und für den mittlern Gewerbestand vorzubilden. Dabei schreckte diesen
das Übergewicht des theoretischen
Unterrichts zurück, und an jener konnten doch die Zöglinge der Gewerbeschulen nur schwer gegen die
der Gymnasien und
Realschulen aufkommen.
Dem abzuhelfen, erhielten die Gewerbeschulen 1870 drei aufsteigende Jahresklassen. In die unterste wurden junge Leute
mit der
Reife für
Sekunda der Gymnasien oderRealschulen erster
Ordnung aufgenommen. Den beiden untern
Klassen
war mehr der allgemeine
Unterricht
(Mathematik,
Deutsch,
Französisch,
Englisch, Geschichte,
Geographie) zugewiesen, der Oberklasse
der eigentlich technische. Diese gliederte sich in die parallelen Abteilungen A (Vorbereitung für die Gewerbeakademie),
B
(Baugewerbe), C (Maschinenwesen), D
(Chemie). Die Gewerbeschulen, welche diesen
Aufbau annahmen, erhielten den
Charakter
»königlicher Gewerbeschulen«. Um dem Übelstand der sehr ungleichen
Vorbildung der
Schüler abzuhelfen, gründeten die
Städte, welche die eigentlichen Gewerbeschulen mit dem
Staat zu gleichen Teilen unterhielten,
meistens sogen. Vorschulen, d. h. realistische, die
Stufen von
Sexta bis
Tertia einschließlich umfassende
¶
Von dem ursprünglichen Kern der Gewerbeschulen blieben nur an einigen dieser Anstalten sogen. technische
Fachklassen übrig, die sich mit zwei Jahresstufen an die durchlaufene Untersekunda der Oberrealschulen
(Berechtigung zum einjährigen Dienst) anschließen. Sie bilden nicht mehr Bautechniker vor, wofür die Baugewerkschulen (s. d.)
eintraten, sondern je nach örtlichem Bedürfnis Maschinentechniker, Chemiker, Hüttenleute. Doch hat sich nur an wenigen
Anstalten ein regerer Besuch dieser Klassen eingestellt. Im außerpreußischen Deutschland versteht man unter Gewerbeschulen meist
gewerbliche Fortbildungsschulen (s. d.). Doch hat das KönigreichSachsen
[* 11] eine höhere Gewerbeschule in Chemnitz,
[* 12] die zum EintrittReife für Obersekunda eines Realgymnasiums oder einer Oberrealschule (s. oben) voraussetzt und parallel nebeneinander in drei
aufsteigenden Klassen (1, 1 und 1½ Jahre) Maschinentechniker und Chemotechniker ausbildet. Sonst gibt es in Sachsen wie
in Württemberg,
[* 13] Baden,
[* 14] Hessen
[* 15] nur Real- und höhere Bürgerschulen einer-, Werkmeister- oder Fachschulen anderseits. In Bayern
[* 16] entsprechen den frühern preußischen Gewerbeschulen mit ihrer doppelten Aufgabe, höhere Techniker für die Hochschule und mittlere unmittelbar
fürs praktische Leben vorzubilden, die vier Industrieschulen zu München,
[* 17] Augsburg,
[* 18] Kaiserslautern,
[* 19] Nürnberg.
[* 20] - In Österreich
zerfallen die höhern Gewerbeschulen nach dem Lehrplan vom in drei einjährige Klassenkurse der Länge und
in drei Abteilungen (maschinentechnische, bautechnische, chemische) der Breite
[* 21] nach.
Mit vier Gewerbeschulen sind seit 1878 Vorklassen verbunden, in welche die Schüler nach durchlaufener Volksschule eintreten.
Vgl. »Das
technische Unterrichtswesen in Preußen« (amtlich, Berl. 1879);