mehr
waren, ein weiteres Ende
und gibt der
Spitze dadurch eine dreiteilige, kronenartige Form. Der
Hirsch
[* 2] ist dann ein Zwölfender
[* 1]
(Fig. 6) und heißt, wie jeder stärkere, der eine solche
Krone trägt, ein Kronenhirsch. Aus diesem Geweih bildet sich das des
Vierzehnenders
dadurch, daß sich das hintere Ende der
Krone verlängert und wiederum gabelt, u. s. f.
Dies ist der
Gang
[* 3] bei der regelmäßig fortschreitenden
Entwickelung, es treten jedoch überaus häufig, wohl durch die äußern
Verhältnisse, wie gute Äsung,
Ruhe, gelinde oder harte
Winter,
Verletzungen etc., bedingt,
Abweichungen hiervon auf. So setzt
bei günstigen Verhältnissen der
Spießer im folgenden
Jahr nicht selten mit Überspringung der Gablerstufe
ein
Gehörn von sechs
Enden auf; stärkere
Hirsche
[* 4] bilden oft ein Geweih von einer geringern Ende
nzahl, als das frühere hatte,
aus: sie setzen zurück. Namentlich fehlt häufig bei starken
Hirschen die
Eissprosse; ist dies bei einem
Hirsch der
Fall, welcher
drei
Enden in der
Spitze des Geweihs hat, der also eigentlich ein
Zwölfer sein müßte, so heißt er ein
Kronenzehner. - Man erkennt die
Hirsche, welche zurückgesetzt haben, an der
Stärke
[* 5] des
Körpers, ferner an der
Breite
[* 6] und
Kürze
der
Rosenstöcke sowie an der
Länge,
Stärke und perligen
Beschaffenheit der
Stangen, welche Verhältnisse dann mit der Zahl
der
Enden des Geweihs nicht übereinstimmen.
Die
Hirsche werden nach der letztern in der Art angesprochen, daß man die Zahl der
Enden an der
Stange bestimmt, welche die
Mehrzahl derselben trägt, und solche verdoppelt. Findet sich an der andern
Stange eine geringere Zahl, so ist das Geweih ungerade.
Der
Hirsch z. B., welcher an einer
Stange sechs, an der andern dagegen nur fünf
Enden trägt, ist ein ungerader
Zwölfender.
Die
Enden
(Sprossen) folgen hier an den
Stangen eines regelmäßigen Zwölfers so nacheinander, daß über der
Rose die
Augsprosse, in geringer
Entfernung davon die
Eissprosse, dann an der Biegung, etwa in der Mitte
der
Stange, die Mittelsprosse herausragt, an der
Spitze dagegen die
Sprossen sich finden, welche die
Krone bilden.
Als Ende wird jede Hervorragung an den Stangen angesprochen, an welche man eine Hornfessel zu hängen vermag. Das Gewicht der Rothirschgeweihe ist natürlich je nach der Stärke sehr verschieden, die von jetzt erlegten Hirschen wiegen selten mehr als 5 kg. Schwerere, bis 10 kg und darüber wiegende Geweihe findet man zwar in Sammlungen; doch kommen so starke Hirsche bei uns nicht mehr vor, da sie nicht alt genug werden und zur völligen Ausbildung nicht Ruhe und ausreichende Äsung haben. Das zwar nicht an Gewicht, aber an Endenzahl stärkste Geweih trug ein Hirsch von 66 Enden, welcher im Revier Neubrück des Regierungsbezirks Frankfurt [* 7] a. O. erlegt wurde. Das Geweih wird im Jagdschloß zu Moritzburg in Sachsen [* 8] aufbewahrt.
Bisweilen treten abnorme Bildungen auf, welche man als Perückengeweihe [* 1] (Fig. 7) bezeichnet; sie haben eine wulstige Form, bleiben knorpelig und verlieren den Bast [* 9] nicht. Meist sind Verletzungen, namentlich des Kurzwildbrets (der Hoden), die Veranlassung zu dieser Mißbildung. Mitunter findet man auch kurze Verdickungen über den Rosenstöcken, ohne daß sich ein Geweih ausbildet, und solche Hirsche werden als Büffelhirsche angesprochen. Es leuchtet ein, daß die Zahl der Enden oft nicht dem Alter der Hirsche entspricht.
Deshalb hat man bei der Parforcejagd eine andre Art des Ansprechens eingeführt, für welche lediglich das Alter maßgebend ist. Man bezeichnet hier den Hirsch, welcher im dritten Jahr sein zweites Gehörn aufsetzt, als einen Hirsch vom zweiten Kopf und so fort vom dritten und vierten Kopf. Wenn derselbe im sechsten Jahr sein fünftes Geweih ausgebildet hat, also bei regelmäßigem Aufsetzen ein Zehner geworden ist, heißt er schlecht jagdbar, im folgenden Jahr jagdbar und dann weiter vom zweiten Kopf jagdbar etc. Das Abwerfen der Geweihe geschieht im Februar und März, bei stärkern Hirschen früher, bei schwächern später; erstere fegen im Juli, letztere später, schwache Spießer oft erst im September.
Beim Elchhirsch [* 1] (Fig. 8) bilden sich die ersten Spieße erst mit Beginn des zweiten Lebensjahrs, auf welche im nächsten entweder ein stärkeres mit einer Rose versehenes Spieß- oder häufiger ein Gabelgehörn folgt, welches bereits an der Gabelungsstelle eine Abflachung zeigt. Manche Hirsche behalten diese Gabelform auch bei den spätern Geweihbildungen, andre zeigen noch eine Teilung an der Spitze, so daß ein Geweih von sechs Enden entsteht, welches mit zunehmendem Alter stärker wird.
Diese Geweihe heißen Stangengehörne im Gegensatz zu den Schaufelgehörnen. Letztere bilden sich wieder in sehr verschiedener Weise, bald mit schmälern Schaufeln und längern, weniger zahlreichen Enden, bald mit breitern Schaufeln und kürzern Sprossen, aus, deren Zahl bei sehr starken Geweihen bis etwa zwölf an jeder Schaufel beträgt. Der Elchhirsch trägt seinen Kopfschmuck nicht nach oben, sondern seitwärts gerichtet, wie dies durch die fast rechtwinkelig gegen die Schädelfläche stehenden Rosenstöcke, in deren Verlängerung [* 10] sich das Geweih bil-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Gabler.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Sechsender.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 4. Achtender.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Zehnender.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 6. Zwölfender.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1-6. Entwickelung des Edelhirschgeweihs.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 7. Perückengehörn.] ¶
mehr
det, bedingt ist. Die starken Hirsche werfen zu Anfang Oktober, schwache um Anfang November ab; erstere fegen kurz vor der Brunft gegen Ende August, letztere gegen Ende September den Bast von den vereckten Gehörnen.
Beim Damhirschkalb [* 11] (Fig. 9) erscheinen um Neujahr zuerst die kleinen Hervorragungen, welche bis Ende Mai (Knopfspießer) sich so weit entwickelt haben, daß die Spieße durchbrechen (Schmalspießer), welche dann, ausgewachsen und vereckt (Spießer), Ende September, auch später, gefegt und um Ende Mai des nächsten Jahrs abgeworfen werden. Hierauf bildet sich ein stärkeres Spieß- oder ein Gabelgehörn und im dritten Jahr durch Hinzutreten der Mittelsprosse ein Sechsergeweih, ähnlich wie beim Rothirsch, aus. Im folgenden Jahr verbreitern sich die Stangen über der Mittelsprosse und nehmen mit zunehmendem Alter mehr und mehr die Schaufelform an. Hiernach unterscheidet man geringe Hirsche, Halbschaufler, starke und Kapitalschaufler.
Letztere tragen, mindestens 9 Jahre alt geworden, ein über der Mittelsprosse sich allmählich verbreiterndes, oben etwa spannenbreites, bis 5 kg schweres Schaufelgehörn, auf welchem sich noch die Adern, welche unter dem Bast liegen, erkennen lassen, und aus dessen Schaufeln nach der obern und der hintern Seite zahlreiche fingerlange Zacken hervortreten. Die Damhirsche werfen das Gehörn im April und Mai ab und fegen im September; alte, starke Hirsche früher, junge, schwache später. Je nach der Äsung und andern Verhältnissen treten in diesem Bildungsgang gleichfalls Veränderungen hervor, indem bei günstigen Umständen schon das zweite Gehörn ein Sechsergeweih werden und die Schaufelform früher und stärker sich entwickeln kann. Auch auf die Zeit der Geweihbildung sind diese von Einfluß.
Solange die Hirsche noch den Bast auf den Geweihen haben, heißen sie Kolbenhirsche, die Geweihe Kolbengehörne und zwar sowohl beim Rot- als beim Elch- und Damwild. Die Kolbenhirsche stehen gern in Gehölzen nahe an Feldern, sind vertraut und suchen jede Beschädigung des noch weichen Geweihs zu vermeiden. Erhebliche Verletzungen desselben geben Veranlassung zu unregelmäßigen, abnormen Bildungen, und man findet deshalb Hirsche mit widersinnigen Gehörnen häufiger auf solchen Revieren, in denen Einhegungen durch Zäune hergerichtet sind, an welchen beim Durchkriechen die Kolben verletzt werden.
Beim Rehwild [* 11] (Fig. 10) beginnen sich die Rosenstöcke des Bockkitzes im November des Geburtsjahrs zu entwickeln, die daraus hervorwachsenden Spießchen werden im Mai oder Juni gefegt (Spießbock) und im Dezember abgeworfen. Das nächste Gehörn ist dann der Regel nach ein Gabelgehörn, doch kommen auch statt desselben häufig starke Spieße oder das Sechsergehörn vor; letzteres bildet sich besonders dann, wenn der Bock [* 12] in Getreidefeldern Ruhe und gute Äsung gehabt hat.
Überhaupt scheinen bei dem sehr weichlichen Rehwild die Entwickelungsverhältnisse des Gehörns, sowohl was Zeit als Stärke betrifft, mehr als bei den Hirschen von den äußern Lebensbedingungen abhängig zu sein. An zahmen Bockkitzen hat man beobachtet, daß bereits im August des Geburtsjahrs, also im Alter von etwa vier Monaten, kugelige Spießchen ausgebildet waren, welche bald gefegt und Ende November abgeworfen wurden, worauf bis April des folgenden Jahrs ein zweites stärkeres Spießgehörn vereckt war.
Auch im Freien scheinen die Bockkitze, welche in Revieren mit besonders günstigen Verhältnissen stehen, die ersten Spießchen schon im März, also im Alter von etwa 10 Monaten, abzuwerfen und bis zum Monat Juni neue zu verecken, also im ersten Lebensjahr zweimal aufzusetzen. Das Rehbocksgehörn bleibt meist auf der Sechserstufe stehen, es wird nur mit zunehmendem Alter stärker und perliger, erhält auch wohl ausnahmsweise teils durch Gabelung an der Spitze der Enden, teils durch seitliche Auswüchse mehr Sprossen. Man spricht jedoch die Rehböcke nicht nach der Endenzahl an, sondern unterscheidet nur schwache, starke und Kapitalböcke. Die starken Böcke werfen ihr Gehörn schon im Monat November ab und fegen das neugebildete bereits im April. Bei keiner Wildart kommen so häufig widersinnige Bildungen des
[* 11] ^[Abb.: Fig. 8. Entwickelung des Elchgeweihs.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 9. Entwickelung des Damhirschgeweihs.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 10. Achter. Sechser. Gabler. Spießer. Entwickelung des Rehgehörns.] ¶