Die Anfertigung der
Feuerwaffen hat in
Deutschland
[* 11] schon im 15. und noch mehr im 16. Jahrh. eine
hohe
Stufe erreicht, z. B. in
Nürnberg
[* 12] und
Augsburg.
[* 13] Die
SuhlerFabrik gehört zu den ältesten in
Europa neben der
Lütticher,
von welcher dieser Industriezweig nach
Frankreich übergeführt wurde. Die
Rohre wurden früher aus
Platten
von Schmiedeeisen über einen Rolldorn geschmiedet und zusammengeschweißt, jetzt aber hat man (vorzugsweise in
England) das
Walzen eiserner
Rohre eingeführt, um von der
Handarbeit minder abhängig zu sein.
Der neueste, von
Deutschland ausgehende Fortschritt ist die Verwendung des
Gußstahls, der in kurze massiveCylinder
gegossen, dann in kalibermäßige
Stangen ausgewalzt und in
Stücken von entsprechender
Länge abgehauen wird. Die
Rohre werden
hiernach aus massiven Stahlcylindern durch Ausbohren auf Bohrbänken erzeugt. Auf das Ausbohren folgt das Abdrehen, Verschrauben,
Polieren, Verhaften,
Garnieren,
Ziehen und
Schmirgeln; das Abdrehen geschieht auf
Drehbänken, das
Ziehen auf Zugbänken, wobei
die hölzerne oder metallene Zugstange mit der fortschreitenden
Bewegung eine drehende verbindet und je
zwei oder drei
Züge zugleich mit feilenartigen Einsätzen in die Seelenwand einschneidet.
Bei den neuern
Gewehren sind statt dieser nur zum
Stich geeigneten
Bajonette die Haubajonette allgemein
eingeführt, die gewöhnlich als
Seitengewehr getragen werden (s.
Säbel). Auch die
Ladestöcke und Entladestöcke der Hinterladungsgewehre
werden aus
Stahl geschmiedet. In neuerer Zeit sind auch zur Herstellung der Metallteile die plastischen
Kopiermaschinen
[* 16] in
ausgedehntester
Weise angewendet worden. Besondere Sorgfalt erfordert die Herstellung gut gearbeiteter
Schäfte (meist aus Walnußholz), das genaue Einlassen (Versenken, Einpassen) des
Schlosses und andrer Eisenteile; aber auch
die teure und schwierige
Handarbeit der
Schäfter ersetzt die moderne
Mechanik. Die dazu dienenden
Maschinen (amerikanischen
Ursprungs) sind nach dem
Prinzip der plastischen
Kopiermaschinen konstruiert, so daß
sie den roh zugeschnittenen
Schaft in allen
Teilen mit höchster Genauigkeit nach einem der
Maschine
[* 17] untergelegten fertigen
Muster bearbeiten; rotierende
Bohrer,
[* 18]
Schneiden
und
Stifte folgen in exakter
Bewegung allen
Umrissen und Vertiefungen des
Modells. - Die
Klingen der blanken
Waffen
[* 19] werden aus
mehrfach gegärbtem Rohstahl oder aus Federzeug
(Verbindung von
Stahl und
Eisen), neuerdings fast ausschließlich aus
Gußstahl gefertigt. Berühmt sind die spanischen Klingenfabriken von
Toledo
[* 20] und
San Ildefonso; die großartigsten Anstalten
dieser Art besitzt
Preußen
[* 21] in
Solingen.
[* 22] Österreichische
Fabriken für
blanke Waffen bestehen in
Pottenstein, St.
Ägid,
Prag,
Karlsbad etc.
Eines alten
Rufs erfreuen sich auf diesem Gebiet die
Fabrikate des
Orients, besonders die
Klingen von
Damaskus und die Erzeugnisse der ostindischen Waffenschmiede.
(Gewehrmücken), gewöhnlich 1 m hohe
Stützen von
Holz
[* 23] oder
Eisen vor einem Wachthaus, an welche die
Gewehre
der Wachtmannschaft angelehnt werden.
(Gehörn), die knochenartigen
Hörner, welche den Kopfschmuck der männlichen
Hirsche
[* 25] bilden;
die der Rehböcke heißen
Gehörne. Den
Tieren (Weibchen) der bei uns vorkommenden Hirscharten fehlt das Geweih, nur äußerst
selten findet sich bei ihnen ein schwaches, krüppelhaftes Geweih als
Abnormität, häufiger ist ein solches beim Rehwild (gehörnte
Ricken) beobachtet. Die
Tiere beim Rennwild dagegen tragen gleichfalls ein Geweih, welches jedoch schwächer
als das der
Hirsche ist.
Das Geweih wächst aus den beiden stets mit
Haut
[* 26] bekleideten Stirnbeinzapfen
(Rosenstöcken) hervor: welche sich beim Rothirschkalb
gegen den
Dezember hin zu entwickeln beginnen und dann während des
Winters mehr auswachsen (Knopfspießer), so daß im Frühjahr
sich auf denselben je nach den günstigen Lebensverhältnissen bald kürzere, bald längere mit
Haut
(Bast)
[* 27] überzogene
Spieße
entwickeln
(Schmalspießer). Diese
Spieße werden, nachdem sie ausgewachsen und verhärtet sind
(Spießer,
[* 1]
Fig. 1) gewöhnlich
erst im
September durch Abreiben des
Bastes an schwachen Stämmchen gefegt und im April, bisweilen selbst erst im
Mai des folgenden
Jahrs abgeworfen.
Bald darauf beginnt das neue
Gehörn aus den
Rosenstöcken sich zu entwickeln, indem entweder zwei längere
Spieße herauswachsen,
welche sich von den ersten dadurch unterscheiden, daß sie über dem
Rosenstock mit einem wulstigen, geperlten
Ring
(Rose) versehen
sind (starker
Spießer) oder auch noch über demselben ein nach vorn stehendes spitzes Ende
(Augsprosse)
zeigen. Ein solches
Gehörn heißt ein Gabelgehörn, und der
Hirsch
[* 28] kann ein
Gabler
[* 1]
(Fig. 2) werden
(Gabelhirsch).
Nachdem diese
Gehörne im Juli vereckt und gefegt sind, werden sie im März abgeworfen. Demnächst entwickelt sich ein Geweih, welches
stärkere
Stangen hat, bei denen sich außer der
Augsprosse an der kleinen Biegung etwa in der Mitte ein
nach außen stehendes zweites Ende (die Mittelsprosse) ansetzt; der
Hirsch wird dann Sechsender oder
Sechser
[* 1]
(Fig. 3). Bei
der folgenden Altersstufe gabeln sich die
Stangen am Ende, der
Hirsch trägt mithin an jeder derselben vier
Enden und heißt
dann
Achtender oder
Achter
[* 1]
(Fig. 4). Im nächsten Jahr schiebt sich zwischen der über der
Rose stehenden
Augsprosse und der
Mittelsprosse und zwar näher an der erstern ein neues Ende, die
Eissprosse, ein. Der
Hirsch trägt dann zehn
Enden, er heißt
ein Zehnender
[* 1]
(Fig. 5) und wird von nun an als jagdbar angesehen. Im nächsten
Jahr entwickelt sich am Ende der
Stangen, welche bis dahin gegabelt
¶
mehr
waren, ein weiteres Ende und gibt der Spitze dadurch eine dreiteilige, kronenartige Form. Der Hirsch ist dann ein Zwölfender
[* 29]
(Fig. 6) und heißt, wie jeder stärkere, der eine solche Krone trägt, ein Kronenhirsch. Aus diesem Geweih bildet sich das des
Vierzehnenders dadurch, daß sich das hintere Ende der Krone verlängert und wiederum gabelt, u. s. f.
Dies ist der Gang
[* 30] bei der regelmäßig fortschreitenden Entwickelung, es treten jedoch überaus häufig, wohl durch die äußern
Verhältnisse, wie gute Äsung, Ruhe, gelinde oder harte Winter, Verletzungen etc., bedingt, Abweichungen hiervon auf. So setzt
bei günstigen Verhältnissen der Spießer im folgenden Jahr nicht selten mit Überspringung der Gablerstufe
ein Gehörn von sechs Enden auf; stärkere Hirsche bilden oft ein Geweih von einer geringern Endenzahl, als das frühere hatte,
aus: sie setzen zurück. Namentlich fehlt häufig bei starken Hirschen die Eissprosse; ist dies bei einem Hirsch der Fall, welcher
drei Enden in der Spitze des Geweihs hat, der also eigentlich ein Zwölfer sein müßte, so heißt er ein
Kronenzehner. - Man erkennt die Hirsche, welche zurückgesetzt haben, an der Stärke
[* 31] des Körpers, ferner an der Breite
[* 32] und Kürze
der Rosenstöcke sowie an der Länge, Stärke und perligen Beschaffenheit der Stangen, welche Verhältnisse dann mit der Zahl
der Enden des Geweihs nicht übereinstimmen.
Die Hirsche werden nach der letztern in der Art angesprochen, daß man die Zahl der Enden an der Stange bestimmt, welche die
Mehrzahl derselben trägt, und solche verdoppelt. Findet sich an der andern Stange eine geringere Zahl, so ist das Geweih ungerade.
Der Hirsch z. B., welcher an einer Stange sechs, an der andern dagegen nur fünf Enden trägt, ist ein ungerader
Zwölfender. Die Enden (Sprossen) folgen hier an den Stangen eines regelmäßigen Zwölfers so nacheinander, daß über der
Rose dieAugsprosse, in geringer Entfernung davon die Eissprosse, dann an der Biegung, etwa in der Mitte
der Stange, die Mittelsprosse herausragt, an der Spitze dagegen die Sprossen sich finden, welche die Krone bilden.
Als Ende wird jede Hervorragung an den Stangen angesprochen, an welche man eine Hornfessel zu hängen vermag. Das Gewicht der
Rothirschgeweihe ist natürlich je nach der Stärke sehr verschieden, die von jetzt erlegten Hirschen wiegen
selten mehr als 5 kg. Schwerere, bis 10 kg und darüber wiegende Geweihe findet man zwar in
Sammlungen; doch kommen so starke Hirsche bei uns nicht mehr vor, da sie nicht alt genug werden und zur völligen Ausbildung
nicht Ruhe und ausreichende Äsung haben. Das zwar nicht an Gewicht, aber an Endenzahl stärkste
Geweih trug
ein Hirsch von 66 Enden, welcher im Revier Neubrück des Regierungsbezirks Frankfurt
[* 33] a. O. erlegt wurde. Das Geweih wird im Jagdschloß
zu Moritzburg in Sachsen
[* 34] aufbewahrt.
Bisweilen treten abnorme Bildungen auf, welche man als Perückengeweihe
[* 29]
(Fig. 7) bezeichnet; sie haben eine wulstige
Form, bleiben knorpelig und verlieren den Bast nicht. Meist sind Verletzungen, namentlich des Kurzwildbrets (der Hoden), die
Veranlassung zu dieser Mißbildung. Mitunter findet man auch kurze Verdickungen über den Rosenstöcken, ohne daß sich ein
Geweih ausbildet, und solche Hirsche werden als Büffelhirsche angesprochen. Es leuchtet ein, daß die Zahl der
Enden oft nicht dem Alter der Hirsche entspricht.
Deshalb hat man bei der Parforcejagd eine andre Art des Ansprechens eingeführt, für welche lediglich das Alter maßgebend
ist. Man bezeichnet hier den Hirsch, welcher im dritten Jahr sein zweites Gehörn aufsetzt, als einen Hirsch vom zweiten Kopf
und so fort vom dritten und vierten Kopf. Wenn derselbe im sechsten Jahr sein fünftes Geweih ausgebildet
hat, also bei regelmäßigem Aufsetzen ein Zehner geworden ist, heißt er schlecht jagdbar, im folgenden Jahr jagdbar und dann
weiter vom zweiten Kopf jagdbar etc. Das Abwerfen der Geweihe geschieht im Februar und März, bei stärkern Hirschen
früher, bei schwächern später; erstere fegen im Juli, letztere später, schwache Spießer oft erst im September.
Beim Elchhirsch
[* 29]
(Fig. 8) bilden sich die ersten Spieße erst mit Beginn des zweiten Lebensjahrs, auf welche im nächsten entweder
ein stärkeres mit einer Rose versehenes Spieß- oder häufiger ein Gabelgehörn folgt, welches bereits
an der Gabelungsstelle eine Abflachung zeigt. MancheHirsche behalten diese Gabelform auch bei den spätern Geweihbildungen,
andre zeigen noch eine Teilung an der Spitze, so daß ein Geweih von sechs Enden entsteht, welches mit zunehmendem Alter stärker
wird.
Diese Geweihe heißen Stangengehörne im Gegensatz zu den Schaufelgehörnen. Letztere bilden sich wieder
in sehr verschiedener Weise, bald mit schmälern Schaufeln und längern, weniger zahlreichen Enden, bald mit breitern Schaufeln
und kürzern Sprossen, aus, deren Zahl bei sehr starken Geweihen bis etwa zwölf an jeder Schaufel beträgt. Der Elchhirsch
trägt seinen Kopfschmuck nicht nach oben, sondern seitwärts gerichtet, wie dies durch die fast rechtwinkelig
gegen die Schädelfläche stehenden Rosenstöcke, in deren Verlängerung
[* 35] sich das Geweih bil-