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blé], Wien [* 2] [Frucht- und Mehlbörse und internationaler Getreide- und Saatenmarkt], Budapest, [* 3] Berlin [* 4] [Produktenbörse], Danzig, [* 5] Stettin, [* 6] Hamburg, [* 7] Leipzig, [* 8] Zürich, [* 9] Antwerpen, [* 10] New York, Chicago, San Francisco etc.), die Bestellung der Makler und Sensale an denselben und die vollständige Freigebung des Getreidehandels für den Einzelnen bieten die Gewähr, daß durch umfassenden Mitbewerb etwanige Ausschreitungen am besten eingedämmt werden. Man hat deshalb mit Recht von den frühern Preistaxen (s. d.) als unzureichend und schädlich abgesehen.
Freilich konnte der Erfolg dieser Maßregeln erst zur vollen Geltung kommen, als die Verkehrsmittel gestatteten, Getreide [* 11] aus allen Teilen der Erde rasch und billig zu beziehen, und als die Statistik im Zusammenhang mit dem internationalen Nachrichtendienst es ermöglichte, sich in Umrißziffern stets über die verfügbaren Getreidemengen in den Produktions- und Handelszentren und über den Bedarf in den Konsumtionsgebieten zu unterrichten. Es mußten also der Post- und Telegraphendienst einschließlich der transatlantischen Kabel, die Dampfschiffahrt, das Eisenbahnwesen mit seinen niedrigen Zonentarifen, die amtliche Erntestatistik mit den fortlaufenden Beobachtungen des Saatenstandes, die geschäftlichen Berichte der Börsen und der Getreidehändler zusammentreffen, und es mußte das Prinzip der Freiheit des Kornhandels in der Verwaltung siegreich durchdringen, um zur heutigen, früher unerreichbaren Vollkommenheit der Versorgung der ganzen zivilisierten Menschheit mit Brotfrüchten und Getreide zu gelangen und eine vollständige Ausgleichung zwischen den fruchtbaren Produktionsgebieten im Nordosten und Osten von Europa, [* 12] im Westen von Nordamerika [* 13] und in Ostindien [* 14] einerseits und den dicht bevölkerten Industriestaaten unsers Erdteils anderseits herbeizuführen.
Die Mißernten einzelner Jahre oder Länder werden auf dem Weltmarkt kaum mehr fühlbar. Die Getreidepreise [* 15] sind nicht allein gleichmäßig und stetig, sondern auch so niedrig geworden, wie sie seit einem halben Jahrhundert nicht waren, und der steigenden Tendenz, welche sich in der Zeit von 1650 bis 1860 verfolgen ließ und auf die Kosten des Lebensunterhalts der arbeitenden Klassen gefährlich einzuwirken drohte, ist jetzt eine Zeit mit sinkender Tendenz gefolgt.
Diese Erscheinungen haben leider aber auch nachteilige Einflüsse im Gefolge gehabt, indem sie die Konkurrenzfähigkeit der Bodenwirtschaft in den europäischen Staaten bedrohten. Es trat daher in den letzten Jahren wieder eine mächtige agrarische Strömung hervor, welche den Schutz der ackerbautreibenden Klassen und des Grundbesitzes forderte. Es wurde zwar darauf hingewiesen, daß der Kornzoll, wenn er die beabsichtigte Wirkung habe, eine schwere Auflage für die konsumierende Bevölkerung [* 16] und besonders für die niedern Klassen zu gunsten einer begüterten Minderheit bedeute;
daß die Verschiedenheit der natürlichen Produktionsbedingungen zur Produktionsteilung führe und nicht künstlich unterdrückt werden dürfe;
daß Kornzölle den Landwirt in einer verfehlten Produktionsrichtung bestärkten, statt ihn zum Übergang auf andre, noch rentable Arten der Bodenbenutzung (Futterbau, Viehzucht, [* 17] Industrialpflanzen, Gemüse- und Obstbau etc.) zu lenken;
daß ohnedies in den Transportkosten ein natürlicher Schutz für das inländische Getreide gegeben sei;
daß der Getreidezoll als notwendige und billige Ergänzung noch höhere Industrieschutzzölle zur Folge haben müsse;
daß der Getreidehandel vielfach im Austausch von Cerealien verschiedener Gattung und Qualität (z. B. von Weizen gegen Hafer, [* 18] oder Brauergerste gegen gewöhnliche Futtergerste u. dgl.) bestehe, was durch Zölle gestört und verhindert würde;
endlich daß viele Länder, wie z. B. das Deutsche Reich [* 19] und Frankreich, ihren Bedarf selbst unter dem höchsten Schutz nicht mehr selbst zu decken vermöchten, weshalb der Zoll eine stete Abgabe des Konsumenten an den Bodenproduzenten bedeute, ohne daß der letztere dabei einen wirklichen Vorteil erreichen könne.
Diesen Gründen gegenüber wurde die Krisis in der Landwirtschaft, welche ein Mißverhältnis gegen alle übrigen Erwerbszweige hervorrufe, als zu wichtig erklärt, um auf den Schutz verzichten zu können; es wurde darauf hingewiesen, daß die von der Landwirtschaft lebenden Einwohner in der Mehrzahl der mitteleuropäischen Staaten (Deutschland, [* 20] Frankreich, Österreich-Ungarn), [* 21] nahezu die Hälfte der Gesamtbevölkerung oder darüber bilden; daß Grund und Boden den größten Teil des Nationalvermögens ausmache und die Grundsteuer die ergiebigste direkte Steuer sei, daher das Einkommen dieser Art nicht der fremden Konkurrenz preisgegeben werden dürfe, und daß der Getreidezoll nur eine berechtigte Ausgleichung der großen Verschiedenheit der Produktionsbedingungen in den alten Kulturländern Europas gegenüber dem reichen Boden Amerikas oder der billigen Arbeitskraft und klimatischen Gunst Ostindiens herbeiführen solle.
Auf diese und andre Gründe gestützt, hat die Kornzollbewegung zu jenen Schutzzöllen geführt, welche im Deutschen Reich im Zolltarif vom Jahr 1879 und mit namhaften Erhöhungen im Tarif von 1885 auf alle Cerealien, Mehl [* 22] und Mahlprodukte enthalten sind; ebenso wurden in Frankreich 1881 und 1882 wieder Getreidezölle eingeführt, dann abermals 1885 und zwar besonders mit Rücksicht auf das nicht direkt zugeführte Getreide außereuropäischer Provenienz erhöht. Österreich-Ungarn folgte 1882 im Interesse des Getreidebaues der östlichen Reichshälfte ebenfalls dem Beispiel, und auch auf andre Staaten Europas übertrug sich die Strömung, wenngleich nur in vereinzelten Maßregeln (vgl. Getreidezölle).
4) Statistik der Getreideproduktion und des Getreidehandels.
Getreideproduktion und Getreidehandel haben sich infolge der Zunahme des Konsums und der Erleichterung des Transports in der letzten Zeit mit ungeahnter Raschheit gehoben. Die Erntestatistik, wie sie in der Mehrzahl der Kulturstaaten gegenwärtig eingerichtet ist, gestattet einen ziffermäßigen Ausdruck der thatsächlichen Verhältnisse, welcher zwar nicht auf unbedingte Genauigkeit im einzelnen Anspruch erheben darf, aber doch durchaus genügende Anhaltspunkte bietet, um alle maßgebenden Elemente im großen und ganzen verläßlich zu konstatieren. Man kann (nach Neumann-Spallart, dessen »Übersichten der Weltwirtschaft« hier benutzt wurden) sämtliche für die Kornfrage wichtige Staaten in zwei Gruppen einteilen: erstens solche Länder, welche in mittlern Erntejahren regelmäßig Überschüsse der eignen Erzeugung ausführen (Getreideausfuhrländer), und zweitens solche Länder, welche regelmäßig auf Getreidezufuhren angewiesen sind (Getreideeinfuhrländer).
A. Getreideausfuhrländer.
Vereinigte Staaten von Nordamerika. Dieselben stehen seit 1878 in erster Reihe; ihre Übermacht beruht auf dem Bodenreichtum, besonders im Westen, auf der extensiven billigen Kultur, der großartigen Organisation der Aufspeicherung, des Transports und Handels. Die Erntemengen in Millionen Hektoliter waren im Durchschnitt der Jahre, resp. den Jahren: ¶
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1870-75 | 1877-78 | 1880 | 1884 | 1885 | |
---|---|---|---|---|---|
Weizen | 92.0 | 148.0 | 175.7 | 180.7 | 125.8 |
Roggen | 5.3 | 9.1 | 8.6 | 10.1 | - |
Gerste | 10.2 | 14.9 | 16.4 | 21.6 | - |
Hafer | 90.5 | 145.7 | 147.6 | 205.6 | 221.8 |
Mais | 346.2 | 489.0 | 605.1 | 632.7 | 682.2 |
Buchweizen | 3.0 | 4.3 | 5.0 | 4.1 | - |
Der Wert der Cerealienernten wurde amtlich berechnet: 1880 auf 1361 Mill., 1882 auf 1469 Mill., 1883 auf 1281 Mill. und 1884 auf 1184 Mill. Doll. Die großen Mengen von Getreide werden auf einem zusammenhängenden Netz von Eisenbahnen und Kanälen an die Seen und von den Emporien des Zwischenhandels, unter denen Chicago obenan steht, an die atlantischen Häfen zur Verschiffung nach Europa gebracht. Die Ausfuhr von Getreide und Mehl betrug in Tausenden Bushels (bei Mehl Barrels):
Weizen | Roggen | Gerste | Hafer | Mais | Getreide | zusammen | Mehl | Alles auf Getreide reduziert |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1868 | 17907 | 96 | 59 | 541 | 7049 | 25652 | 2764 | 39475 |
1875 | 55073 | 544 | 318 | 1466 | 49494 | 106895 | 4297 | 128380 |
1879 | 153253 | 2913 | 1129 | 766 | 98170 | 256231 | 6367 | 288066 |
1881 | 95272 | 974 | 206 | 626 | 43185 | 140263 | 6210 | 171311 |
1882 | 106386 | 2170 | 433 | 461 | 40587 | 150037 | 9473 | 197402 |
1884 | 84654 | 2951 | 629 | 4192 | 51834 | 144260 | 10913 | 198825 |
Es bewertete sich der Nettoexport von Brotstoffen durchschnittlich jährlich:
1856-60 | auf | 41 | Mill. Doll. |
1861-65 | auf | 72 | Mill. Doll. |
1866-70 | auf | 55 | Mill. Doll. |
1871-75 | auf | 107 | Mill. Doll. |
1876-80 | auf | 177 | Mill. Doll. |
188-85 | auf | 185 | Mill. Doll. |
Rußland. Die Getreideproduktion hat ihren Hauptsitz im Südosten von Rußland in der Gegend des sogen. Tschernosjom (humusreiche Schwarzerde). Nach den neuesten Erhebungen betrug die Erntemenge in Rußland und Polen in Tausenden Hektoliter:
1870-78 im Durchschnitt | 1883 | 1885 | |
---|---|---|---|
Weizen | 69244 | 82761 | 68184 |
Roggen | 219401 | 208117 | 264422 |
Hafer | 175317 | 212052 | 149385 |
Andres Getreide | 103403 | 119377 | 80982 |
Die Ausfuhrmenge war in Tausenden Hektoliter:
1880 | 1882 | 1884 | |
---|---|---|---|
Weizen | 12886 | 26930 | 23877 |
Roggen | 12531 | 11865 | 16090 |
Gerste | 3660 | 7149 | 8906 |
Hafer | 15105 | 19726 | 21309 |
Mais | 2974 | 3458 | 3599 |
Verschiedenes Getreide | 1928 | 1664 | 2159 |
Mehl | 537 | 587 | 571 |
Der Wert der Ausfuhren betrug 1880: 228 Mill., 1882: 321 Mill. und 1884: 310 Mill. Rubel.
Österreich-Ungarn. In der Gesamtmonarchie ist es das dünn besiedelte Flachland Ungarns mit natürlichem Bodenreichtum, welches regelmäßige Überschüsse für die Ausfuhr liefert. Die Ernten betrugen in Tausenden Hektoliter:
Durchschnitt 1875-81 | 1885 | |
---|---|---|
Weizen, Spelz | 44366 | 57961 |
Roggen | 39626 | 43076 |
Gerste | 30663 | 38021 |
Hafer | 50598 | 53599 |
Mais | 37644 | 45412 |
Die Ausfuhr ist namentlich bei Gerste [* 24] und Malz, Weizen, Hafer und den vorzüglichen Mahlprodukten eine bedeutende; sie betrug:
Jahr | Totalumsatz in Taus. metr. Ztr. | Mehrausfuhr in Tausenden Mark |
---|---|---|
1880 | 16873 | 56714 |
1882 | 20017 | 206348 |
1884 | 13025 | 107580 |
Untere Donauländer. Unter denselben ist Rumänien [* 25] mit einer Mittelernte von 8-11 Mill. hl Weizen, 6 Mill. hl Gerste und 22 Mill. hl Mais das wichtigste Produktionsgebiet; nächst demselben sind Bulgarien und die europäische Türkei zu nennen, während Serbien geringere Bedeutung hat.
Britisch-Ostindien ist erst seit sechs Jahren in die Reihe der für den europäischen Handel bedeutenden Länder eingetreten; seine Jahresproduktion wird auf 90-100 Mill. hl Weizen geschätzt, wovon jetzt 11-13 Mill. hl für die Ausfuhr verfügbar sind. Es betrugen die Weizenausfuhren:
1879: | 2.2 Mill. engl. Ztr. im Wert von | 1.1 Mill. Pfd. Sterl. |
1881: | 19.9 Mill. engl. Ztr. im Wert von | 8.6 Mill. Pfd. Sterl. |
1884: | 16.8 Mill. engl. Ztr. im Wert von | 6.3 Mill. Pfd. Sterl. |
Das meiste davon gelangt nach Großbritannien. [* 26] Außerdem liefert Britisch-Indien jährlich 31-32 Mill. Ztr. Reis in den Welthandel. In der Reihe der Ausfuhrländer folgen nach ihrer Bedeutung: Algerien, [* 27] Australien, [* 28] wo nur der Weizenbau für die Ausfuhr in Anschlag zu bringen ist, Ägypten, [* 29] dessen Weizenexport in den letzten Jahren sehr abgenommen hat, Kanada, Chile, [* 30] Tunis und die Argentinische Republik. [* 31]
B. Getreideeinfuhrländer.
Großbritannien und Irland. Bevölkerung und Konsum steigen seit Jahren fast in demselben Maß, in welchem der Weizenbau abnimmt; doch wird der Ausfall heute durch Zufuhren billiger gedeckt als früher durch die eigne Landwirtschaft. Im Durchschnitt von 1875 bis 1884 verbrauchte Großbritannien jährlich 71 Mill. hl Weizen, davon lieferte das eigne Land etwa 44 Proz. Nach amtlichen Aufstellungen betrug die Ernte [* 32] des Vereinigten [* 33] Königreichs in Millionen Bushels (zu 36,35 Lit.):
1874-83 | 1885 | |
---|---|---|
Weizen | 87972 | 79636 |
Gerste | 82802 | 85722 |
Hafer | 108012 | 160441 |
Erbsen | 7761 | 4339 |
Bohnen | 14458 | 9122 |
Die Nettoeinfuhr von Getreide und Mehl war im zehnjährigen Durchschnitt 129 Mill. (engl.) Ztr. im Wert von jährlich 57,9 Mill. Pfd. Sterl. -
Die Zufuhren kommen aus allen Teilen der Erde, vorzugsweise aus Amerika, [* 34] Britisch-Indien und Rußland.
Frankreich. Der Getreidebau ist zwar im Lauf der letzten Jahre nicht eingeschränkt worden; trotzdem genügt die eigne Ernte nicht mehr wegen des rasch zunehmenden Bedarfs, der zu den höchsten Europas gehört (vor 20 Jahren 182 kg, heute 216 kg Weizen pro Kopf). Die Erntemengen betrugen in Tausenden Hektoliter:
Mittelernte 1875-84 | 1884 | |
---|---|---|
Weizen | 100727 | 114230 |
Roggen | 25435 | 26256 |
Gerste | 18371 | 19442 |
Hafer | 79596 | 88079 |
Hirse, Mais | 10156 | 10421 |
Buchweizen | 10005 | 10578 |
Halbfrucht | 6331 | 5959 |
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