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Veränderungen des Korns von der Ausbildung bis zur vollendeten Reife.
Wasser | Eiweißartige Körper | Fett | Stärkemehl, Dextrin | Holzfaser | Asche | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Roggen | 1. Periode | - | 10.2 | 2.6 | 81.2 | 3.1 | 2.8 |
2. Periode | - | 8.2 | 2.2 | 83.6 | 3.0 | 3.0 | |
3. Periode | - | 8.8 | 1.8 | 84.6 | 2.6 | 2.3 | |
4. Periode | - | 8.8 | 1.1 | 85.3 | 2.4 | 2.5 | |
5. Periode | - | 8.4 | 0.7 | 85.9 | 2.4 | 2.6 |
Welche Veränderungen von der Ausbildung des Korns bis zur vollendeten Reife in demselben vorgehen, mögen folgende Analysen von Roggen zeigen, die in verschiedenen Reifungsperioden von Lucanus ausgeführt wurden. Es enthalten 100 Teile Körner:
1. | 2. | 3. | 4. | 5. | |
---|---|---|---|---|---|
Stickstoffhaltige Stoffe | 10.2 | 8.2 | 8.8 | 8.8 | 8.4 |
Stickstofffreie Stoffe | 81.2 | 83.6 | 84.6 | 85.3 | 85.9 |
Holzfaser | 3.1 | 3.0 | 2.6 | 2.4 | 2.4 |
Fett | 2.6 | 2.2 | 1.8 | 1.1 | 0.7 |
Asche | 2.8 | 3.0 | 2.3 | 2.5 | 2.6 |
Stärke und Zucker | 67.3 | 67.7 | 70.9 | 73.3 | 76.6 |
Die Pflanze nimmt bis zu ihrer letzten Reifezeit noch Stoffe aus dem Boden auf. Wird ihr durch frühere Ernte [* 2] dieser Zuschuß entzogen, so bleibt die Ausbildung der Körner hinter den normalen Entwickelungszuständen zurück. Das Nachreifen scheint als einzigen Vorteil herbeizuführen, daß die Keimungskraft der Körner erhöht wird. In der Entwickelung der aus solchem Samen [* 3] gezogenen Pflanzen selbst treten Unterschiede zu gunsten des Nachreifens nur wenig hervor, und ebenso war der Ertrag der Pflanzen aus nachgereiftem Samen gegenüber solchem, wo ein Nachreifen ausgeschlossen war, bei sonst gleicher Reife nicht oder nur unbedeutend gestiegen.
Die im G. enthaltenen stickstoffhaltigen Körper sind sehr vom Klima [* 4] abhängig. Der Weizen der wärmern Gegenden enthält mehr Kleber als der in kältern Ländern gewonnene. Weizen aus der Umgegend von Lille [* 5] zeigte im Gehalt an eiweißartigen Bestandteilen geringere Schwankungen als algerischer Weizen, aber in letzterm kamen höhere Maximalwerte vor. Der aus dem Süden stammende Weizen war reicher an Fett und aromatischen Stoffen sowie auch an Asche als der nördliche.
Das
Mehl
[* 6] des Sommergetreides
ist reicher an
Kleber als das des Wintergetreides
, und
Weizen aus mittelmäßig trocknen
Jahren
enthält weniger
Kleber als aus sehr trocknen
Jahren. Stickstoffreicher
Dünger vermehrt die
Menge der eiweißartigen
Stoffe im
G. in bedeutendem
Maß. Bei ungünstiger
Witterung erreichen die Getreide
körner nicht ihre normale
Größe;
sie liefern dann weniger und schlechteres
Mehl, aber mehr
Kleie. Das gleiche
Maß
Weizen, welches in guten
Jahren 260 kg wiegt, 200 kg
Mehl und 40-50 kg
Kleie gibt, wiegt leicht in schlechten
Jahren nur 160 kg, gibt 60-80 kg
Mehl und 80-100 kg
Kleie.
Ferner erhält man 1 kg
Brot
[* 7] aus 3/5 kg gutem, aber erst aus ¾-7/8 kg schlechtem
Mehl. Die schlechten
Körner
haben ein geringeres
spezifisches Gewicht als die guten, mehlreichen; wenn man aber deshalb das Getreide
[* 8] wägt, so treten diese
Differenzen weniger hervor als beim
Messen, weil dann in derselben Gewichtsmenge mehr
Körner enthalten
sind. Durch
Feuchtigkeit wird das
Volumen des Getreides
stärker verändert als das
Gewicht. Befeuchtet man guten, lufttrocknen
Weizen von 12,2 Proz.,
Roggen von 9,4 Proz.,
Gerste
[* 9] von 9,1 Proz. und
Hafer
[* 10] von 9,9 Proz. Wassergehalt mit 5 Proz.
ihres
Gewichts
Wasser, so beträgt nach 24
Stunden, wenn das
Wasser vollständig aufgesogen ist, die Raumvergrößerung
beim
Weizen 15, beim
Roggen 13 und bei
Gerste und
Hafer 10 Proz., während doch die Gewichtszunahme nur 5 Proz. ausmachte.
Ein neuer Zusatz von 5 Proz. Wasser bewirkt nach 24 Stunden beim Weizen eine Raumvergrößerung von 25 Proz., beim Roggen ebenfalls 25 Proz., beim Hafer 22 Proz. und bei der Gerste 18 Proz. Nach abermaligem Zusatz von 5 Proz. Wasser ist das Volumen des Weizens im ganzen um 35,5, des Roggens um 33 Proz., der Gerste um 32, des Hafers um 35 Proz. gestiegen, während die Gewichtszunahme doch nur 15 Proz. betrug. Trocknet man feuchtes Getreide, so wird es zwar runzelig, behält aber immer noch ein größeres Volumen als nicht feucht gewesenes.
Dauert die Einwirkung der Nässe auf das Getreide fort, so keimt es und beginnt »auszuwachsen« oder geht in Gärung über. Hierbei erleidet das Getreide eine wesentliche Veränderung: die Stärke [* 11] verwandelt sich zum Teil in Dextrin und Zucker, [* 12] letzterer wird zersetzt, und auch der Kleber erleidet eine Umwandlung. Hat sich das Getreide durch wenig Nässe erhitzt, so rötet es sich, schimmelt dann leicht und wird moderig. Diesem Übelstand kann man abhelfen, wenn man das so veränderte Getreide mit Kohlenpulver mischt, es nach 14 Tagen auf die Getreidereinigungsmaschine bringt und die Kohle wieder entfernt.
Die Temperatur muß bei dieser Operation eine mittlere sein, wo dann der Modergeruch vollständig verschwinden soll. Ist das Getreide feucht eingeheimst worden, und will man es trocknen, so kann man dies dadurch erreichen, daß man etwa 0,6 cbm gebrannten Kalk in eine Anzahl kleiner Körbe verteilt, die man mit Papier bedeckt und in angemessenen Entfernungen voneinander auf den Fruchtboden stellt, und das Getreide nunmehr in gewöhnlicher Weise aufschüttet. Die Feuchtigkeit des letztern wird durch den Kalk angezogen und absorbiert, und das Getreide trocknet sehr bald.
Das angegebene Quantum Kalk ist hinreichend für etwa 150 Ztr. Weizen. Der vollständig zerfallene Kalk kann später zu Kompost u. dgl. gebraucht werden. Über die Verarbeitung des Getreides s. Brot, Kleie, Mehl etc.
Vgl. Langethal, Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenkunde (5. Aufl., Berl. 1874);
Bibra, Die Getreidearten und das Brot (Nürnb. 1860);
Jessen, Deutschlands [* 13] Gräser [* 14] und Getreidearten (Leipz. 1863);
Körnicke und Werner, Handbuch des Getreidebaues (Bonn [* 15] 1885, 2 Bde.);
»Die Getreidearten« (2 Wandtafeln, Stuttg. 1871).