liegt, auch über den Einwilligenden keine ungerechte Strafe zu verhängen, durch das Geständnis der Prüfung, ob die zugestandene
That wahr sei, nicht überhoben; es kommt daher auf die Glaubwürdigkeit an, die dem Geständnis beizulegen ist. Da
nach dem ältern gemeinen Strafverfahren die Verurteilung nur auf das Geständnis oder auf einen nach gewissen Regeln
zu stande gebrachten, selten herzustellenden Beweis erfolgen konnte, so war es Hauptaufgabe des Untersuchungsrichters, auf
Geständnisse hinzuwirken; bei dem neuern Strafverfahren tritt diese Richtung zurück, und die mit dem Angeschuldigten anzustellenden
Vernehmungen haben im Gegenteil mehr den Zweck, ihm Gelegenheit zu seiner Verteidigung zu geben, wie dies
namentlich in der deutschen Strafprozeßordnung (§ 136) betont ist.
Das Geständnis eines Freigesprochenen, sei es auch ein außergerichtliches, aber glaubwürdiges hat nach § 402 der
Strafprozeßordnung die Wiederaufnahme des Verfahrens zur Folge. Handelt es sich bei einer Strafsache nur um eine Übertretung,
und gesteht der Beschuldigte die ihm zur Last gelegte That ein, so kann der Amtsrichter mit Zustimmung
der Staatsanwaltschaft in dem Fall der Vorführung eines Beschuldigten, z. B. eines Bettlers, sofort zur Hauptverhandlung schreiten,
ohne Schöffen zuzuziehen (§ 211).
steif oder beweglich axial aneinander gefügte Stangen aus Holz oder Eisen zur Übertragung einer Kraft durch
Schub, Zug
oder Stoß.
Man benutzt Gestänge namentlich beim Bergbau und unterscheidet je nach der speziellen Anwendung
Bohr, Pumpen, Förder, Kunstgestänge etc. Feldgestänge sind Kunstgestänge über Tage, auf der Erdoberfläche.
Romanorum (lat., »die Thaten
der Römer«, auch Gesta oder Historiae moralisatae, »moralisierende Geschichten«),
Titel einer im Mittelalter
vielverbreiteten Sammlung von kurzen Anekdoten, Sagen, Legenden und Märchen in lateinischer Sprache. Der Kern derselben sind
Erzählungen aus der römischen Geschichte oder Stücke aus römischen Schriftstellern, an die sich moralisierende und religiös
mystische Erklärungen anschließen; diesem Kern wurden später immer mehr anderswoher entnommene oder ganz frei erfundene
Stücke hinzugefügt, so daß die Sammlung bis auf etwa 180 Kapitel erweitert wurde.
Entstanden sind die in ihrer ersten Gestalt wahrscheinlich in England zu Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrh.; ihr Verfasser,
für den einige den Petrus Berchorius, Benediktinerprior zu Paris (gest. 1362), andre ebenso grundlos einen
gewissen Helinandus hielten, ist nicht zu ermitteln. Die Gesta Romanorum waren ungemein verbreitet: der neueste Herausgeber hat 138 Handschriften
derselben verglichen;
schon früh wurden sie ins Englische, Deutsche (zuerst gedruckt Augsb. 1489) und andre Sprachen übersetzt.
Der älteste Druck, der um 1472 erschien, enthält 151 Nummern; noch in den 70er Jahren des 15. Jahrh.
erschien aber eine andre Ausgabe von 181 Nummern, welche dann unzählige Male nachgedruckt worden ist. Viele dieser Erzählungen
sind von spätern Erzählern, wie namentlich Hans Sachs, Burkard Waldis etc., benutzt worden, bis sie mit dem 17. Jahrh.
allmählich in Vergessenheit gerieten. Die neuesten Ausgaben des Vulgärtextes in 181 Kapiteln besorgten
A. Keller (Stuttg. 1842, Bd. 1),
der auch aus einem Münchener Kodex eine ältere deutsche Übersetzung (Quedlinb. 1841) herausgab, und Österley (Berl. 1872)
mit einer sehr gründlichen Einleitung. Die erste vollständige neuhochdeutsche Übersetzung lieferte Grässe (Dresd. u. Leipz.
1842, 2 Bde.). Wichtig ist auch die Ausgabe zweier altenglischer Texte, die Sir Frederick Madden 1838 für
den Roxburgh Club veranstaltete, sowie die von Herrtage für die Early English Text Society 1879 besorgte Ausgabe.
Chansons de (spr. schangssong dö schäst), altfranz.
Heldengedichte in zehn oder zwölfsilbigen
Versen, deren Stoffe vorwiegend der Karlssage entnommen sind (s. Französische Litteratur, S. 591).
Vgl. Paris, Les chansons de
geste (Par. 1859).
(Felsarten, Gebirgsarten; hierzu Tafel »Gesteine, Dünnschliffe«),
Mineralaggregate, die einen wesentlichen
Teil der Erdrinde bilden. Die Gesteinslehre oder Petrographie, wohl auch, aber wenig gebräuchlich, Lithologie,
ist einer der fundamentalen Teile der Geologie (petrographische Geologie); sie hat in neuester Zeit, namentlich durch die Anwendung
des Mikroskops und ganz besonders durch dessen Verbindung mit Polarisationsapparaten, welche die optischen Eigenschaften der
Mineralien klar und scharf hervorheben, bedeutende Fortschritte erzielt.
Man teilt die Gesteine zunächst in kristallinische Gesteine und in Trümmergesteine (klastische Gesteine). Erstere enthalten
die einzelnen Mineralindividuen unmittelbar verbunden, letztere sind durch mechanische Zertrümmerung entstandene Fragmente
andrer Gesteine, lose gehäuft oder durch ein später hinzugekommenes Bindemittel, Zement, zusammengehalten (s. Tafel »Mineralien
und Gesteine«,
Fig. 20 u. 21). Alle Gesteine, namentlich die kristallinischen, können einfach, gleichartig,
oder gemengt, zusammengesetzt, ungleichartig, sein; im erstern Fall sind sie wesentlich aus nur einer, im letztern Fall aus
mehreren Mineralspezies zusammengesetzt.
Die Zahl der gesteinbildenden Mineralspezies ist eine beschränkte;
unter den Oxyden: Eis (Wasser), Quarz, Brauneisen, Roheisen,
Magneteisen;
unter den Chloriten: Steinsalz;
unter den Carbonaten: Kalkspat, Dolomit, Magnesit, Eisenspat;
unter
den Sulfaten: Anhydrit und Gips;
unter den Silikaten (abgesehen von der nicht individualisierten Glassubstanz, s. unten): die
verschiedenen Glieder der Feldspatgruppe, der Augit- und Hornblendegruppe, der Glimmergruppe, der Nephelingruppe, Serpentin,
Talk, Chlorit, Granat;
endlich die Organoide: Anthracit, Steinkohle etc. Größer ist die Zahl derjenigen Mineralspezies, welche
als zufällige (accessorische) Bestandteile der Gesteine auftreten, welche, als das Wesen der Gesteine nicht bedingend,
bald in denselben vorkommen, bald auch fehlen, gelegentlich aber durch Häufigkeit und Gebundensein an Ein Gestein geradezu
charakteristisch für dasselbe werden können.
Unter solchen accessorischen Gemengteilen sind außer den obigen Mineralabteilungen
noch die Klassen der Elemente, der Schwefelmetalle, der Titanate besonders häufig vertreten. - Neben der
Zusammensetzung ist die Struktur der Gesteine, die Art und Weise, in welcher die Mineralaggregate verbunden sind, zu unterscheiden.
Sie ist körnig: dann sind die Gesteine aus kristallinischen Körnern (auch Blättern etc.) zusammengesetzt, ohne daß in der Anordnung
eine besondere Norm obwaltete (Granit, s. Tafel »Mineralien«, Fig. 13). Werden die kristallinischen Individuen
so klein, daß sie nicht mit bloßen Augen (selbst nicht immer mit der Lupe) zu erkennen sind, so heißt die Struktur dicht
(dichter Kalkstein etc.). Porphyrisch heißt sie, wenn in dichter oder
mehr
feinkörniger Grundmasse Kristalle, Körner etc., sogen. Einsprenglinge, besser Ausscheidungen, von einem oder mehreren Mineralien
vorkommen (Feldspat, od. Feldspat und Quarz etc. im Porphyr, s. Tafel »Mineralien«,
Fig. 15); porphyrartig aber, wenn ein Gemengteil
eines feinkörnigen, zusammengesetzten Gesteins in größern Kristallen vorkommt (porphyrartiger Granit mit großen Orthoklaskristallen,
Fig. 14), oder wenn in einem einfachen feinkörnigen Gestein auch einzelne größere
Kristalle (Gipsspat im Gips), oder endlich, wenn im einfachen Gestein accessorische Bestandteile in größern Kristallen (Granat
im Chloritschiefer u. dgl.) auftreten.
Sind die kristallinischen Individuen nach einer bestimmten Richtung aneinander gefügt, so findet schieferige Struktur (Chloritschiefer,
Glimmerschiefer) statt, die besonders oft durch tafelartige Individuen (Glimmer) bedingt und bei einfachen
Gesteinen nur durch blätterige Individuen (Chlorit) hervorgebracht wird. Hierher gehört auch die Gneisstruktur
(Fig. 19).
Umgeben dünne Lagen schuppiger Mineralindividuen linsenförmige Aggregate, so entsteht die flaserige Struktur. Bei der Oolithstruktur
umschließt eine dichte bis feinkörnige Grundmasse kugelförmige Konkretionen von Hirsekorn- bis Erbsengröße; sie
ist namentlich dem Kalk eigen, daher oolithische Kalksteine einfach Oolithe (Roggensteine,
Fig. 23) heißen.
Größere, im Mittel erbsengroße Kugeln von schaligem Bau und mit fremdem Kern geben den Pisolith (Erbsenstein). Sphärolithische
Struktur, in Pechstein, Porphyr etc. auftretend (vgl. Felsitkugeln), zeigt weniger regelmäßige Kugelgestalten, nicht durchweg
schaligen Bau u. sehr innigen, meist erst durch Verwitterung zertrennten Zusammenhang der Kugeln milder
Grundmasse
(Fig. 16, 17). Mandelsteinstruktur (amygdoloidische Struktur) entsteht, wenn Hohl- oder Blasenräume mit gewissen
Mineralien ausgefüllt sind (Mandeln, Achat im Palatinit,
Fig. 12, 18). Sind die Hohlräume leer, so ist die Struktur blasig;
sind dieselben gewunden, verengert, so heißt das Gesteine schlackig; treten viele kleine eckige
Hohlräume (meist durch Auswittern) auf, so ist die Struktur porös.
Glasartig ist die Struktur: wenn das Gestein ganz oder vorwiegend aus einer amorphen Glasmasse (Glasbasis) besteht;
da aber
derartige Gesteine durch Ausscheidungen kleiner Kristallindividuen (Kristallite, Trachyte) und größerer Einzelkristalle sowie auch
genetisch mit andern dichten, körnigen und porphyrischen Gesteinen eng verknüpft sind, so pflegt man
sie als glasartige Modifikationen (Gläser) diesen ihren Verwandten beizuzählen, die ihrerseits ebenfalls oft noch mehr oder
weniger zahlreiche Glaseinschlüsse enthalten.
Unter dem Mikroskop lassen die vereinzelten Kristallitenausscheidungen der
Gläser häufig eine mehr oder weniger deutliche parallele Anordnung (Mikrofluktuationsstruktur, Fluidalstruktur, s.
Tafel »Gesteine, Dünnschliffe«,
Fig. 2, 3) erkennen (vgl. Entglasung).
Dem Aufbau ihres Materials (Tektonik) nach unterscheiden sich die Gesteine als geschichtete (s. Tafel »Mineralien«,
Fig. 22) u. ungeschichtete
oder massige. Erstere sind, eng zusammenhängend mit ihrer Bildung, aus einzelnen, untereinander parallel verlaufenden Schichten
(vgl. Schichtung) zusammengesetzt, letztere lassen eine solche Zerfällung in einzelne Lagen nicht erkennen.
Der äußern Begrenzung nach unterscheidet man die massigen Gesteinskörper als Stöcke von unregelmäßig konturierter Begrenzung
u. ungefähr gleichen drei Raumdimensionen.
Sie entsenden mitunter Ausläufer (Apophysen) in das Nebengestein. Gänge sind parallelepipedische Gesteinsmassen von großer
Ausdehnung nach zwei Dimensionen, von geringerer nach der dritten. Als echte Gänge durchschneiden sie Schichtsysteme
widersinnig, als Lagergänge laufen sie den einschließenden Schichten parallel (s. Gang). Treten die massigen Gesteine als an der
Oberfläche entwickelte Bildungen auf, so unterscheidet man Kuppen, Decken, Ströme, Ausdrücke, von denen sich die ersten beiden
von selbst erklären, während Ströme langgestreckte Gesteinskörper sind, welche die Art der Bildung
aus feurigem Fluß durch das Höherliegen des Ausgangspunktes, durch Längserstreckung bei relativ kleinerm Querdurchmesser
erraten lassen. Oft spielt sich in den betreffenden Gesteinen die oben erwähnte Fluidalstruktur in dem Sinn ab, daß die Anordnung
der Kristallite und kleinen Kristalle parallel zur Längsachse des Stroms verläuft. - Unter Absonderung
der Gesteine versteht man eine Zerklüftung, welche sich nach der Bildung der Gesteine herausgebildet hat, wohl meist durch Zusammenziehung
des Gesteinsmaterials (Austrocknung oder Abkühlung), in einzelnen Fällen vielleicht auch durch innern Druck entstanden, dann
nämlich, wenn, wie nicht unwahrscheinlich ist, sich die Silikatgemenge bei dem Übergang aus dem flüssigen
in den festen Zustand ausdehnen. Als Absonderungsformen lassen sich unterscheiden die quaderförmige vieler Sandsteine, die
säulenförmige der Basalte und andrer auf eruptivem Weg entstandener Gesteine, die kugelförmige, ebenfalls an Basalten beobachtet,
die plattenförmige der Phonolithe etc.
Der Entstehung nach unterscheidet man endlich die Gesteine als sedimentäre, durch mechanischen Absatz aus Wasser
oder durch Niederschlag aus wässeriger Lösung gebildet, und eruptive, in feurigflüssigem Zustand aus dem Erdinnern emporgestiegen.
Wenn letztere in ihrem Vorkommen und in ihrer mineralogisch-chemischen Beschaffenheit eine große Ähnlichkeit mit den Produkten
jetzt thätiger Vulkane besitzen, so nennt man sie vulkanische; diese Produkte selbst heißen Laven
(Fig. 24). Dem
jetzigen Zustand unsrer geologischen Kenntnisse entspricht es, wenn man neben sedimentärem und eruptivem Material auch noch
von kryptogenen Gesteinen spricht. Es gehören dahin namentlich Gesteine ältester Entstehung, welche mit den sedimentären
deutliche Schichtung, mit den eruptiven die Ähnlichkeit der mineralogisch-chemischen Zusammensetzung teilen. - Alle Untersuchungsmethoden
der Gesteine gipfeln in der Bestimmung der Bestandteile des Gesteins.
Bei einfachen Gesteinen wird deshalb, da jede Mineralspezies eine feste chemische Zusammensetzung hat, die chemische Analyse
direkt brauchbare Resultate geben, sofern man nur von accessorischen Bestandteilen möglichst freies Material aussucht; dagegen
kann sie von den gemengten Gesteinen ein gleich erschöpfendes Bild nicht geben. Aber auch hier wird die
Untersuchung einer mittlern Probe des gesamten Gesteins (Pauschanalyse) wertvolle Anhaltspunkte ergeben können, insofern,
als die chemischen Formeln der das Gestein zusammensetzenden Mineralien Grenzwerte darstellen, zwischen welche hinein die Resultate
dieser Pauschanalyse fallen müssen. So werden namentlich die Silikatgemenge schon durch den prozentischen Gehalt an Silicium
charakterisiert und als siliciumreiche (saure, über 23 Proz. Silicium enthaltend) und siliciumarme (basische,
unter etwa 23 Proz. Silicium enthaltend) unterschieden. Auch kann bei recht heterogener Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile
die Pauschanalyse einer die Gesamtresultate auf die Gemengteile ausschlagenden Berechnung unterworfen werden. In weitaus
den meisten Fällen aber wird die Untersuchung eines