den
Ort ihrer Missethaten gebannt, »spukt« daselbst oder »geht
um« und plagt die Bewohner. Diese
Vorstellungen leiten dann zu den
Erzählungen von
Haus- und Poltergeistern (s. d.), von
Burg- und
Klostergespenstern, von den
Irrlichtern, die als
Seelen ungetaufter
Kinder betrachtet werden, und den Feuermännern, nach der
Volkssage ungetreue Feldmesser etc., über. Eine
Menge andrer Nachtgestalten, wie der
Alp und
Vampir, die
ebenfalls in traumhaften Zuständen ihre Veranlassung finden, schließen sich an. In der neuern
Anschauung ist den Wiederkehrenden
(franz. revenants) nur noch die Zeit von 12-1
Uhr
[* 2]
Mitternacht als Sprechstunde angewiesen, obwohl die Sonntagskinder und Geisterseher
auch zu andern Nachtstunden Gespenster sehen.
In der
Poesie und leider auch in der
Volks- und Erziehungslitteratur einen letzten Rückhalt findend, ist der Gespensterglaube
in neuerer Zeit sehr in den
Hintergrund getreten, obwohl eine neue Glaubensgenossenschaft ihr Lehrgebäude ganz auf den Mitteilungen
Verstorbener aufbaut (vgl.
Spiritismus). Über den Gespensterglauben des
Altertums vgl.
Scharbe,
De geniis,
manibus et laribus
(Kasan
[* 3] u. Leipz. 1854); über die ethnologische Seite die ausführliche
Darstellung des
Animismus in
Tylor, Anfänge der
Kultur
(a. d. Engl., das. 1873); über die physiologische und psychologische
Seite Hibbert, Andeutungen zur
Philosophie der
Geistererscheinungen (Weim. 1825), und
CarusSterne,
Naturgeschichte der Gespenster (das.
1863). Vgl.
Geisterseherei.
(PhasmodĕaBurm.), Insektenfamilie aus der
Ordnung der
Geradflügler
[* 4] (Orthoptera), höchst bizarr
gestaltete, fast ausschließlich auf die
Tropen beschränkte
Tiere mit meist stabförmigem
Körper, auf
Kosten des vordern vorherrschend
entwickeltem Mittelbrustring, freiem, geneigtem
Kopf, halbkugeligen
Augen, fadenförmigen
Fühlern, gleich gestalteten
Beinen,
oft mit lappenartigen Verbreiterungen, mit großen oder rudimentären
Flügeln versehen oder gänzlich
flügellos; träge, sich langsam und unsymmetrisch bewegende
Tiere, welche sich meist des
Nachts von Blättern nähren und
durch ihre Gestalt
Schutz gegen Feinde gewinnen, indem sie in der
Ruhe dürren
Zweigen oder
Ästen, grünen oder trocknen Blättern
täuschend ähnlich sehen. Im südlichen
Europa
[* 5] kommen nur einige wenige flügellose
Arten, sogen.
Stabheuschrecken,
wie
BacillusgallicusFab. (s. Tafel
»Mimikry«),
von grünlicher oder bräunlicher
Farbe und 5-8
cmLänge, vor, während es in
den
Tropen nahezu fußlange
Arten gibt, wie Phasma gigasFab., in
Südamerika,
[* 6] welches an Körperlänge von keinem andern lebenden
Insekt übertroffen wird. Das
wandelnde Blatt(PhylliumsiccifoliumL., s. Tafel
»Geradflügler«),
in
Ostindien,
[* 7] eine der auffallendsten Insektenformen, ahmt mit dem erweiterten
Hinterleib und den Flügeldecken die Form eines
Blattes nach,
ist 9
cm lang, hellgrün, mit blattartig verbreiterten
Schenkeln und
Schienen.
(Schnauzenmotte,
HyponomeutaLatr.), Schmetterlingsgattung aus der
Familie der
Schaben (Tineina), mittelgroße
Motten mit in ihrem Verlauf ziemlich gleich breiten, langen und schmalen, auf der Oberseite weißen,
schwarz
punktierten, auf der Unterseite dunkelgrauen Vorderflügeln und
oben und unten einfarbig dunkelgrauen Hinterflügeln.
Die schlanken, licht gefärbten, schwarz gefleckten
Raupen sind sehr beweglich und leben gesellig in einem sehr klebrigen
Gespinst an verschiedenen
Bäumen und Sträuchern, deren
Blätter sie innerhalb des Gespinstes abfressen, wobei sie nachBedürfnis
das Gespinst immer weiter ausdehnen.
Innerhalb desselben verpuppen sie sich auch, jede
Raupe im eignen
Kokon. Sie werden häufig den
Bäumen schädlich und müssen
im Frühjahr, sobald sich die Gespinste zeigen, getötet werden. Man kann auch die Gespinste mit Seifenlauge bespritzen.
Die Traubenkirschen-Gespinstmotte
(HyponomeutapadiZell., H. evonymella H. Tr.),
25,5mm breit, legt ihre
Eier
[* 11] an die
Knospen
[* 12] der
Traubenkirsche
(Prunus padus), und die im
Herbst auskriechenden
Raupen überwintern. Die veränderliche Gespinstmotte (H. variabilisZell., H. padellaL.), etwas kleiner, an der in der Mitte gelben,
am
Kopf, an der
Spitze und an den Flügelscheiden schwarzbraunen
Puppe leicht erkennbar, lebt an sehr vielen
Pflanzen, auch an Obstbäumen; die
Raupe überwintert in Gespinströhren zwischen Rindenrissen und in Zweiggabeln. Die
Spindelbaum-Gespinstmotte(H. evonymellaScop., H. cognatella H. Tr.),
25,5mm breit, lebt auf
Pfaffenhütchen,
Heckenkirschen, wie die vorigen
Arten, und frißt die
Blätter vollständig auf. Die
Apfelbaum-Gespinstmotte(H. malinellaZell., s. Tafel
»Schmetterlinge
[* 13] II«),
der vorigen äußerst ähnlich, skelettiert
die
Blätter des
Apfelbaums, überwintert als
Raupe.
(spr. dschessi),Romolo, ital. Afrikareisender, geb. zu
Ravenna, trat ins österreichische
Heer, das er aber infolge seiner Beteiligung am
Aufstand von
Venedig
[* 23] bald wieder verlassen
mußte, kämpfte dann unter
Schamyl gegen die
Russen und tauchte später plötzlich als ägyptischer
Offizier im
Sudân auf,
wo er im Auftrag von
GordonPascha 1876 die noch unbekannte
Strecke des
Bahr elDschebel zwischen Dufile und
dem
Mwutan aufnahm, welch letztern er zum erstenmal umfuhr. Im nächsten Jahr machte er mit
Matteucci den vergeblichen
Versuch,
von Fadassi aus in die Gallaländer vorzudringen, und übernahm dann das
Kommando zur Unterdrückung des von dem Sklavenhändler
Suleiman Pascha im südlichen
Dar Fur
[* 24] und im Gebiet des
Bahr el Gazal erregten
Aufstandes, der 1880 mit dem
Tod jenes endigte. Zum
Pascha und
Gouverneur der
ProvinzBahr el Gazal ernannt, war er
¶
mehr
unermüdlich thätig, daselbst geordnete Zustände zu schaffen, wurde aber im Oktober 1880 bei einer Fahrt auf dem Bahr el Gazal
nach Chartum mit einer Eskorte von 400 Soldaten und Gefangenen durch eine Pflanzenbarre 3 Monate lang eingeschlossen, so daß
der größte Teil der Mannschaft umkam. Gessi selber starb in Suez am Sumpffieber.