gezogene Vorderladungsgewehre über, welche in die
Züge eingekeilt oder beim
Thouvenin-Gewehr auf einen
Zapfen
[* 2] gestaucht wurde,
bis
Minié 1849 bei seinem
Expansionsgeschoß das Einpressen in die
Züge durch das Kulot b
[* 1]
(Fig. 8), welches die Pulvergase
in den
Kanal
[* 3] drücken, erreichte. Timmerhans machte das Kulot durch den
Zapfen a
[* 1]
(Fig. 9),
Neßler durch
eigentümliche Form der Höhlung
[* 1]
(Fig. 10) und Plönnies
[* 1]
(Fig. 11) durch
Scheidewände in Kreuzform entbehrlich.
BeimZündnadelgewehrDreyses
[* 1]
(Fig. 12) tritt der Pappspiegel c in die
Züge und gibt
dem Langbleigeschoß d die Drehung.
BeimLorenz-Gewehr in
Österreich
[* 4] wurde sie durch Stauchung des Geschosses
[* 1]
(Fig. 13) bewirkt.
Schon der schweizerische Oberst Würstemberger ^[richtig: Wurstemberger] machte darauf aufmerksam, daß lange Bleigeschosse
kleinen
Kalibers sich beim
Schuß ohne jedes Hilfsmittel genügend stauchen, um
Führung in den
Zügen zu erhalten. Das Geschoß
[* 5] der
neuern
Handfeuerwaffen
[* 6] ist daher ein 2-4
Kaliber langer
Cylinder mit ogivaler
Spitze, und seitdem man weiß, daß
die Stauchung dieser Geschosse viel zu
groß ist und die Fluggeschwindigkeit der letztern beeinträchtigt, hat man nach dem
Vorschlag des preußischen
Artillerie-OberstleutnantsBodeKupfer- und Stahlhautgeschosse hergestellt, die aus kupfernen oder
stählernen, fingerhutartigen
Kapseln
[* 7] mit eingelötetem Bleikern bestehen.
die Leistung eines
Geschosses, welche es infolge seines Verschießens hervorbringt.
Dieselbe kann eine zufällige oder beabsichtigte sein. Unter ersterer würde die
Wirkung zu verstehen sein, die das
Geschoß,
obgleich es das
Ziel fehlte, dennoch hervorbrachte. Die beabsichtigte Geschoßwirkung kann in einem Eindringen in das
Ziel, in einem
Durchschlagen,
Entzünden, Erleuchten oder Zerstören desselben durch
Sprengen
[* 19] bestehen. Häufig werden zwei dieser
Zwecke
zugleich beabsichtigt, z. B. das
Geschoß soll in das
Ziel eindringen und dann seine Sprengwirkung äußern.
Die gegen
Panzerungen verwendeten
Granaten sollen diese durchschlagen und dann durch die
Sprengstücke gegen die
Besatzung der
Schiffe
[* 24] oder
Türme wirken. Je größer in allen diesen
Fällen die
Stoß- oder
lebendige Kraft des
Geschosses und die Sprengladung
sind, desto größer kann die
Wirkung sein. Die größte Geschoßwirkung erzielt man, wenn die dem
Geschoß innewohnende
Kraft
[* 25] durch den
Widerstand des
Ziels bis zu einem geringen Überschuß ausgenutzt wird (die Arbeitsleistung).
Die Eindringungstiefe der
Geschosse ist abhängig von ihrer lebendigen
Kraft, ihrem
Durchmesser, der Form ihres
Kopfes, dem
Winkel,
[* 26] unter dem sie dasZiel treffen (Auftreffwinkel), der
Festigkeit
[* 27] des
Ziels und
Geschosses. Bei gleicher lebendiger
Kraft verhalten sich die Eindringungstiefen umgekehrt wie die Geschoßdurchmesser. Die günstigste Form der
Spitze ist die
ogivale oder konoidische. Je schräger die
Geschosse auftreffen, je geringer ist die Eindringungstiefe; bei einer gewissen
Grenze prallen die
Geschosse an festenZielen ab, ohne einzudringen.
Die ältern preußischen Panzergeschütze durchschlugen auf
ca. 500
m einePanzerung von der
Stärke
[* 28] des Geschoßdurchmessers.
Krupp hat mit einer 24
cmKanone, deren
Granate 160, die
Ladung 75 kg wog, ein Panzerziel von 51
cmEisen
[* 29] in zwei
Platten glatt durchschossen,
die
Granate flog noch bis 2200 m hinter das
Ziel. Wie neuere
Versuche erwiesen haben, kann die Geschoßwirkung dadurch
wesentlich erhöht werden, daß mehrere auf nahe bei einander liegende Zielpunkte gerichtete
Geschütze durch eine elektrische
Leitung gleichzeitig abgefeuert werden.
Der gleichzeitige Anprall der
Geschosse zerstört
Panzerungen, gegen welche jedes einzeln machtlos sein würde. Die 15
cmGranate ist bei 2 kg Geschützladung auf 100 m 1,12 m in harte Ziegelsteinmauer und auf 600 m
Entfernung 4,71 m in frischen Lehmboden eingedrungen. Gegen Eisenpanzer zerschellen
Granaten aus gewöhnlichem Eisenguß, ohne
einzudringen; dagegen haben sie für
Mauerwerk genügende
Festigkeit. Panzergeschosse sind deshalb aus Eisenhartguß (s.
Granate;
SchalengußGruson bei
Magdeburg,
Palliser-Granaten in
England) oder
Gußstahl
(Krupp) gefertigt.
Gegen Holzschiffe kommen
Granaten aus gewöhnlichem
Gußeisen zur Verwendung. Gegen horizontale
Ziele
(Gewölbe,
[* 30] Hofräume von
Werken,
Schiffe) muß die Fallkraft der
Geschosse wirken, wozu
Mörser und kurze
Kanonen verwendet werden, deren
Geschosse eine
bedeutende Sprengladung und sehr gekrümmte
Flugbahn haben, um die Fallkraft zu steigern und über die
vor dem
Ziele liegenden
Deckungen fortzukommen.
Krupp hat 6
Kaliber lange
Granaten aus dem 21
cmMörser mit 40 kg Sprengladung
verwendet, gegen deren
Wirkung unsre neuern Gewölbebauten nicht standhalten.