»Interesselosigkeit« seiner
Aussprüche und damit deren Anspruch auf allgemeine Gültigkeit beruht, nicht nur der
Freiheit
des
Gemüts von »subjektiven Erregungen«, sondern auch der
Abwesenheit jedes
»Vorurteils« für oder wider das durch den Geschmack zu
beurteilende
Objekt. Mitwirkung der letztern führt jene individuelle, nationale, geschichtliche Verschiedenheit der angeblichen
Aussprüche des Geschmacks herbei, welche Mißtrauen in diesen erzeugt, streng genommen jedoch, eben
als Werk jener fremdartigen Zusätze, gar nicht von ihm hergerührt hat.
Ziel der
Erziehung als Geschmacksbildung ist, an ruhige,
vorurteils- und parteilose Betrachtung der
Objekte zu gewöhnen, um dadurch wahre, interesse- und subjektlose
Aussprüche des
Gefallens oder Mißfallens, ästhetische oder Geschmacksurteile zu ermöglichen.
(Geschmacksorgane), die zur Hervorbringung der Geschmacksempfindung dienenden Vorrichtungen im
tierischen
Körper. Bei der Schwierigkeit der Verständigung über die hierin
Frage kommende
Empfindung sowie bei der anatomisch
nicht scharf definierbaren
Beschaffenheit der Geschmackswerkzeuge lassen sich diese bei niedern
Tieren in sicherer
Weise kaum und
auch bei den meisten
Wirbeltieren nur vermutungsweise erkennen. Man sucht sie natürlich immer in der Mundhöhle
[* 2] und faßt
daher nervöse
Apparate in derselben, soweit man keine andre Deutung für sie hat, als Geschmackswerkzeuge aus. Unter den
Wirbeltieren ist bei
den
Amphibien und
Säugetieren die
Zunge mit solchen
Organen in Form der sogen. Geschmacksknospen oder
Schmeckbecher
(s.
Zunge) ausgestattet, zu denen
Nerven
[* 3] herantreten, und in denen sich eigentümliche
Zellen mit langen, stäbchenförmigen
Enden vorfinden.
(franz.
Étage), in der
Baukunst
[* 8] s. v. w.
Stockwerk. Je nach der
Lage unterscheidet man, von unten nach
oben fortschreitend,
1) das Kellergeschoß, welches ganz oder teilweise unter der
Erde sich befindet, 2) das
Erd-, Unter- oder
Bodengeschoß, 3) das Hauptgeschoß, die
Bel-Etage oder das erste
Stockwerk, 4) das zweite, dritte etc. Geschoß und 5) das Dachgeschoß.
Außer diesen
Geschossen kommen noch vor 6) das Zwischen- oder
Halbgeschoß
(Mezzanine), ein niedriges, meist zwischen dem
Erd-
und Hauptgeschoß angebrachtes
Stockwerk, 7) der
Kniestock
[* 9]
(Attika), welcher unten in das Gebäude,
oben
in das
Dach
[* 10] hineinreicht, daher halb als Obergeschoß, halb als Dachgeschoß zu betrachten ist. Stellt man diese verschiedenen
Geschosse zusammen, so ergibt sich obenstehende
[* 1]
Figur mit den beigefügten Bezeichnungen derselben.
im allgemeinen jeder Wurfkörper, im besondern der mittels
Fernwaffen nach einem entfernten
Ziel fortgetriebene,
geschosseneKörper. Der mit der
Hand
[* 11] geschleuderte
Stein oder zugespitzte
Stab
[* 12] bezeichnet die Anfänge solcher
Fernwaffen. Aber
auch die Handwaffen aller Art wurden, neben ihrem
Gebrauch als Schlagwaffe, geworfen, so die Wurfkeule, das Wurfbeil (wie
noch heute bei wilden Völkern), an welche später, um sie zu erneutem Wurfe verwenden zu können, ein
langer
Riemen oder eine Wurfleine befestigt wurde.
Das römische
Pilum
[* 13] (s. d.), der schwere, das Jaculum, der leichte
Wurfspieß, die gallische Hakenlanze (saunium), die germanische
Caja hatten eine solche Wurfleine, aus welcher in
Spanien
[* 14] der
Lasso hervorging. Ein kurzer Doppelriemen
(amentum) im
Schwerpunkt
[* 15] des Lanzenschafts diente den Griechen u.
Römern zur Verstärkung
[* 16] der Wurfkraft. Das Geschoß der
Schleuder
[* 17] (s. d.), anfänglich ein rundlicher Bachkiesel, wurde, um Wurfweite und Treffsicherheit
zu vermehren, später aus
Blei
[* 18] in regelmäßiger Form (glans) gefertigt:
[* 1]
Fig. 1, römisches Schleuderblei (FIR bedeutet
firmiter, »wirf fest«).
Die älteste Schußwaffe ist der
Bogen
[* 19] (s. d.), sein Geschoß der
Pfeil, ein der
Länge des
Bogens entsprechend langer
Stab aus
Rohr
oder
Holz
[* 20] mit
Spitze aus
Metall,
Knochen
[* 21] etc. und
Feder am andern Ende, den
Flug zu regeln.
[* 1]
Fig. 2, griechischer
Pfeil, 0,60 m lang.
Für dieArmbrust
[* 22] (s. d.) mit ihrer größern Bogenkraft und Führungsrinne für das
Geschoß mußte der
Pfeil verkürzt und widerstandsfähiger gemacht werden und wurde so zum
Bolzen mit kurzem, starkem
Schaft und
eiserner
Spitze.
Als man die
Erfahrung machte, daß die Drehung um die Längenachse seine Treffsicherheit erhöhte, gab man ihm hinten eigentümlich
gebogene, die Drehung hervorrufende
Federn
[* 1]
(Fig. 3). Aber auch
Kugeln aus
Marmor, gebranntem
Thon und
Blei
dienten als Geschosse für die
Armbrust. Dem vorzüglich ausgebildeten Geschützwesen der Alten müssen ohne
Zweifel gleichwertige
Geschosse entsprochen haben. Die Gastraphreten (Bauchspanner), unsrer
Wallbüchse und dem Gebirgsgeschütz vergleichbar, sowie
die
Katapulten, die Pfeilgeschütze, in ihren verschiedenen
Größen hatten ein pfeilartiges Geschoß von 0,60-1,75
m
Länge, 18-40
mmDurchmesser und 0,25-2 kg
Gewicht; die Palintonen, die
Wurfgeschütze, warfen Steinkugeln bis zu 81 kg schwer
auf etwa 1000
Schritt, die
Katapulten schossen bis auf etwa 700
Schritt. Die Tormenta
(Geschütze)
[* 23] der
Römer
[* 24] entsprachen den
griechischen.
mit Brennstoff gefüllte Fässer, Leichen, totes Vieh zur Erzeugung schlechter Luft, glühende Eisenstücke, Töpfe mit griechischem
Feuer etc. dienten als Geschosse. Ebenso waren Brandpfeile (s. d.) gebräuchlich. Die Chinesen befestigten Schwärmer an Pfeilen,
um größere Schußweiten zu erreichen, und benutzten diese, wie die um das Jahr 900 erfundenen Raketen,
[* 28] um die
Elefanten der Feinde scheu zu machen.
Bei den in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. auftretenden Feuergeschützen fanden neben den
Steinkugeln auch noch die Pfeile und Balken der Kriegsmaschinen Anwendung; die kleinern Kaliber, wie die Handfeuerwaffen,
[* 29] schossen
Bleikugeln, indessen schon 1326 wurden in Florenz
[* 30] eiserne Kugeln gegossen, doch fanden sie ihrer Kostspieligkeit
wegen erst nach und nach Eingang; in Deutschland wurden sie erst gegen Ende des 15. Jahrh. in Massen beschafft. Glühende Eisenkugeln
wurden schon seit Anfang des 15. Jahrh. geschossen.
Diese Geschosse waren zunächst massive Kugeln (Stück-, Voll- oder Paßkugeln). Um 1500 taucht die Bombe (s. d.) als Sprenggeschoß
an mehreren Stellen auf; die früher auch von Malatesta von Rimini erfundenen Hohlkugeln scheinen mehr mit
Brandsatz gefüllte Blechhüllen gewesen zu sein; auch Handbomben, sogar aus Glas,
[* 31] wurden schon früh verwendet. Leuchtkugeln
(s. d.) mit spießglanzhaltigem Leuchtsatz kamen schon 1445 in Gebrauch, sie haben sich, wie die Brandbomben und Brandkugeln
(s. d.), bis in unsre Zeit wenig verändert gehalten.
Zweck der Hohlkugeln war, dem Feinde durch die Sprengstücke größere Verluste zuzufügen als mit Vollkugeln; man lud deshalb
auch eine ganze Anzahl kleinerer Kugeln mit einemmal, Wachtel- oder Rebhühnerwurf, oder lud Büchsen mit Eisenstücken, Nägeln
etc., Hagelgeschoß genannt (Mitte des 15. Jahrh.); aus diesem
ging in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. die Kartätsche (s. d.), zunächst als Beutelkartätsche, hervor. GustavAdolf führte
die Büchsenkartätschen ein.
Ende des 17. Jahrh. kamen die Trauben- und Tannzapfenkartätschen auf, bei denen die Kugeln durch in den Beutel
[* 32] gegossenes Pech
festgelagert waren. Dieses Geschoß eignete sich nur für geringe Schußweiten; die Kartätsche auf weite Entfernungen
ist der Anfang des 19. Jahrh. eingeführte Schrapnell (s. d.);
obgleich Fronsperger in
seinem Kriegsbuch 1555 bereits mit Eisenschrot und Pulver gefüllte und mit Zünder versehene Hohlkugeln
beschreibt und Dambach 1609 mit Flintenkugeln gefüllte Bomben erwähnt, wurde dieses Geschoß doch erst durch den Schrapnell gebrauchsfähig.
Jene Zeit des 16. und 17. Jahrh. ist ja reich an allerlei Kuriosa, zu denen man auch wohl
die Ketten- u. Stangenkugeln (s. d.) zählen darf. Namentlich im Seekrieg versprach man sich große Wirkung von ihnen in der
Takelage der Schiffe
[* 33] (Fig. 4).
Mit den gezogenen Geschützen trat eine neue Geschoßform, das Langgeschoß, auf; zwar waren schon früher
mehrfach aus glatten Geschützen längliche Geschosse, so 1627 vor La Rochelle durch Clarner aus Nürnberg
[* 34] erfundene cylindrische
Granaten,
[* 35] versucht worden, aber der Erfolg gab ihnen ebensowenig Dauer wie den eiförmigen, mit denen Robins 1756 in La Fère
experimentierte, weil den Geschossen eine Drehung um ihre Längenachse fehlte. Diese gab ihnen zuerst
Reichenbach,
[* 36] der 1816 aus einem gezogenen Rohr von 32 mmKaliber ein Bleigeschoß in Form von
[* 27]
Fig. 5 schoß.
Der Holzspiegel h steckte mit einem Zapfen
[* 37] im G., wurde durch den Stoß der Pulverkraft in dieses hineingetrieben, erweiterte
es und drückte es dadurch in die Züge. Diese Idee wurde später von Minié (s. unten) für die Handfeuerwaffen
geistreich verwertet. Lancaster verfeuerte 1851 aus seinem Geschütz (s. d.) mit elliptischem Seelenquerschnitt ein langes
in Form eines Ellipsoids, u. Preußen
[* 38] führte 1854 für die glatten 12 und 24-Pfünder 1 ⅔ Kaliber lange cylindrische Geschosse,
Turbinengeschosse mit vier spiralförmigen Kanälen
[* 27]
(Fig. 6), welche die Achsendrehung bewirken sollten, nach HartmannsVorschlägen
ein. Eine neue Epoche für das Geschoß der Artillerie begann erst mit Einführung der gezogenen Geschütze. Das Geschoß erhielt die Form
eines Cylinders mit ogivaler oder konischer Spitze und eine Höhlung für eine Sprengladung; s. Granate
und Schrapnell.