legt. Das
Alte Testament ist besonders reich an solchen Geschlechtsregistern, welche von der jeweiligen Gegenwart eine ununterbrochene
Leiter bilden sollten, um in die frühsten
Zeiten hinaufzusteigen. So enthält
1. Mos. 10. ein in seiner Art einziges Geschlechtsregister der
gesamten Menschheit, die sogen. Völkertafel.
(Gustus), in physiologischer Hinsicht Bezeichnung für eigentümliche, nicht näher zu qualifizierende
Empfindungen,
welche wir durch gewisse
Partien der Mundhöhlenschleimhaut empfangen. Der Vorgang beim Schmecken besteht darin, daß gewisse
Substanzen, welche jedoch im
Wasser und in den
Flüssigkeiten der Mundhöhle
[* 5] auflösbar sein müssen, die
Endorgane des Geschmacksnervs (als welchen man das neunte Hirnnervenpaar, den nervus glossopharyngeus, betrachtet) in Erregung
versetzen, und daß deren Erregungszustand auf das
Zentralorgan des Geschmackssinns im
Gehirn
[* 6]
übertragen wird.
Die Grundempfindungen des Geschmacks sind wenig zahlreich, aber deutlich unterscheidbar; sie zerfallen
in die vier
Klassen: Salzig,
Sauer,
Süß,
Bitter. Wovon der Geschmack der
Körper abhängt, ist vollständig unbekannt.
Körper, welche
sich physikalisch wie chemisch durchaus verschieden verhalten, können verwandte Geschmacksempfindungen erregen. Die meisten
schmeckenden
Substanzen haben keinen einfachen Geschmack, sondern verursachen Mischempfindungen der vier verschiedenen Geschmacksqualitäten.
Der Geschmackssinn aber besitzt eine solche Feinheit, daß wir mit der
Zunge viel feinere Unterschiede
als vermöge der genauesten chemischen
Methoden machen können. Ein Teil der
Empfindungen, welche gleichzeitig mit Geschmacksempfindungen
entstehen, sind in
Wahrheit kein Geschmack, sondern teils
Geruchs-,
teils
Tast- und Gemeingefühlsempfindungen. Der stechende und zusammenziehende
Geschmack ist z. B. eine Gemeingefühlsempfindung; der aromatische
Geschmack ist eine Geruchsempfindung,
denn er verschwindet sofort, wenn man den Eingang zur
Nase
[* 7] verstopft.
Als
Organ des Geschmackssinns wird gewöhnlich die
Zunge genannt. Jedenfalls ist das Geschmacksvermögen an der
Wurzel
[* 8] des Zungenrückens
am stärksten entwickelt; doch auch den Rändern und dem vordern Teil (nicht der untern
Fläche) der
Zunge,
selbst dem weichen
Gaumen schreibt man einen gewissen
Grad von Geschmacksvermögen zu. Der Geschmacksnerv (nervus glossopharyngeus)
verbreitet sich in der Schleimhaut des hintern Teils vom Zungenrücken; seine
Fasern treten an die sogen.
Schmeckbecher (s.
Zunge) heran, welche als die eigentlichen Geschmacksorgane aufzufassen sind.
Was die physiologischen Leistungen des Geschmackssinns anbelangt, so sind nur gelöste
Stoffe für den
Geschmack wahrnehmbar. Die Lösbarkeit einer
Substanz ist aber durchaus kein
Maßstab
[* 9] für ihre Schmeckbarkeit. Für eine und dieselbe
Substanz wächst die
Intensität der durch sie hervorgerufenen Geschmacksempfindung mit dem Konzentrationsgrad der betreffenden
Lösung, ebenso mit der
Größe der Berührungsfläche und mit der Dauer der Einwirkung. Durch Einreiben
der schmeckenden
Substanz in die Zungenschleimhaut wird die Lebhaftigkeit des Geschmacks vermehrt.
Aus diesem
Grund pflegen wir die
Zunge beim
Kosten nicht ruhen zu lassen, sondern wir bewegen sie reibend am
Gaumen hin und her.
Valentin hat die
Grenze der Verdünnung bestimmt, bei welcher Schmecksubstanzen überhaupt noch wahrgenommen
werden. Dieselbe beträgt für die bittern Chininsalze etwa 1:33,000, für
Schwefelsäure
[* 10] 1:10,000, für
Zucker
[* 11] nur 1:90 bis
1:80.
Bittere und saure
Substanzen vertragen die größte, salzige eine sehr viel geringere und süße nur eine ganz geringe
Verdünnung.
Zwischen der Berührung des Schmeckstoffs mit derZunge und dem Eintreten der Geschmacksempfindung liegt
ein kleiner Zwischenraum; am kürzesten ist derselbe beim Salzigen, dann folgen
Süß,
Sauer und endlich
Bitter. Merkwürdig
ist die
Beihilfe, welche das
Gesicht
[* 12] dem Geschmackssinn leistet. Im
Dunkeln schmecken wir schlecht, und der geübteste Weinkenner
vermag in der Dunkelheit einen Rotwein nicht von einem Weißwein zu unterscheiden. Verschiedene
Momente
stumpfen die Feinheit des Geschmacks ab. Es genügt dazu schon Trockenheit der
Zunge; noch mehr thun es entzündliche Veränderungen
der Zungenschleimhaut, ebensosehr intensive Geschmackseindrücke, wodurch die Geschmacksnerven ermüdet werden, ferner die
Kälte und höhere Wärmegrade.
Einige
Substanzen hinterlassen nach ihrem Verschlucken einen lange dauernden Nachgeschmack. Außerdem
sind bei dem Geschmack noch andre deutliche Nachempfindungen zu beobachten, indem das Schmecken der einen
Substanz den Geschmack einer andern
modifiziert. Der Geschmack des
Käses z. B. erhöht den für
Wein, der des
Süßen verdirbt ihn.
Geschmack im ästhetischen
Sinn ist subjektiv die Fähigkeit, sich ästhetische
Urteile (d. h. weil interesselose, allgemein gültige
Aussprüche des
Gefallens oder Mißfallens) zu bilden; objektiv der Inbegriff derselben (das ästhetische
Gewissen). Derselbe
ist, obgleich seine
Urteile evident, doch keineswegs ursprünglich, und überall vorhanden; vielmehr bedarf die »Vermeidung
aller Privatgefühle«, auf welcher nach
Kant die
¶
mehr
»Interesselosigkeit« seiner Aussprüche und damit deren Anspruch auf allgemeine Gültigkeit beruht, nicht nur der Freiheit
des Gemüts von »subjektiven Erregungen«, sondern auch der Abwesenheit jedes »Vorurteils« für oder wider das durch den Geschmack zu
beurteilende Objekt. Mitwirkung der letztern führt jene individuelle, nationale, geschichtliche Verschiedenheit der angeblichen
Aussprüche des Geschmacks herbei, welche Mißtrauen in diesen erzeugt, streng genommen jedoch, eben
als Werk jener fremdartigen Zusätze, gar nicht von ihm hergerührt hat. Ziel der Erziehung als Geschmacksbildung ist, an ruhige,
vorurteils- und parteilose Betrachtung der Objekte zu gewöhnen, um dadurch wahre, interesse- und subjektlose Aussprüche des
Gefallens oder Mißfallens, ästhetische oder Geschmacksurteile zu ermöglichen.