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Gerontokomion, Pfleganstalt für alte Leute, Pfründnerhaus.
Gerontokomion, Pfleganstalt für alte Leute, Pfründnerhaus.
eine der bedeutendsten Firmen des deutsch-österreichischen Buchhandels, in Wien, [* 2] gegründet durch Joseph Gerold (geb. 1747), der 1775 die Universitätsbuchdruckerei und Verlagsbuchhandlung von Leop. Kaliwoda erwarb und 1776 zum Universitäts- und zum kaiserlichen Reichshofbuchdrucker u. 1780 zum Universitätsbuchhändler ernannt wurde. Ihm folgte nach seinem Tod (1800) seine Witwe und dann sein Sohn Karl Gerold (geb. 1783), der das väterliche Geschäft erweiterte, vor allem die Sortimentsbuchhandlung zur ersten unter allen österreichischen erhob, aber auch die übrigen Geschäftszweige bedeutend fortbildete.
Speziell für den österreichischen Buchhandel wurde er wichtig als Mitbegründer des Vereins österreichischer Buchhändler; dem deutschen Gesamtbuchhandel diente er jahrelang als Mitglied verschiedener Ausschüsse des Börsenvereins. Er war zugleich einer der ersten Förderer der Lithographie, mit deren Erfinder er in geschäftlicher Verbindung stand, aber auch sonst nach verschiedenen Richtungen für gemeinnützige Zwecke erfolgreich thätig. Er starb Das Geschäft führten seine Söhne Friedrich und Moritz (letzterer starb bereits seit 1843 Teilhaber, in gleichem Geist fort; 1868 trat auch Friedrich Gerold jun. in das Geschäft ein. Der steigende Umfang der Verlagsunternehmungen und die große Bedeutung der Buchdruckerei veranlaßten die Besitzer, das Sortimentsgeschäft 1867 an Hugo Pauli und Theodor Demuth abzutreten, welche dasselbe unter der Firma Gerold u. Komp. fortführten. Der zum größten Teil wissenschaftliche wertvolle Buch- und Zeitschriftenverlag der Geroldschen Buchhandlung weist eine glänzende Reihe bedeutender Namen auf.
mediatisierte Reichsgrafschaft im bad. Kreis [* 3] Offenburg, [* 4] Amtsbezirk Lahr, [* 5] 140 qkm (2,5 QM.) groß, mit der Burgruine Hohengeroldseck, wo seit dem 12. Jahrh. die Herren von Hohengeroldseck, das mächtigste Adelsgeschlecht der Ortenau, residierten. Nach ihrem Aussterben (1634) wurden die heimgefallenen Lehen vom Kaiser den Grafen von Cronberg übertragen. 1705 fiel Geroldseck als österreichisches Lehen an die Freiherren von der Leyen, die 1711 Grafen, 1806 souveräne Rheinbundfürsten, 1815 aber mediatisiert wurden und ihre Souveränitätsrechte an Österreich [* 6] überließen, das sie 1819 an Baden [* 7] abtrat (s. Leyen).
Vgl. »Diplomatische Geschichte des Hauses Geroldseck« (Frankf. u. Leipz. 1766).
Gesteinstrümmer, welche das Wasser in Bächen, Flüssen und am Meeresstrand bewegt, und die im Gegensatz zu den Geschieben so klein und beweglich sind, daß sie eine völlige Rollung und Abrundung erfahren. Aus Gerölle bestehen daher meistens die Kieslager, wie man auch die Gerölle, unter denen die der Zerstörung gut widerstehenden Quarzstücke eine große Rolle spielen, nicht selten als Kiesel bezeichnet. Die Gerölle geben, wenn durchsickernde Lösungen, namentlich kohlensaurer Kalk, nebst feinerm Gruß die Zwischenräume ausfüllen und die Stücke verkitten, die Konglomeratgesteine (z. B. Nagelfluh, manche Bohnerzlagen).
Flecken und Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk Trier, [* 8] Kreis Daun, 396 m ü. M., in einer reizenden, an vulkanischen Erzeugnissen reichen Gegend, an der Kyll und den Linien Hillesheim-Trier und Gerolstein-Prüm der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Pfarrkirche, eine schöne Burgruine, Eisenbergbau, eine schon den Römern bekannt gewesene Mineralquelle (Säuerling) und (1885) 900 kath. Einwohner.
(Geroldshofen), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, am Steigerwald und an der Volkach, hat ein Bezirksamt, ein Amtsgericht, eine Pfarrkirche und (1885) 2251 meist kath. Einwohner.
In der Nähe der Gerolzhofer Gau, fruchtbare Gegend zwischen Main und Steigerwald.
(spr. scherohm), Léon, franz. Maler, geb. zu Vesoul, arbeitete von 1841 bis 1844 in Paris [* 9] bei Delaroche, dem er auch nach Italien [* 10] folgte, und widmete sich mit besonderm Eifer dem Studium des nackten Körpers. Davon legte sein erstes Bild: ein junges griechisches Paar einem Hahnenkampf zusehend (1847), bereits Zeugnis ab. Auch betrat er mit diesem Bild zugleich das Gebiet, auf welchem er später einen Teil seiner Erfolge davontragen sollte, die Schilderung des Privat- und Volkslebens im Altertum mit einem starken Zusatz von sinnlichem, oft frivolem Reiz.
Die folgenden Bilder: Anakreon, der Bacchus und Amor tanzen läßt, das griechische Frauengemach und das Zeitalter des Augustus, letzteres ein Historienbild mit lebensgroßen Figuren, für welche die Kraft [* 11] von Gérôme jedoch nicht ausreichte, bewegen sich in derselben Richtung. Ein neues Stoffgebiet eröffnete er sich 1855 durch eine Reise nach Ägypten, [* 12] wohin er noch 1857 und 1864 zurückkehrte, zugleich Arabien, Syrien und Palästina [* 13] besuchend, und aus diesen beiden Elementen, dem orientalischen und antiken, setzte sich Gérômes Kunst zusammen. Er ist eine durchaus kühle, mit mäßiger Phantasie begabte Natur und sucht daher mehr durch Wahl pikanter Stoffe, eine sorgsame, fein abgedämpfte malerische Behandlung und geistreiche Zeichnung zu wirken als durch geniale Erfindung.
Seine Hauptwerke aus der antiken Gruppe sind: die Gemahlin des Kandaules von Gyges belauscht, die Begrüßung des Vitellius durch die Gladiatoren [* 14] im Zirkus (1859);
Pollice verso (ebenfalls eine Gladiatorenszene), Phryne vor ihren Richtern, Sokrates den Alkibiades bei der Aspasia aufsuchend, die lachenden Augurn, Kleopatra und Cäsar (1866), der Tod Cäsars (1867).
Von
seinen Bildern aus dem orientalischen
Leben sind zu nennen: die Rekrutenaushebung in
Ägypten (1857), der
Gefangene, der türkische
Schlächter (1863), die
Almeh (1864), das
Gebet der Araber (1865), die
Thür der
Moschee El Assaneyn
in
Kairo
[* 15] mit den
Köpfen der hingerichteten
Beis (1867), die
Schach spielenden
Arnauten, das türkische
Bad,
[* 16] tanzende
Baschi-Bozuks,
die Spazierfahrt des
Harems und der Araber und sein
Pferd.
[* 17] Eine dritte
Gruppe bilden mehrere Genrebilder aus der französischen
Geschichte, wie z. B.
Ludwig XIV. und
Molière, der
Tod des
Marschalls
Ney und die graue
Eminenz
(Pater
Joseph, 1874). Gérôme ist auch
ein hervorragender Bildhauer und hat als solcher im
Salon von 1881 für eine mit liebenswürdigem
Humor
erfüllte
Gruppe:
Anakreon,
Bacchus und
Amor, eine
Medaille erster
Klasse erhalten. Als
Maler ist ihm dreimal die Ehrenmedaille
zu teil geworden. Er ist
Professor an der
École des beaux-arts und
Kommandeur des
Ordens der
Ehrenlegion.
(spr. chhe-), span. Provinz in Katalonien, grenzt nördlich an Frankreich, östlich und südöstlich an das Mittelländische Meer, westlich an Barcelona [* 18] und Lerida und hat ein Areal von 5884 qkm (106,8 QM.). Gerona ist ein romantisches Gebirgsland, welches die östlichen Pyrenäen, soweit sie auf spanischer Seite liegen, enthält. Im NW. erhebt sich als höchster Punkt der Puigmal (2909 m) in der Hauptkette der Pyrenäen, welche weiter östlich in den Monts Albères zur Küste auslaufen. Südlich vom ¶
Hauptzug liegen im Abschluß des Fluviathals die alten Vulkane [* 20] von Olot, endlich im südlichsten Teil der Provinz die Monsenyberge (1699 m). Die zahlreichen die Provinz durchziehenden Bergketten lassen nur für eine größere Ebene, el Ampurdan, im Unterlauf des Fluvia Raum, welche jedoch stellenweise sumpfig und ungesund ist. Die Hauptflüsse sind: der Muga, Fluvia, Ter und Tordera. Der Segre mit dem Cerdañathal gehört nur auf wenige Kilometer der Provinz an. Die Meeresküste von der französischen Grenze bis zur Torderamündung hat eine Entwickelung von 150 km; ihr vorspringendster Punkt ist das Cabo de Creus.
Das Klima [* 21] der Provinz ist infolge der hohen Lage und der häufigen Nordwinde im allgemeinen kühl, in den geschützten Thälern dagegen mild. Die Provinz zählt (1883) 301,536 Einw. (51 auf das QKilometer), während die Zählung von 1860 schon 311,000 Einw. ergab, so daß sich also, wohl hauptsächlich durch Auswanderung in die benachbarte erwerbreiche Provinz Barcelona, eine Verminderung der Bevölkerung [* 22] herausstellte. Die Produkte bestehen in Getreide, [* 23] Wein, Öl, Walnüssen, Obst, Gartengewächsen und Gemüsen, vielen Kastanien und Kork, [* 24] der in Menge gewonnen wird.
Von Nutztieren sind hauptsächlich Schafe, [* 25] Ziegen und Schweine [* 26] vorhanden. Die Berge sind gut bewaldet und enthalten reiche Erzgänge, so an silberhaltigem Blei, [* 27] Eisen [* 28] wie auch an Steinkohle und Steinsalz; doch ist der Bergbau [* 29] noch wenig entwickelt. Auch an Mineralquellen ist die Provinz reich. Die Industrie ist sehr mannigfaltig und lebhaft; es gibt hier Baumwollspinnereien und -Webereien, Seifen- und Papierfabriken, Thonwarenfabriken und Gerbereien; außerdem wird Kork zu Pfropfen, [* 30] Platten und Tafeln verarbeitet und Schiffbau betrieben.
Der Handel, welcher in einer großen Zahl von guten Häfen seine Förderung findet, exportiert namentlich Wein und Kork, von letzterm für mehr als 8 Mill. Pesetas. Die Provinz wird von der Eisenbahn Barcelona-Perpignan durchzogen. Eine Linie von Barcelona durch das obere Terthal führt über Ripoll bis San Juan de las Abadesas. Die alte spanisch-französische Heerstraße überschreitet die Pyrenäen auf dem Col de Pertuis. Die Provinz umfaßt fünf Gerichtsbezirke (Figueras, Gerona, Hostalrich, Olot und Ripoll).
Die gleichnamige Hauptstadt und starke Festung [* 31] liegt anmutig am Einfluß des Oña in den Ter und an der Eisenbahn von Barcelona nach Frankreich und zerfällt in die el Mercadal genannte Neustadt [* 32] und den alten Stadtteil oder die obere Stadt, die sich unregelmäßig am steilen Abhang des Kapuzinerbergs ausbreitet und mit ihren altertümlichen Häusern, vieltürmigen Klöstern und Kirchen und der hoch thronenden Kathedrale (einem schönen, großartig angelegten gotischen Bauwerk mit dreischiffigem Chor [1312-46 erbaut] und einschiffigem, 23 m breitem Langhaus aus dem Anfang des 15. Jahrh.) einen malerischen Anblick darbietet.
Die Befestigungen bestehen in einer dicken, hohen, von einigen Bastionen flankierten Stadtmauer und vier starken Forts, von denen drei auf dem Kapuzinerberg liegen. Gerona zählt (1878) 15,015 Einw., welche Maschinenbau, Papierfabrikation, [* 33] Spinnerei und Weberei, [* 34] Korkfabrikation und Handel betreiben. Die Stadt ist Sitz des Gouverneurs und eines Bischofs und hat ein Instituto, Seminar, eine Zeichenschule, öffentliche Bibliothek und ein Theater. [* 35] Gerona galt von jeher als ein militärisch wichtiger Punkt und spielte in den Kämpfen gegen die Mauren und unter den Königen von Aragonien, welche ihren Erstgebornen Prinz von Gerona nannten, wie namentlich in den spätern Kriegen gegen die Franzosen eine wichtige Rolle. Die Stadt hat im ganzen 25 Belagerungen ausgehalten und ist nur viermal genommen worden (s. unten). In der Nähe warme Mineralquellen. - Gerona hieß im Altertum Gerunda und war eine Stadt der Ausetaner in Hispania tarraconensis.
Sie wurde 247 Bischofsitz und 1283 zum erstenmal, von König Philipp III. von Frankreich, erobert. In der Folge erlebte sie während eines Zeitraums von ungefähr 150 Jahren acht langwierige Belagerungen, namentlich 1653 durch den französischen Marschall Hocquincourt, welcher sie 62 Tage lang vergebens berannte, und 1684 durch den Marschall Bellefonds, der schließlich ebenfalls unverrichteter Sache abziehen mußte. Zehn Jahre später (1694) zwang der Marschall Noailles den Platz nach langer Verteidigung zur Kapitulation. Im Ryswyker Frieden gaben die Franzosen die Stadt wieder heraus, welche 1706 dem österreichischen Prinzen Karl III. huldigte. In demselben Jahr wurde Gerona zum drittenmal von den Franzosen unter Noailles, aber erst nach der heldenmütigsten Verteidigung, eingenommen. 1717 wurde es von den Kaiserlichen vergebens belagert. Die berühmteste Belagerung war die im Napoleonischen Krieg 1809, wo die Stadt unter dem Befehl des tapfern Mariano Alvarez sieben Monate lang das Feuer von 40 Batterien aushielt und gleich Saragossa [* 36] sich den Franzosen (Augereau) erst ergab, nachdem Hunger und Typhus den größten Teil der Einwohnerschaft und Garnison vernichtet hatten.