Stadt und Luftkurort im Herzogtum
Anhalt,
[* 2]
Kreis
[* 3]
Ballenstedt, 215 m ü. M., am
Fuß des Stubenbergs und an der
LinieQuedlinburg-Ballenstedt der Preußischen Staatsbahn, mit Zündhölzer- und Gewehrfabrikation und (1885) 2533 evang.
Einwohnern. Gernrode war eine vom
MarkgrafenGero um 960 gestiftete reichsfürstliche Frauenabtei (ursprünglich
Benediktiner-Nonnenkloster),
die 1610 eingezogen ward. Die noch vorhandene
Stifts- oder Cyriakikirche (mit dem
GrabmalGeros) ist als
ein vollkommenes
Bild des ältesten romanischen
Baustils architektonisch merkwürdig und 1858-74 mit einem Kostenaufwand von
400,000 Mk. restauriert worden. Der älteste Teil dieser
Kirche, deren
Bau bereits unter
Heinrich I. begonnen, aber erst nach
dessen
Tod 937 vollendet wurde, ist noch heute als östliche
Krypte vorhanden, an welche im 12. Jahrh.
ein bedeutender Erweiterungsbau und im südlichen Seitenschiff die merkwürdige
HeiligeGrab-Kapelle angefügt wurden.
Vgl.
v.
Heinemann, Die Stiftskirche zu Gernrode (Bernb. 1864).
Markgraf
und
Herzog der Ostmark, um 900 geboren, aus einem vorher unbekannten sächsischen
Geschlecht, wurde im
J. 937 vomKaiserOtto d. Gr. nach dem
Tode des
GrafenSiegfried mit der Grenzwacht gegen die
Slawen betraut.
Er verband ein ungewöhnliches kriegerisches
Talent mit hoher Einsicht und Thatkraft, war ein treuer Anhänger
Ottos I. und
wurde der eigentliche Begründer der deutschen Herrschaft jenseit der
Elbe; die Bekämpfung der
Slawen sah er als
seine Lebensaufgabe an. In stetem, mit
List und
Waffen
[* 15] geführtem
Kampfe faßte er allmählich festen
Fuß zwischen
Elbe und Oder
und schlug alle oft wiederholten Empörungsversuche der
Slawen nieder. So entstand durch ihn rechts von der Mittelelbe eine
ausgedehnte Grenzmark, der
Limes sorabicus. Gero selbst wird als dux et marchio bezeichnet. 963 drang er
noch über die Oder hinaus vor und nötigte auch die
Polen zur
Anerkennung der deutschen
Oberhoheit und zur Tributzahlung; darauf
pilgerte er nach
Rom und
[* 16] legte sein
Schwert auf dem
Altar
[* 17]
Petri nieder.
Bald nach seiner Rückkehr starb er, 20. Mai 965; seine ganze
Habe vermachte er dem auf einem seiner
Erbgüter
gestifteten
KlosterGernrode (s. d.) am
Harz, wo er auch begraben wurde.
Noch lange wurde der gefürchtete Slawenbesieger in
Lied und
Sage gefeiert. Der »marcgrave
Gêre« im
Nibelungenlied mag von ihm den
Namen erhalten haben.
Sein weites Amtsgebiet wurde
nach seinem
Tod in sechsMarken geteilt.
Karl, Kanzelredner und religiöser Dichter, geb. zu
Vaihingen an der
Enz in
Württemberg,
[* 18] zeichnete
sich schon auf der
Schule in
Stuttgart
[* 19] durch poetische
Arbeiten aus, zu denen ihn vorzugsweise Gerok
Schwab anregte,
studierte dann
Theologie und wurde erst Predigergehilfe seines
Vaters, dann
Repetent am
TübingerSeminar und 1849
Prediger in
Stuttgart, wo er 1868 zum Oberhofprediger, Oberkonsistorialrat und
Prälaten ernannt wurde. Als Dichter hat er sich in weitern
Kreisen besonders durch seine »Palmblätter« (Stuttg.
1857, 51. Aufl. 1884) bekannt gemacht, eine Sammlung geistlicher Gedichte,
welche Bibelstellen poetisch erläutern; eine neue
Folge erschien 1878. Ähnlich behandeln die
»Pfingstrosen« (Stuttg. 1864; 8. Aufl.,
Gütersl. 1884) die
Apostelgeschichte. Die Gedichte sind reich an poetischen
Anschauungen, im
Ausdruck schwungvoll, nur oft
zu rhetorisch. Weltlichen
Inhalt haben die
»Blumen und
Sterne« (Stuttg. 1868, 8. Aufl. 1880),
deren neue
Folge unter dem
Titel: »LetzterStrauß«
[* 20] (2. Aufl., das. 1884) erschien, und die patriotischen
Dichtungen: »Deutsche
[* 21]
Ostern« (das. 1871, 6. Aufl. 1883) und »Eichenlaub«
(Berl. 1871). Außer mehreren Predigtsammlungen, welche wiederholte
Auflagen erlebten (»Evangelienpredigten«, 7. Aufl.,
Stuttg. 1879; »Epistelpredigten«, 6. Aufl.
1880; »Pilgerbrot«, 3. Aufl. 1877; »Hirtenstimmen«, 2. Aufl.
1882, u. a.),