ausgesetzten
Preis. Dasselbe erschien in weiterer Ausführung 1820 als
»Recherches sur la théorie des surfaces élastiques«,
denen über denselben Gegenstand noch ein zweites
»Mémoire« (1826) und ein
Artikel in den »Annales de physique et de chimie«
(1828),
und Germanien
[* 3] (hierzu
Karte »Germanien etc.«). Der
Name Germani wird zum erstenmal in den
Fasti capitolini,
d. h. dem in dem
Tempel
[* 4] des kapitolinischen
Jupiter aufbewahrten römischen Beamtenverzeichnis, zum Jahr 222
v. Chr.
erwähnt; doch ist es mehr als zweifelhaft, ob diese
Stelle auf alten Aufzeichnungen beruht, und ob nicht vielmehr erst bei
einer viel spätern Redaktion der
Fasten der
Name Germanen eingeschoben ist. Denn es steht fest, daß er
erst mit der Zeit
Cäsars, der ihn in
Gallien kennen lernte, und durch ihn den
Römern geläufig geworden ist.
Wie er von den
Galliern zu den
Römern gekommen ist, so stammt er auch aus der keltischen
Sprache;
[* 5] alle
Versuche, ihn aus dem
Deutschen zu erklären (von denen die
Ableitung von
Ger und Mann, also Speermänner, wohl die gebräuchlichste
war), sind jetzt aufgegeben. Am wahrscheinlichsten ist, daß der
Name, welcher »Wäldler«, Bewohner eines Waldlandes, bedeutet,
von den
Galliern auf die im
Maas- und Niederrheingebiet wohnenden kultur- und städtelosen
Stämme keltischer und germanischer
(wie die Tungern) Abstammung angewendet, schließlich auf die letztern beschränkt und zur Gesamtbezeichnung
der großen
Nation jenseit des
Rheins geworden ist.
Andre deuten Germanen als »gute Schreier«, andre als »Ostleute«,
noch andre als »Nachbarn«. Die germanischen
Völker haben den
Namen wohl selbst erst von den
Galliern gehört und sich desselben
nur im
Verkehr mit
Fremden, besonders mit
Römern, bedient; recht heimisch und volkstümlich
ist er bei ihnen
nie geworden, wie es denn überhaupt an einer allgemeinen und zusammenfassenden Bezeichnung für alle
Stämme der Germanen
lange fehlte.
Gerade darum hat sich die gelehrte Forschung des gallischen
Namens bemächtigt, aber sie gebraucht ihn in noch
weiterm
Sinn, als er ursprünglich hatte; wir verstehen jetzt unter Germanen nicht nur die im jetzigen
Deutschland
[* 6] lebenden
Völker, sondern alle stammverwandten
Nationen, also auch
Goten,
Vandalen,
Burgunder, Skandinavier u. a.
Vgl.
Mahn, Über den Ursprung und die Bedeutung des
Namens Germanen (Berl. 1864).
Ihr Land selbst aber war bis zu
Cäsars Zeit den
Römern fast ganz unbekannt, und auch durch
Cäsars kurze
Feldzüge im O. des
Rheins und durch das, was derselbe inGallien darüber hörte, konnte keine umfassendere und genauere Kenntnis
davon gewonnen werden. Erst durch die
Kriege, welche die
Römer
[* 11] in der Zeit kurz vor und nach
ChristiGeburt unter
Drusus,
Tiberius,
Germanicus u. a. gegen die Germanen führten, und während welcher sie bis an die
Weser und
Elbe vordrangen, erwarben sie sich
eine genauere Kenntnis des
Landes.
Die
Grenzen
[* 12] Germaniens, welches die
RömerGermania
[* 13] magna, auch Germanen barbara und Germanen transrhenana nannten, waren, namentlich gegen
N. und O., sehr unbestimmt. Im W. trennte es der
Rhein von
Gallien. Als die östlichen Grenznachbarn werden die von den Germanen
durch die
Weichsel getrennten Sarmaten genannt. Im N. endlich bildete der
Ozean die
Grenze, und in ihm dachte
man sich das jetzige
Dänemark,
[* 14]
Schweden
[* 15] und
Norwegen als
Inseln, die man ebenfalls zu Germanen magna in weitester Bedeutung rechnete.
Im S. grenzte es an die römischen
ProvinzenVindelizien,
Noricum und
Pannonien; in älterer Zeit bis zu
Augustus' Zeit bildete die Südgrenze der germanischen
Wohnsitze der Hercynische
Wald (Hercynia silva), unter welchem der zusammenhängende
Gebirgszug verstanden wurde, welcher vom
Schwarzwald an durch
Franken und
Thüringen, über das
Erz- undRiesengebirge sich fortsetzend,
bis zu den
Karpathen reicht.
Aus der Gesamtmasse der deutschen
Mittelgebirge, die als Hercynia silva zusammengefaßt werden, tauchen
dann aber eine
Reihe von
Namen auf, die sich mit größerer
Bestimmtheit auf einzelne Gebirgszüge beziehen lassen. Dahin gehören:
das Gabretagebirge (der
Böhmerwald, im
Mittelalter Nordwald genannt);
Die
Berichte der
Römer über die Bodenbeschaffenheit und das
Klima
[* 20] Germaniens lauten sehr ungünstig. Nach ihnen war Germanien
durchweg ein rauhes Land voll von
Sümpfen und dichten Wäldern; die
Niederungen des
Rheins waren weite
Moore, die sich, mit
Waldungen abwechselnd, bis an dieElbe fortzogen, und über welchen ein düsterer
Himmel
[* 21] und eine nebelvolle,
regenreiche
Luft sich
¶
ausbreiteten. Dem kurzen Sommer folgte ein langer Winter mit furchtbaren Stürmen, und die Ströme bedeckten sich auf lange Zeit
mit Eis.
[* 26] Die gewaltigen Wälder, die damals einen großen Teil des Landes bedeckten, bestanden vorzugsweise aus Buchen und Eichen;
im N. gab es auch Nadelholz. Die ungeheuern Eichstämme bewunderte der ältere Plinius, der selbst im nördlichen
Westfalen,
[* 27] im Lande der Chauken, gewesen war. Obstbäume aber, wenigstens edlere, gediehen nach Tacitus nicht.
Die einheimischen Pferde
[* 34] waren ebenfalls unansehnlich und nicht besonders schnell, aber sehr ausdauernd und
genügsam. Wild der verschiedensten Art fand sich natürlich in den unermeßlichen Waldungen äußerst zahlreich und bot der
Jagdlust der Germanen unerschöpfliche Nahrung. Am merkwürdigsten erschienen den Römern das Elen
[* 35] oder Elch (Alces) und der Auerochs
(Urus); außerdem aber fanden sich noch Bären, Wölfe, Luchse, wilde Katzen,
[* 36] Wildschweine, Hirsche,
[* 37] Rehe etc.
in Menge.
Auch werden die Gewässer als fischreich gerühmt. Von den Mineralien
[* 38] ist als am berühmtesten im Altertum der Bernstein
[* 39] zu
nennen, der bei den Germanen Glesum hieß. Auch Silber und Eisen
[* 40] kommen vor, wenn auch nicht in großer Menge. Salz
[* 41] gewann man
aus den an verschiedenen Orten hervorbrechenden Salzquellen, indem man die Sole über die glühenden Kohlen
eines brennenden Holzstoßes goß. An der Meeresküste wurde das Salz aus dem Meerwasser gewonnen. Auch die vorzüglichen
Heilquellen, besonders am Rhein, waren bereits bekannt und benutzt, z. B. die Wässer von Wiesbaden
[* 42] (Aquae Mattiacae) und die
von Baden-Baden
[* 43] (Aquae oder Civitas Aurelia Aquensis).
Von Germania magna ist wohl zu unterscheiden Germanen cisrhenana oder die römische Provincia
Germania, welche auf der westlichen Seite des Rheins diejenigen Gegenden umfaßte, die nach und nach von germanischen Stämmen,
die den Rhein überschritten hatten, besetzt worden waren. Anfangs rechnete man diese Landstriche
zu Gallia Belgica; allein
bald nach Augustus nannte man sie nach ihren Bewohnern Germania und teilte sie in zwei Teile: Germanen superior
oder Germanen prima vom Juragebirge bis zur Nahe und Germanen inferior oder Germanen secunda von der Nahe bis zum Meer.
Auch in diesen Gegenden wurde von den Römern eine große Menge von festen Plätzen und Standlagern errichtet, und stets hatte
hier eine größere Anzahl von Legionen als irgendwo sonst ihre Standquartiere, bereit, die Angriffe der
kriegslustigen und gefürchteten Nachbarn zurückzuschlagen. Das Land zwischen Wasgau und oberer Maas gehörte zur Provinz des
obern Belgien,
[* 51] die Gebiete am Knie des Rheins bei Basel
[* 52] zur sequanischen Provinz, die Länder südlich von der Donau zu den ProvinzenRätien und Vindelizien (vom Bodensee bis zur Mündung des Inn), Noricum (bis zum WienerWald und zur obern
Save), Pannonien (bis zur mittlern und untern Save). Zu Germanien wurden alle diese Gebiete nicht gerechnet, wie denn auch ihre
Bevölkerung noch größtenteils keltisch war.
scheidet Tacitus in drei große Gruppen: die Ingävonen am Meer, die Herminonen in der Mitte des Landes und
die Istävonen, zu denen alle übrigen gehören würden. Auch Plinius kennt diese drei Stämme, denen er aber noch einen vierten,
die Vandalen, und als fünfte Gruppe die Peukiner und Bastarner hinzufügt. Diese letztere Fünfteilung ist jedenfalls unrichtig;
aber auch die Dreiteilung des Tacitus beruht wohl nur auf alten Sagen und Liedern, welche dem Stammvater
der Germanen, Mannus, drei Söhne gaben, von denen diese großen Gruppen abstammen sollten; im wirklichen Leben des Volkes findet
sie keine Begründung. Viel mehr der natürlichen Gliederung des Volkes entsprechend ist eine von Cäsar
und Tacitus gemachte Scheidung, bei der die Sueven im NO. der Elbe und die nichtsuevischen westlichen Völkerschaften einander
gegenübergestellt werden; jene bewohnten die große nordöstliche Ebene, lebten weniger von Ackerbau als von Jagd und Viehzucht und
[* 53] waren zu Wanderungen geneigt, wie sie dann auch ihre Wohnsitze den Slawen überließen.