Gewichtwar. Er starb Unter seinen
Schriften sind die bemerkenswertesten: »Loci communes theologici«
(Jena
[* 2] 1610-22, 9 Bde.;
neu hrsg. von
Preuß, Berl. 1863-75, 9 Bde.);
welche unzählige
Male aufgelegt, auch in die meisten europäischen
Sprachen übersetzt sind
(deutsch von
Böttcher, Leipz. 1876);
»Confessio catholica et evangelica«
(Jena 1634-37, 3 Bde.).
3)
Wilhelm, Dichter, geb. zu
Weimar,
[* 3] war seit 1806
Besitzer eines
Handelsgeschäfts in
Leipzig;
[* 4] starb auf der Rückkehr
von einer Schweizerreise in
Heidelberg.
[* 5] Gerhard wußte in seinen »Gedichten« (Leipz.
1826, 2 Bde.) den Volkston so glücklich zu
treffen, daß mehrere derselben eine weite Verbreitung fanden und noch jetzt gesungen werden (z. B.
»Auf,
Matrosen, die
Anker
[* 6] gelichtet«,
»Bin der kleine
TambourVeit«, »Die Mädchen in
Deutschland
[* 7] sind blühend und schön« etc.).
Auch veröffentlichte er das
Drama »Sophronia« (Magdeb. 1822) und eine
Bearbeitung serbischer
Volks- und Heldenlieder: »Wila« (Leipz.
1828, 2 Bde.; neue Ausg. von K.
Braun u. d. T.:
»Gesänge der
Serben«, das. 1877), u. a.
Unter Mitwirkung andrer Archäologen gründete er 1829 das
ArchäologischeInstitut (s. d.) zu
Rom. 1837 ward er als Archäolog
am königlichen
Museum zu
Berlin angestellt, 1844 zum ordentlichen
Professor an der
Universität daselbst ernannt und zum Mitglied
der
Akademie gewählt. Er starb Unter Gerhards zahlreichenSchriften sind zuerst seine umfangreichen
Sammelwerke zu nennen: »Antike Bildwerke« (Stuttg. 1827-44, mit 140
Kupfern und der Beilage: »Griechische Mysterienbilder«,
das. 1839);
»Auserlesene griechische Vasenbilder« (Berl.
1839-1858, 4 Bde. mit 330
Kupfern);
»Etruskische
Spiegel«
[* 13] (das. 1843-68, 4 Bde.
mit 360 Tafeln; fortgesetzt von Klügmann und
Körte, 1884 ff.).
Hieran schließen sich die nach den im
Berliner
[* 14]
Museum befindlichen
Originalen in
Farben ausgeführten
»Griechischen und etruskischen Trinkschalen« (Berl. 1843, mit 19 Tafeln);
die »Etruskischen und kampanischen Vasenbilder« (das.
1843, mit 35 Tafeln); die »Vases apuliens« (das.
1846, mit 21 Tafeln) und die »Trinkschalen und
Gefäße« (das. 1848-50, mit 37 Tafeln). VonBeschreibungen
antiker
Denkmäler veröffentlichte Gerhard für das
Museum von
Neapel
[* 15] mit
Panofka
»Neapels antike Bildwerke« (Stuttg. 1828, Bd.
1),
denen sich die
»Neu erworbenen antiken
Denkmäler« (das. 1836-55, 3 Hefte nebst 2 Nachträgen) anreihten,
sowie (außer den
Beschreibungen in den genannten Sammelwerken) »Verzeichnis der Bildhauerwerke«
(1858),
den »Rapporto intorno i
vasi Volcenti«
(Rom 1831),
worin
Tausende von
Denkmälern griechischer
Kunst, die in den Volcenter
Gräbern aufgefunden wurden,
aufgezählt sind, und die »Hyperboreisch-römischen
Studien« (mit Beiträgen von K. O.
Müller,
Panofka,
Stackelberg,
Welcker
und E.
Braun, Berl. 1833-52, 2 Bde.).
Der
Kunst- und Altertumsforschung ausschließlich gewidmet sind der »Prodromus
mythologischer Kunsterklärung« (Stuttg. u.
Tübing. 1828) sowie zahlreiche Abhandlungen und
Berichte, welche teils
in
Monographien, wie: »Del dio Fauno« (Neap. 1825) und »Venere
Proserpina« (das. 1826),
Ȇber die Anthesterien und das
Verhältnis des attischen
Dionysos
[* 17] zum Koradienst« (das. 1858);
Ȇber Hermenbilder auf griechischen
Vasen«
[* 18] (das. 1856).
hat der
Wissenschaft mehr genützt durch seine organisatorische Thätigkeit und seine Denkmälerpublikationen
als durch die
Resultate seiner eignen Forschungen, welche in wenig historischer
Weise gern die Nebenseiten
des antiken
Lebens beleuchten. Seine »Gesammelten akademischen Abhandlungen und kleinen
Schriften« erschienen
Berlin 1866-68 in 2
Bänden nebst einem
Band
[* 19] Abbildungen auf 82 Tafeln.
Vgl. O.
Jahn,
Eduard Gerhard, eine Lebensskizze
(Berl. 1868);
worunter sich auch das
Lied »Befiehl du deine Wege« befindet, wonach die
Sage, Gerhardt habe dasselbe, nachdem er des
Landes verwiesen, gedichtet, in nichts zerfällt. Gerhardts
Lieder gehören zu den schönsten
Blüten der protestantischen Kirchenpoesie und zu den besten deutschen
Dichtungen des 17. Jahrh. überhaupt. Seine warme
Empfindung,
sein gläubiger Schwung und die lebendige
Fülle seinesAusdrucks erhoben sich gleichmäßig über die
schwülstige Gelehrtenpoesie seiner Zeit.
Lieder (Berl. 1841), und die kleinern Schriften von Bachmann (2. Aufl., Leipz. 1876) und Richter (das. 1876).
2) Eduard, Maler, geb. 1812 zu Erfurt,
[* 24] trieb viele Jahre hindurch die Lithographie, bis er 1837 nach München
[* 25] ging und sich dort
gänzlich der Malerei widmete. Mehrmalige Reisen und längerer Aufenthalt in Italien, Spanien
[* 26] und Portugal
veranlaßten ihn, insbesondere die Architekturmalerei zu kultivieren und zu diesem Zweck namentlich die ältern Bauwerke jener
Länder zu studieren, die er in überaus malerischen Bildern teils in Aquarell, teils in Öl darstellt. Mit diesen Bauwerken
weiß er sowohl das Landschaftliche als die
[* 23]
Figurenstaffage stets in harmonischer Weise zu verbinden und
zu einem poetischen Ganzen zu gestalten, ohne durch brillante Färbung imponieren zu wollen. Am vollkommensten ist er in den
Charakter der maurischen Architektur eingedrungen, was seine Aquarelle aus der Alhambra, aus San Ildefonso, der Inquisitionspalast
in Cordova (1863), die Carmokirche in Lissabon,
[* 27] die KirchenSan Marco und Maria della Salute in Venedig
[* 28] sowie
seine Ölbilder: die nördliche Ansicht der Alhambra, die Mondnacht in einer spanischen Stadt, der Löwenhof der Alhambra u. a.
beweisen. Zwölf seiner Hauptbilder sind im Besitz der Königin von Württemberg.
[* 29]
dagegen fanden die Dichtung »PeterQuidams Rheinfahrt« (Stuttg. 1878) und die Novelle »Der Zug
des Todes« (Elberf. 1878)
schon allgemeinere Beachtung;
in beiden Werken offenbarten sich ein gut geschultes Talent und eine tüchtige und edle Gesinnung.
Besonders stark tritt die konservative und christgläubige Richtung des Dichters zu Tage in den »Liedern
eines deutschen Nachtwächters« (Brem. 1878) und der Gedichtsammlung »Der neue Romancero« (Hamb. 1880). Außerdem veröffentlichte
er: »Der Priester«, Epos (Berl. 1881);
An den Studien und Versuchen zur Heilung der Lungenerweiterung (des Emphysems) hat auch Gerhardt sich beteiligt,
und es ist von ihm eine Methode der Heilung durch methodische Kompression des Brustkorbes angegeben. Er schrieb: »Der Kehlkopfskroup«
(Tübing. 1859);