nimmt die moralische
Idee der Gerechtigkeit auf dem
Grund und
Boden der Staatsgesellschaft notwendig einen andern
Charakter an und entwickelt
sich nach dem
Begriff eines nur äußerlich erkennbaren
Rechts, während die Verwirklichung der moralischen
Idee selbst dem
Gebiet der Volkserziehung anheimfällt. Die Kantianer betonen den Unterschied zwischen moralischer und juristischer
(legaler) Gerechtigkeit.
Endlich versteht man unter Gerechtigkeit noch die
Kardinaltugend des
Richters, der gemäß er das
Recht ohne Ansehen der
Person
nach bestem
Gewissen nach den bestehenden
Gesetzen übt.
Gottes (lat.
JustitiaDei), eine der sogen. sittlichen und geistigen
EigenschaftenGottes,
umfaßt nach den ältern Theologen sowohl die im
Gewissen sich ankündigende, im
Gesetz geoffenbarte sittliche Lebensordnung
(justitia
Dei legislatoria) als auch die Handhabung dieses
Sittengesetzes (justitia
Dei executiva), welche entweder eine belohnende
(remuneratoria) oder eine strafende (punitiva) ist. Insofern nun die göttliche
Liebe das
höchste Gut allen zu teil werden
lassen will, die göttliche
Gerechtigkeit aber dem
Sünder das Gegenteil davon zuwenden muß, erscheinen beide
AttributeGottes
in einem Zwiespalt, der nach der Kirchenlehre in der That der
Versöhnung (s. d.) sich löst. Sofern der alttestamentliche
Begriff der in einer andern
Richtung geht und sich mit den
Begriffen derGüte und
Treue,
Gnade und
Barmherzigkeit
berührt, versteht neuerdings die
TheologieRitschls unter Gerechtigkeit das folgerechte
VerfahrenGottes, welcher den zum
Heil bestimmten
Menschen trotz der
Sünde der Vollendung entgegenführen will.
(Gerente), eine
Abgabe an
Sole, welche wöchentlich entrichtet wird (stetes Gerent) oder sich nach der
Menge der versottenen
Sole richtet (Lagegerent), und deren
Ertrag zur Unterhaltung der Gebäude, zur Bezahlung der
Arbeiter sowie zumBesten derArmen dient.
3) Gerhard I.,Wildgraf (1251-59), war einer der deutschen
Fürsten, welche 1257 den
GrafenRichard vonCornwallis zum deutschen König
wählten. Gerhard erhielt dafür 8000 Mk., von welchen er aber 5000 an den
HerzogAlbrecht vonBraunschweig,
[* 10] in dessen Gefangenschaft
er sich befand, als Lösegeld bezahlen mußte. Er starb 1259.
4) Gerhard II.,Herr von Eppenstein (1288-1305), einer der einflußreichsten
Männer seiner Zeit, lenkte nach dem
TodRudolfs vonHabsburg die Königswahl auf den
GrafenAdolf von
Nassau (1292), von welchem er sich bedeutende Privilegien zusichern ließ,
geriet aber mit demselben bald in Streit und berief bei dem
Konflikt zwischen
Adolf von
Nassau und
Albrecht vonHabsburg beide zur
Entscheidung ihrer
Sache auf eine abzuhaltende Kurfürstenversammlung nach
Frankfurt
[* 11] a. M. Da
Adolf
nicht erschien, wurde er abgesetzt.
Aber auch mit dem nunmehr erwählten König
Albrecht zerfiel Gerhard, obgleich derselbe ihm für seine Erwählung
bedeutende
Konzessionen gemacht hatte. Da
Albrecht noch bei Lebzeiten gegen den
WillenGerhards seinen Sohn
Rudolf zum König
wählen lassen wollte, schlug der
Erzbischof, wie erzählt wird, an seine Jagdtasche und rief: darin seien noch mehr
Könige.
Allein er mußte doch bei einem infolge der von ihm unrechtmäßigerweise erhobenen Rheinzölle entstandenen
Krieg sich dem König unterwerfen (1302), auf die
Zölle verzichten und
Bingen
[* 12] nebst andern
Plätzen abtreten. Er starb
Vgl.
Heymach, Gerhard von Eppenstein,
Erzbischof von
Mainz (Straßb. 1880).
1)
Meister Gerhard von
Rile,
Architekt, war bis 1296 der erste
Meister amKölner
[* 13] Dombau, dessen
Grundstein 1248 gelegt war, und wahrscheinlich auch der
Urheber des
Plans des ganzen
Baues oder doch wenigstens des
Chors. Er
starb zwischen 1296 und 1302.
Gewichtwar. Er starb Unter seinen Schriften sind die bemerkenswertesten: »Loci communes theologici« (Jena 1610-22, 9 Bde.;
neu hrsg. von Preuß, Berl. 1863-75, 9 Bde.);
welche unzählige Male aufgelegt, auch in die meisten europäischen Sprachen übersetzt sind
(deutsch von Böttcher, Leipz. 1876);
»Confessio catholica et evangelica« (Jena 1634-37, 3 Bde.).
3) Wilhelm, Dichter, geb. zu Weimar, war seit 1806 Besitzer eines Handelsgeschäfts in Leipzig;
[* 20] starb auf der Rückkehr
von einer Schweizerreise in Heidelberg.
[* 21] Gerhard wußte in seinen »Gedichten« (Leipz.
1826, 2 Bde.) den Volkston so glücklich zu
treffen, daß mehrere derselben eine weite Verbreitung fanden und noch jetzt gesungen werden (z. B.
»Auf, Matrosen, die Anker
[* 22] gelichtet«, »Bin der kleine TambourVeit«, »Die Mädchen in Deutschland
[* 23] sind blühend und schön« etc.).
Auch veröffentlichte er das Drama »Sophronia« (Magdeb. 1822) und eine
Bearbeitung serbischer Volks- und Heldenlieder: »Wila« (Leipz.
1828, 2 Bde.; neue Ausg. von K. Braun u. d. T.: »Gesänge der Serben«, das. 1877), u. a.
Unter Mitwirkung andrer Archäologen gründete er 1829 das ArchäologischeInstitut (s. d.) zu Rom. 1837 ward er als Archäolog
am königlichen Museum zu Berlin angestellt, 1844 zum ordentlichen Professor an der Universität daselbst ernannt und zum Mitglied
der Akademie gewählt. Er starb Unter Gerhards zahlreichen Schriften sind zuerst seine umfangreichen
Sammelwerke zu nennen: »Antike Bildwerke« (Stuttg. 1827-44, mit 140 Kupfern und der Beilage: »Griechische Mysterienbilder«,
das. 1839);
»Auserlesene griechische Vasenbilder« (Berl.
1839-1858, 4 Bde. mit 330 Kupfern);
»Etruskische Spiegel«
[* 28] (das. 1843-68, 4 Bde.
mit 360 Tafeln; fortgesetzt von Klügmann und Körte, 1884 ff.).
Hieran schließen sich die nach den im
Berliner
[* 29] Museum befindlichen Originalen in Farben ausgeführten »Griechischen und etruskischen Trinkschalen« (Berl. 1843, mit 19 Tafeln);
die »Etruskischen und kampanischen Vasenbilder« (das.
1843, mit 35 Tafeln); die »Vases apuliens« (das.
1846, mit 21 Tafeln) und die »Trinkschalen und Gefäße« (das. 1848-50, mit 37 Tafeln). Von Beschreibungen
antiker Denkmäler veröffentlichte Gerhard für das Museum von Neapel
[* 30] mit Panofka »Neapels antike Bildwerke« (Stuttg. 1828, Bd.
1),
denen sich die »Neu erworbenen antiken Denkmäler« (das. 1836-55, 3 Hefte nebst 2 Nachträgen) anreihten,
sowie (außer den Beschreibungen in den genannten Sammelwerken) »Verzeichnis der Bildhauerwerke«
(1858),
den »Rapporto intorno i
vasi Volcenti«
(Rom 1831),
worin Tausende von Denkmälern griechischer Kunst, die in den Volcenter Gräbern aufgefunden wurden,
aufgezählt sind, und die »Hyperboreisch-römischen Studien« (mit Beiträgen von K. O. Müller, Panofka, Stackelberg, Welcker
und E. Braun, Berl. 1833-52, 2 Bde.).
Der Kunst- und Altertumsforschung ausschließlich gewidmet sind der »Prodromus
mythologischer Kunsterklärung« (Stuttg. u. Tübing. 1828) sowie zahlreiche Abhandlungen und Berichte, welche teils
in Monographien, wie: »Del dio Fauno« (Neap. 1825) und »Venere
Proserpina« (das. 1826),
»Über die Anthesterien und das Verhältnis des attischen Dionysos
[* 32] zum Koradienst« (das. 1858);
Ȇber Hermenbilder auf griechischen
Vasen«
[* 33] (das. 1856).
hat der Wissenschaft mehr genützt durch seine organisatorische Thätigkeit und seine Denkmälerpublikationen
als durch die Resultate seiner eignen Forschungen, welche in wenig historischer Weise gern die Nebenseiten
des antiken Lebens beleuchten. Seine »Gesammelten akademischen Abhandlungen und kleinen
Schriften« erschienen Berlin 1866-68 in 2 Bänden nebst einem Band
[* 34] Abbildungen auf 82 Tafeln.
Vgl. O. Jahn, Eduard Gerhard, eine Lebensskizze
(Berl. 1868);