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Blasien 1772) und »Historia nigrae silvae« (Köln 1783-88, 3 Bde.),
hat er sehr verdienstvolle Beiträge zur Geschichte der
Musik geliefert in den Werken: »De cantu et musica sacra« (St. Blasien 1774, 2 Bde.);
»Vetus liturgia alemannica« (das. 1776, 2 Bde.);
»Monumenta veteris liturgiae alemannicae« (das. 1777, 2 Bde.)
und »Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimum« (das. 1784, 3 Bde.).
Das letztgenannte Werk, in welchem eine große Zahl wertvoller Arbeiten von Musikschriftstellern des Mittelalters zum erstenmal
veröffentlicht wurde, war und ist noch heute eine der wichtigsten Quellen zum Studium der Musikgeschichte. Allerdings geht
aus dem vielfach unrichtig wiedergegebenen lateinischen Text jener Schriftsteller (Hucbald, Guido von Arezzo,
Oddo von Clugny, Franco von Köln, Marchettus von Padua, Johannes de Muris etc.) hervor, daß Gerbert von Hornau den Inhalt keineswegs immer richtig
verstanden hat; doch gebührt ihm jedenfalls das Verdienst, in eine der dunkelsten Perioden der Musikgeschichte Licht gebracht
und die Arbeiten späterer Forscher wesentlich erleichtert zu haben.
[* ] liefernde Pflanzen (hierzu die Tafel, welche die Abbildungen der mit * bezeichneten Pflanzen enthält).
Unter der großen Zahl gerbstoffreicher Pflanzen, von welchen verschiedene Teile zur Bereitung des Leders
benutzt werden, stehen in erster Linie unsre Eichen, die Winter- oder Traubeneiche (Quercus sessiliflora Sm.) und die Sommer- oder
Stieleiche (Q. pedunculata Ehrh.), deren Rinde im westlichen und südlichen Deutschland als Spiegelborke gewonnen wird.
Österreich hat die minderwertige Zerreiche (Q. Cerris L.), während die Weiß- oder Schwarzeiche (Q. pubescens
Willd.) von geringerer Bedeutung ist. Die im südlichen und südwestlichen Europa, auch in Nordafrika vorkommende Kermeseiche
(Q. coccifera L.) liefert außer der Stammrinde auch Wurzelrinde (Garouille), dazu kommen dann für die Mittelmeerländer
die Korkeiche (Q. Suber L.), die Steineiche (Q. Ilex L.) und einige andre minder wichtige. In Nordamerika
werden am häufigsten *Q. Prinus L., Q. rubra L., Q. coccinea Wangenh. und Q. alba L. verwendet.
Andre Eichen, wie *Q. graeca Kotschy in Griechenland und Q. oophora Kotschy, Q. vallonea Kotschy, liefern in ihren Fruchtbechern
die Valonen (Ackerdoppen), während auf unsern Eichen in Österreich durch eine Gallwespe die Knoppern erzeugt
werden. Nächst den Eichen haben für Deutschland die Koniferen die größte Bedeutung und besonders die Rottanne oder Fichte
(Abies excelsa Lam.), während A. alba Mill. in Nordamerika, die Lärche (Larix europaea Dec.) und die Weißtanne (Abies pectinata
Dec.) geringeres Interesse beanspruchen.
Für Nordamerika ist die *Schierlings- oder Hemlocktanne (Tsuga canadensis Michx.) von großer Bedeutung, während von der *Aleppokiefer
(Pinus halepensis Desf.) in den Mittelmeerländern die Borke (scorza rossa) und die Innenrinde (Snoubarrinde) benutzt werden.
Birken- und Erlenrinde kommen wenig in Betracht, wichtiger sind wieder die Rinden mehrerer Weiden (Salix alba
L., S. arenaria L., Capraea L., Fragilis L., S. amygdalina L., *S. viminalis L. etc.) und vor allen die australischen Wattlerinden
von Acacia dealbata Link, *A. penninervis Link, *A. decurrens Willd. etc. Im ganzen kann man
54 Pflanzenfamilien aufzählen,
aus denen in den einzelnen Erdteilen Rinden zum Gerben benutzt werden.
Nächst den Rinden und den schon genannten Valonen und Knoppern kommen noch als Gerbmaterialien in Betracht die Blätter einiger
Rhus-Arten in den Mittelmeerländern, wie *Rhus coriaria L., R. cotinus L., und von Coriaria myrtifolia L. in Frankreich, welche
als Sumach oder Schmack im Handel sind, die Schoten von *Caesalpinia coriaria Willd. in Südamerika und Westindien,
als Dividivi bekannt, die Schoten von *Acacia arabica Willd., A. nilotica Del. und A. Farnesiana Willd., welche als Bablah vorkommen.
Auch die ostindischen Myrobalanen (Früchte von *Terminalia Chebula Roxb.) werden zum Gerben benutzt. Endlich sind noch zu erwähnen
die Pflanzen, welche das Katechu und das Gambir liefern: Acacia Catechu Willd. und Nauclea Gambir (Uncaria Gambir
Roxb.), beide in Ostindien;
die das Kino liefernden Pflanzen: Pterocarpus Marsupium von der Malabarküste, Eucalyptus resinifera
Sm. in Australien und Butea frondosa Roxb. in Vorderindien. Vgl. Leder.
(Gerbstoffe), eine Gruppe aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zusammengesetzter Substanzen, welche im
Pflanzenreich sehr verbreitet sind und sich vorzugsweise in Holzgewächsen und perennierenden Kräutern, besonders in den Familien
der Rosaceen, Kupuliferen, Papilionaceen, Ericeen finden. Die Gerbsäuren sind für das Leben der Pflanzen von großer
Bedeutung und finden sich überall in Geweben, an welche die höchste Lebensthätigkeit geknüpft ist. So enthalten Bast und
Holz zur Zeit der Vegetation am meisten, im Winter am wenigsten Gerbsäuren. Das Fruchtfleisch unreifer Früchte ist reich an Gerbstoff,
welcher in dem Maß verschwindet, wie beim Reifen der Zuckergehalt wächst. Auch zum Stärkemehl steht der
Gerbstoff in eigentümlicher Beziehung und in vielleicht direkt genetischer zu vielen Pflanzenfarbstoffen. Am reichsten
an Gerbsäuren sind stets die Rinden, die Schalen der Früchte und Samen, und sehr reichlich treten sie auch in gewissen pathologischen
Bildungen, namentlich in den Galläpfeln, auf. - Die Gerbsäuren sind meist amorph, geruchlos, schmecken herb zusammenziehend,
lösen sich meist leicht in Wasser, auch in Alkohol, manche in Äther, reagieren sauer, bilden unkristallisierbare Salze und
liefern mit vielen Metallsalzen mannigfach gefärbte Niederschläge.
Sie färben und fällen Eisenoxydsalze schwarzblau oder grün, fällen Alkaloide, Eiweiß und Leim und werden
von geschwellter tierischer Haut unter Bildung von Leder aufgenommen. Man muß aber zwei Gruppen von Gerbsäuren unterscheiden: die physiologische,
welche sich in den Rinden und andern Pflanzenteilen unter normalen Verhältnissen findet, und die pathologische Gerbsäure,
welche besonders in den Galläpfeln vorkommt. Der Leimniederschlag, welchen diese letztere erzeugt, fault leicht,
während der mit physiologischer Gerbsäure erhaltene Niederschlag sich nicht zersetzt. Dem entsprechend geben auch nur die
physiologischen Gerbsäuren haltbares Leder. In alkalischen Lösungen färben sich die an der Luft unter Aufnahme von Sauerstoff braun.
Beim Kochen mit verdünnten Säuren oder Alkalien spalten sich viele in Zucker und eine Säure (die pathologische
Gerbsäure gibt dabei Gallussäure) oder in amorphe braune
Quercus graeca (Griechische Eiche).
Frucht. Blüte. Knoppern. Valonea. Eichel.
Rhus coriaria (Gerbersumach).
Blüte.
Quercus Prinus (Kastanieneiche).
Frucht.
Tsuga canadensis (Hemlocktanne).
Same. Zapfen.
Terminalia Chebula (Myrobalanenbaum).
Blüte. Frucht. Frucht. Querschnitt.
Salix viminalis (Korbweide).
Männl. Blüte. Weibl. Blüte.
Acacia
penninervis (Gold wattle).
Blüte. Blütenköpfchen.
Caesalpinia coriaria (Dividivibaum).
Frucht. Querschnitt der Frucht. Blüte.
Acacia decurrens (Black wattle).
Blüte.
Acacia arabica (Arabische Akazie).
Frucht. Blüte. Blättchen.
Pinus halepensis (Aleppokiefer).
Nadeln. Same. Zapfen.
Zum Artikel »Gerbmaterialien liefernde Pflanzen«.
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Substanzen. Bei trockner Destillation gibt die pathologische Gerbsäure Pyrogallussäure und Kohlensäure, die physiologische
meist Brenzkatechin; mit schmelzendem Kalihydrat liefert erstere ebenfalls Pyrogallussäure, letztere meist Protokatechusäure
und Essigsäure. Das Vorbild aller Gerbsäuren ist die Galläpfelgerbsäure (Gallusgerbsäure, Tannin). Sie findet sich in den Gallen der
Eichen- und Rhus-Arten (in aleppischen Galläpfeln 55-65, in istrischen 22-26, in chinesischen 65-75, in
japanischen 60-70, in Knoppern 28-33 Proz.). Zur Darstellung derselben extrahiert man Galläpfelpulver mit einem Gemisch aus
Äther, Wasser und Weingeist, schüttelt den sirupartigen gelben Auszug ein- oder zweimal mit dem doppelten Volumen Äther (um
Fett, Harze, Farbstoff aus der Lösung zu entfernen), läßt gut absetzen, wobei sich der Äther wieder von der
Gerbsäurelösung trennt, und verdampft letztere im Wasserbad zur Trockne. Es bildet ein amorphes hellgelbliches, geruchloses
Pulver, schmeckt stark zusammenziehend, ist leicht löslich in Wasser, in 3-4 Teilen Weingeist, weniger in Alkohol, kaum in reinem
Äther; die Tanninlösung wird durch Eisenchloridlösung dunkelblau gefärbt, durch Leimlösung gefällt,
tierische Haut entzieht ihr das Tannin vollständig.
Tannin bildet amorphe Salze, von denen die der Alkalien in Wasser löslich sind und sich unter Braunfärbung an der Luft zersetzen.
Durch Fermente, verdünnte Säuren und Alkalien zerfällt Tannin in Gallussäure und Zucker, und diese Zersetzung erleidet es z. B.,
wenn man Galläpfelpulver mit Wasser anrührt und längere Zeit stehen läßt. Beim Erhitzen auf 210-215° schmilzt es und
liefert Kohlensäure, ein Sublimat von Pyrogallussäure und einen Rückstand von Gallhuminsäure.
Die Lösung reduziert viele Metallsalze. Das auf angegebene Weise dargestellte Tannin enthält noch kleine Mengen von Ellagsäure,
Gallussäure u. Zucker; vollkommen gereinigt, verwandelt es sich beim Kochen mit verdünnten Säuren oder
Alkalien unter Aufnahme von Wasser in 2 Moleküle Gallussäure und kann aus dieser durch Behandeln derselben mit salpetersaurem
Silberoxyd künstlich dargestellt werden. Dies reine Tannin ist als Gallusgerbsäure (Digallussäure) C14H10O9 zu
betrachten.
In den Galläpfeln scheint dagegen ursprünglich ein leicht zersetzbares Glykosid dieser Digallussäure,
C27H22O17 , vorzukommen, welches großenteils auch noch im Tannin sich findet, und von dessen
Zersetzung der Zucker herstammt, der bei Behandlung des Tannins mit Säuren auftritt. Man benutzt Tannin als kräftiges adstringierendes
Mittel bei profusen Blutflüssen, Schleimflüssen, Durchfällen, Ruhr, Magenkrankheiten, chronischen Katarrhen, Keuchhusten, Diabetes,
Albuminurie etc., äußerlich bei Blutungen, Eiterungen, Wundsein, übermäßigem Hautschweiß (bei Fußschweiß
als Einstreupulver in die Strümpfe), dann zur Reinigung von Trinkwasser, zum Klären von Bier und Wein, zur Bereitung von Tinte,
zur Schwarzfärberei, zum Erschweren der Seide, als Beize in der Anilin- und Alizarinfärberei, auch in der Photographie. Nächst
der Galläpfelgerbsäure ist am wichtigsten die Eichenrindengerbsäure, welche man aus einer Abkochung
von Eichenrinde erhält, wenn man dieselbe mit Bleiessig fällt und den ausgewaschenen Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zersetzt.
Sie bildet eine amorphe gelbe Masse, färbt Eisenchlorid schwarzblau und gibt beim Kochen mit Säuren Zucker und amorphes Eichenrot.