Meeresbewohner mit cylindrischem, selten kugeligem, ungegliedertem
Körper, meist derber, zuweilen mit
Borsten besetzter
Haut,
[* 2] meist einstülpbarem
Rüssel, end- oder bauchständiger Mundöffnung und end- oder rückenständigem
After. Die Gephyreen sind zum
Teil den Holothurien
[* 3] äußerlich recht ähnlich; sie leben in ziemlicher Tiefe im
Sand und Schlamm unter
Steinen, sind getrennten
Geschlechts und entwickeln sich durch
Metamorphose.
Interessant ist das Verhalten der
GattungBonellia Rol.,
bei welcher das einige
Zentimeter große Weibchen (welches seinen
Rüssel übrigens bis auf Meterlänge ausstrecken kann) eine
Anzahl (4-20) mikroskopisch kleiner Männchen als
Schmarotzerin sich beherbergt, die lange Zeit hindurch fälschlich für
parasitische
Plattwürmer gehalten wurden.
Ferner gehört hierher Priapulus (s. Tafel
»Würmer«),
[* 4]
mit cylindrischem
Körper, längsgeripptem
Rüssel und einem mit
Papillen besetzten
Schwanz. Er bewohnt die
Küsten der nördlichen
Meere und lebt
im
Sand- oder Thonboden in selbstgegrabenen
Röhren,
[* 5] aus denen nur der
Schwanz hervorragt.
german.
Stamm, gehört zur gotisch-vandalischen Völkergruppe und wird um die Mitte des 3. Jahrh.
n. Chr. zuerst erwähnt. Sie saßen damals an den Mündungen der
Weichsel und errangen unter ihrem kriegerischen König Fastida
einen
Sieg über die benachbarten Burgundionen, welche sie zur
Auswanderung nötigten. Die Gepiden scheinen dann von der großen
Wanderung der
Goten nach SO., von der
Weichsel an die untere
Donau, mit ergriffen worden zu sein; hier treten
sie zu Anfang des 5. Jahrh. als Verbündete oder als
Unterthanen der
Goten auf.
Den
Hunnen sind darauf auch sie, wie die Ostgoten, unterworfen; ihr König Ardarich focht in der
Schlacht auf den Katalaunischen
Feldern 451 mit dem Ostgotenkönig Walamir auf seiten der
Hunnen. Nach
AttilasTod 453 nahmen die an der
Erhebung gegen seinen Sohn Ellak in der großen Völkerschlacht am
Fluß Netad teil, gewannen ihre
Freiheit wieder und setzten
sich in den
BesitzDaciens, d. h. des östlichen
Ungarn,
[* 6]
Siebenbürgens und derWalachei, des
Landes zwischen
Donau und
Aluta; so mächtig waren sie damals, daß die Oströmer bis auf Justinian ihnen
Tribut zahlen mußten.
Als 489 der Ostgotenkönig
Theoderich nach
Italien
[* 7] zog, stellten sich ihm die Gepiden unter ihrem König Traustila an der Ulca (wahrscheinlich
der
Save) entgegen, wurden aber besiegt; ein Teil der hat sich dann dem
Sieger angeschlossen und erscheint
später im
HeerTheoderichs, die Hauptmasse des
Volkes blieb aber in
Dacien zurück. Seitdem dauerte der
Kampf zwischen Ostgoten
und in den Donauländern fort, und die
Grenzen
[* 8] zwischen beiden waren schwankend; nach der Besiegung der Ostgoten durch die
Oströmer wandten sich diese gegen die Gepiden und erweckten ihnen neue mächtige Feinde in den
Langobarden. 551 erlitt der König der Gepiden, Turisund, eine große
Niederlage. 566 kam es zwischen Turisunds Nachfolger
Kunimund
und dem mit den
Avaren verbündeten Langobardenkönig
Alboin zu einer entscheidenden
Schlacht, die dem
Reich der ein
Ende machte.
Kunimund fiel durch
AlboinsHand;
[* 9] der
Sieger ließ sich aus dem
Schädel des gefallenen Feindes eine Trinkschale machen und vermählte
sich mit dessen Tochter, der sagenberühmten
Rosamunde. Ein Teil der Gepiden unterwarf sich den
Avaren, ein andrer folgte den
Langobarden
nach
Italien; später sind sie völlig verschollen. Wie die gotischen
Völkerschaften, hatten auch die
Gepiden das arianische
Christentum
angenommen.
Vgl.
Aschbach, Geschichte der
Heruler und Gepiden
(»Archiv für Geschichte«, Bd. 6, 1835);
Kropatschek,De Gepidarum rebus
(Halle
[* 10] 1869).
»Die altgriechische
Bühne« (das. 1843) u. a.
Später
dem römischen
Theater,
[* 15] insbesondere den Plautinischen
Dramen, sich zuwendend, suchte er auch in praktischem
Sinn das
Interesse
für diese
Dichtungen zu erwecken, indem er (1844-48 und wiederholt 1859-68) öffentliche Aufführungen derselben veranstaltete
und von mehreren (»Trinummus«,
»Curculio«, »Menaechmi«,
»Rudens«)
Ausgaben mit gewandter metrischer Übersetzung
veröffentlichte.
Seine exegetisch-kritischen
Arbeiten, wie: Ȇber den
Codex Ambrosianus und seinen Einfluß auf die Plautinische
Kritik« (Leipz. 1847),
Ȇber die
Aussprache des
Lateinischen im ältern
Drama« (das. 1858) u. a., sind hauptsächlich gegen
Ritschl und dessen
Schule gerichtet und im ganzen als verfehlt zu bezeichnen. Auf
Grund des
Codex Ambrosianus
in
Mailand
[* 16] besorgte er weitere
Ausgaben Plautinischer
Stücke, so der »Captivi« (1859),
des »Truculentus« (1863),
»Poenulus«
(1864),
der »Casina« (1866) etc., und schloß mit
seinen »Plautinischen
Studien« (Berl. 1870-71, 2 Hefte) dieses Gebiet seiner Thätigkeit.
Noch veröffentlichte er:
»Chronik
von
Berlin« (Berl. 1837-42, 3 Bde.)
und »Reiseeindrücke aus
Spanien«
[* 17] (das. 1873), die
Frucht eines Ausflugs nach der Pyrenäenhalbinsel.
Der altertümliche
Ausdruck ist nur noch in der
Turnkunst (Gerwerfen nach dem
Zielpfahl mit Pfahlkopf) im
Gebrauch und kommt außerdem in zusammengesetzten Personennamen vor
(Gerhard,
Gertrud, Gerlinde
etc.).
[* 18] rechtsseitiger Nebenfluß der
Unstrut in
Thüringen, entspringt am Nordfuß des
Schneekopfes im
Thüringer Wald,
oberhalb
Elgersburg im Herzogtum Gotha,
[* 19] aus zwei Quellflüssen (eigentliche und wilde Gera), nimmt die Wipfra,
Gramme,
Apfelstedt
etc. auf, fließt durch das Schwarzburgische und Preußische, teilt sich
beim
Austritt aus
Erfurt
[* 20] in die Wilde und die Schmale Gera und mündet (jene bei
Gebesee, diese bei Werningshausen) nach 75 km
langem
Lauf.
[* 18] Stadt im
FürstentumReuß
[* 21] j. L., Hauptstadt der gleichnamigen Herrschaft oder des unterländischen Verwaltungsbezirks,
liegt anmutig im
Thal
[* 22] der
WeißenElster,
[* 23] ist
Knotenpunkt der
LinienWeißenfels-Gera und
Gera-Eichicht der Preußischen
wie der
LinieGößnitz-Gera der
Sächsischen Staatsbahn und der
EisenbahnWeimar-Gera und hat, nachdem sie durch den
Brand von 1780 fast
ganz zerstört wurde, ein neues und schönes Ansehen erhalten, das vorzüglich seit 1850 noch durch Anlegung mehrerer neuer
Stadtteile gehoben ward.
Charakteristisch für den alten Stadtteil sind die hohen, fast immer mit Felsenkellern
versehenen
Häuser. Bemerkenswert sind besonders das fürstliche
Schloß am Johannisplatz sowie das
¶
mehr
altertümliche Rathaus. Auf dem Johannisplatz steht das Standbild des verdienten FürstenHeinrich Posthumus (gest. 1635). Die
Bevölkerung
[* 25] beläuft sich (1885) inkl. Garnison (1 Infanteriebataillon Nr. 96) auf 34,152 Seelen, darunter (1880) 259 Katholiken.
Die Industrie ist sehr bedeutend. Obenan steht die Wollwarenmanufaktur, begründet von Nikolaus de Smit, welcher 1595 von Flandern
her einwanderte; sie umfaßt 23 Etablissements mit einem jährlichen Umsatz von 18 Mill. Mk. Für Fabrikation von Kammgarnstoffen
sind ca. 2500 mechanische Webstühle
[* 26] aufgestellt.
Mehrere Kammgarnspinnereien, Stückfärbereien und Appreturanstalten unterstützen diesen Industriezweig. Bedeutend sind
auch die Leder-, Tabaks- und Zigarren-, insbesondere aber die von Wien
[* 27] hierher verpflanzte Harmonikafabrikation. Die
jährliche Produktion der acht Fabriken (mit ca. 1500 Arbeitern) beträgt etwa 15,000 StückMelodions, 300,000 Akkordions und
250,000 Dutzend Mundharmoniken. Außerdem besitzt Gera Maschinenbau und Eisengießerei,
[* 28] Wagenfettfabrikation, große Buch- und
Steindruckereien, Bierbrauereien, zahlreiche Kunstgärtnereien mit starker Blumenzucht etc.
Der lebhafte Handel, vermittelt durch eine Reichsbankstelle, die Geraer Bank, eine Gewerbe- und eine Handels- undKreditbank, befaßt sich außer mit den heimischen Erzeugnissen mit Landesprodukten, Mehl,
[* 29] Öl, Spiritus
[* 30] etc. Groß ist die Zahl
der Buchhandlungen: 7 Firmen, darunter 4 Verlagshandlungen. hat 2 Kirchen, ein Gymnasium (1608 gegründet), eine Realschule erster
Ordnung, eine Handels- und kaufmännische Hochschule, vorzüglich organisierte Bürger- und Volksschulen,
zum Teil in mustergültig eingerichteten neuen Gebäuden, eine Fachwebschule, ein Waisenhaus, eine Privatirrenanstalt, ein
Landesarbeitshaus, ein Theater und ist Sitz der Landesbehörden für Reuß j. L., eines Landratsamtes, eines Landgerichts (für
die acht Amtsgerichte zu Auma, Gera, Hirschberg
[* 31] a. S., Hohenleuben, Lobenstein, Neustadt
[* 32] a. O., Schleiz
[* 33] und Weida), eines Hauptsteueramtes
und einer Handelskammer. Gera gegenüber, am linken Ufer der Elster, liegt der OrtUntermhaus mit (1885) 3220 Einw.; über demselben,
am Abhang des bewaldeten Heinbergs, das fürstliche Residenzschloß Osterstein mit vielen Kunstschätzen. - in Urkunden Geraha,
verdankt seine Entstehung wahrscheinlich den Sorben, gehörte seit 999 dem StiftQuedlinburg
[* 34] und wurde zu
Ende des 12. Jahrh. den Vögten von Weida (s. Reuß) überlassen, während die Lehnshoheit über Gera zu Anfang des 14. Jahrh.
an Thüringen fiel. Im sächsischen Bruderkrieg ward Gera vom LandgrafenWilhelm III. von Thüringen nach langer Belagerung
gestürmt und von den böhmischen Hilfsvölkern des letztern niedergebrannt. Im Vertrag zu Gera 1599, der 1603 in
Ansbach
[* 35] bestätigt wurde, überließ KurfürstJoachimFriedrich vonBrandenburg
[* 36] die fränkischen Fürstentümer seinen Stiefbrüdern.
Am Osterfest 1639 wurde Gera fast zur Hälfte von den Schweden
[* 37] verwüstet. Die große Feuersbrunst vom legte 31 öffentliche
Gebäude und 686 Bürgerhäuser in Asche. Auch in den Kriegen von 1806 bis 1814 ward Gera hart mitgenommen.
- Die Herrschaft Gera, 240 qkm groß, war seit Mitte des 13. Jahrh. Besitztum einer
eignen Linie der spätern Fürsten von Reuß, fiel 1550 an die Plauensche Hauptlinie und wurde 1666 mit Saalburg einer Speziallinie
zugeteilt, nach
deren Aussterben (1802) die Herrschaft an die Fürstenhäuser Reuß-Schleiz und Reuß-Lobenstein-Ebersdorf
fiel, welche die Regierung gemeinschaftlich führten. (Weiteres s. Reuß.)
Vgl. F. Hahn,
[* 38] Geschichte von Gera und dessen Umgebung
(Gera 1855, 2 Bde.);
Fischer, Die Stadt Gera und ihre kommunalen Einrichtungen (das. 1878);
»Urkundensammlung zur Geschichte
der Herrschaft Gera im Mittelalter« (hrsg. von Alberti, das. 1882).