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Unterthanen zugänglich, dabei in seiner Erscheinung imponierend. Er besaß Gewandtheit in den Geschäften und einen großen Thätigkeitstrieb. Seine politische Stellung wurde durch die ererbte Spannung zu den ernestinischen Vettern bestimmt, und diese hat dazu mitgewirkt, ihn zu einem heftigen Gegner der lutherischen Reformation zu machen. Wenngleich er von der Notwendigkeit einer Reform der Kirche überzeugt war und derselben noch 1523 bei der Übergabe der 101 Gravamina in zwölf besondern Beschwerden das Wort redete, so wollte er sie doch nur durch die legitimen Gewalten vollzogen und nicht auf das Dogma, sondern nur auf die kirchlichen Mißbräuche bezogen wissen.
Der Leipziger Disputation zwischen Eck und Luther 1519 wohnte er als aufmerksamer Zuhörer bei und nahm großes Ärgernis an Luthers Erklärung, daß in den vom Konstanzer Konzil verdammten Lehren [* 2] Huß' sich viel Wahres finde. Er hielt sich nun zu strengen Maßregeln gegen die ketzerische Lehre [* 3] verpflichtet und ordnete eine Kirchenvisitation für sein Land an, der sich sogar die Universität Leipzig [* 4] unterziehen mußte, welche zu seinem Verdruß durch die jüngere zu Wittenberg [* 5] verdunkelt wurde. In seinem Verfolgungseifer ließ er sich selbst zu harten Maßregeln fortreißen; vollends erbittert wurde er gegen die Reformation durch den Bauernkrieg, die Wiedertäufer und andre revolutionäre Erscheinungen jener Tage.
Seitdem war Georg eine Hauptstütze der altgläubigen Partei im Reich; in seinem Land wurden die Geistlichen, welche in die Ehe traten, und die, welche unter beiderlei Gestalt kommunizieren ließen, bestraft. Daher Luthers schonungslose Polemik gegen ihn als den »Meuchler zu Dresden«, [* 6] den »Teufelsapostel und dummen Junker«. Die von ihm selbst versuchte Abstellung grober Mißbräuche fand nirgends Anklang, und Georg mußte sehen, wie trotz seiner strengen Maßregeln die Reformation sich immer mehr verbreitete.
Als vollends seine Söhne nacheinander starben, mußte er zu seinem tiefsten Schmerz erkennen, daß all sein Widerstand gegen die neue Lehre vergeblich gewesen sei; denn sein nunmehriger Nachfolger, sein Bruder Heinrich, bekannte sich zum Protestantismus; seine Versuche, denselben von der Nachfolge auszuschließen, blieben umsonst. Er starb Seit dem Tod seiner Gemahlin (1534) hatte Georg sich den Bart wachsen lassen, daher sein Beiname. Von seinen fünf Söhnen und vier Töchtern überlebte ihn nur die Prinzessin Christine, vermählt mit dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen von Hessen. [* 7]
19) Prinz von Sachsen, [* 8] General der Infanterie, geb. zweiter Sohn des Königs Johann und der Königin Amalie, trat frühzeitig bei der Artillerie ein, ward 1856 Major im 3. Jägerbataillon, 1858 Oberstleutnant im Gardereiterregiment. Im Krieg von 1866 kommandierte er als Generalmajor die 1. Kavalleriebrigade, im deutsch-französischen Krieg 1870/71 anfangs die 1. Division der Sachsen, sodann das 12. (sächsische) Armeekorps an Stelle seines ältern Bruders, des Kronprinzen Albert, welcher das Oberkommando der Maasarmee erhalten hatte. Georg führte das Korps in den Vorgefechten bei Nouart und Beaumont und in der Schlacht bei Sedan [* 9] (s. d.), dann während der Zernierung von Paris [* 10] und in den Ausfallsgefechten, welche gerade das sächsische Korps sehr mitnahmen. Nach dem Friedensschluß übernahm der Prinz wieder das Kommando der 1. sächsischen Division, während der Kronprinz wieder Kommandant des sächsischen Armeekorps wurde. Als aber letzterer den Thron [* 11] bestieg, wurde die Stelle eines kommandierenden Generals des sächsischen Korps 9. Nov. vom Kaiser dem Prinzen Georg übertragen. Er war seit 1859 mit der portugiesischen Infantin Maria Anna (geb. gest. vermählt; aus dieser Ehe sind vier Prinzen und zwei Prinzessinnen entsprossen.
[Sachsen-Altenburg.]
20) Georg Karl Friedrich, Herzog von Sachsen-Altenburg, zweiter Sohn des Herzogs Friedrich, geb. machte 1813 den Feldzug in Italien [* 12] bis zur Eroberung von Turin [* 13] mit und trat darauf aus österreichischen in bayrische Dienste, [* 14] die er als Oberst verließ. Nach dem Abgang seines Hauses aus Hildburghausen [* 15] residierte er noch eine Zeitlang daselbst mit seiner Gemahlin Marie, Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, später abwechselnd in Eisenberg und Altenburg. [* 16] Am folgte er seinem Bruder Joseph, der zu seinen gunsten zurücktrat, in der Regierung und starb auf dem Schloß Hummelshain.
[Sachsen-Meiningen.]
21) Georg I. Friedrich Karl, Herzog von Sachsen-Meiningen, zweiter Sohn des Herzogs Anton Ulrich, geb. zu Frankfurt [* 17] a. M., verlor schon in seinem zweiten Lebensjahr den Vater und wuchs unter der Obhut seiner Mutter Charlotte Amalie in Meiningen [* 18] auf. Den österreichischen Militärdienst, in den er 1781 getreten, verließ er schon 1782 wieder, um in Gemeinschaft mit seinem Bruder Karl sein Land zu regieren. Des letztern 1783 erfolgter Tod gab ihm die Regierung allein in die Hand. [* 19]
Weise Sparsamkeit und Eröffnung neuer Erwerbsquellen hoben den herabgekommenen Wohlstand des Landes und tilgten die bei seinem Regierungsantritt nicht unbedeutende Schuldenmasse. Georg starb Er war seit 1782 mit Luise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, vermählt und hinterließ außer dem Erbprinzen Bernhard Erich Freund zwei Töchter, Adelheid, vermählt mit dem Herzog Wilhelm von Clarence, nachmaligem König Wilhelm IV. von England, und Ida, vermählt 1816 mit dem Herzog Karl Bernhard von Weimar. [* 20]
22) Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen, Sohn des Herzogs Bernhard und Enkel des vorigen, geb. zu Meiningen, genoß eine vortreffliche Erziehung und trat, nachdem er in Bonn [* 21] studiert hatte, in das preußische Garde-Kürassierregiment ein, in welchem er bis zum Major avancierte. Nach seiner ersten Vermählung nach Meiningen zurückgekehrt, widmete er sich eingehenden, auf verschiedene Gebiete mit gleicher Sachkenntnis sich erstreckenden Kunststudien.
Nachdem sein Vater (s. Bernhard 4) abgedankt hatte, übernahm Georg die Regierung des Landes, die er in entschieden reichsfreundlichem Sinn leitet. 1863 zum Generalleutnant à la suite und 1868 zum General der Infanterie der preußischen Armee ernannt, begleitete er während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 das 32. Regiment, dessen Chef er ist, auf allen seinen Märschen und in seinen zahlreichen Schlachten [* 22] und Gefechten. Vor allem aber widmete er sich künstlerischen Bestrebungen, namentlich der Schöpfung eines durch Zusammenspiel und Ausstattung ausgezeichneten Schauspiels, und brachte es darin durch Aufwendung bedeutender Mittel zu großen Erfolgen. Er war seit 1850 vermählt mit Prinzessin Charlotte (gest. 1855), Tochter des Prinzen Albrecht von Preußen, [* 23] deren ältester Sohn, Erbprinz Bernhard (geb. Major im preußischen Generalstab ist, dann seit 1858 mit der Prinzessin Feodore von Hohenlohe-Langenburg (gest. 1872), seit 1873 morganatisch mit Helene, Freifrau von Heldburg, geborne Franz. ¶
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[Schaumburg-Lippe.]
23) Georg Wilhelm, Fürst von Schaumburg-Lippe, Sohn des Grafen Friedrich aus dessen zweiter Ehe mit Juliane von Hessen-Philippsthal, geb. folgte seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter, die den hannöverschen Feldmarschall Grafen von Wallmoden-Gimborn zum Mitvormund wählte. Er wurde 1789-94 in der Salzmannschen Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal und nach dem Tod seiner Mutter unter seines Vormunds Aufsicht zu Hannover [* 25] erzogen.
Seit 1802 studierte er in Leipzig, machte dann Reisen nach der Schweiz [* 26] und Italien, kehrte nach der Schlacht bei Jena [* 27] zurück und trat zu Warschau [* 28] dem Rheinbund bei, wofür er den Fürstentitel erhielt. Nach wiederhergestelltem Frieden führte er manche Verbesserung ein, wie er früher schon die Leibeigenschaft und zwar zuerst auf den Domänen ohne alle Entschädigung aufgehoben hatte. Auch gab er durch die Verordnung vom eine, freilich beschränkte, landständische Verfassung. Er starb Georg war seit 1816 vermählt mit der Prinzessin Ida von Waldeck, [* 29] die ihm vier Söhne und fünf Töchter gebar.
[Schwarzburg.]
24) Georg Albert, Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. Sohn des Fürsten Albert und der Prinzessin Auguste von Solms-Braunfels, folgte jenem in der Regierung und machte, nachdem er schon an den Feldzügen von 1864 und 1866 (damals bei der Mainarmee) im preußischen Heer teilgenommen hatte, den deutsch-französischen Krieg 1870/71 an der Seite seines zum 96. Regiment gehörigen Bataillons mit.
[Waldeck.]
25) Georg Friedrich, Graf, später Fürst von Waldeck, berühmter Feldherr und Staatsmann des 17. Jahrh., geb. Sohn des Grafen Wolrad IV., des Stifters der Eisenberger Linie, ward gut erzogen, reiste 1639 zu seiner Ausbildung nach Paris, trat nach seines Vaters Tod (1640) in niederländische Kriegsdienste, vermählte sich 1643 mit der Gräfin Elisabeth Charlotte von Nassau-Siegen, wurde 1645 durch den Tod seines ältern Bruders, Philipp Theodor, Haupt der Familie und kehrte nach Waldeck zurück.
Schon 1651 trat er aber wieder als Generalmajor in die brandenburgische Armee ein, erhielt das Oberkommando der märkischen Festungen und der Reiterei, ward dann Mitglied des Geheimen Rats und nahm nicht nur an der Organisation des Beamtentums und den Reformen der Verwaltung hervorragenden Anteil, sondern leitete auch besonders die auswärtige Politik mit weitblickender Einsicht und Energie. Er bewirkte, daß der Große Kurfürst sich an die Spitze der protestantischen Opposition im Reich stellte und damit Brandenburg [* 30] eine leitende Stellung im Reich verschaffte; Georgs Plan einer förmlichen Union der protestantischen Stände (ohne Sachsen und Pfalz) unter hohenzollernscher Führung, der 1654 eifrig betrieben wurde, scheiterte allerdings, wies aber der deutschen Politik des jungen aufstrebenden Staats für die Zukunft ihre richtige Bahn.
Beim Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs betrieb Georg vergeblich den Anschluß an Schweden, [* 31] leitete dann die Rüstungen [* 32] in Preußen, brachte 1656 den Marienburger Vertrag zu stande, befehligte in der Schlacht bei Warschau die Reiterei, erlitt aber bei Lyck [* 33] von den Polen eine Niederlage und ward daher von seinen Gegnern am Hof [* 34] heftig angefeindet. Als der Kurfürst durch seine Aussöhnung mit Polen und Leopolds Kaiserwahl die antiösterreichische Politik Georgs aufgab, schied derselbe im Mai 1658 aus dem brandenburgischen Dienst und trat als General der Kavallerie in den schwedischen, welchen er aber nach dem Frieden von Oliva 1660 auch wieder verließ.
Ein kurzer Aufenthalt in Frankreich belehrte ihn, daß von diesem, nicht von Habsburg, die größte Gefahr für die Freiheit Deutschlands [* 35] und Europas drohe, und von da an war er Frankreichs und Ludwigs XIV. erbittertster Feind. 1664 kämpfte er als Generalleutnant in dem Reichsheer für Österreich [* 36] gegen die Türken bei St. Gotthardt. Dann trat er (1665) als Oberkommandeur der Truppen in die Dienste des Herzogs Georg Wilhelm von Celle [* 37] und betrieb dessen Bund mit den Niederlanden und Brandenburg. Im September 1672 nahm er die ihm angebotene Stelle eines Feldmarschalls im niederländischen Heer an;
er leistete als militärischer Ratgeber des Prinzen von Oranien im Kriege gegen Frankreich die ausgezeichnetsten Dienste durch vortreffliche Organisation der Truppen;
in mehreren Feldzügen war er Generalstabschef, in andern Oberbefehlshaber;
bei Seneffe ward er schwer verwundet.
Auch in diplomatischen Missionen war er thätig, besonders in Deutschland, [* 38] dessen Kriegseifer er anzuspornen und dessen kriegerische Leistungen er zu erhöhen eifrig bemüht war. Auch nach dem Frieden von Nimwegen [* 39] setzte er diese Bemühungen fort, um das Reich gegen die Gewaltthaten Ludwigs XIV. wehrhaft zu machen. Die Association der deutschen Reichsstände von 1681, das Laxenburger Bündnis von 1682, endlich das Augsburger Bündnis von 1686 waren wesentlich Georgs Werk.
An der Spitze der Reichstruppen kämpfte Georg, der 1682 in den Reichsfürstenstand erhoben und zum Reichsfeldmarschall ernannt worden, gegen die Türken in Ungarn, [* 40] seit 1689 wieder in den Niederlanden gegen die Franzosen. Hier wurde er von Luxembourg bei Fleurus geschlagen. Er starb da er keine männlichen Erben hinterließ, erlosch mit ihm die Eisenberger Linie.
Vgl. Rauchbar (Sekretär [* 41] Georgs), Leben und Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck (hrsg. von Curtze und Hahn, [* 42] Arolsen [* 43] 1867-72, 2 Bde.);
Erdmannsdörffer, Graf Georg Friedrich von Waldeck, ein preußischer Staatsmann (Berl. 1869);
P. L. Muller, Wilhelm III. von Oranien und Georg Friedrich von Waldeck (Haag [* 44] 1873-80, 2 Bde.).
26) Georg Friedrich Heinrich, Fürst von Waldeck; Sohn des Fürsten Georg und der Prinzessin Albertine von Schwarzburg-Sondershausen, geb. folgte seinem Vater 1813 in der Regierung. Er war seit 1823 mit Emma (gest. Tochter des Prinzen Viktor Karl Friedrich von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, vermählt, die ihm drei Söhne und zwei Töchter gebar, und starb
27) Georg Viktor, Fürst von Waldeck; Sohn des vorigen, geb. folgte seinem Vater in der Regierung unter Vormundschaft seiner Mutter, der Fürstin Emma. Nachdem nach Anordnung des Bundestags die 1848 eingeführte, auf demokratischen Grundsätzen beruhende Verfassung wieder im Sinn der Reaktion revidiert worden war, wurde gleichzeitig der Regierungsantritt Georgs und die neue Verfassung nebst Wahlgesetz verkündet. Im J. 1866 erklärte sich Georg bald und entschieden für Preußen. Als sodann nach Ordnung der neuen Verhältnisse der Landtag aus finanziellen Gründen eine vollständige Vereinigung mit Preußen wünschte, ging Preußen zwar auf eine solche nicht ein, doch wurde der sogen. Accessionsvertrag geschlossen, durch welchen (abgesehen von der Hoheit in Kirchensachen) die Regierung ¶