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zu heben. Streitigkeiten über die amerikanischen Besitzungen führten jedoch 1756 zu neuen Feindseligkeiten mit Frankreich, die Georg, der von dem seit November 1756 ins Ministerium getretenen W. Pitt beraten wurde, zum Bündnis mit Friedrich d. Gr. und zur Teilnahme am Siebenjährigen Krieg bewogen. Zwar wurde der Herzog von Cumberland, Sohn Georgs, bei Hastenbeck von den Franzosen geschlagen und schloß mit den letztern die Konvention von Kloster-Zeven, welche Hannover [* 2] und Braunschweig [* 3] preisgab; aber Georg vernichtete nach Pitts Rate diese Konvention, rief Cumberland zurück und schickte neue Truppen und Subsidien.
Zugleich eroberte die englische Flotte Cape Breton, die Inseln Gora und Guadeloupe, Kanada und Surate und vernichtete zwei Abteilungen der französischen Flotte. Georg starb in Kensington. Er hatte sich den Beinamen eines »ehrlichen Mannes« erworben. Der Aufschwung Englands unter seiner Regierung war aber vorzugsweise das Verdienst seines Ministers Pitt. Nachteilig für England war Georgs Vorliebe für Hannover. Obwohl es ihm an rechtem Verständnis für Kunst und Wissenschaft fehlte, förderte er dieselben erheblich durch die Stiftung der Universität Göttingen [* 4] 1734 und des Britischen Museums 1753. Seine Gemahlin Karoline, Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Ansbach, [* 5] gebar ihm acht Kinder. Mit seinem ältesten Sohn, Friedrich Ludwig, Prinzen von Wales (gest. 1751), lebte er in beständigem Zwist.
Vgl. Lord Hervey, Memoirs of the reign of George II. (hrsg. von Croker, neue Ausg., Lond. 1884, 3 Bde.);
Hor. Walpole, George II., memoirs of his reign (das. 1851, 3 Bde.);
»History of the reign of George II.« (anonym, das. 1885).
13) Georg III. Wilhelm Friedrich, König von Großbritannien [* 6] und Irland, Enkel des vorigen, Sohn des Prinzen Friedrich Ludwig von Wales und der Prinzessin Auguste von Sachsen-Gotha, geb. erhielt, schon im Alter von 13 Jahren verwaist, unter Vormundschaft seiner Mutter durch den Lord Bute eine ungeeignete Erziehung; namentlich erzeugte die Abgeschlossenheit, in welcher er seine Jugend zubrachte, eine Hartnäckigkeit des Charakters, die auf seine Regierung oft nachteiligen Einfluß übte. Er begann dieselbe (1760) mit der Erklärung der Unabsetzbarkeit der Richter und der Unabhängigkeit der Wahlen.
Da er sich als echt englischen König ankündigte, so wurden ihm durch Parlamentsbeschluß eine Zivilliste von 800,000 Pfd. Sterl. und 12 Mill. Pfd. Sterl. Subsidien zur Fortsetzung des Siebenjährigen Kriegs bewilligt. Dennoch wurde, da Pitt von der Regierung zurücktrat und Lord Bute nun die Politik leitete, die Verbindung mit Friedrich d. Gr. abgebrochen. Dagegen dauerte der Krieg gegen Frankreich und Spanien [* 7] wegen der amerikanischen Besitzungen fort und wurde erst 1763 durch den Pariser Frieden beendigt, durch welchen England Kanada, Florida, Dominica, Cape Breton und einige westindische Inseln erhielt.
Allein da die Staatsschuld auf fast 150 Mill. Pfd. Sterl. gestiegen war (gegen 74 Mill. im J. 1755), so mußte Bute abtreten, wiewohl er immer noch großen Einfluß behielt. Der durch Georgs Hartnäckigkeit herbeigeführte Krieg mit den amerikanischen Kolonien, welcher 1783 im Frieden von Versailles [* 8] die Unabhängigkeit der letztern zur Folge hatte, vermehrte die durch seine absolutistischen Gelüste schon früher hervorgerufene Unzufriedenheit im Volk, die sich nicht nur im Parlament durch eine heftige, von Burke geleitete Opposition, sondern 1780 auch durch einen drohenden Aufstand unter Lord Gordon kundgab, wobei sogar das Leben des Königs in Gefahr geriet.
Dazu kamen fortwährende Verwickelungen mit dem Ausland, die eine so erbitterte Stimmung hervorriefen, daß mehrere Attentate auf das Leben des Königs gemacht wurden. Georg hatte zwar seit dem September 1783 an dem jüngern W. Pitt einen umsichtigen Leiter der Politik gefunden, aber Bute und die Königin beeinflußten fortwährend seine Entschließungen. Schon 1765 hatten sich vorübergehend Spuren von Geisteszerrüttung beim König gezeigt, seit 1788 kehrten diese Anfälle heftiger wieder.
Doch wurde die schon damals angeregte Regentschaft des Prinzen von Wales durch Pitt so lange verzögert, bis der König wieder für gesund erklärt werden konnte. Um die demokratischen Bewegungen, die infolge der französischen Revolution auch in England sich zeigten, zu ersticken, ließ Georg die Fremdenbill (s. Fremdenrecht) und die Treacherous-correspondence-bill, 1794 sogar, nebst mehreren Statuten zum persönlichen Schutz des Königs, die Aufhebung der Habeaskorpusakte durchsetzen.
Nachdem ein Aufstand in Irland durch die blutigsten Maßregeln unterdrückt worden, kam es zur völligen Vereinigung Irlands mit England (Herbst 1800), worauf Georg den Titel »König der vereinigten Reiche Großbritannien und Irland« annahm. Im J. 1804 erneuerten sich die Anfälle des Wahnsinns bei Georg, doch wurde er wiederhergestellt; 1810 aber erlosch das Licht [* 9] seines Geistes gänzlich, so daß der Prinz von Wales vom Parlament zum Regenten erklärt, der König aber unter Obhut seiner Gemahlin und des Herzogs von York in den Palast zu Windsor eingeschlossen wurde.
Hier lebte er noch neun Jahre und starb, in den letzten Jahren gänzlich erblindet, Das Privatleben Georgs war musterhaft; er weilte gern im Kreise [* 10] seiner Familie, im Umgang war er einfach, leutselig und durchaus rechtschaffen. Nachdem sein Versuch eines vom Parlament unabhängigen königlichen Regiments gescheitert war, hatte er sich der Führung Pitts unterworfen und nachher den Tories angeschlossen. Unter seiner Regierung erhob sich die englische Seemacht zu einer bedeutenden Höhe und nahm das britische Reich nach allen Richtungen den höchsten Aufschwung. Aus seiner geschlossenen Ehe mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (gest. 1818) entsprangen sieben Söhne: Georg August, Prinz von Wales (später König Georg IV.), Friedrich, Herzog von York, Wilhelm, Herzog von Clarence (später König Wilhelm IV.), Eduard, Herzog von Kent (Vater der Königin Viktoria), Ernst August, Herzog von Cumberland (später König von Hannover), August Friedrich, Herzog von Sussex, Adolf Friedrich, Herzog von Cambridge, und sechs Töchter.
Auf der Höhe von Windsor wurde dem Andenken Georgs 1829 eine Reiterstatue errichtet.
Vgl. Horace Walpole, George III., memoirs of his reign (Lond. 1851, 4 Bde.);
Herzog von Buckingham, George III., his court and cabinets (1853-55, 4 Bde.);
Jesse, Memoirs of George III. (1866, 3 Bde.);
Hughes, History of England from the accession of George III. (3. Aufl. 1855, 8 Bde.);
Brougham, Historical sketch of statesmen of the time of George III. (neue Ausg. 1859; deutsch, Pforzh. 1839-40, 2 Bde.);
Phillimore, History of England during the reign of George III. (1863);
Massey, History of England during the reign of George III. (2. Aufl. 1866, 4 Bde.);
»Correspondence of George III. with Lord North« (1867, 2 Bde.);
Rae, The opposition under George III. (1875). ¶
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14) Georg IV. August Friedrich, König von Großbritannien, Irland und Hannover, Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. erhielt bei den glücklichsten Anlagen eine treffliche Erziehung, ward 1783 für majorenn erklärt und schloß sich den mit der Politik seines Vaters unzufriedenen Whigs an, deren Führer damals Burke, Fox u. a. waren. Bald aber gab er sich gänzlich unedlen Leidenschaften hin. Spieler, Verschwender und Wüstling, vermählte er sich überdies heimlich mit der schönen Katholikin Fitzherbert.
Kaum hatte ihm das Parlament zur Bezahlung seiner (gegen ½ Mill. Pfd. Sterl. betragenden) Schulden die Summe von 160,000 Pfd. Sterl. bewilligt, so überließ sich Georg sofort wieder den tollsten Ausschweifungen und verscherzte dadurch den letzten Rest der Achtung bei dem Volk. Dies zeigte sich besonders 1789 bei der Verhandlung der Regentschaftsfrage, wobei Pitt für die Einschränkung der Königsgewalt, Fox für den Kronprinzen focht. Erst 1794 entschloß sich Georg unter der Bedingung, daß man seine Schuldenlast von 682,000 Pfd. Sterl. bezahle und die Apanage vermehre, zur Trennung von der Fitzherbert und heiratete seine Kousine, die Prinzessin Karoline von Braunschweig.
Diese Ehe war jedoch eine so unglückliche, daß sich die Gatten schon 1796, nach der Geburt der Prinzessin Charlotte, wieder trennten. Während seine Brüder hohe Militärstellen bekleideten, war Georg Oberst geblieben, und als er 1805, bei der beabsichtigten Landung Napoleons, eine seinem Rang angemessene Stellung in der Armee forderte, erhielt er vom König und den Ministern öffentlich eine abschlägige Antwort. Zwar mußte man ihm als dem Thronfolger im Januar 1811, als sich seines Vaters Krankheit als unheilbar erwies, die Regentschaft übertragen; jedoch fand sich das Parlament veranlaßt, seine Macht bedeutend zu beschränken. Im Gegensatz zu seiner frühern Verbindung mit der Opposition ließ er jetzt als Regent die Tories ungestört schalten.
Franz I. und Alexander I. ernannten ihn zu ihrem Feldmarschall; doch blieb er in der bewegten Zeit von 1813 bis 1814 in England, sich vornehmlich mit den kostspieligsten Bauten beschäftigend. Bei dem Besuch, welchen ihm die fremden Monarchen nach dem Pariser Frieden abstatteten, entfaltete er einen nie gesehenen Glanz. Auf dem Wiener Kongreß forderte er als Regent von Hannover zwar die Einführung einer ständischen oder konstitutionellen Verfassung in denjenigen deutschen Staaten, wo eine solche bis dahin fehlte, ließ aber selbst als Vormund über die braunschweigischen Prinzen und Länder hier wie in Hannover nur die alten Feudalstände wieder ins Leben treten.
Den Beitritt zur Heiligen Allianz verweigerte er als mit der englischen Verfassung unverträglich. Sein ganzes Regiment aber erzeugte in England immer größern Mißmut, der sich in Tumulten und Meutereien Luft machte. Als Georg 1817 zur Eröffnung des Parlaments fuhr, wurde er im Park von St. James von einer wütenden Volksmenge angegriffen und eine Windbüchse auf ihn abgeschossen. Auch der Ehescheidungsprozeß, welchen er gegen seine Gemahlin einleitete, und die in demselben geführten Verhandlungen mußten die Achtung vor seinem Charakter noch mehr vernichten.
Nach dem Tod seines Vaters ward er zum König ausgerufen und mit großer Pracht gekrönt. Er berief nun, um die allgemeine Unzufriedenheit zu beschwichtigen, Canning, Robinson und Huskisson ins Kabinett, welche namentlich kommerzielle Reformen herbeiführten. Nach Cannings Tod hatte die Berufung Wellingtons an die Spitze des Ministeriums zwar die Emanzipation der Katholiken, aber zugleich eine bedeutende Reaktion in der auswärtigen Politik zur Folge.
Dem Königreich Hannover erteilte Georg durch das Patent vom eine neue, den Anforderungen der Zeit in keiner Weise genügende Landesverfassung; die vormundschaftliche Regierung über Braunschweig legte er 1823 bei der Mündigkeitserklärung des Herzogs Karl nieder. Seit einigen Jahren leidend, starb er in Windsor. Ihm folgte sein zweiter Bruder als Wilhelm IV. auf dem Thron. [* 12] Georgs einzige Tochter, Charlotte, vermählte sich 1816 mit dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, nachmaligem König von Belgien, [* 13] starb aber schon
Vgl. Wallace, Memoirs of the life and reign of George IV. (Lond. 1832, 3 Bde.);
Croly, Personal history of George IV. (das. 1846, 2 Bde.);
»Journal of the reigns of Kings George IV. and William IV.« (hrsg. von Greville, 4. Aufl., das. 1875), und über das Verhältnis des Königs zu seiner Gemahlin: Charlotte Bury, Diary illustrative of the times of George IV. (mit Briefen der Königin, 2. Aufl., das. 1844, 4 Bde.);
Herzog von Buckingham, Memoirs of the court of George IV. (das. 1859, 2 Bde.);
Fitzgerald, The life of George IV. (das. 1881, 2 Bde.);
Mac Carthy, History of the four Georges (das. 1884 ff., 4 Bde.).
[Hannover.]
15) Georg V. Friedrich Alexander Karl Ernst August, König von Hannover, Sohn des Königs Ernst August aus dessen Ehe mit der Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, geb. zu Berlin, [* 14] kam 1837 mit dem Vater, welcher nach des kinderlosen Königs Wilhelm IV. von England Tod König von Hannover wurde, nach Deutschland. [* 15] Schon früh entwickelte sich bei dem Prinzen ein Augenübel, welches auch durch eine 1840 von dem berühmten Dieffenbach unternommene Operation nicht beseitigt werden konnte, vielmehr ihn der Sehkraft beider Augen allmählich gänzlich beraubte.
Daher ordnete sein Vater durch Patent vom an, daß die von dem Thronfolger zu vollziehende Unterzeichnung von Regierungsakten in Gegenwart von zwei Ministern und zwei aus zwölf zu diesem Geschäft eidlich verpflichteten, vom König ernannten Personen geschehen solle, welche eidlich durch Unterschrift zu bezeugen haben, daß die Urkunde dem König vorgelesen und daraufhin von ihm eigenhändig unterzeichnet worden sei. Mit dieser Formalität führte der Prinz, welcher unter Leitung seiner Mutter streng legitimistische Grundsätze und eine politisch und kirchlich reaktionäre Richtung angenommen hatte, die Regierung schon während einer längern Abwesenheit seines Vaters in England 1843; doch hat er seine Blindheit stets verheimlicht und auf Paraden, in Galerien etc. so gethan, als ob er wirklich sähe.
Nach dem Tod seines Vaters, trat er die Regierung des Königreichs Hannover als Georg V. durch ein Patent an, worin er die unverbrüchliche Festhaltung der Landesverfassung gelobte. Schon unter dem Ministerium Scheele gaben sich die feudalen Neigungen des Königs kund, indes wollte dieser Minister eine Verfassungsänderung doch nicht ohne Beistimmung der Kammern vornehmen. Diese aber widerstrebten, und der König, welcher von einer Einmischung des Bundestags zu gunsten der alten Stände eine Verkürzung seiner mit ängstlicher Eifersucht gewahrten Souveränität besorgte und derselben zuvorkommen wollte, hob die Verfassung von 1848 ganz auf. Im Januar 1857 wurde auch eine Ständeversammlung zusammengebracht, ¶