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selbständigen Macht und jedes Ansehens. Georg ist seit vermählt mit der Großfürstin Olga von Rußland (geb. Tochter des Großfürsten Konstantin, die ihm außer mehreren Töchtern bereits vier Söhne gebar: Kronprinz Konstantin, Herzog von Sparta, geb. Prinz Georg, geb. Prinz Nikolaus, geb. und Prinz Andreas, geb.
[Großbritannien.]
10) Jüngster Sohn König Friedrichs III. von Dänemark [* 2] und der Prinzessin Sophie Amalie von Lüneburg, [* 3] geb. 1653, focht gegen Schweden, [* 4] vermählte sich 1683 mit Anna, der Tochter des Herzogs von York, des nachherigen Königs Jakob II. von England, und schloß sich als Protestant der Partei des Prinzen Wilhelm von Oranien an, der Jakob vom Thron [* 5] stürzte und Georg zum Herzog von Cumberland ernannte. Als seine Gemahlin 1702 den britischen Thron bestieg, wurde er Großadmiral von Irland und starb 1708.
11) Georg I. Ludwig, König von Großbritannien, [* 6] geb. zu Hannover, [* 7] Sohn des Kurfürsten Ernst August von Hannover und der Kurfürstin Sophie, der Enkelin König Jakobs I. von England, von dessen Tochter Elisabeth, der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, Königs von Böhmen, [* 8] folgte seinem Vater in der Regierung von Hannover. Durch die Successionsakte von 1701 war die Thronfolge in England und Irland für den Fall, daß die Königin Anna ohne Leibeserben sterbe, der Kurfürstin Sophie von Hannover und ihren protestantischen Nachkommen zugesichert worden; da diese aber starb, wurde ihr Sohn Georg Ludwig nach Annas Tod zum König ausgerufen und 31. Okt. in London [* 9] gekrönt.
Die somit erfolgte Vereinigung von Hannover und Großbritannien, die bis zum Jahr 1837 gedauert hat, hatte für die deutsche wie für die englische Geschichte die größte Bedeutung: England gewann ein direktes Interesse an der Gestaltung der kontinentalen Dinge, Hannover aber hatte für seine territorialen Zwecke von da ab einen gewichtigen Rückhalt an der englischen Politik. Sobald Georg nach England gekommen, löste er das toryistische Ministerium Oxford [* 10] auf, ahndete die Handlungsweise der vorigen Minister und brachte unter Walpole und Stanhope die ihm ergebenen Whigs an das Staatsruder, welche auch in dem am zusammentretenden neuen Parlament das Übergewicht hatten.
Die Tories vereinigten sich hierauf mit den Jakobiten, und bald brachen in England und Schottland Empörungen zu gunsten des Prätendenten Jakob III. aus, der sich schon im Dezember 1715 in Schottland im Vertrauen auf das vom Grafen Marr gesammelte Heer zum König der drei Reiche ausrufen ließ. Georg, vom Parlament durch bedeutende Subsidien unterstützt, unterdrückte jedoch den Aufstand ebenso wie einige spätere Verschwörungen zu gunsten der Stuarts mit blutiger Strenge.
Darauf setzte er es durch, daß die Dauer des ihm ergebenen Parlaments von 3 auf 7 Jahre verlängert wurde, und verstärkte die königliche Gewalt durch ein stehendes Heer von 20,000 Mann. Da er als Kurfürst von Hannover dorthin Reisen zu machen hatte, so ließ er aus der Successionsakte die Bestimmung entfernen, nach welcher der König nicht ohne Bewilligung des Parlaments das Reich verlassen durfte. Um seine Krone vor den fortwährenden Umtrieben des Prätendenten zu sichern, schloß er im Januar 1717 mit Frankreich und Holland eine Tripelallianz, welche 1718, als infolge der Intrigen des spanischen Ministers Alberoni ein Krieg zwischen Spanien [* 11] und Österreich [* 12] wegen Sardiniens ausbrach, durch den Beitritt des Kaisers zur Quadrupelallianz erweitert wurde. In diesem Krieg nahm die englische Flotte nach Vernichtung der spanischen bei Passaro einen bedeutenden Aufschwung.
Für seine Einmischung in den Nordischen Krieg erhielt Georg im Frieden von Stockholm [* 13] 1719 für 1,185,000 Thlr. die den Schweden abgenommenen Fürstentümer Bremen [* 14] und Verden, [* 15] die nun mit Hannover vereinigt wurden. Zur Tilgung der wachsenden britischen Staatsschuld ließ er die Zinsen derselben von 8 auf 5 Proz. herabsetzen, wodurch während Walpoles 21jähriger Verwaltung 7 Mill. Pfd. Sterl. von der Schuld bezahlt werden konnten. Das 1725 zu Wien [* 16] geschlossene Bündnis zwischen Österreich und Spanien, durch welches letzterm die Restitution von Gibraltar [* 17] und Menorca versprochen wurde, bewirkte, daß Georg zu Herrenhausen mit Preußen [* 18] eine Allianz abschloß, der auch mehrere andre deutsche Fürsten sowie Holland, Schweden und Dänemark beitraten; doch ward der Ausbruch von Feindseligkeiten durch die Vermittelung des Kardinals Fleury verhütet.
Ehe es noch zum Abschluß der 1726 in Paris [* 19] eröffneten Friedensverhandlungen kam, starb Georg auf einer Reise nach Hannover, vom Schlage getroffen, in der Nähe von Osnabrück. [* 20] Obwohl er wegen seiner allzu großen Sparsamkeit, seiner häufigen Reisen nach Hannover und seiner Mätressenwirtschaft vielfach getadelt wurde und überdies dem englischen Wesen so fern stand, daß er nicht einmal der englischen Sprache [* 21] mächtig war und sich daher mit seinen Ministern in schlechtem Latein verständigen mußte, so genoß er doch das Vertrauen der englischen Nation. Vermählt war er seit 1682 mit Sophie Dorothea (s. d.), der Tochter des letzten Herzogs von Celle [* 22] (s. Georg 8), durch welche er 1705 die lüneburg-celleschen Lande erbte. Sie mußte wegen eines angeblichen Liebesverhältnisses mit dem Grafen Ph. von Königsmark (s. d.) seit 1694 mit lebenslänglicher Gefangenschaft (bis 1726) zu Ahlden büßen.
12) Georg II. August, König von Großbritannien, Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. wurde schon 1706 zum Herzog von Cambridge ernannt und führte seit der Erhebung seines Vaters auf den britischen Thron den Titel eines Prinzen von Wales. 1708 diente er im spanischen Erbfolgekrieg unter Marlborough. Nach seinem Regierungsantritt verfolgte er eine möglichst friedliche Politik. Erst 1739, als Spanien sich anmaßte, die englischen Schiffe [* 23] zu visitieren, sah er sich genötigt, durch Absendung einer bedeutenden Flotte nach dem Mittelmeer von Spanien die Handelsfreiheit in den amerikanischen Meeren zu erzwingen. 1741 verpflichtete er sich gegen die Kaiserin Maria Theresia zur Aufrechthaltung der Pragmatischen Sanktion, bewog das Parlament zur Bewilligung von Subsidien und erschien selbst an der Spitze der sogen. pragmatischen Armee in Deutschland, [* 24] wo er bei Dettingen über die Franzosen unter dem Marschall Noailles einen entscheidenden Sieg erfocht.
Durch den Sieg der englischen Flotte über die spanisch-französische bei Toulon [* 25] wurde die englische Herrschaft über das Mittelmeer befestigt. Den zu gunsten des jungen Prätendenten Karl Eduard bei dessen Landung in Schottland 1745 ausgebrochenen Aufstand der Jakobiten endigte deren Niederlage bei Culloden Diese Kriege hatten indessen die Nationalschuld um 31 Mill. Pfd. Sterl. vermehrt, und Georg dachte nach dem Aachener Frieden (1748) mit Ernst darauf, die zerrütteten Finanzen ¶
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zu heben. Streitigkeiten über die amerikanischen Besitzungen führten jedoch 1756 zu neuen Feindseligkeiten mit Frankreich, die Georg, der von dem seit November 1756 ins Ministerium getretenen W. Pitt beraten wurde, zum Bündnis mit Friedrich d. Gr. und zur Teilnahme am Siebenjährigen Krieg bewogen. Zwar wurde der Herzog von Cumberland, Sohn Georgs, bei Hastenbeck von den Franzosen geschlagen und schloß mit den letztern die Konvention von Kloster-Zeven, welche Hannover und Braunschweig [* 27] preisgab; aber Georg vernichtete nach Pitts Rate diese Konvention, rief Cumberland zurück und schickte neue Truppen und Subsidien.
Zugleich eroberte die englische Flotte Cape Breton, die Inseln Gora und Guadeloupe, Kanada und Surate und vernichtete zwei Abteilungen der französischen Flotte. Georg starb in Kensington. Er hatte sich den Beinamen eines »ehrlichen Mannes« erworben. Der Aufschwung Englands unter seiner Regierung war aber vorzugsweise das Verdienst seines Ministers Pitt. Nachteilig für England war Georgs Vorliebe für Hannover. Obwohl es ihm an rechtem Verständnis für Kunst und Wissenschaft fehlte, förderte er dieselben erheblich durch die Stiftung der Universität Göttingen [* 28] 1734 und des Britischen Museums 1753. Seine Gemahlin Karoline, Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Ansbach, [* 29] gebar ihm acht Kinder. Mit seinem ältesten Sohn, Friedrich Ludwig, Prinzen von Wales (gest. 1751), lebte er in beständigem Zwist.
Vgl. Lord Hervey, Memoirs of the reign of George II. (hrsg. von Croker, neue Ausg., Lond. 1884, 3 Bde.);
Hor. Walpole, George II., memoirs of his reign (das. 1851, 3 Bde.);
»History of the reign of George II.« (anonym, das. 1885).
13) Georg III. Wilhelm Friedrich, König von Großbritannien und Irland, Enkel des vorigen, Sohn des Prinzen Friedrich Ludwig von Wales und der Prinzessin Auguste von Sachsen-Gotha, geb. erhielt, schon im Alter von 13 Jahren verwaist, unter Vormundschaft seiner Mutter durch den Lord Bute eine ungeeignete Erziehung; namentlich erzeugte die Abgeschlossenheit, in welcher er seine Jugend zubrachte, eine Hartnäckigkeit des Charakters, die auf seine Regierung oft nachteiligen Einfluß übte. Er begann dieselbe (1760) mit der Erklärung der Unabsetzbarkeit der Richter und der Unabhängigkeit der Wahlen.
Da er sich als echt englischen König ankündigte, so wurden ihm durch Parlamentsbeschluß eine Zivilliste von 800,000 Pfd. Sterl. und 12 Mill. Pfd. Sterl. Subsidien zur Fortsetzung des Siebenjährigen Kriegs bewilligt. Dennoch wurde, da Pitt von der Regierung zurücktrat und Lord Bute nun die Politik leitete, die Verbindung mit Friedrich d. Gr. abgebrochen. Dagegen dauerte der Krieg gegen Frankreich und Spanien wegen der amerikanischen Besitzungen fort und wurde erst 1763 durch den Pariser Frieden beendigt, durch welchen England Kanada, Florida, Dominica, Cape Breton und einige westindische Inseln erhielt.
Allein da die Staatsschuld auf fast 150 Mill. Pfd. Sterl. gestiegen war (gegen 74 Mill. im J. 1755), so mußte Bute abtreten, wiewohl er immer noch großen Einfluß behielt. Der durch Georgs Hartnäckigkeit herbeigeführte Krieg mit den amerikanischen Kolonien, welcher 1783 im Frieden von Versailles [* 30] die Unabhängigkeit der letztern zur Folge hatte, vermehrte die durch seine absolutistischen Gelüste schon früher hervorgerufene Unzufriedenheit im Volk, die sich nicht nur im Parlament durch eine heftige, von Burke geleitete Opposition, sondern 1780 auch durch einen drohenden Aufstand unter Lord Gordon kundgab, wobei sogar das Leben des Königs in Gefahr geriet.
Dazu kamen fortwährende Verwickelungen mit dem Ausland, die eine so erbitterte Stimmung hervorriefen, daß mehrere Attentate auf das Leben des Königs gemacht wurden. Georg hatte zwar seit dem September 1783 an dem jüngern W. Pitt einen umsichtigen Leiter der Politik gefunden, aber Bute und die Königin beeinflußten fortwährend seine Entschließungen. Schon 1765 hatten sich vorübergehend Spuren von Geisteszerrüttung beim König gezeigt, seit 1788 kehrten diese Anfälle heftiger wieder.
Doch wurde die schon damals angeregte Regentschaft des Prinzen von Wales durch Pitt so lange verzögert, bis der König wieder für gesund erklärt werden konnte. Um die demokratischen Bewegungen, die infolge der französischen Revolution auch in England sich zeigten, zu ersticken, ließ Georg die Fremdenbill (s. Fremdenrecht) und die Treacherous-correspondence-bill, 1794 sogar, nebst mehreren Statuten zum persönlichen Schutz des Königs, die Aufhebung der Habeaskorpusakte durchsetzen.
Nachdem ein Aufstand in Irland durch die blutigsten Maßregeln unterdrückt worden, kam es zur völligen Vereinigung Irlands mit England (Herbst 1800), worauf Georg den Titel »König der vereinigten Reiche Großbritannien und Irland« annahm. Im J. 1804 erneuerten sich die Anfälle des Wahnsinns bei Georg, doch wurde er wiederhergestellt; 1810 aber erlosch das Licht [* 31] seines Geistes gänzlich, so daß der Prinz von Wales vom Parlament zum Regenten erklärt, der König aber unter Obhut seiner Gemahlin und des Herzogs von York in den Palast zu Windsor eingeschlossen wurde.
Hier lebte er noch neun Jahre und starb, in den letzten Jahren gänzlich erblindet, Das Privatleben Georgs war musterhaft; er weilte gern im Kreise [* 32] seiner Familie, im Umgang war er einfach, leutselig und durchaus rechtschaffen. Nachdem sein Versuch eines vom Parlament unabhängigen königlichen Regiments gescheitert war, hatte er sich der Führung Pitts unterworfen und nachher den Tories angeschlossen. Unter seiner Regierung erhob sich die englische Seemacht zu einer bedeutenden Höhe und nahm das britische Reich nach allen Richtungen den höchsten Aufschwung. Aus seiner geschlossenen Ehe mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (gest. 1818) entsprangen sieben Söhne: Georg August, Prinz von Wales (später König Georg IV.), Friedrich, Herzog von York, Wilhelm, Herzog von Clarence (später König Wilhelm IV.), Eduard, Herzog von Kent (Vater der Königin Viktoria), Ernst August, Herzog von Cumberland (später König von Hannover), August Friedrich, Herzog von Sussex, Adolf Friedrich, Herzog von Cambridge, und sechs Töchter.
Auf der Höhe von Windsor wurde dem Andenken Georgs 1829 eine Reiterstatue errichtet.
Vgl. Horace Walpole, George III., memoirs of his reign (Lond. 1851, 4 Bde.);
Herzog von Buckingham, George III., his court and cabinets (1853-55, 4 Bde.);
Jesse, Memoirs of George III. (1866, 3 Bde.);
Hughes, History of England from the accession of George III. (3. Aufl. 1855, 8 Bde.);
Brougham, Historical sketch of statesmen of the time of George III. (neue Ausg. 1859; deutsch, Pforzh. 1839-40, 2 Bde.);
Phillimore, History of England during the reign of George III. (1863);
Massey, History of England during the reign of George III. (2. Aufl. 1866, 4 Bde.);
»Correspondence of George III. with Lord North« (1867, 2 Bde.);