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Marmorfassade und prächtiger Treppe; [* 2]
der Palazzo Balbi-Senarega (1609 erbaut) mit prachtvollen Marmorsäulen;
der Palazzo Durazzo-Pallavicini (wegen seiner schönen Treppe auch della Scala genannt, aus dem 17. Jahrh.).
Alle diese Paläste enthalten zugleich bemerkenswerte Gemäldesammlungen, die bedeutendste aber der Palast Brignole-Sale, gewöhnlich Palazzo Rosso genannt, jetzt der Stadt gehörig, mit Gemälden von van Dyck, Rubens, Guercino, Moretto, Bordone, Paolo Veronese, A. Dürer u. a. Außerdem verdienen noch Erwähnung: der Palazzo del Municipio (ehemals Doria), ein majestätischer Marmorbau im Spätrenaissancestil mit prächtigem Vestibül und Hof [* 3] und später hinzugesetzten Seitengalerien;
der Palazzo Spinola (von Alessi 1560 erbaut, mit Reiterbild des Agostino Spinola von van Dyck);
der Palazzo Andrea Doria, der 1529 von der Republik ihrem großen Bürger errichtet ward;
der Palazzo Pallavicini;
die Universität (1623 erbaut) mit überaus schönem Hofraum;
der Palast der Dogana, ehemals Eigentum der berühmten Banca di San Giorgio, einer großen genuesischen Handelsgesellschaft aus dem Mittelalter (1797 aufgelöst), mit Statuen der um diese Bank verdienten Männer, und die von Alessi 1570 erbaute Börse oder Loggia dei Banchi (im Innern mit der Statue Cavours von Vela).
[Bevölkerung, Industrie, Handel.]
Genua [* 4] zählt (1881) 179,515 Einw. und ist eine bedeutende Fabrikstadt sowie der Haupthandelsplatz Oberitaliens. Hervorragend ist die Textilindustrie, welche 17 Baumwollspinnereien mit 120,000 Spindeln, 15 Baumwollwebereien (1900 Arbeiter), 9 Fabriken für Seidenwaren, 6 für Wollwaren, 26 für Wirkwaren beschäftigt, aber, wie die 27 Lederfabriken, meist für den Verbrauch im Inland arbeitet. Die Industrie liefert ferner Korallenarbeiten, Gold- und Silberwaren (besonders Filigranarbeiten), Alabaster- und Elfenbeinschnitzereien, künstliche Blumen, Stickereien, Seife, Essenzen, eingemachte Früchte, Makkaroni, Hüte, Schuhwaren, Möbel, [* 5] Papier, Maschinen und Schiffe. [* 6]
Die Industrie erstreckt sich auf die benachbarten Vororte, so San Pier d'Arena, Cornigliano, Sestri Ponente, Voltri, mit Schiffswerften, Maschinenfabriken und andern Etablissements. Der Verkehr entwickelt sich in neuerer Zeit immer mehr. Zu Lande ist nunmehr zu den frühern Eisenbahnlinien, gegen W. über Nizza [* 7] nach Marseille, [* 8] gegen N. über Alessandria zum Anschluß an das vielverzweigte piemontesisch-lombardische Bahnnetz sowie an die Mont Cenis-Bahn und gegen O. über Spezia [* 9] nach Livorno [* 10] und Rom, [* 11] namentlich die Gotthardbahn hinzugekommen, welche in Genua ihren südlichen Endpunkt und Hafenplatz findet.
Der Hafen Genuas gehört zu den bedeutendsten des Mittelmeers. [* 12] Mit zwei ins Meer hinausgebauten Molen von 450 und 660 m Länge, dem Molo Vecchio und dem Molo Nuovo, umspannt die Stadt das ungefähr 1500 m im Durchmesser haltende Wasserbecken. Beide Molen, fast gegeneinander gerichtet, schützen den Hafen, wenn auch nicht hinreichend, gegen die Süd- und Südostwinde. Der Eingang wird durch starke Batterien verteidigt. Der Molo Vecchio trägt an seinem Ende einen alten kleinen Leuchtturm; neben dem Molo Nuovo stehen die Quarantäne und der neue, 78 m hohe Leuchtturm mit herrlicher Aussicht, bei welchem neue Befestigungen angelegt worden sind.
An der Nordseite des Hafens ist der königliche Kriegshafen (Darsena reale) nebst dem Marinearsenal (ehemals Kloster Santo [* 13] Spirito) an der Stelle, wo 1547 Fiesco ertrank. Die Ostseite nimmt der ehemalige Freihafen (Porto franco), seit 1867 in ein Generalentrepot für ausländische Waren umgewandelt, ein, welcher früher durch die 1886 abgetragene marmorne Hafenterrasse von der Stadt getrennt war und durch eine Zweigbahn mit dem Bahnhof (im NW. der Stadt) verbunden ist.
Hier treiben sich auch die bergamaskischen Lastträger oder Facchini umher, die seit 1470 ein Privilegium für ihren Erwerb in Genua haben. Seit 1877 wurde übrigens die Erweiterung und Neugestaltung des dem angewachsenen Verkehr nicht mehr genügenden Hafens von in Angriff genommen. Nach außen werden zwei Molen, ein westlicher von 1500 m und ein östlicher von 600 m Länge, angelegt, im innern Hafenbecken werden neue Landungsbrücken hergestellt, so daß mit den alten Landungsstellen der Hafen künftig eine Kaientwickelung von 6,5 km besitzen wird.
Auch wird der Ankergrund durch Baggerung auf mindestens 8,5 m gebracht. Alle diese Arbeiten sind mit 28 Mill. Lire veranschlagt, wozu der Herzog von Galliera 20 Mill. widmete, und werden 1889 beendet sein. Hiermit stehen ferner Eisenbahnanlagen, dann die Herstellung von Ladevorrichtungen, Magazinen u. dgl. in Verbindung. Der Schiffsverkehr von Genua umfaßte 1884 im ganzen 10,882 handelsthätige Schiffe mit einem Tonnengehalt von 4,823,585 Ton. und einem beförderten Warenquantum von 2,386,886 T. Hiernach steht Genua unter allen italienischen Häfen obenan, so wie auch der Tonnengehalt und die Warenbewegung gegen früher eine sehr bedeutende Steigerung aufweisen.
Eingelaufen sind 5412 Schiffe von 2,368,730 T. und mit 1,962,183 T. Waren, ausgelaufen 5470 Schiffe von 2,454,855 T. und mit 424,703 T. Waren. Auf den internationalen Verkehr kamen 3484 Schiffe von 2,828,902 T. und mit 1,715,344 T. Waren, auf den Binnenverkehr 7398. Schiffe von 1,994,683 T. und mit 671,542 T. Waren. Der Hauptverkehr findet in der Einfuhr mit Großbritannien, [* 14] Frankreich, den Vereinigten Staaten [* 15] von Amerika [* 16] und Indien, in der Ausfuhr mit Frankreich, Spanien, [* 17] Portugal, Griechenland, [* 18] der Türkei, [* 19] Großbritannien und Südamerika [* 20] statt. In regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung steht Genua mit Nizza und Marseille, Cagliari und Porto-Torres (Hafen von Sassari), Livorno, Neapel, [* 21] Palermo [* 22] und Tunis, [* 23] mit den Haupthäfen der Levante und Ostindiens, dann insbesondere mit Buenos Ayres, [* 24] Montevideo [* 25] und Rio de Janeiro. [* 26] Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Wein, Getreide, [* 27] Mehl, [* 28] Reis, Teigwaren, Öl, Butter und Käse, Südfrüchte und rohe Seide, [* 29] wogegen Baumwolle [* 30] und Baumwollwaren, Getreide, Kolonialwaren und Chemikalien, Metalle, Häute und Felle, Kohle etc. eingeführt werden. Nach Südamerika, insbesondere den La Plata-Staaten, werden von Genua aus jährlich nicht weniger als 50,000 italienische Auswanderer befördert.
[öffentliche Anstalten, Behörden.]
Unter den bedeutenden und zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten behaupten das prächtige
und großartige Arme
nhaus (Albergo de' Poveri, 1539 gegründet, mit
Raum für 2200
Arme und Kranke) und das nicht minder großartige
Ospedale Pammatone (1423 gestiftet, zugleich Findelhaus) den ersten
Rang. Auch das Waiseninstitut, ein
Taubstummeninstitut, ein Irrenhaus und das Conservatorio
Fieschi,
Institut zur
Erziehung armer
Mädchen, sind bedeutende Anstalten.
An öffentlichen
Unterrichts- und Bildungsanstalten sind zu nennen: die 1783 gestiftete
Universität mit durchschnittlich 600
Studenten,
botanischem
Garten,
[* 31] einem
Observatorium,
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verschiedenen Sammlungen und einer Bibliothek von 78,000 Bänden; drei andre größere Bibliotheken (Civica Beriana, Franzoniana und Congregazione della Missione urbana); ein königliches Gewerbeinstitut, ein königliches Institut für die Handelsmarine, eine Marineschule, ein königliches Lycealgymnasium und ein städtisches Gymnasium nebst einem Nationalkonvikt, 2 königliche technische Schulen und eine technische Gemeindeschule, ein Seminar, eine Normalschule für Lehrerinnen und eine Schule für Lehrer, ein Verein für vaterländische Geschichte, eine Akademie der schönen Künste (1751 gestiftet) sowie 4 Theater, [* 33] unter denen das 1826 erbaute Teatro Carlo Felice das größte ist.
Auch das geheime Staatsarchiv mit wertvollen Urkunden für die Geschichte des Handels und der Schiffahrt und den Privilegien des Colombo [* 34] verdient Erwähnung. Die Stadt, einst Residenz des Dogen der Republik Genua, ist jetzt Sitz eines Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appell- und Assisenhofs, eines Tribunals, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, eines Generalkommandos, zahlreicher Konsuln (darunter auch eines deutschen Berufskonsuls), eines Hauptzollamtes, einer Börse, einer Abteilung der italienischen Nationalbank, einer Sparkasse und mehrerer Banken und Aktiengesellschaften.
Die beliebtesten Spaziergänge in Genua selbst sind die schöne Promenade Acqua Sola, die außerordentlich malerisch gelegene Villa Negro mit prächtigen Gartenterrassen, entzückender Aussicht, einem kleinen zoologischen Garten und einem Denkmal Mazzinis, dann der längs der Befestigungen angelegte Corso (Via di Circonvallazione). Aber die ganze Umgebung von Genua bietet herrliche Punkte in Fülle, und die Stadt erstreckt sich nach O. wie nach W. weithin, Ort reiht sich an Ort fast ohne Unterbrechung; Pegli im W. mit dem herrlichen, an exotischen Pflanzen reichen Park des Marchese Pallavicini-Durazzo und Nervi im O. mit seinen schönen Gärten, beide jetzt auch Gesundheitsstationen, sind die bekanntesten Punkte dieser weitern Umgebung.
Geschichte der Stadt Genua.
In der ältesten Zeit war Genua die Hauptstadt Liguriens; unter die Herrschaft der Römer [* 35] kam es, von Marcellus erobert, 222 v. Chr. Im zweiten Punischen Krieg wurde Genua der Provinz Gallia cisalpina einverleibt. Hannibals Bruder Mago eroberte und zerstörte die Stadt (205), der Römer Lucretius baute sie 202 wieder auf. Nach dem Untergang des weströmischen Kaisertums wechselte Genua öfters seine Herren. 539 n. Chr. hatte es unter den Einfällen der Burgunder zu leiden, stand noch eine Zeitlang unter dem römischen Exarchen von Ravenna, kam dann unter die Herrschaft der Langobarden (welche die Stadt 670 zerstörten, aber wieder aufbauten und daselbst Grafen einsetzten) und endlich (774) unter die der Franken.
Die Verwirrung Italiens [* 36] unter den spätern Karolingern, während welcher Genua von den Sarazenen wiederholt arg heimgesucht wurde, benutzte Genua, sich als Republik zu konstituieren, welche zunächst ohne feste Verfassung durch Konsuln regiert wurde, und nachdem es einen Anfall der Sarazenen (936) abgeschlagen hatte und von König Berengar von Italien [* 37] 958 förmlich anerkannt worden war, stieg Genuas Macht rasch. Mit dem benachbarten Pisa [* 38] stand Genua anfangs auf freundlichem Fuß: beide Staaten nahmen 1017 miteinander den Arabern Sardinien [* 39] ab;
als aber Pisa, welchem Sardinien von Genua überlassen worden war, 1070 auch Corsica [* 40] in Besitz nahm und überhaupt eine erdrückende Übermacht auf der See gewann, führte dies 1119 zu einem energisch geführten Krieg zwischen Genua und Pisa, der erst 1133 durch Entscheidung des Papstes zu gunsten der Genuesen beendigt wurde.
Der Bischof von Genua wurde dabei vom Papst dem Metropolitan von Pisa im Rang gleichgestellt, das Bistum Genua von dem Erzbistum Mailand, [* 41] dem es bisher untergeordnet war, getrennt, zum Erzbistum erhoben, die Bistümer Riviera di Ponente und di Levante ihm zugeteilt. Die Seemacht der Republik war schon damals so bedeutend, daß sie 1097 den Kreuzfahrern ein starkes Geschwader nach Syrien zu Hilfe schicken und 1104: 70 Kriegsschiffe für den Kreuzzug ausrüsten konnte, wofür sie einige besondere Bezirke in Jaffa und in Jerusalem [* 42] erhielt.
Auch in Akka und Tyros besaßen die Genuesen feste Niederlassungen. Kaiser Friedrich Barbarossa versuchte 1155 umsonst, Genua sich zinsbar zu machen; doch mußte sich dies 1158 den Frieden von ihm um 1200 Mark Silber erkaufen und einen Lehnseid schwören, behielt aber seine eigne Obrigkeit und blieb befreit von Heerdienst und Abgaben. Dafür unterstützte Genua den Kaiser Heinrich VI. mit seiner Flotte bei der Eroberung von Sizilien. [* 43] In dem Kampfe Friedrichs II. mit dem Papst und den Lombarden stand Genua auf seiten der letztern, und ein genuesisches Schiff [* 44] brachte 1244 den Papst Innocenz IV. von Rom nach Genua und von da nach Frankreich. Heinrich VII. dagegen wurde 1311 von den Genuesen glänzend aufgenommen und als Oberherr anerkannt.
Unter den italienischen Republiken selbst war es zuerst Pisa, dann Venedig, [* 45] mit welchen Genua langjährige Kampfe zu führen hatte. Nachdem die Genuesen den Pisanern Corsica entrissen hatten, verdrängten sie dieselben auch aus Sardinien, das sie aber an den von Bonifacius VIII. damit belehnten König von Aragonien verloren; durch die weitere Ausdehnung [* 46] ihrer Besitzungen auf dem Festland, wo sie Savona, Albenga, Ventimaglia ^[richtig: Ventimiglia], auch Nizza, Monaco [* 47] etc. gewannen, wurden sie unmittelbare Nachbarn von Pisa.
Aber erst als 1284 die pisanische Flotte in der Seeschlacht bei Molara vernichtet worden und auch Elba in die Gewalt der Genuesen gekommen war, erlangten diese die entschiedene Übermacht im westlichen Meer, zumal um die gleiche Zeit der Hafen von Pisa versandete. Überall legten nun die Genuesen Stapelplätze an, so auf Sizilien, den Balearen, in Tunis und Tripolis. Nach der Besiegung der Pisaner begann Genua den Kampf gegen Venedig, welches Pisa begünstigt hatte und auch in den östlichen Meeren Genuas Nebenbuhlerin war.
Da G. den Kaiser Michael Paläologos 1261 bei der Eroberung von Konstantinopel [* 48] unterstützte, so erhielt es neben der ausschließlichen Handelsfreiheit im Schwarzen Meer in Konstantinopel die Vorstädte Pera und Galata eingeräumt, worauf die Genuesen überall Handelsniederlassungen gründeten, Asow in Besitz nahmen, Kaffa oder Feodosia anlegten, mit den Herrschern von Armenien Verträge schlossen, auf Cypern, [* 49] Chios, Lesbos Fuß faßten und so den Venezianern überall in den Weg traten. Die Folge davon war ein (öfters durch Verträge unterbrochener) 100jähriger Krieg gegen Venedig, welcher unter mannigfachen Wechselfällen nach Vernichtung der von Tizio Cibo befehligten genuesischen Flotte bei Chioggia durch den Dogen Andrea Contarini zu ungunsten der Genuesen endigte. Der Friede von Turin [* 50] 1381 brachte der Republik eine bedeutende Schwächung, so daß sie von da an immer weniger der Fremdherrschaft sich erwehren konnte.
Dazu kamen unaufhörliche innere Verfassungskämpfe. In der ersten Zeit der Republik herrschten ¶