ihm gegen Anerkennung ihrer Herrschaft einige Abtretungen anzubieten, ließen die Bürger beide Männer nach ihrer Rückkehr
in Gegenwart der Fürstin und trotz flehentlicher Bitten derselben enthaupten. Nach Marias Tod empörten sich die Genter gegen
deren Gemahl, den Erzherzog Maximilian, welcher Vormund seines Sohns Philipp war, und zwangen ihn zu dem
für ihn und die Niederlande so verderblichen Frieden von Arras Doch mußte sich Gent nach neuer Empörung dem kaiserlichen
Feldherrn, Herzog Albrecht von Sachsen, 1489 ergeben.
Unter Karl V. begann der Glanz der Stadt zu sinken. Als derselbe 1539 der Grafschaft Flandern eine neue Steuer auferlegte, weigerten
sich die Genter, auf Grund ihrer Privilegien, dieselbe zu zahlen, errichteten eine eigne Regierung, vertrieben den Adel und
alle Anhänger der Statthalterin Maria, der Schwester Karls V., und drohten, den König Franz I. von Frankreich als ihren Herrn
anzuerkennen. Karl V. bezwang aber 1540 die Stadt, nahm ihr alle ihre Privilegien, ihr Geschütz und alle
Waffen, zog die öffentlichen Gebäude ein, ließ 26 der vornehmsten Bürger hinrichten, verwies andre Hauptschuldige aus dem
Land und legte der Stadt eine Geldbuße von 150,000 Goldgulden auf, wovon zur Bändigung der Genter die Citadelle erbaut wurde.
In Gent wurde im November 1576 die Genter Pazifikation zwischen Holland und Zeeland einerseits und den südlichen
Provinzen der Niederlande anderseits zur gemeinschaftlichen Abwehr der spanischen Gewaltherrschaft geschlossen.
Überhaupt nahm an dem Freiheitskrieg der Niederlande gegen Spanien den lebhaftesten Anteil. 1584 wurde es aber von dem Herzog
von Parma für Philipp II. von Spanien erobert und die zerstörte Citadelle wiederhergestellt. 1678 eroberte
Ludwig XIV. die Stadt, trat sie aber im Frieden von Nimwegen wieder an Spanien ab. 1706 wurde Gent von Marlborough, 1708 wieder
von den Franzosen erobert. 1714 kam Gent durch den Frieden von Rastatt und Baden mit sämtlichen spanischen Niederlanden an Österreich.
Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt 1745 von den Franzosen erobert.
Auch im französischen Revolutionskrieg fiel sie 1793 und 1795 den Franzosen in die Hände und ward Hauptstadt des Departements
Schelde. Im Februar 1814 ward Gent von den Russen besetzt, 26. März d. J. aber von den Franzosen zurückerobert. Am wurde
hier der Friede zwischen Großbritannien und der nordamerikanischen Union unterzeichnet. Nach dem Frieden
von Paris (1814) kam Gent mit Belgien an das Königreich der Niederlande. Ludwig XVIII., König von Frankreich, flüchtete sich bei
der Rückkehr Napoleons von der Insel Elba (1815) hierher. Nach der Trennung Belgiens von Holland (1830) war
Gent längere Zeit der Mittelpunkt der organisierten Umtriebe in dem neuen belgischen Staat. In neuester Zeit ist dort der Sitz
der sozialistischen Bewegung der belgischen Arbeiter.
Vgl. de Potter, Gent van den oudsten tijd tot heden (Gent 1882-1885, 2 Bde.);
van Duyse, Gand monumental et pittoresque (Brüssel 1886).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Hauptort des Kreises Jerichow II, am Plaueschen Kanal und an der
Linie Berlin-Magdeburg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evang. Kirche, ein Progymnasium und (1885) 4042 Einw.;
fast unmittelbar dabei das Dorf Altenplatow mit
Zichorien- und Schrotfabrik und 1981 Einw. Genthin ist wendischen
Ursprungs und kommt schon 1171 als Stadt vor.
(oder Gentius), König von Illyrien, verband sich mit König Perseus von Makedonien 168 v. Chr. gegen die Römer,
ließ zwei römische Gesandte gefangen setzen und verwüstete die Gegend von Apollonia und Dyrrhachium,
wurde jedoch, nachdem er von Perseus um die versprochenen 300 Talente betrogen worden, von dem römischen Prätor Anicius binnen 30 Tagen
besiegt und zur Übergabe seiner Hauptstadt Scodra gezwungen.
Später wurde er zu Rom im Triumph aufgeführt und starb in der
Gefangenschaft.
L. (Enzian, Bitterwurz), Gattung aus der Familie der Gentianaceen, einjährige Kräuter oder
Stauden mit gegenständigen, meist sitzenden, ganzrandigen Blättern, end- oder achselständigen, einzeln, gehäuft,
in Doldentrauben oder Rispen stehenden Blüten und einfächeriger, zweiklappiger, vielsamiger Kapsel. Etwa 180 Arten in den gemäßigten
Klimaten und auf den Gebirgen der nördlichen Halbkugel und den Andes Südamerikas, wenige Arten in Neuseeland.
Die meisten Gentianen blühen blau, doch kommen auch gelb, weiß und rot blühende Arten vor; letztere sind auf die Andes beschränkt,
blau blühende steigen im Himalaja bis 5000 m hoch; die große Mehrzahl findet sich in hügeligen und bergigen Gegenden, doch
dringen manche auch bis in die Tropen vor. Die Gentianen zeichnen sich durch eleganten Habitus und Schönheit
der Blüten aus und bilden einen Hauptschmuck der Alpen. Gentiana luteaL. (gemeiner oder großer Enzian, Fieberwurzel, Bitterwurz),
ausdauernd, wird 1,25 m hoch, hat halbumfassende, elliptische Blätter und gelbe Blüten in reichblütigen, achselständigen
Trugdolden, findet sich im mittlern und südlichen Europa, auf Alpenmatten von 950-2000 m, von Spanien und
Portugal bis zum Thüringer Wald und Kroatien.
Die wenig ästige, bis 60 cm lange, meist zolldicke Wurzel ist als Radix gentianae offizinell. Sie ist außen gelblich oder
rötlichbraun, innen rot oder orangebräunlich, schmeckt zuerst etwas süß, dann stark und anhaltend
bitter, riecht schwach eigentümlich und enthält als besondere Bestandteile Gentiansäure (Gentisin) C14H10O5 ,
welche in geschmacklosen, blaßgelben Nadeln kristallisiert, in Wasser sehr schwer löslich ist und über 300° sublimiert,
sowie Gentiopikrin C20H30O12 , welches in farblosen Nadeln kristallisiert, leicht löslich in
Wasser, nicht flüchtig ist und beim Kochen mit Säuren in Zucker und Gentiogenin gespalten wird.
Die Enzianwurzel wird häufig bei Dyspepsie gebraucht; früher schrieb man ihr auch erhebliche Wirkung als Fiebermittel zu,
doch hat sich diese nicht bestätigt. Die Wurzel enthält kein Stärkemehl, aber gärungsfähigen Zucker; ein wässeriger Auszug
derselben gärt und gibt dann bei der Destillation den Enzianbranntwein, welcher in der Schweiz und Süddeutschland
dargestellt wird. Gentiana acaulis L., ein ausdauerndes Gewächs mit einblütigem Stengel, am Schlund nackter, prächtig blauer Blumenkrone
und rosettenartig ausgebreiteten, steilen, weißlich geränderten Blättern, wächst auf den Alpen und Voralpen Mitteleuropas
bis in die Ebenen hinab und wird in Gärten auch mit weißen oder gefüllten Blumen kultiviert. Gentiana amarellaL. (Himmelsstengel, Gentianellenkraut), einjährig, mit fünfspaltigen, im Schlund gebarteten, dunkelblauen oder violetten Blüten
in arm- oder reichblütigen Rispen und sitzenden Blättern, findet sich auf
mehr
feuchten Wiesen im nördlichen Europa sowie in Böhmen, Sachsen, Schlesien, wurde früher wie das Tausendgüldenkraut angewendet.
Gentiana pannonica Scop., mit wirtelständigen, schön braunpurpurroten Blüten, wächst auf Triften und Wiesen der Gebirge von den
Pyrenäen durch Österreich, Böhmen bis Ungarn. Die Wurzeln werden besonders in Österreich und Bayern statt der von
Gentiana luteaL. gesammelt und angewendet und haben dieselbe Wirkung wie erstere. Gentiana PneumonantheL. (Lungenenzian, Lungenblume,
blauer Dorant), mit einzelnen dunkelblauen Blüten, ist ausdauernd, wächst auf feuchten und grasreichen Wiesen durch Europa
bis Nordasien und galt früher für sehr heilkräftig. Gentiana punctataL. mit wirtelständigen, gelben, rot punktierten
Blüten, wächst ausdauernd auf Wiesen in den Gebirgen Österreichs und der Schweiz, in Mähren und auf den
Sudeten. Die bittere Wurzel wird in Mähren und Salzburg häufig gesammelt und wie die der Gentiana lutea angewendet. Dasselbe gilt
von Gentiana purpureaL., ausdauernd, mit kopf- und wirtelständigen, sitzenden, bräunlich purpurroten, glockigen,
am Schlund nackten Blüten, wächst auf den Gebirgen Norwegens, der Schweiz, auf den Karpathen und Pyrenäen.
Mehrere Enzianarten werden wie andre Alpenpflanzen in Gärten kultiviert.