deutschbürgerlichen
Kreisen zu Gellerts Zeit herrschte, zeichneten sich durch Natürlichkeit, liebenswürdige Schalkhaftigkeit
und leichten
Fluß der
Darstellung aus. Seine geistlichen
Oden und
Lieder ermangeln wohl der
Glut und Tiefe älterer deutscher
Liederdichter, sind aber voll zu
Herzen gehender
Moral, reiner
Empfindungen und warmer
Andacht. Seine
Lustspiele und
Schäferspiele
erstrebten im französischen
Geschmack der Zeit eine gewisse Natürlichkeit; sein
Roman »Das
Leben der schwedischen
Gräfin von G***« litt zwar unter der
Enge einer
Anschauung, die das äußere
Gesetz über alle innerliche
Sittlichkeit hinausstellte,
war aber ein bedeutender
Versuch, inneres
Leben überhaupt darzustellen. Im allgemeinen zeichnet sich Gellerts
Prosa durch Leichtigkeit,
Korrektheit und einfache
Eleganz aus. Seine »Sämtlichen Werke« erschienen zuerst
Leipzig
[* 2] 1784, 10 Bde.
(neueste Aufl., Berl. 1867); sie enthalten auch seinen in mehreren Sammlungen
veröffentlichten Briefwechsel.
SeinLeben beschrieben
Cramer (Leipz. 1774) und
Döring
(Greiz
[* 3] 1833, 2 Bde.).
Vgl. auch F.
Naumann,
Gellertbuch (2. Aufl.,
Dresd. 1865).
(spr. dsch-),Giambattista, ital. Schriftsteller,
geb. 1493 zu
Florenz,
[* 5] war ursprünglich Strumpfwirker, widmete sich später den
Studien und machte darin so schnelle Fortschritte,
daß er bald für einen der vorzüglichsten Schriftsteller galt. Zum Mitglied der
Florentiner
[* 6]
Akademie
ernannt, hielt er berühmte Vorlesungen über
Dantes »Göttliche
Komödie« und starb 1563 in seiner Vaterstadt, die er niemals
verlassen. Seine
Schriften, die zum Teil in dialogischer Form abgefaßt sind, zeichnen sich durch tiefere philosophische
Anschauung
und reiche Menschenkenntnis bei klarer, oft satirisch gefärbter, wahrhaft gediegener Schreibart vorteilhaft
aus. Wir nennen: »Tutte le lezioni fatte nell' accademia fiorentina«
(Flor. 1551 u. öfter);
»I capricci del bottajo« (1548);
»La
Circe« (das. 1549; beste
Ausgabe von
Gamba, Vened. 1825) und die
Komödien: »La sporta« (nach
Plautus, 1543 u. öfter) und
»L'errore« (1556).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Reina
(Mail. 1804-1807, 3 Bde.).
Aulus, röm. Schriftsteller aus dem 2. Jahrh.
n. Chr., ging zu seiner philosophischen
Ausbildung nach
Athen,
[* 7] wo er in den langen Winternächten die vielseitigsten
Studien betrieb. Das aus denselben hervorgegangene, zum Andenken an
die athenischen
Nächte »Noctes atticae« betitelte Werk in 20
Büchern, von denen das achte bis auf die
Kapitelüberschriften verloren ist, enthält in zwanglos aneinander gereihten Exzerpten aus den verschiedenartigsten griechischen
und römischen (namentlich archaischen) Schriftstellern einen
Schatz von wertvollen
Notizen für Litterärgeschichte,
Antiquitäten,
Geschichte und
Grammatik. Unter den ältern
Ausgaben ist die bedeutendste die von D.
Fr.
Gronov (Amsterd. 1651,
Leid. 1687 u.
1706); die kritische Hauptausgabe lieferte M.
Hertz (Berl. 1883-85, 2
Bde.),
eine Übersetzung F.
Weiß (Leipz. 1875-76, 2 Bde.).
[* 1] ehemals wichtige Reichsstadt, jetzt Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Kassel,
[* 15] 158 m ü. M., an der
Kinzig und den
LinienFrankfurt
[* 16] a.
M.-Bebra-Göttingen der Preußischen Staatsbahn
und
Gießen-Gelnhausen der Oberhessischen
Eisenbahn, liegt terrassenförmig am rebenbepflanzten Dietrichsberg, hat ein
Amtsgericht,
alte
Mauern,
Thore und
Wälle, zwei Vorstädte und eine schöne, neurestaurierte romanische
Kirche (Dreifaltigkeitskirche) aus
dem 13. Jahrh. mit vier
Türmen.
Auf einer
Insel derKinzig befindet sich die großartige, jetzt würdig restaurierte, von
KaiserFriedrichBarbarossa im romanischen
Stil erbaute Kaiserpfalz (einzelnes s. Tafel
»Baukunst
[* 17] IX«,
[* 18] Fig. 10 u. 11; vgl.
Hundeshagen,
KaiserFriedrichs I.
Palast in der
Burg zu Gelnhausen, 2. Aufl.,
Mainz
[* 19] 1819; Ruhl, Gebäude des
Mittelalters zu Gelnhausen, Frankf.
1831; Emmel, Mitteilungen über Gelnhausen,
Hanau
[* 20] 1881). Von sonstigen bemerkenswerten alten Gebäuden sind zu
nennen: das
Rathaus, die kathol.
Kirche, die
Synagoge, der alte Fürstenhof (jetzt Sitz der Behörden), der sogen. Hexenturm,
der Halbmondturm (jetzt Schießhalle), das Johanniterhaus, der Buttenturm u. a. Die Stadt zählt
(1885) 3695 Einw. (darunter 1880: 334 Katholiken u. 229
Juden), welche
Wein- und Obstbau, Zigarrenfabrikation
und Fabrikation von Gummiwaren
(Schläuchen und
Walzen für Papierfabriken und Reibgummi) betreiben. In der
Nähe von Gelnhausen bedeutende
Sandsteinbrüche. - Im 12. Jahrh. hatte ein eignes Grafengeschlecht, nach dessen Aussterben
(um 1155) es an die
Hohenstaufen kam.
KaiserFriedrich I. erbaute sich hier die erwähnte
Residenz und verlieh
dem bei der
Burg Gelnhausen entstandenen Dorf 1169 die Reichsunmittelbarkeit. 1186
ward ein großer
Reichstag hier abgehalten. Auch
mehrere der folgenden
Kaiser bis auf
Karl IV. hielten öfters in Gelnhausen
Hof.
[* 21]
Letzterer verpfändete den im 13. Jahrh. zur Stadt erweiterten
Ort 1349 an die
Grafen von Schwarzburg,
[* 24] welche 1435 die Pfandschaft an die Pfalzgrafen bei Rhein und die Grafen von Hanau verkauften. Von da beginnt
der Verfall der Stadt, den nachher die Drangsale des Dreißigjährigen Kriegs (1634 wurde sie eingeäschert, 1635 aufs neue
fast gänzlich verwüstet) besiegelten. Die Stadt behielt zwar auf den Reichstagen Sitz und Stimme, ihre
Reichsfreiheit wurde aber von den Pfandherren bestritten und nicht einmal anerkannt, als das Reichskammergericht sie 1734 für
eine Reichsstadt erklärte.
Durch das Aussterben der Grafen von Hanau (1736) kam deren Anteil an Hessen-Kassel, welches 1746 auch den pfälzischen Teil erkaufte
und 1803 Gelnhausen als Erbeigentum erhielt. 1866 fiel Gelnhausen mit Kurhessen an Preußen.
[* 25] Die Kaiserpfalz bildete seit 1350 unter
dem Namen »Burg Gelnhausen« eine Ganerbschaft, die noch gegen Ende des 18. Jahrh. den Forstmeistern von Gelnhausen, den
Krempen von Freudenstein und den Schelmen von Bergen,
[* 26] einem altadligen Geschlecht, gehörte.