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(Rechnungsgeld), die bis zu einem gewissen Betrag, also für kleinere Zahlung, gesetzliche Zirkulation haben (Silbermünzen in Goldwährungsländern). Kredit- und Scheidemünzen können ebensowohl aus einem unedlen wie aus einem edlen Metall geprägt sein, weil ihnen nicht die Geldfunktionen beigelegt werden. (Vgl. Münzwesen, [* 2] Währung.)
c) Papiergeld. Mit der größern Lebhaftigkeit und dem zunehmenden Umfang der Verkehrsoperationen würde das Metallgeld zu schwerfällig, seine mögliche Menge würde nicht mehr ausreichen, sein Gebrauch würde zu kostspielig; man sucht daher an vielen Stellen, wo Zahlungen in Metallgeld zu machen wären, dieses durch andre Mittel zu ersetzen. Das nächste Ersatzmittel bildet der Kredit (s. d.). Die mannigfachen Formen von Kreditpapieren, Checks, Giro-Anweisungen, Kassenscheinen und besonders Banknoten werden zu Zirkulationsmitteln und vertreten vorübergehend das in seiner Funktion als Zahlungsmittel u. Wertträger.
Infolgedessen hat sich im populären und teilweise sogar im wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Ausdruck Papiergeld für einzelne Arten dieser papierenen Umlaufs- und Zahlungsmittel eingebürgert. Dieselben sind aber immer nur Anweisungen auf eine künftige effektive, erst in einem Währungsgeld vorzunehmende Zahlung, welche freilich oft gar nicht zu stande kommt, weil sie durch Kompensation von Forderungen und Schulden vermieden wird; welche oft sehr lange hinausgeschoben wird, weil dergleichen Anweisungen (wie besonders Banknoten) nicht zur Einlösung präsentiert werden; welche aber nichtsdestoweniger immer als letzte rechtliche Grundlage festgehalten wird.
Diese Kreditpapiere sind daher Geldsurrogate, vorläufige Ersatzmittel des Geldes, aber nicht selbst Geld. Dagegen wurden die Entartung dieser Umlaufsmittel und der Mißbrauch derselben seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts dadurch herbeigeführt, daß die Staatsverwaltungen gewissen papierenen Umlaufsmitteln eigentliche Währung verliehen, indem sie deren Einlösbarkeit durch Zwangskurs aufhoben. Wenn eine solche Bestimmung in Kraft [* 3] tritt, so wird dem Papierumlaufsmittel die Funktion des gesetzlichen Zahlungsmittels wie dem echten Geld beigelegt.
Die wissenschaftliche Terminologie nennt in diesem strengern Sinne nur die uneinlösbaren, d. h. mit Zwangskurs im Verkehr erhaltenen und zugleich als gesetzliche Zahlungsmittel erklärten, papierenen Umlaufsmittel Papiergeld. (Ad. Wagner.) Mit Recht verwahrt sich aber die Theorie dagegen, das Papiergeld auf eine Stufe mit dem echten Metallgeld zu setzen und eine reine Papierwährung anzuerkennen; denn jeder Gebrauch von Papiergeld als gesetzlichem Zahlungsmittel setzt unvermeidlich voraus, daß Gold [* 4] oder Silber als Preismaßstab fungiert, selbst in dem Fall, wenn es verboten ist, ein andres Zahlungsmittel als Papiergeld zu gebrauchen. (Knies.) Das Papiergeld im engern Sinn kann Staatspapiergeld, Bankpapiergeld, es kann mit Nennwert-Zwangskurs, was allein eine praktische Bedeutung hat, oder Kurswert-Zwangskurs, was wohl nur theoretisch zu denken wäre, zirkulieren.
3) Bedeutung der Geldwirtschaft. Die Naturalwirtschaft, in welcher die Tauschoperationen von Gütern und Leistungen unmittelbar gegeneinander vorgenommen werden, ist ein so unvollkommener Zustand des Verkehrs, daß er nur in einem Zeitalter der Bedürfnislosigkeit, Roheit, Trägheit und Unfreiheit haltbar ist. Arbeitsteilung und Berufswahl, die Produktion über den eignen Bedarf, die materielle und geistige Ergänzung der Glieder [* 5] einer Volkswirtschaft, die Kapitalbildung, die selbständige Unternehmerthätigkeit kommen in der Naturalwirtschaft nicht vor.
»Die schnellen ungeahnten Fortschritte, welche die Wohlhabenheit und eben dadurch auch die Wissenschaft, Kunst und Gesittung seit den letzten 400 Jahren in Europa [* 6] machten, beruhen wesentlich auf dem Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft.« Dieser kann keineswegs willkürlich herbeigeführt werden, sondern hängt von den allgemein kulturellen Bedingungen des Zeitalters und Volkstums ab. So wie in Mitteleuropa die letzten Spuren der Naturalwirtschaft erst mit dem Feudalismus und der Grundentlastung verschwanden, ist es Aufgabe der nächsten Jahrhunderte, weite Ländergebiete (in Ostasien, Afrika, [* 7] Südamerika), [* 8] die ganz oder großenteils der Naturalwirtschaft angehören, für die Geldwirtschaft zu erschließen.
Die Einführung der Geldwirtschaft in Mitteleuropa seit dem 14. und 15. Jahrh. hat so erstaunliche Vorteile gebracht, daß die Bedeutung des Geldes überschätzt wurde; die Irrtümer des Merkantilsystems (s. d.) beruhen auf dieser Überschätzung und den damit zusammenhängenden Fehlschlüssen in betreff der Natur des Geldes und seiner Funktionen in Privat- und Volkswirtschaft. Als Mißbräuche im Geldwesen einrissen und gewisse unvermeidliche Schattenseiten der Geldwirtschaft sichtbar wurden, kam der Rückschlag der Ansichten.
Einige wollten das Geld möglichst zurückdrängen oder wieder ganz beseitigen, um die Gefahr der Ausschreitungen im Geldgebrauch und der materialistischen Richtung des Reichtumserwerbes zu vermeiden. Andre stellten die Theorie auf, die noch heute ihre Anhänger hat, daß es möglich sein werde, ohne ein Wertmaß auf eine fiktive, vom Staat zu bestimmende Einheit zu gründen, welche von der Beziehung zu einem konkreten Tauschgut ganz losgelöst sein könnte, oder das Geld vollkommen durch Kredit zu ersetzen, weil sich schließlich doch immer die Forderungen und Schulden in ganzen Volkswirtschaften und international kompensieren. Im erstern Fall wird der Staatsverwaltung zugemutet, irgend einem Gegenstand, der an sich keinen Wert hat, durch eine bestimmte Aufschrift in Verbindung mit der entsprechenden Erklärung der gesetzlichen Währung die erforderliche Qualifikation als Geld zu erteilen; es sollen z. B. auf Lederplättchen oder Papier die Namen der bisherigen Metallmünzen gedruckt und jedermann soll verpflichtet werden, diese Rechenmünze als Wertgegenstand anzuerkennen. Im zweiten Fall denkt man an großartige Generalisierung des Giroverkehrs mit Wechsel- und Abrechnungsbanken, durch welche die Zahlungen an den einen in Form von Gutschreibungen geleistet, von dem andern in Form der Belastung seines Kontos einkassiert werden. So utopisch die ersterwähnte Idee der Loslösung unsrer Vorstellungen von einem echten Tauschwertsgut ist, ebenso muß zugegeben werden, daß in der zweiten Richtung der Übergang von der Geld- zur Kreditwirtschaft sich ungemein rasch vollzieht, wenngleich immer das echte Geld als Standard, als echter Preismaßstab seine grundlegende Bedeutung behalten wird; ohne solches Urmaß würden schließlich doch alle Preise willkürlich verrückt. Wie die Erdoberfläche das Urmaß des metrischen Systems bildet, welches im Mètre des archives verkörpert ist, so sind Gold und Silber als Normalmaßstäbe auch in der intensivsten Kreditwirtschaft unerläßlich.
4) Geldbedarf und Geldmenge. Die Vorteile, welche die Geldwirtschaft einem Land bringt, hängen ¶
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wesentlich davon ab, daß die Art und Menge des Geldes dem jeweiligen Bedarf der Zirkulation, Wertbewahrung und Kapitalbildung entsprechen. Die Art des Geldes ist durch die Währungs- und Münzverhältnisse bestimmt und soll sich den großen Veränderungen anpassen, welche jede Volkswirtschaft im Lauf der Zeit durchmacht; mit dem Übergang von der Kindheit zur Reife scheint auch derjenige von der Silber- zur Goldwährung und von niedern zu höhern Einheitsmünzen parallel zu gehen. (Vgl. Währung.) Ebensowenig wie sich starre, absolut gültige Grundsätze über die Art des Geldes aufstellen lassen, ist es möglich, einen allgemein gültigen Satz für die erforderliche Geldmenge zu formulieren.
Mann kann nur jene Faktoren bezeichnen, von deren Veränderung der Geldbedarf abhängt, und mit welchen die Geldmenge jeweilig im Einklang stehen soll. Diese Faktoren sind: zunächst der Umfang der Verkehrsoperationen, welche sich in einer bestimmten Wirtschaftsperiode vollziehen und ihrerseits hauptsächlich von dem gesamten Gütervorrat einer Volkswirtschaft, von der Reproduktion innerhalb desselben, von der Lebhaftigkeit und Vielgestaltigkeit der Umsätze bedingt sind; dann die Geschwindigkeit, mit welcher das vorhandene Geld zirkuliert, weil von dieser die Intensität der Wirksamkeit jedes Geldstücks abhängt.
Das Verhältnis, welches sich in solcher Weise zwischen Gütertauschoperationen und Geldmenge herausstellt, wird aber wesentlich modifiziert, je nachdem nebenher mehr oder weniger Umsätze durch Naturaltausch und durch Kredit bewerkstelligt werden; denn in beiden Fällen wird mehr oder weniger Geld entbehrlich; es wird endlich modifiziert durch die wechselnde Menge jener Geldvorräte, welche als Kassenbestände in allen Privatwirtschaften vorhanden, also gewissermaßen latent sind, sowie derjenigen Geldmenge, welche zur weitern Kapitalbildung zeitweilig aufgespeichert, also auch dem Zirkulationsdienst entzogen ist.
Diesen komplizierten Elementen des Bedarfs angemessen, soll die Geldmenge auch periodenweise vermehrt oder vermindert werden können, um den Geldstand weder allzu flüssig (abundant) noch allzu knapp werden zu lassen; denn aus beiden Extremen gehen Störungen auf dem Geldmarkt hervor, deren Folgen oft ungemein weit um sich greifen. Wird der Geldstand zu flüssig, ohne daß für einen Abfluß der disponibeln Leihkapitalien gesorgt wird, so entsteht daraus eine Verbilligung derselben, die einen übermäßigen Anreiz zu neuen Unternehmungen hervorrufen, eine Überproduktion und Krise heraufbeschwören kann, sich nachträglich und bei längerer Dauer in Apathie und Marasmus äußert; wird der Geldstand zu knapp, so steigen die Diskontsätze, es fehlen der Zirkulation die erforderlichen Tauschwerkzeuge, Unternehmungen geraten ins Stocken, und die Produktion selbst wird gehemmt.
Die internationale Kreditorganisation, die Entwickelung des Bankwesens und die Leichtigkeit der Transporte von Geld und Geldstoff bieten die Mittel, um örtliche Anomalien dieser Art leicht auszugleichen (hervorragendes Muster in der Diskontpolitik der Bank von England). Treten aber dergleichen Verschiebungen des Verhältnisses zwischen Geldbedarf und Geldmenge in ganzen Ländergruppen gleichzeitig auf, so bewirken sie unvermeidlich Krankheiten in der Volkswirtschaft.
5) Geldwert und Güterpreise. Von den Wirkungen, welche die Überfülle oder Knappheit des Geldstandes auf den Preis der disponibeln Leihkapitalien ausübt, und die sich im Zinsfuß äußern, sind diejenigen wohl zu unterscheiden, welche der Überfluß oder Mangel des in den Zirkulationsadern vorhandenen Geldes auf die Güterpreise ausübt. Da der Preis der Verkehrsgüter als Geldpreis ausgedrückt wird, kann eine Änderung desselben von zwei Seiten erfolgen: es kann entweder einerseits die Änderung eine primäre sein, indem der Tauschwert der Güter selbst aus irgend welcher Veranlassung schwankt, oder es kann anderseits der Maßstab, [* 10] mit welchem die Preise gemessen werden, d. h. der Geldwert, sich ändern;
das Zusammentreffen beider Faktoren kann natürlich, je nachdem sie im gleichen oder entgegengesetzten Sinn wirken, eine Abschwächung oder Verstärkung [* 11] dieser Vorgänge hervorrufen.
Sogenannte allgemeine Teurungen können zumeist auf ein Sinken des Geldpreises zurückgeführt werden, denn dieses hat eine ähnliche Konsequenz, wie wenn man beim Wägen oder Messen ein und dasselbe Objekt einmal mit korrekten Gewichten und Maßstäben, das andre Mal mit gefälschten (leichtern) Gewichten oder kürzern Maßstäben bestimmt hätte. Umgekehrt kann auch ein allgemeines Sinken der Güterpreise entweder eine primäre oder eine reflektorische, von der Erhöhung des Geldwertes veranlaßte Erscheinung sein. In Fällen dieser Art spricht man von einer veränderten Kaufkraft des Geldes; man hat dabei richtigerweise nur an das echte Währungsgeld zu denken. Unter normalen Verhältnissen hängt also die Veränderung in der Kaufkraft des Geldes von großen, weitreichenden Änderungen im Marktpreis des als Geldstoff dienenden Edelmetalls, bez. der daraus geprägten Währungsmünzen ab; in Ländern mit Papierwährung äußert sie sich als Reflexerscheinung des Disagios.
Die Geschichte der Volkswirtschaft bietet zahlreiche Belege für dergleichen allgemeine Verschiebungen der Preise infolge von Schwankungen des Geldwertes. In neuerer Zeit schreiben viele Autoritäten (Jevons, Laspeyres, Soetbeer) die in den Jahren 1850-70 eingetretene Teurung der Waren jener Entwertung des Geldes zu, welche als Folge der rapiden Vermehrung der Gold- und Silberzuflüsse angesehen wird. Ebenso glauben einige (Goschen, Giffen, Arendt), daß die seit 1873 erfolgte Senkung der meisten Güterpreise entweder ganz oder großenteils auf ein Steigen der Kaufkraft des als allgemeines Währungsmetall auf dem Weltmarkt zum Maßstab gewordenen Goldes zurückzuführen sei.
Diese Behauptung ist jedoch noch strittig und hat bedeutende Autoritäten (Hansard, Nasse, Soetbeer) gegen sich. Litteratur.
Vgl. J. G. ^[Johann Gottfried] Hoffmann, Die Lehre [* 12] vom Geld (Berl. 1838);
C. Knies, Das Geld (1. Abt. des Werkes »Geld und Kredit«, 2. Aufl., das. 1885);
Goldschmidt, Handelsrecht, Bd. 1, S. 1060-1231 (Erlang. 1864);
Jevons, Money and the mechanism of exchange (4. Aufl., Lond. 1878; deutsch, Leipz. 1876);
Jäger, Das Geld (Stuttg. 1877);
Poor, Money and its laws (Lond. 1877);
E. Nasse, Geld und Münzwesen (in Schönbergs »Handbuch der politischen Ökonomie«, Bd. 1, 2. Aufl. 1885);
Martello, La moneta (Flor. 1883, mit Einleitung von Ferrara); [* 13]
Lehr, Beiträge zur Statistik der Preise, insbesondere des Geldes etc. (Frankf. a. M. 1885).