Moleküle im Zusammenprall mit andern leuchtend werden, beginnt das sogen. positive
Licht;
[* 2] die gestoßenen
Moleküle prallen
zurück und durchlaufen, ehe sie mit entgegenkommenden zusammentreffen, unter nur schwacher Lichtentwickelung von neuem einen
der freien Weglänge entsprechenden dunkeln
Raum, an dessen
Grenze sie beim
Zusammenstoß wieder hell aufleuchten; so bildet
sich der aus abwechselnd hellen und dunkeln
Schichten bestehende positive Lichtstrang.
Dieser kann sich aber nicht mehr bilden, wenn die Verdünnung so weit fortgeschritten ist, daß die freie Weglänge sich
bis zum positiven
Pol oder darüber hinaus erstreckt oder
gar dieGröße des
Gefäßes übertrifft; jetzt schießen die am negativen
Pol fortgeschleuderten
Moleküle geradlinig dahin, unbekümmert um die
Lage des positiven
Pols, bis zur gegenüberliegenden
Gefäßwand, und erregen durch ihre
Stöße die
Moleküle des
Glases zu phosphorischem
Leuchten. In einem bis zu diesem
Grad verdünnten
Gas ist die
Materie in einen Zustand versetzt, welcher von dem gewöhnlichen Gaszustand so verschieden ist, daß
Crookes glaubte, denselben als viertenAggregatzustand, als den strahlenden Zustand der
Materie
(strahlende Materie), bezeichnen
zu müssen.
ein sehr vieldeutiges
Wort, in den meisten
Sprachen s. v. w.
Hauch (lat. spiritus, griech. pneuma), weil die ein-
und ausgeatmete
Luft als überall verbreitetes Lebensprinzip galt, wird im metaphysischen, psychologischen
Sinn und als logisches Abstraktum gebraucht. In metaphysischer Beziehung bezeichnet ein wirkliches, intelligentes, immaterielles
Wesen mit oder ohne
Verbindung mit einem Leib. Im erstern
Fall heißt er reiner in dem besondern
Fall der
Verbindung mit einem
materiellen (irdischen), dem des
Menschen ähnlichen
Körper wird er als
Seele bezeichnet; zwischen beiden
steht die
Idee der
Verbindung eines immateriellen Geistes mit einem gleichfalls immateriellen (nicht-irdischen)
Körper (Ätherleib),
die gleichfalls Geist (im dämonologischen
Sinn als guter, böser Geist,
Engel,
Teufel, abgeschiedener Geist, Gespenst etc.) genannt
wird. Im psychologischenSinn wird nicht nur Geist und geistiges
Leben als Gegenstand der innern von dem Leib
und leiblichen
Leben als solchem der äußern
Erfahrung, sondern in jenem selbst wieder Geist im engern
Sinn und
Gemüt
(Kopf und
Herz) als vorstellendes einer- und fühlendes und strebendes
Leben anderseits unterschieden. Im engsten
Sinn aber wird
der
Ausdruck Geist beschränkt auf das höhere, unter der Herrschaft logischer, ästhetischer und ethischer Normalgesetze
stehende, im
Gegensatz zu dem niedern, nach mechanischen
Naturgesetzen ablaufenden psychischen
Leben. In diesem
Sinn wird dem
Geist verständiges
Denken, richtiges Beurteilen und grundsätzliches
Wollen und
Thun beigelegt, demselben
Erkenntnis,
Geschmack
und
Charakter zugeschrieben. So aufgefaßt, gilt der Geist für die
Quelle
[* 3] der
Wissenschaft, der
Kunst und des
ganzen sittlichen
Lebens, welches, da die (logischen, ästhetischen und ethischen) Normalgesetze für alle dieselben sind,
durch die wachsende Herrschaft derselben allmählich in allen zu gleichen Ergebnissen (Übereinstimmung der
Erkenntnis, des
Geschmacks, der
Wollens- und Handlungsweise) führen muß.
Darin, daß der Geist nach Normalgesetzen verfährt, liegen der Anspruch und die
Zuversicht desselben auf die Macht, die »früher
oder später den
Widerstand der stumpfen
Welt besiegt«
(Goethe). Die monistische (spinozistische, pantheistische)
Weltansicht
faßt diese
Identität der Normalgesetze für alle als substantielle
IdentitätEines Allgeistes in allen auf, so daß
die Einzelnen nur als (vorübergehende)
Organe erscheinen, mittels deren und in denen der Eine Geist denkt, urteilt und will.
Die monadistische (Leibnizsche, individualistische) Weltansicht dagegen sieht in dem »Allgeist«
nur ein logisches Abstraktum, das für sämtliche Einzelgeister identische
Gesetz ihres
Denkens, Fühlens und
Wollens, das,
als solches nicht wirklich, durch die demselben gehorchenden Geister unaufhörlich verwirklicht wird.
In diesem entgegengesetzten
Sinn reden beide
Ansichten von einem Geist der Menschheit, des
Volkes, der Zeit, in dem erstere darunter
einen wirklichen Geist, die substantielle
Einheit derMenschen, der
Volks- oder Zeitgenossen, letztere dagegen die gemeinsamen,
leitenden
Ideen versteht, von welchen dieMenschen überhaupt oder die
Angehörigen desselben
Volkes und
derselben Zeit sich erfüllen lassen.
Vom Geist der
Zeiten gilt übrigens meist
GoethesWort, daß er »der
Herren eigner Geist sei, in dem die
Zeiten sich bespiegeln«.
Analog ist der
AusdruckGeisteinerGesellschaft, unter dem sowohl die unter den Mitgliedern derselben herrschende
und sich allmählich aus dem Zusammenleben derselben erzeugende
Gesinnung als auch
Wesen und
Zweck einer solchen
Verbindung im
Gegensatz zu der äußern Form, in der sie erscheint, verstanden wird. Überhaupt drückt Geist den
Kern, das Wesentliche, Bedeutende
im
Gegensatz zum
»Buchstaben«, der
Schale, der unwesentlichen Form (Geist eines
Buches, eines
Gesetzes etc.)
aus.
Endlich ist Geist (esprit) noch das leicht Bewegliche, alles Durchdringende, gegenüber der toten und trägen
Materie. Was durch Lebendigkeit, Neuheit des
Gedankens, eindringliche
Kraft,
[* 4] phantasievolle
Frische uns überrascht, fesselt,
fortreißt, davon sagen wir, es begeistere uns; kühne
Ideen, sinnreiche
Kombinationen, witzige Einfälle, treffende Vergleichungen,
originelle, ja paradoxe
Ansichten nennen wir geistreich, während Inhaltleeres, Lebloses, Gewöhnliches
geistlos heißt (ein geistloses
Buch, geistloses Gespräch).
August,
Maler, geb. zu
Würzburg,
[* 5] lernte erst bei seinem
Vater, dann seit 1853 bei
FritzBamberger in
München.
[* 6] Ausgeführte
Bilder von ihm sind selten, aber seine zahlreichen
Skizzen gehören zu den hervorragendsten
Schätzen aller Skizzensammler. Von
München aus besuchte er zum
Zweck von Naturstudien besonders die Alpenvorlande; 1865-67
verweilte er in
Italien,
[* 7] von wo er mit einer reichen Sammlung von
Studien zurückkehrte. Doch die Ausbeutung derselben war
ihm nicht vergönnt, da er schon in
München starb. SeineMotive, die er sehr häufig der
Fränkischen Schweiz
entnahm, zeichnen sich durch wohldurchdachte
Komposition und sorgfältige
Zeichnung aus. Er hat auch 13 Stahlradierungen,
Burgen
[* 8] aus
Franken darstellend, ausgeführt.
der
Wahn, mit Geistern, namentlich mit solchen Abgeschiedener, in unmittelbaren
Verkehr zu treten, sie
sehen, hören oder doch fühlen, nach Belieben herbeirufen, citieren, mit ihrer
Hilfe Unheil abwenden,
insbesondere auch
Schätze entdecken und heben zu können. Dieser
Glaube wurde offenbar durch Traumerscheinungen, Fieberphantasien
und
Halluzinationen aller Art sehr bestärkt, zumal wir aus den
Erfahrungen vorurteilsfreier
Personen, wie des bekannten
Berliner
[* 9] Buchhändlers
Nicolai, desProfessorsL. v.
Baczko und vieler andrer, wissen, daß solche
Erscheinungen, die
bis zur Fühlbarkeit der
¶
mehr
Erscheinungen gehen können, bei anscheinend normalem Befinden des Körpers und Geistes auftreten und auch durch eine einseitige
Erregbarkeit von Gehirnteilen wohl erklärbar sind. Das Widersinnige in der Annahme, daß wirkliche Geister gesehen werder könnten,
liegt dabei weniger in dem Glauben, daß Geister existieren, als vielmehr in der Annahme, wenn solche immaterielle
Wesen wirklich existieren, mit ihnen auf materielle Weise, nämlich durch das körperliche Gefühls-, Gehörs- oder Tastorgan,
in Verkehr treten zu können.
Daher nehmen auch die modernen Geisterbeschwörer eine vorhergehende Materialisation der Geister an. Den Glauben an Geisterseherei teilen
nicht nur fast alle Religionen, sondern (mit Ausnahme derjenigen, welche die körperliche Materie für
das einzige Wirkliche erklären) sämtliche dualistische und spiritualistische Metaphysiker, mögen dieselben monistisch oder
pluralistisch sein, d. h. nur einen einzigen Geist (Allgeist) oder unzählige Einzelgeister (Monaden) anerkennen; von letzterer
Annahme aber haben sich mit Ausnahme der Geisterbeschwörer und Spiritisten wenigstens die Philosophen freigehalten.
Dieselben verwarfen die Annahme eines unmittelbaren Verkehrs mit der Geisterwelt entweder ganz, oder sie
ließen einen solchen doch nur auf immateriellem Weg durch ein innerliches Sehen,
[* 11] Hören oder Fühlen in mystischer Weise zu.
Ein solcher nur intellektueller Verkehr von Geist zu Geist kann wohl ein (allerdings problematisches) Sehertum des Geistes, auf
keine Weise jedoch Geisterseherei genannt werden. Diese umfaßt nur die Fälle, in welchen angeblich übersinnliche
Geister mit sinnlichem (leiblichem) Auge
[* 12] (Ohr,
[* 13] Tastorgan) wahrgenommen werden sollen.
Der Glaube an Geistererscheinungen spielt nicht nur in den meisten alten Religionen eine Rolle, wie z. B. bei Griechen, Römern,
Juden etc. (s. Nekromantie und Dämon), sondern hat sich auch im Christentum und um so leichter behaupten
können, als die ältern Kirchenväter, z. B. Lactantius, die Nekromantie geradezu als Beweismittel für die Fortdauer der Seelen
nach dem Tod, spätere Kirchenlehrer für das Dasein des Fegfeuers und des Teufels anriefen. Während es in neuerer Zeit schien,
als wollte die sogen. Aufklärungsperiode diesen Glauben unter den Kulturvölkern ausrotten, so daß er
nur noch in Volkssagen, wie die von den Sonntagskindern, denen die Gabe des Geistersehens angeboren sein sollte etc., fortleben
könnte, nahm derselbe vielmehr gegen Ende des vorigen Jahrhunderts einen neuen Aufschwung, den man wohl als eine Reaktion
gegen die Bemühungen der Aufklärer ansehen darf. Es kamen die Zeiten, in denen Swedenborg Anhänger für
seine durch den Verkehr mit Geistern erhaltenen religiösen Offenbarungen warb, in denen Lavater und Jung-Stilling versuchten,
eine neue Theorie für die Lehren
[* 14] der Geisterseherei aufzustellen.
Der erstere behauptet in seiner Übersetzung von Bonnets »Palingénésie« (1796) die sinnliche Wahrnehmbarkeit der
übersinnlichen Geisterwelt, indem er seine darauf bezügliche Theorie an BonnetsLehre
[* 15] von der Unsterblichkeit des in feinerer
Gestalt als Nervengeist seine Seele auch nach dem Tod noch umhüllenden Körpers anschloß. Jung-Stilling aber sprach in seiner
Schrift »Leben und Verwandtschaft« (1778) als seine Überzeugung aus, daß Gott, eine Art von menschlicher
Gestalt annehmend, in die unbedeutendsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens unmittelbar eingreife und die Dinge in ganz
körperlich handgreiflicher Weise regiere.
Einen weitern Aufschwung nahmen diese Phantastereien durch Mesmers angebliche Entdeckung des tierischen
Magnetismus,
[* 18] dessen vermeintliche Thatsachen mystischen und schwärmerischen, aber auch betrügerischen Bestrebungen ein willkommenes
Feld darboten. Seitdem hat sich der Glaube an die Möglichkeit eines Verkehrs mit der übersinnlichen Welt zu einer besondern
Doktrin entwickelt, die sich mehr und mehr von der Verbindung mit den alten Religionsvorstellungen losmacht
und einem auf diesem Verkehr begründeten neuen Religionssystem zustrebt, welches namentlich in Amerika
[* 19] einen großen Anhängerkreis
gewonnen hat. S. Spiritismus. Die sichtbaren und namentlich die ungerufen erscheinenden Schreckbilder bezeichnet man gewöhnlich
als Gespenster (s. d., dort auch die neuere Litteratur über Geistererscheinungen). Die ältere, sehr umfangreiche Litteratur
findet man bei Graesse, Bibliotheca magica et pneumatica (Leipz. 1843).