Johannesvon,Kardinal und
Erzbischof von
Köln,
[* 2] geb. zu Gimmeldingen in der
Rheinpfalz als Sohn eines
armen
Winzers, wurde 1815 in das
Mainzer Klerikalseminar aufgenommen, 1818 zum
Priester geweiht und erst als
Kaplan in
Hambach,
dann als Lycealprofessor in
Speier
[* 3] angestellt. Hier beschäftigte er sich lebhaft mit der belletristischen
Tageslitteratur, dichtete selbst und war ein beliebter
Gesellschafter; daneben trieb er auch ernstere
Studien, von denen zwei
Monographien zeugen: »Der Kaiserdom zu
Speier«
(Mainz
[* 4] 1826-1828, 3 Bde.) und »Die
Schlacht von Hasenbühl und das Königskreuz bei
Göllheim« (1836);
1837 wurde er deshalb zum korrespondierenden Mitglied der
MünchenerAkademie ernannt.
Unter Geissels Leitung versammelten sich 1848 die deutschen
Bischöfe in
Würzburg
[* 6] und forderten und erlangten
Unabhängigkeit der
Kirche von der
Staatsgewalt. Zur Belohnung erhielt Geissel von der römischen
Kurie 1850 den
Kardinalshut.
[* 7] Das
Dogma von der unbefleckten
Empfängnis verkündete er 1854 mit großem
Pomp. Auf dem 1860 von ihm abgehaltenen Provinzialkonzil
wurde auch die
Infallibilität des
Papstes für eine
Lehre
[* 8] der
Kirche erklärt. Die Klöster und geistlichen
Unterrichtsanstalten mehrten sich in erstaunlicher
Weise.
Die
Jesuiten erlangten eine Macht, die Geissel selbst oft unbequem wurde, und dabei wußte Geissel doch noch
freisinnig zu erscheinen und das gute Einvernehmen mit dem
Staat bis zu seinem
Tod aufrechtzuerhalten. Er starb Unter
seinem Nachfolger
Melchers ist die
Saat, die Geissel gesäet, aufgegangen. Seine
Biographie von F.X.Remling
(Speier 1873) ist eine ultramontane Verherrlichung.
bei den Alten sehr gewöhnliche, äußerst schmerzhafte Leibesstrafe, welche mit einer
Riemen- oder Strickpeitsche
oder mit
Ruten vollzogen wurde. Die spätere jüdische Gerichtspraxis bediente sich dabei geflochtener
Riemen
(Geißeln) und
ließ dem Verbrecher durch den Gerichtsdiener die
Streiche, und zwar
als
Maximum 39, aufzählen, letzteres, um nicht durch
Verzählen wider das
Gesetz zu verstoßen, welches hierbei die Zahl 40 zu überschreiten verbot.
Auch in den
Synagogen wurden Geißelungen vollzogen (vgl.
Matth. 10, 17;. 23, 34). Die römischeGeißel(flagellum) bestand aus ledernen
Riemen oder gedrehten
Stricken, die an einem Stiel befestigt und an den
Enden bisweilen mit
Stückchen
Blei
[* 11] oder
Eisen
[* 12] versehen waren. Die peinliche Untersuchung gegen Verbrecher geringern
Standes nahm gewöhnlich mit
der Geißelung (flagellatio) ihren Anfang. An römischen
Bürgern aber durfte dieselbe nicht vollzogen werden,
weil sie für entehrend galt; daher widerfuhr sie meist nur Sklaven.
2)
Heinrich,
Mechaniker, geb. zu
Igelshieb
(Meiningen),
[* 21] erlernte daselbst die Glasbläserkunst, kam früh nach
München,
[* 22] wo er seinen technischen Fähigkeiten mancherlei allgemeine und spezielle wissenschaftliche Kenntnisse
hinzufügte, und ließ sich nach einem achtjährigen Aufenthalt in
Holland, wo ihn die
Regierung mit mechanisch-wissenschaftlichen
Arbeiten beschäftigte, 1854 in
Bonn nieder, um namentlich unter Leitung
Plückers in seinem
Fach fortzuarbeiten. Seine damals
gegründete Werkstätte chemischer und physikalischer
Apparate erlangte bald
¶
mehr
Weltruf. Er war auf dem Gebiet der physikalischen Mechanik ein außerordentlich fruchtbarer Erfinder und lieferte den Forschern
die vortrefflichsten Instrumente und Hilfsapparate. Seine hervorragendste Leistung ist die Erfindung der nach ihm benannten
Röhren,
[* 24] an welche sich die Neuerfindung der Quecksilberluftpumpe
[* 25] knüpft. Zur Untersuchung der alkoholhaltigen Flüssigkeiten
konstruierte er das Vaporimeter. 1868 ernannte ihn die UniversitätBonn zum Doktorhonoris causa. Er starb in
Bonn.