Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Wiesbaden,
[* 3]Kreis
[* 4] Unterlahn, an der
Lahn, unweit
Fachingen,
mit (1885) 297 Einw., berühmt durch seine
Mineralquelle, die eine
Temperatur von 10,5° C. hat und zur
Klasse der eisenhaltigen
Säuerlinge gehört. Sie hat bei außerordentlichem
Reichtum an freier
Kohlensäure (in 1
Lit. 2,6751) einen mittlern
Gehalt an
doppeltkohlensaurem
Natron (1,0178) und doppeltkohlensauremEisenoxydul (0,0011) sowie relativ wenig
Kochsalz
(0,0347) und leistet vorzugsweise bei allen chronisch-katarrhalischen Schleimhautaffektionen
mit abnorm starker
Sekretion und
Atonie der Schleimhaut ausgezeichnete
Dienste.
[* 5]
(Gailung,Geile,
Gaile), der durch zu stickstoffreiche Düngung
(Mist,
Jauche,
Guano,
Ammoniaksalze etc.) bewirkte
Fruchtbarkeitszustand eines
Bodens, bei welchem, besonders wenn es an Mineralstoffen fehlt, ein zu üppiges
Blattwachstum erfolgt und die
Feldfrüchte sich leicht lagern.
Geilstellen, Geilhorste,
Mastflecke sind
Stellen, wo stärkere
Düngerhaufen zu lange gelegen haben oder zu viel
Jauche (Kloakenstoffe etc.) ausgegossen wurde.
(lat. Obses), der mit seiner
Person für die Erfüllung eines
VertragsBürgschaft Leistende. Betrifft die
Bürgschaft
einen Privatvertrag, so heißt der mit seiner
Person dafür Einstehende
Leibbürge (vgl.
Bürgschaft). Geiseln wurden
besonders diejenigen genannt, welche in den
Kriegen der frühern Zeit, um für die Erfüllung eines
Vertrags oder
Friedensschlusses
mit ihrer
Person zu haften, von dem besiegten Teil dem siegenden entweder freiwillig überliefert, oder von dem letztern auch
gewaltsam ergriffen und festgehalten zu werden pflegten.
Gewöhnlich wurden dazu vornehme und angesehene
Personen ausersehen. Wurde der
Friede oder
Vertrag von dem
die Geiseln stellenden Teil gebrochen, so war gewöhnlich der
Tod oder harte Gefangenschaft das
Los derselben. Der
Gebrauch,
Geiseln zu nehmen, reicht bis in das frühste
Altertum zurück. In neuerer Zeit wird nur in Notfällen dazu geschritten. Während
des deutsch-französischenKriegs nötigte insbesondere die durch die Franctireursbanden erwachsende
Gefahr,
heimlich überfallen zu werden, die deutschen Befehlshaber dazu, angesehene Ortsbewohner als Geiseln (ôtages) mit sich fortzunehmen,
dieselben auch auf den
Lokomotiven fahren zu lassen, um die
Bevölkerung
[* 22] von Gefährdung der Eisenbahnzüge abzuhalten. Die
Ermordung der Geiseln, namentlich des
PariserErzbischofsDarboy, war die schrecklichste That der
PariserKommune von 1871.
Staatsbahn, hat eine alte gotische Kirche mit Denkmal des MainzerKurfürstenJohannPhilipp v. Schönborn, ein Realprogymnasium,
eine königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau (von E. v. Lade gegründet), 2 Schaumweinfabriken und (1885) 3125 meist
kath. Einwohner. In der Nähe die VillaMonrepos mit berühmten Obstanlagen des Herrn v. Lade. Der Geisenheimer
ist eine durch Boukett und Feuer ausgezeichnete Rheinweinsorte, die beste Weinlage der Rothenberg. Geisenheim wird schon 748 erwähnt
und gehörte bis 1803 zu Mainz;
[* 26] 1864 ward es zur Stadt erhoben.