Je mehr die
Haustiere sich durch die Einflüsse der Züchtung und
Haltung von den naturgemäßen
Lebensbedingungen entfernen, um so häufiger ereignen sich die Regelwidrigkeiten bei der
Geburt. Das wichtigste Hindernis
beim Gebären liegt in der Gestalt des knöchernen
Beckens. Bei den kleinen
Haustieren hat dasselbe eine
längliche Form, welche durch die Dehnbahrkeit ^[richtig:
Dehnbarkeit] der Weichteile eine relativ starke Erweiterung des
Raums zuläßt.
Das
Becken der
Pferde
[* 6] ist von
Natur sehr weit. Dagegen hat das
Becken des
Rindes im
Verhältnis zur
Größe des
Fötus nur eine geringe
Weite.
Schon aus diesem
Grund kommen die Schwergeburten bei
Kühen am meisten vor. Eine andre
Ursache liegt in der
Dicke und
Kürze
des
Kopfes beim Kalbsfötus. Für die Geburtshilfe ist an dem jungen
Tier zu unterscheiden zwischen der
Lage (Kopfendlage, Steißendlage,
Geradlage und Querlage), der
Stellung (Rückenstellung, Bauchstellung und Seitenstellung) und der
Haltung
(dem
Verhältnis der einzelnen Körperteile zu einander). Am meisten macht die abnorme
Haltung einzelner Teile des
Fötus die
Geburtshilfe notwendig.
Bei der Kopfendlage verschiebt sich im Beginn des Gebäraktes der
Kopf nach einer Seite oder nach unten; oft liegt das Hindernis
darin, daß die Streckung einer oder beider Vordergliedmaßen nicht vollständig zu stande kommt. Die
Steißendlage erfordert in der
Regel nur dann eine Hilfsleistung, wenn eine oder beide Hintergliedmaßen nicht mit den untern
Fußenden in die Geburtswege eintreten. Die Berichtigung leichter Haltungsabnormitäten am
Fötus kann oft von kundigen
Laien
ausgeführt werden.
Gestaltet sich aber die Behandlung des
Falles schwierig, so ist die rechtzeitige Zuziehung eines
Tierarztes
geboten. Die
Gefahr für das Muttertier steigert sich mit der Zeit, welche nach dem Abfluß des
Fruchtwassers (Blasensprung)
vergeht. Namentlich entwickelt sich bei Stuten mit der
Verzögerung einer Schwergeburt sehr leicht eine septische
Entzündung
der
Gebärmutter,
[* 7] die gewöhnlich einen tödlichenAusgang nimmt. Jede rohe Behandlung der Muttertiere
ist bei der Geburtshilfe zu vermeiden.
Aus
Irrtum wird vielfach auf die künstliche
Zerstückelung desFötus in der
Gebärmutter ein besonderes
Gewicht gelegt. Die
erfahrensten
Praktiker machen von diesem letzten Hilfsmittel nur sehr selten
Gebrauch, weil mit der Anwendung desselben die
Gefahr für das Muttertier größer wird.
Vgl. Zürn, Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe (2. Aufl., Leipz.
1863);
Harms, Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe (2. Aufl., Hannov.
1884);
s.
Bevölkerung, ^[= die einem bestimmten Gebiet (Land, Provinz, Wohnort, Stromgebiet etc.) angehörende Volksmenge. ...]
[* 8] S. 854, und
Moralstatistik.
[* 1]
(Kopfzange,
Zange),
[* 9] geburtshilfliches
Instrument, welches bestimmt ist, beim Geburtsakt den
Kopf des
Kindes
zu fassen, so daß die
Entbindung schneller von statten gehen kann als bei der Wehenthätigkeit allein. Die
Zangen sind sehr
verschieden konstruiert; bei allen aber unterscheidet man (s. Figur):
1) die beiden
Löffel, die gekrümmt sind, um den
Kopf zu umfassen, und eine zweite
Krümmung, die Beckenkrümmung,
und wohl noch eine Dammkrümmung besitzen, welche sie zur Einführung geeignet macht;
2) die
Griffe, welche kurz oder lang, von
Holz
[* 10] oder
Metall, mit oder ohne besondere Handhaben und Quergriffe sein können, und
3) das
Schloß, d. h. die Vorrichtung, mittels deren beide
Löffel, welche einzeln eingeführt und angelegt
werden, im
Augenblick des
Gebrauches kreuzweise zu einer
Zange vereinigt werden. Die
Indikationen für das Anlegen der
Zange s.
unter
Geburtshilfe.
[* 11] (franz.
Guebwiller), Kreisstadt im deutschen
BezirkOberelsaß, am
Fuß der
Vogesen, an der
Lauch und
dem Eingang in das reizende
Blumenthal, an der
EisenbahnBollweiler-Gebweiler-Lautenbach, hat ein
Amtsgericht, eine evangelische und
schöne kath.
Kirchen (unter diesen die St. Leodgarkirche aus dem 12. Jahrh.), eine
Synagoge, ein
Gymnasium, eine ehemalige
Dominikanerkirche (jetzt
Markthalle und Konzertsaal), ein Stadthaus, besondere Arbeiterviertel (seit 1852), 6 Baumwollspinnereien,
bedeutende Baumwollweberei,Färberei,
Stoffdruckerei,
Bleicherei, Wollspinnerei,
Maschinen-,
Tuch-, Seidenbandfabrikation,
Bierbrauerei,
[* 12]
Steinbrüche, vorzüglichen Anbau von Weißweinen und (1885) 12,395 meist kath.
Einwohner. - Gebweiler wird zuerst 774 genannt und gehörte dann zum
StiftMurbach (s. d.), dessen
Äbte seit 1759 in Gebweiler residierten.
Infolge der französischen
Revolution aber wurden 1789 die Kapitelshäuser verwüstet und die kostbare
Bibliothek vernichtet, die
Archive aber nach
Kolmar
[* 13] gerettet.
Théodore, franz. Bildhauer und Bronzegießer, geb. 1795 zu
Paris,
[* 14]
Schüler Bofios, machte sich besonders um die
Technik des
Bronzegusses verdient und starb in
Paris. Von seinen
selbständigen Werken sind hervorzuheben: ein
Hirsch
[* 15] und ein
Löwe, in der königlichen Sammlung zu
Dresden;
[* 16]
und die Tiere durch Erzeugung eines luftverdünnten Raums befähigen, Mauern und steile Wände zu erklettern. Bei den meisten
Arten sind scharfe, spitze, gewöhnlich auch zurückziehbare Krallen vorhanden. Die äußere Bedeckung besteht aus sehr kleinen
Schuppen, zwischen denen sich größere einfügen. Unter allen Reptilien vermögen sie allein Kehlkopflaute auszustoßen. Sie
finden sich in allen warmen Ländern, im Tiefland und Gebirge, im Wald, in der baumlosen Einöde und in
Ortschaften, sind sehr scheu und vollkommen harmlos; doch fabelt man von ihnen, daß sie durch einen an den Haftlappen ausgeschiedenen
scharfen Saft Gegenstände, über welche sie hinlaufen, vergiften, den Aussatz erzeugen, durch ihren Biß
töten etc. Sie bewohnen Felswände, Bäume, Steingerölle, Gemäuer und sehr gern menschliche Wohnungen, treten meist in großer
Zahl auf, sonnen sich am Tag und beginnen ihre Jagd auf Insekten
[* 23] und kleine Reptilien bei Einbruch der Nacht.
Sie laufen geschickt an glatten Wänden und an der Decke
[* 24] der Zimmer, schießen schlängelnd sehr schnell
fort, sind sehr unruhig, erregbar, rauflustig und setzen sich bei Verfolgungen zur Wehr. Nach der Häutung verschlingen sie
die abgeworfene Haut.
[* 25] Der Mauergecko (Ascalabotes fascicularisDaud.), 15 cm lang, oben braun, gebändert oder einfarbig und
dann wie mit Puder bedeckt, warzig, unten schmutzig gelb, schuppig glatt, findet sich in allen Mittelmeerländern,
besonders häufig in Spanien,
[* 26] Griechenland,
[* 27] Dalmatien, Nordafrika.
Ebendaselbst lebt auch der Scheibenfinger (HemidactylusverruculatusCuv.), nur 10 cm lang, mit undeutlich dreieckigen, in Reihen
geordneten Schuppen und körnigen Querbändern, auf der Oberseite fleischrot, graubraun gefleckt. Der Faltengecko (PtychozoonhomalocephalonKuhl.) ist ausgezeichnet durch eine breite Hautfalte an jeder Körperseite, welche auch
den Schwanz lappig säumt, auf der Oberseite fahlbraun, schwarz in die Quere gewellt, auf der Unterseite licht graugelb,
lebt auf Java. In der Gefangenschaft sind die Geckonen sehr hinfällig. Die Alten fürchteten die Geckonen, von
ihnen Stelliones genannt, wegen ihrer angeblichen Giftigkeit und verachteten sie, da sie aus Mißgunst
gegen den Menschen die abgeworfene Haut, ein treffliches Mittel gegen die Epilepsie, fräßen. So wurde das TierSinnbild des Neides,
der Arglist, des Betrugs (daher Stellionatus, ein arglistiger Betrug).