Emile, franz. Schriftsteller, geb. zu
Nancy,
[* 17] machte seineStudien auf dem dortigen
Lyceum und auf der
École française zu
Athen
[* 18] und wurde 1860
Professor der ausländischen
Litteraturen an der
Fakultät zu
Nancy.
Seine zahlreichen
Schriften beleuchten meist die poetische und künstlerische Seite der antiken
Kultur
(»Histoire du sentiment
poétique de la nature dans l'antiquité grecque et romaine«, 1860; »Praxitèle;
essai sur l'histoire de l'art et du génie grecs«, 1864; »Essai sur la
peinture de genre dans l'antiquité«, 1868),
während er in andern Ursprung und
Wesen der
Renaissance, ihren Zusammenhang mit
der
Kultur des
Altertums und ihren Einfluß auf die folgenden
Zeiten zum Gegenstand seiner Untersuchungen macht. Hierher gehören:
»Les historiens florentins de la
Renaissance et le commencement de l'économie politique et sociale« (1875);
im
Gegensatz zu den ebenen
Formen der Erdoberfläche sowie zu den durch
Erosion
[* 23] oder Auswaschung
aus solchen
EbenenhervorgegangenenBerg- und Hügellandschaften, diejenigen mehr oder minder in einzelne
Berge gegliederten
Erhebungen der
Erde, deren Teile nach bestimmten
Richtungen aneinander gereiht sind. Man unterscheidet
am Gebirge den
Rücken, die
höchsten Teile eines Gebirges, welcher einfach oder zusammengesetzt sein kann, und von welchem im letztern
Fall die
Nebenjoche auslaufen, welche, wenn sie eine gewisse Selbständigkeit erlangen, zu Gebirgszweigen werden; den
Fuß, die
Grenze
des Gebirges gegen die angrenzenden
Ebenen oder das
Meer; die Gipfel als die höchsten, die
Pässe als die tiefsten
Punkte von
Rücken und Nebenjochen.
Sind auch die Gebirgsrücken stets natürliche Teiler der Gewässer, die von ihnen nach verschiedenen
Richtungen abfließen, so fallen doch die
Wasserscheiden zahlreicher großer
Fluß- und Stromgebiete durchaus nicht immer mit
ihnen zusammen; vielmehr finden wir nicht selten Gebirge ihrer ganzen
Breite
[* 24] nach von
Strömen durchschnitten, so daß beide entgegengesetzte
Gehänge des Gebirges zu gleichen Stromgebieten gehören, und dies nicht bloß bei niedern Gebirgszügen,
sondern auch bei den beiden höchsten Gebirgen der
Erde, dem
Himalaja und
Kuenlün.
Häufig greifen die Quellgebiete der
Flüsse
[* 25] des einen Gehänges über den höchsten
Rücken an die andre Gebirgsseite hinüber.
Der
Fuß, die
Basis des Gebirges, ist in vielen
Fällen scharf begrenzt; meist aber tritt Hügelland vermittelnd
zwischen Gebirge und ebenes Land; manche Gebirge gehen aber auch, wenigstens in der
Richtung des einen Gehänges vollständig, in die
angrenzenden
Ebenen über
(Jura,
Vogesen nach W.).
In den erstern
Fällen bezeichnet, insbesondere bei höhern Gebirgen, eine
Region der Versumpfung sehr häufig den
Fuß, so längs der
Alpen,
[* 26] am Südfuß des
Himalaja (Terai), verursacht
durch die Geröllablagerung da, wo das stärkere
Gefälle der Gebirgsgewässer in das sanftere der
Ebene übergeht. Wo aber
nicht eine solche Versumpfung oder die Ungunst der klimatischen Verhältnisse es hindert, charakterisiert meist ein
Gürtel
[* 27] von Ortschaften, die an den Mündungen der
Thäler sich angesiedelt haben, den
Fuß des Gebirges. - Die
Neigung der Gebirgsgehänge oder
Abfälle (Abhänge) ist äußerst wechselnd, erscheint dem
Auge
[* 28] aber immer viel steiler, als
sie in
Wahrheit ist; im wahren
Sinn des
Wortes senkrechte Abstürze kommen nur ausnahmsweise und auf kurze
Strecken vor.
Wichtig ist die
Neigung der Gehänge für die Gangbarkeit eines Gebirges, denn bei einem Böschungswinkel
von mehr als 27° kann ein beladenes
Maultier dieselben nicht mehr übersteigen, bei 35-40° vermag es der
Mensch nur mit
Händen
und
Füßen. Die
Physiognomie eines Gebirges wird in erster
Linie durch seine relative
Höhe bestimmt; die absolute
Höhe, d. h.
die
Höhe eines Gebirges über dem Meeresspiegel, kommt nur insofern in Betracht, als sie Einfluß hat
auf die Bekleidung des Gebirges mit
Vegetation und auf die
Bildung von
Firn, sogen. ewigem
Schnee,
[* 29] und von
Gletschern.
Groß ist der Unterschied in den horizontalen und vertikalen
Dimensionen der Gebirge; während die
Andes auf eineLänge
von mehr als 1400 Myriameter
Amerikas Westküste, der
Himalaja auf 480 Myriameter
Länge Nordindien begleiten, beträgt die
Länge des
Skandinavischen Gebirges 240, die der
Alpen 120 und sinkt die
Länge des
ThüringerWaldes bis 12, des
Harzes bis 9 Myriameter
herab. Ähnlich verhalten sich die
Breite, die aber in einzelnen
Fällen, wie beim
Harz, im
Verhältnis zur
Länge sehr beträchtlich ist, und die
Höhe. Die höchsten Gipfel- und Paßhöhen finden wir im
Himalaja und
Karakorum: dort
erheben sich die beiden Bergriesen, der
Gaurisankar zu 8840
m und der Kantschindschinga zu 8582 m, also noch höher als der 8154 m
hohe
Dhawalagiri,
¶
Die nächsthöchsten Gipfel und Paßhöhen besitzt Amerika,
[* 32] wo vom Lirima in Chile
[* 33] die zweifelhafte
Höhe von 7150-7500 m angegeben wird, die gemessene des Aconcagua 6834 m, der Chimborazo aber nur 6310 m und
der PikSorata nur 6550 m erreicht; während der Paß von Cumbre in 3221 m Höhe unfern des Aconcagua über den Rücken des Gebirges
hinüberführt, überschreitet der Reisende, über den Come Caballo aus Catamarca nach Copiapo übergehend, bei 4356 m
das Andesplateau.
Hinter diesen Höhen bleiben die der Gebirge Nordamerikas sowie auch die der übrigen Erdteile zurück;
seine höchsten Pässe sind das 3322 m hohe Matterjoch und der
nur selten von einem Menschen betretene, 3400 m hohe Col du Géant in den Alpen.
Während die Höhen des australischen Festlandes
hinter denen der andern Kontinente zurückbleiben und auch in den höchsten bekannten Gipfeln kaum 2200 m überragen, besitzt
Neuseeland ein Alpenland, das im MountCook mit 4023 m kulminiert, und das kleine Hawai
[* 36] im MaunaLoa und Mouna
Kea die höchsten aller australischen Höhen von 4194 und 4253 m.
Man hat die Gebirge nach ihrer Höhe Hochgebirge, von über 2250 m mittlerer Höhe (Mittel aus Gipfeln und Paßhöhen), Mittelgebirge,
von 1600-2250 m Höhe, dagegen niedrigere GebirgeBerg- und Hügelzüge genannt. Gebirge, die einerseits im Tiefland,
anderseits auf einem Plateau fußen, wie der Himalaja, nennt man Randgebirge; Scheitelgebirge aber solche, die sich inmitten
eines Plateaus über dasselbe erheben, wie das Karakorumgebirge. Eine naturgemäße Einteilung, welche die ganze Mannigfaltigkeit
der auf der Erde auftretenden Formen erschöpft, ist noch nicht aufgestellt.
Die gewöhnliche Einteilung der in Kettengebirge mit vorherrschender Längenerstreckung und Massengebirge
mit ziemlich gleicher Ausdehnung
[* 37] nach Länge und Breite genügt nicht, ist indessen immerhin von praktischem Wert, besonders
in Bezug auf die später zu besprechende Bildungsweise der Gebirge. Hierzu kommen die isolierten Berge von bedeutender Höhe, wie
z. B. der Ätna
[* 38] (3345 m), oder Gebirgslandschaften, welche aus einer Mehrzahl isolierter Berge ohne eigentlichen
Gebirgsverband bestehen, wie der Cantal in Zentralfrankreich, der Vogelsberg u. a. Hierher gehören auch die Calderenbildungen
(InselPalma), Ringgebirge, freilich kleinster Dimensionen, wenn man den Maßstab
[* 39] der auf dem Mond
[* 40] befindlichen gleichartigen
Bildungen anlegt.
Eine große Mannigfaltigkeit zeigen die Kettengebirge, zu denen die ausgedehntesten und mächtigsten
Gebirge der Erde gehören. Sie bestehen bald aus einer einzigen
Kette (wie der Thüringer Wald), bald aus zwei oder drei nach gleicher
Richtung (Riesengebirge), oft auch aus nebeneinander verlaufenden Parallelketten (Andes) oder aus einem System zahlreicher Parallelketten
(Jura, Alleghanies). Sind die Rücken der Kettengebirge scharf, so nennt man sie Gebirgskämme; an den
Seiten breiten sich dieselben aber auch plateauartig aus (skandinavische in ihrer Ausbreitung nach O., ebenso Schwarzwald);
treten solche Plateaubildungen am Vereinigungspunkt mehrerer Kämme auf, so spricht man von Gebirgsknoten (Andes).
Meist liegt die höchste Kammhöhe nicht in der Mitte des Gebirges, sondern verläuft dem einen oder
andern Rand näher, nach welcher Seite hin der Gebirgskamm seinen Steilabfall besitzt, so in den Alpen und im Himalaja nach
S., in den Gebirgen Skandinaviens nach W., im Erzgebirge nach S. Gesetzmäßigkeiten, welche man früher in Bezug auf den Steilrand
hat nachweisen wollen, je nachdem die in der Richtung der Meridiane oder der Breitengrade streichen, sind
durch ebenso viele Beispiele stützbar wie durch andre angreifbar.
Bestehen Gebirge nur aus kristallinischen Schiefern und ältesten Massengesteinen, wie der Böhmerwald, oder ausschließlich aus
sedimentären Gesteinen eines bestimmten Systems, wie der Jura und das Wesergebirge, so muß sich die am Gestein haftende Besonderheit
der auf Erosion zurückführbaren Bergform auch auf das Gebirge übertragen. Komplizierter, deswegen aber oft
nicht weniger gesetzmäßig gestalten sich die Verhältnisse, wenn mehrere Gesteinsarten und Formationen sich an der Zusammensetzung
des Gebirges beteiligen. Da lassen besonders häufig die Kettengebirge eine sehr vollkommene Symmetrie des Aufbaues erkennen,
so daß sich einem zentralen Teil, meist aus dem relativ ältesten Gestein gebildet, nach beiden Seiten Flügel ansetzen,
welche aus desto jüngerm Gesteinsmaterial bestehen, je weiter man sich von dem zentralsten Teil entfernt.
[Entstehung der Gebirge.]
Die Gebirge sind nichts Ursprüngliches, von Anfang an Bestehendes, sondern erst in geologischen
Perioden gebildet, die derjenigen, in welcher die zusammensetzenden Gesteine
[* 45] entstanden, zeitlich gefolgt sind. Dies ergibt
sich schon aus der einzigen Thatsache, daß offenbar am Meeresgrund abgesetzte Gesteine heute gelegentlich
Berggipfel bilden. So kommen die während der Tertiärperiode im Meer abgesetzten Nummulitengesteine am Montperdu bis zu 3000,
im Himalaja bis 5000 m Meereshöhe vor. Die ältere Schule der Geologen erklärte die Entstehung der Gebirge kurzerhand als durch
Hebung
[* 46] veranlaßt und fand speziell in den im Zentrum zahlreicher Kettengebirge vorkommenden kristallinischen
Gesteinen, von ihr als eruptiv gedeutet, die Ursache einer solchen Hebung des anlagernden Materials, gleichzeitig mit der und
ursachlich durch die Eruption dieses zentralsten Materials. Am meisten entwickelt hat diese HypotheseElie de Beaumont, welcher
die
¶