Abhandlungen« 1847 u. 1848) behandelte er besonders die kürzesten
Linien auf Oberflächen und schuf den
Begriff des
Krümmungsmaßes (s. d.) für
Flächen. In
Schumachers
»Astronomischen Nachrichten«
(1825) gab er eine für die
Theorie der Kartenprojektion höchst wichtige
Lösung der Aufgabe: eine
Fläche auf eine andre so
zu projizieren, daß Abbildung und
Original einander in den kleinsten Teilen ähnlich sind. Die praktische
Geometrie ward von ihm durch Einführung eines neuen
Instruments, des
Heliotrops (s. d.), bereichert.
Besonders bewunderungswert sind aber Gauß' Leistungen in der
Physik, hauptsächlich in deren mathematischem Teil.
In den »Dioptrischen
Untersuchungen«
(»Götting. Abhandlgn.« 1843) wußte er dem schwierigen
Kapitel vom
Durchgang der Lichtstrahlen
durch ein Linsensystem mittels Einführung neuer
Begriffe (Hauptpunkte etc.) eine neue, anschauliche Seite abzugewinnen. Den
mechanischen Prinzipien fügte er das neue vom kleinsten
Zwang hinzu
(Crelles
»Journal«, Bd. 4), und für die gesamte mathematische
Physik schuf
er den jetzt so überaus wichtig gewordenen
Begriff der
Potenzialfunktion (s. d.). Besonders
hierauf gestützt, gab er eine neue Grundlage für die
Lehre
[* 2] vom Erdmagnetismus, dessen
Studium er durch sinnreiche neue
Instrumente
unterstützte; auch war er der erste, welcher (in
Gemeinschaft mit seinem
Freund und Mitarbeiter
WilhelmWeber [s. d.]) einen
elektromagnetischen
(Nadel-)
Telegraphen
[* 3] konstruierte. Gauß starb in
Göttingen.
[* 4]
Hänselmann, K. F. Gauß.
ZwölfKapitel aus seinem
Leben
(Leipz. 1878).
Eine gute Einsicht in seine wissenschaftliche Denkweise gibt sein Briefwechsel mit dem
Altonaer Astronomen
Schumacher (hrsg.
vonPeters,
Altona
[* 6] 1860-62, 4 Bde.), derjenige mit A. v.
Humboldt (hrsg. von
Bruhns, Leipz. 1877) und mit
Bessel (das. 1880).
Louis, reform. Theolog, geb.
war seit 1816
Pfarrer in Satigny bei Genf,
[* 7] als der
Kampf der Strenggläubigen gegen die dortige Staatskirche begann. Er wurde vom
GenferStaatsrat 1832 abgesetzt,
weil er mit
Merle d'Aubigné zur Aufrechthaltung des alten Calvinismus die theologische
Schule
gestiftet hatte; an dieser war er von 1836 bis zu seinem erfolgten
Tod als
Lehrer wie als Schriftsteller
wirksam. Von seinen
Schriften ist anzuführen: »Le
[* 8] canon des saintes écritures sous le double
point de vue de la science et de la foi«
(Lausanne
[* 9] 1860, 2 Bde.).
(spr. gohtjeh), 1) Théophile, franz. Dichter
und Kunstkritiker, geb. zu
Tarbes,
kam in frühster
Jugend nach
Paris,
[* 10] wo er auf denCollègesLouis le
Grand und
Charlemagne seine
Bildung erhielt, widmete sich dann unter Riouts Leitung der
Malerei, gab aber infolge des
Mißlingens seiner ersten malerischen
Versuche diesen
Beruf wieder auf und wandte sich der Litteratur zu. Ein eifriger Anhänger
VictorHugos, beteiligte er sich auf
seiten der
Romantiker lebhaft an dem
Kampf gegen die alte
Schule, trat
mit Gedichten und
Novellen hervor und
ward ein angesehener und einflußreicher Mitarbeiter an verschiedenen
Zeitschriften, namentlich
an der
»Presse«,
[* 11] am
»Figaro«, am
»Artiste«, an der
»Revue de
Paris«, zuletzt (seit 1856) am offiziellen
»Moniteur«.
»Spirite« (1866) u. a., zum Teil gesammelt
unter dem
Titel: »Nouvelles« (15. Aufl. 1884).
Ganz besonders ausgezeichnet war auch als Reiseschriftsteller,
so in den anziehenden und, wie seine
Novellen, oft aufgelegten Schilderungen seiner
Reisen in
Spanien:
[* 13] »Tra los montes« (1843),
in Rußland:
»Trésors d'art de la Russie« (1860-63)
und
»Voyage en Russie« (1866). Auch schrieb
er denText zu mehreren großen pantomimischen
Balletten (»Giselle«,
1841; »La
Péri«, 1843; »Sacontala«, 1848) und einige kleine Theaterstücke,
die aber wenig
Glück machten (gesammelt erschienen 1872). Seine
Kritik war geistreich-sprudelnd, aber (namentlich in der spätern
Epoche) blasiert und allzu nachsichtig; in der Kunstkritik steht er, wenigstens was die
Beschreibung betrifft, geradezu unerreicht
da. Seine Theaterrezensionen für die
»Presse« und den
»Moniteur« erschienen gesammelt unter dem
Titel:
»Histoire de l'art dramatique en
France depuis 25 ans« (1859, 6 Bde.). Außerdem sind
von seinen Werken noch zu erwähnen: »Les grotesques« (1844),
eine
Charakteristik von Schriftstellern des 16. und 17. Jahrh.;
»Histoire du Romantisme, 1830-68« (4. Aufl. 1884);
Seine Tochter
Judith Gautier, geb. 1850, beschäftigte sich schon frühzeitig
mit dem
Studium der chinesischen
Sprache
[* 16] und veröffentlichte 1867 Übersetzungen aus derselben unter dem
Titel: »Livre de jade«.
Später folgten einige
Romane: »Le dragon impérial«, der chinesischen Geschichte entnommen;
»La chevalerie« (1884) und das preisgekrönte
Werk »Les épopées françaises«, eine Studie über die Ursprünge der französischen Litteratur (1866-67, 3 Bde.; 2. Aufl.
1878-1882, 4 Bde.).