judicii und nur auf einiges vorläufiges
Examen zum
Rad kondemniert, Weibern und
Kindern aber der
Strang anjudiziert werden«.
Bei der damaligen Zersplitterung des
Reichs in eine
Menge kleiner Territorien und bei dem Mangel durchgreifender polizeilicher
Maßregeln, besonders auf dem flachen Land, wurde indessen damit wenig ausgerichtet, wie denn amSchluß
des vorigen
Jahrhunderts allein in
Schwaben 2000 eigentliche Gauner ihr
Wesen getrieben haben sollen.
In dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrh.
steigerte sich während der Kriegsnöte, namentlich in den Grenzländern an den Rheinufern, das Übel zu einer unerträglichen
Höhe.
Die Gauner bildeten nicht geschlossene
Banden, sondern pflegten sich nur gelegentlich zu gemeinsam auszuführenden
Streichen zu vereinigen und sich, mochte der
Anschlag gelungen sein oder nicht, alsbald wieder nach allen Seiten zu zerstreuen.
Eine neuere Bezeichnung für eine Art der Gauner ist Bauernfänger; man versteht darunter solche, welche unerfahrene
Menschen zum
Glücksspiel verleiten und dabei betrügen.
Vgl.
Avé-Lallemant, Das deutsche Gaunertum in
seiner sozialpolitischen, litterarischen und linguistischen
Ausbildung (Leipz. 1858-62, 4 Bde.).
(Gour), ehemals Hauptstadt von
Hindukönigen über
Bengalen in
Vorderindien, lag links am
Ganges, wurde 1204 von
den Mohammedanern zur Hauptstadt ihres bengalischen
Besitzes gemacht, 1639 verlassen und ist jetzt ein Trümmergebiet mit
hochinteressanten Gebäuderuinen.
(auch
Mount Everest, nach dem engl. Obersten
Everest), der höchste Berggipfel der
Erde,
liegt im
Himalaja im
KönigreichNepal unter 27° 59' nördl.
Br. und 86° 54,7' östl. L. v. Gr. und erreicht
eine
Höhe von 8840 m. Er ist somit um 4030 m höher als der
Montblanc.
Der
Name hat eine mystisch-mythologische Bedeutung.
Vgl. »Proceedings« der
Royal Geographical Society (1886).
Kurz vorher hatte er als
Inauguraldissertation bereits eine kritische Übersicht über die vermeintlichenBeweise
des
Satzes gegeben, daß jede algebraische
Gleichung eine
Wurzel
[* 20] von der Form a + bi habe (s.
Gleichung), und selbst einen wirklichen
Beweis erbracht. Auf demselben Gebiet wie die
»Disquisitiones« bewegen sich seine Untersuchungen über die biquadratischen
Reste
(»Göttinger Kommentarien«, Bd. 6). 1807 wurde Gauß
Professor der
Mathematik undDirektor der
Sternwarte
[* 21] zu
Göttingen. Als zu Beginn dieses
Jahrhunderts die Planetenentdeckungen neue
Methoden zur Berechnung dieser Himmelskörper,
die man nur kurze Zeit zu beobachten vermochte, nötig machten, unterzog sich Gauß der
Erfindung solcher Verfahrungsweisen;
als die
Frucht dieser Bemühungen ist sein fundamentales Werk »Theoria motus corporum
coelestium, in sectionibus conicis solem ambientium« (Hamb. 1809; deutsch
v.
Haase, Hannov. 1865) zu betrachten.
Hierdurch auf die
Astronomie
[* 22] hingewiesen, lieferte er in v.
Zachs »Monatlicher
Korrespondenz« und
Bodes »Jahrbuch« eine große
Anzahl von astronomischen
Arbeiten. Diesem
Zweck dienten auch die von ihm entworfenen
Summen- und Differenzlogarithmen, von
denen er 1812
Kunde gab.Ferner führte ihn die
Sternkunde auch auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung; in der
Abhandlung »Theoria combinationis observationum erroribus minimis obnoxiae«
entwickelte er seine berühmte
»Methode der kleinsten
Quadrate«. Seine chronologischen Forschungen fanden ihren
Abschluß in
seiner für den
Praktiker höchst bequemen
Formel zur Schnellberechnung des christlichen und jüdischen
Osterfestes, für welcheProfessorL. Feldt in
Braunsberg
[* 23] den
Beweis nachgeliefert hat. Gauß'
Teilnahme an der hannöverschen
Landesvermessung
veranlaßte ihn auch zu geodätischen
Arbeiten.
In den »Untersuchungen über Gegenstände der höhern
Geodäsie«
(»Göttinger¶
mehr
Abhandlungen« 1847 u. 1848) behandelte er besonders die kürzesten
Linien auf Oberflächen und schuf den Begriff des Krümmungsmaßes (s. d.) für Flächen. In Schumachers »Astronomischen Nachrichten«
(1825) gab er eine für die Theorie der Kartenprojektion höchst wichtige Lösung der Aufgabe: eine Fläche auf eine andre so
zu projizieren, daß Abbildung und Original einander in den kleinsten Teilen ähnlich sind. Die praktische
Geometrie ward von ihm durch Einführung eines neuen Instruments, des Heliotrops (s. d.), bereichert.
Besonders bewunderungswert sind aber Gauß' Leistungen in der Physik, hauptsächlich in deren mathematischem Teil. In den »Dioptrischen
Untersuchungen« (»Götting. Abhandlgn.« 1843) wußte er dem schwierigen Kapitel vom Durchgang der Lichtstrahlen
durch ein Linsensystem mittels Einführung neuer Begriffe (Hauptpunkte etc.) eine neue, anschauliche Seite abzugewinnen. Den
mechanischen Prinzipien fügte er das neue vom kleinsten Zwang hinzu (Crelles »Journal«, Bd. 4), und für die gesamte mathematische
Physik schuf er den jetzt so überaus wichtig gewordenen Begriff der Potenzialfunktion (s. d.). Besonders
hierauf gestützt, gab er eine neue Grundlage für die Lehre
[* 25] vom Erdmagnetismus, dessen Studium er durch sinnreiche neue Instrumente
unterstützte; auch war er der erste, welcher (in Gemeinschaft mit seinem Freund und Mitarbeiter WilhelmWeber [s. d.]) einen
elektromagnetischen (Nadel-) Telegraphen
[* 26] konstruierte. Gauß starb in Göttingen.
Hänselmann, K. F. Gauß. ZwölfKapitel aus seinem Leben
(Leipz. 1878).
Eine gute Einsicht in seine wissenschaftliche Denkweise gibt sein Briefwechsel mit dem Altonaer Astronomen Schumacher (hrsg.
vonPeters, Altona
[* 27] 1860-62, 4 Bde.), derjenige mit A. v.
Humboldt (hrsg. von Bruhns, Leipz. 1877) und mit Bessel (das. 1880).