(spr. gā-utschos), in den La
Plata-StaatenSüdamerikas das die
Pampas bewohnende und ausschließlich mit
Viehzucht
[* 2] beschäftigte Landvolk. Die Gauchos betrachten sich selbst als
Spanier, sind jedoch meist aus der Vermischung der
Spanier mit Indianerinnen
entstanden.
Ihre Beschäftigung ist das
Hüten und Einfangen der
Rinder
[* 3] und
Pferde
[* 4] auf den weiten
Pampas,
den Weideplätzen der großen
Landgüter. Sie sind hager von Gestalt, aber von großer Körperkraft und ebenso kühne wie
unermüdliche
Reiter.
Ausgezeichnet sind die
Schärfe ihrer
Sinne, ihre Ortskenntnis und die Geschicklichkeit, mit welcher sie sich in den unermeßlichen
und einförmigen
Pampas zurechtzufinden wissen. Sie wohnen in niedrigen Erdhütten (Ranchos).
IhreKleidung
besteht in groben
Jacken und weiten
Hosen,
[* 5] über welche
sie den wollenen
Poncho (ein großes viereckiges, gestreiftes
StückZeug
mit einem
Loch in der Mitte, durch welches der
Kopf gesteckt wird) werfen, einem breitkrempigen Strohhut und
Stiefeln.
Ihre eigentlichen
Waffen
[* 6] sind der
Lasso, den sie meisterhaft zu werfen verstehen, und die
Bolas, zwei eiserne
Kugeln, die am Ende eines langen Lederriemens befestigt sind und, wirbelnd geschleudert, dem gejagten
Tier mit bewundernswürdiger
Geschicklichkeit um die Hinterfüße geworfen werden. Dazu kommt noch ein etwa 35
cm langes
Messer
[* 7] in einer ledernen
Scheide
am
Gürtel.
[* 8] Die Gauchos sind teils selbstBesitzer von Viehherden, teils stehen sie in
Diensten der
Besitzer größerer
Viehhöfe
(Estancias).
IhreBildung steht natürlich auf der niedrigsten
Stufe.
Lesen können wenige, Schreiben gilt ihnen für eine große
Kunst. Katholiken
sind sie eigentlich nur der äußern Form nach, doch legen sie auf ein kirchliches
Begräbnis in heiliger
Erde großen
Wert.
Jovial, heiter, gutmütig und gastfrei, sind sie doch im gereizten Zustand der größten Barbareien fähig und verfolgen
ihren Feind mit dem
Scharfsinn und der Unermüdlichkeit der
Indianer.
Kartenspiel und
Gesang zur
Guitarre sind ihre hauptsächlichsten
Vergnügungen. Abgehärtet und jedem ruhigen
Leben abgeneigt, haben sie in den
Revolutionskriegen eine ausgezeichnete
Reiterei gebildet.
Anfang eines bekannten Studentenliedes. Nach Gaudeamus
Schwetschke (»Zur Geschichte des Gaudeamus igitur«,
Halle
[* 9] 1877)
knüpft das
Lied, dessen Anfangswort als
Titel eines
Liedes schon bei
SebastianBrant vorkommt, an einen
Hymnus aus dem Jahr 1267 an,
von dem es
Gedankengang, ja sogar einzelne Wendungen genau wiedergibt. Gedruckt wurde es zuerst 1776 in
einer erst kürzlich bekannt gewordenen, lateinische mit deutschen
Versen mischenden, etwas obscönen Form, die 1781 von einem
fahrenden
Litteraten, Kindleben, geändert und in die jetzige Gestalt gebracht wurde.
Gaud., bei botan.
NamenAbkürzung für C. Gaudichaud (spr. godischoh),Naturforscher, geb.
1789, begleitete
Freycinet 1817-20 auf dessen Weltumseglung, starb 1864 in
Paris.
[* 12]
FranzBernhardHeinrichWilhelm,
Freiherr von, Dichter und
Novellist, geb. zu
Frankfurt
[* 13] a. O. als Sprößling einer aus
Schottland stammenden
Familie, erhielt seine
Bildung im
Collège français zu
Berlin,
[* 14] sodann in
Schulpforta und trat 1818 ins preußische
Heer, nahm aber 1833 aus Vorliebe für freie litterarische Beschäftigung seinen
Abschied und privatisierte in
Berlin, von wo aus er 1835 und 1838
Reisen nach
Italien
[* 15] machte. Er starb in
Berlin. Seine
Neigung zu humoristischen
Pointen und zum epigrammatischen Zusammenpressen poetischer
Gedanken machte ihn in seinen frühern
Liedern
(»Erato«, Glog. 1829; 2. Aufl., Berl.
1836) zum Nachahmer der Heineschen
Manier, von der er sich jedoch in der
Folge wieder lossagte.
Seine lyrischen Gedichte sind von ungleichem Wert, bald echt und innig, bald reflektiert und gekünstelt pointenreich. In
seinen
Chansons persiflierte er die
Thorheiten der Zeit mit glücklichem
Humor und strebte in Hinsicht auf Leichtigkeit des
Tons, Behendigkeit und Schlagkraft des
Witzes seinem Vorbild
Béranger erfolgreich nach. So namentlich in
seinen »Kaiserliedern« (Leipz. 1835), welche
jener in den
Tagen der
Restauration erwachten oppositionellen
Stimmung entstammen, die sich darin gefiel, für den Sohn der
Revolution und den
Heros gewaltiger
Schlachten
[* 16] und
Bewegungen gegenüber dem herrschenden
Quietismus und der polizeilich überwachten
RuhePartei zu ergreifen. Zu Gaudys frühern
Arbeiten gehören noch: »Gedankensprünge eines der
Cholera Entronnenen« (Glog.
1832);
Als frischer Reisedarsteller bewährte er sich in dem Werk
»Mein
Römerzug« (Berl. 1836, 3 Bde.);
als
Novellist von humoristischem
Anflug und phantasievoller Lebendigkeit in »Desangaño« (Leipz.
1834),
»Aus dem
Tagebuch eines wandernden Schneidergesellen« (das. 1836, neue Ausg.
1871),
1)
Jakob,
Maler, Zeichner und Kupferstecher, geb. 1772 zu Öffingen bei
Stuttgart,
[* 19] arbeitete erst als
Steinmetz
und besuchte dann drei Jahre lang die
StuttgarterAkademie. Nachdem er hierauf mit dem
Chef einer neubegründeten
Kunsthandlung in
Stuttgart und
Heilbronn
[* 20] die
Schweiz
[* 21] bereist, zeichnete und radierte
er an seinem außerordentlich reichen Skizzenvorrat
gegen sechs Jahre, mußte sich aber sodann, da sein Geschäftsfreund fallierte, von Privatunterricht nähren. Im J. 1802 besuchte
er mit
MartinMolitorTirol
[* 22] und begann nach der Rückkehr die Ausarbeitung sowohl seiner landschaftlichen
Skizzen als auch eigner Landschaftskompositionen, denen ländliche
Szenen aus dem
Leben der Gebirgsbewohner
Österreichs folgten.
Diese
¶
mehr
Arbeiten machten ihn dem ErzherzogJohann bekannt, der ihn 1811 beauftragte, die schönsten malerischen AnsichtenSteiermarks
aufzunehmen. Gauermann starb Er hat wenig Ölgemälde, dagegen zahlreiche Aquarelle geliefert.
Seine frühern Werke, wie: ein Bauernbursche und ein Mädchen, auf dem Felde rastend (1829), und ein pflügender
Ackersmann (1834), beide im Belvedere, zeigen ihn in den Bahnen Wagenbauers;
allein bald fand er seinen eignen Weg, indem er
poetische Auffassung des landschaftlichen Motivs mit äußerst sauberer und fleißiger Durchführung verband.
Eine poetische
Schöpfung ist sein verwundeter Hirsch,
[* 27] von einem Geier angefallen, dem ein zweiter aus der Luft herkommender
die Beute zu entreißen droht. Ferner sind hervorzuheben: die heimkehrende Herde;